Ich hab jetzt 'ne ganze Zeit über die beiden jeweils ziemlich klugen und reflektierten (Patrick Müller) bzw. polemischen und provokanten (Frank Laube) Leserbriefe zum Editorial der letzten Ausgabe, sowie über Götz' Reaktion auf die darin geäußerten Kritikpunkte nachgedacht und denke, beide Seiten übersehen, dass in ästhetischen Fragen und der Selbstverortung auf einem entsprechenden Geschmacksschema eine Inklusion durch Abgrenzung sehr wohl funktionieren kann, ihr dabei aber auch immer ein gewisses Moment der Willkür innewohnt. Will sagen, dass ich in dem musikalischen Segment, dessen Spirit das Deaf Forever feiert und transportiert, definitiv eine Art Willkommenskultur wahrnehme, die auf Menschen, die sich aufgrund ihrer Vorlieben und Prinzipien in der großen weiten Welt nicht besonders gut aufgehoben fühlen, einladend und exkludierend zugleich wirken mag. Nämlich in dem Moment, in dem der Suchende sich fragt, ob er die Anforderungen der Gruppe, zu der er sich hingezogen fühlt, denn auch erfüllt. Dies ist ganz sicher kein allein dem Metal zuzuschreibendes Element, sondern betrifft jede Form des Fantums, das über bloßen Genuss und Konsum hinausgeht und ins Kultische erwächst.
Was ich damit sagen will: ich finde die Vorwürfe in den beiden Leserbriefen größtenteils berechtigt, kann aber auch Götz' Standpunkt unterschreiben. Denn der Begriff Fan wurzelt nicht von ungefähr in dem Begriff Fanatismus. Und wenn ich mich in eine Szene begebe, zu deren Werten Verknappung und Obskurantismus zählen und in der Exklusivität, Authentizität und die Durchdringung des eigenen Erlebens und Seins mittels Musik, ihrer Präsentation und ihrem Überbau mit einer Intensität und Wichtigkeit aufgeladen ist, die über reinen Konsum weit hinausgeht, dann muss ich wohl oder übel auch akzeptieren, dass ich es mit Betonköpfen, Scheuklappenträgern und Besessenen zu tun bekomme, deren Herangehensweise an die Musik und die Szene Tiefen auslotet, die man selbst womöglich befremdlich findet.
Was sich mir aber genau deswegen nicht erschließt, ist der Wunsch, man möge doch bitte lieber weiterhin als Konglomerat sympathischer Kauze das Magazin füllen. Denn genau das, was in den Vorwürfen kritisiert wird, zeichnet zumindest für mich Kauztum aus. Alles andere wäre Verniedlichung, Pose und Beliebigkeit. Kurz gesagt, ich WILL Bekloppte, über deren Eifer, Pathos und Furor ich mich aufregen kann. Denn was ich, in der Musik und im Metal schon gar nicht brauche, sind Meinungen und auch Befindlichkeiten, die ausschließlich meine eigenen spiegeln. Das wäre für mich der Gipfel der Langeweile.
In dem Sinne - Keep on Kauzing und zwar mit Mut zur Meinung und allen Ecken und Kanten...!