Canadian Metal !

Im Zuge des Kanada-Specials in der Printausgabe #33, und dem bald folgenden Teil 2 in der #34, wollte ich einen eigenen Kanada-Faden anregen, bin auf diesen vorhandenen gestoßen. Dazu gibt es einige separate Fäden bekannterer Ahornsirup-Bands, die natürlich gern gewollt und gelesen sind.

Was wäre mein Begehr? Nicht nur bloße Links und "Gefällt, kauf ich"-Beiträge, sondern die Einladung an alle, hier eure gern gehörten Bands aus Kanada vorzustellen. Von Rock bis Grindcore, von April Wine bis Zimmers Hole. Anekdoten, Anspieltipps, Anmerkungen zu Empfehlungen aus dem Land des Ahornblatts, egal ob Over- oder Underground oder far beyond. Ein rege Diskussion über "unsere" Musik aus Kanada.

Nun meine Frage. Soll ein neuer Faden her oder dürfen/sollen wir den hier weiter nutzen und allgemeiner in "Maple Leafs - Canadian Steel & more" umbenennen, wenn es Anklang findet und der Ersteller dies will? Was meint die DFF-Gemeinde?
 
Dank der überschäumenden Resonanz fange ich unverblümt an. Danke Pavlos! :)

SIXGUNS OVER TOMBSTONE aus Edmonton, Alberta
--> https://www.metal-archives.com/bands/Sixguns_over_Tombstone/3540268052 <---

Haben 2007 eine EP nach dem Bandnamen betitelt und zwei Jahre später die erste und einzige Full Length "Putting Revenge On The Map" veröffentlicht, auf der, neben neuen Stücken, alle EP-Songs neu eingespielt wurden. Seitdem herrscht Stille. Dennoch will ich das Album aus dem Jahr 2009 kurz vorstellen.

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Aufgrund einiger Undergroundfreaks und der in damaligen Zeiten unverzichtbaren MySpace-Welt auf diese Band aufmerksam geworden, lag ein paar Wochen später die vollständige CD vor. Raus aus dem Tray und rein ins Vergnügen mit den Sixguns Over Tombstone. Welch herrlicher oder herrlich bescheuerter Name für eine Metalband! Das hat Stil, das hat Niveau, das ist einfach mal was anderes als diese ollen Metal_Dings und Hammer_Bumms oder Steel_Gedöns.

"Rumours Of My Death" läutet den Reigen bunter Melodien ein. Im Sound zwar etwas dünn, aber wenn der Volumeregler auf die zehn geht, dann knallt das schon ordentlich. Schneller Grundrhythmus, noch schnelleres Gitarrenspiel. Man hält sich an eine etwas eigene Songstruktur, die mit Breaks gespickt ist, aber für den Hörer durch die melodische Grundausrichtung jederzeit nachvollziehbar bleibt. Da Tim Brown mit klarer Stimme singt, wirken die Songs sehr zugänglich. "Dragonbuster" marschiert in eine ähnliche Richtung wie der Opener. "Anti-Photon" setzt einen ersten Kontrapunkt. Die Kanadier geben sich ruhig und anmutig, scorpionsartige zarte Gitarren beherrschen das Geschehen, die nach einem Break zu schredden beginnen. Sehr unkonventionelles Songwriting. Der Song wirkt sperrig, bleibt aber dadurch interessant. Tims Gesang scheint ab und an neben der Spur zu liegen, macht aber den Charme der Scheibe mit aus.

Die Scheibe versprüht durch die starken Gitarren und das meist eigenwillige Songgerüst, das manch einer als progressiv oder kauzig wirr stilisieren dürfte, einen ganz eigenen Charakter. Mit Vergleichen wird es im weiteren Verlauf der Platte immer schwieriger. Die Jungs mixen Thrash, Speed und zartes Gitarrengeklimper in allen Variationen. Dennoch bleibt es immer Metal, der nicht nebenbei konsumierbar ist. Man muss sich einlassen mit den Sixguns und nach einigen Umläufen entfaltet sich eine Scheibe voller Glanzpunkte, die ihrer Zeit voraus scheint. In einigen Jahren sprechen die wahren Undergroundler von einem Genreklassiker oder einer Nicht Fleisch-nicht Fisch-Platte, wer weiß. Wohl eher letzteres. Meine Daumen gehen steil nach oben für Musik ohne Scheuklappen. Hier herrscht Hang zur musikalischen Selbstverwirklichung vor kommerzieller Attitüde, die latent dennoch gegeben ist. Checkstoff für Fans untypischen Metals wie Anacrusis oder Faustus, der abseits der ausgelatschten Pfade unterwegs ist.

Leider findet man wenig von der Platte im Netz außer ein paar Live-Videos oder man nutzt die MySpace-Seite https://myspace.com/sixgunthrash, wobei in meinem Browser nicht wirklich was von den drei Songs gespielt wird.

Hier ein paar Live-Videos, davon zwei Kofferversionen ("Whiplash" und "House Of Death"):
https://www.youtube.com/watch?v=r4t_RZX_C58
https://www.youtube.com/watch?v=f66yZ16qR8s
https://www.youtube.com/watch?v=f5GBglhq-80
 
Weil's im Sacred Blade Forum schon anklang, Hemlock's "Exordium" aus dem Jahr 1994:

https://www.youtube.com/playlist?list=PLrQAxs6Ai0YyWtjrBHj7GEsArrnr6T1m8

Ein echt "kauziges" (weiß nie, ob ich dieses Wort immer im richtigen Kontext verwende...) und progressives Werk, wunderbarer Progressive-Metal in Verbindung mit 70's Prog, definitiv kein Fastfood für die Ohren. Ich liebe das Ding bis heute abgöttisch.
 
Und noch so einer aus der genannten Kathegorie ("kauzig"), klingt fast schon krautrockig, entstammt aber dem Jahr 1997, auch so ein genialer Diamant, den ich saugern mag: Wyzards "The final Catastrophe":


Im Grunde war das Album "seiner Zeit voraus", heutzutage sind diese Classic-Rock-Sounds ja wieder sehr angesagt, das ganze ist sehr 70's lastig, allerdings nicht im Sinne der "Dinos" Yes oder ELP, es gemeint eher ein wenig an Kansas zu ihren frühen Zeiten. Das "krautrockige" erinnert ein wenig an alte Birth Control oder Grobschnitt. Zu verfrickelt ist das Ganze nicht, obwohl es durchaus Prog ist.
 
Klasse Idee, Siebi.

Kanada ist ein tolles Land, musikalisch und sowieso. In zwei Tagen befinde ich mich bereits wieder dort.

Unvergessen bleibt unsere wochenlange Rundreise mit Bus/Bahn/Wohnmobil quer durch das Land.

Start war in den Rocky Mountains (Alberta) bis hin zu den Niagara Falls (Ontario). Kanada hat viel zu bieten und erkunden: Landschaft (Indian Summer ist wunderschön/sehr zu empfehlen!), Leute, Essen, Trinken und natürlich Musik! Später auch mal einen Blizzard erlebt.

Auf der angesprochenen Reise krönte der Abschluss das Rush-Konzert in Hamilton (damals noch im Copps Coliseum) am 25.10.1991. Wir waren völlig überwältigt, ergriffen. Besonders zu "The Spirit Of Radio" (Nicht wahr, Frau @Mousika? :)) Unbeschreiblich!

…oder?

Mein Bestreben, mich dort beruflich niederzulassen wird in ein paar Tagen in Angriff genommen. Sollte alles reibungslos kappen, wohne ich bald drüben und werde mehr freie Zeit zur Verfügung haben. Kanadisch werde ich diesen Faden wieder aufgreifen und mehr zu Rush schreiben, mich auch mit weiteren Bands (insbesondere Anekdoten) beteiligen. Jo!
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke Herr @Nordwind. Von Suomi nach Canada. Sauber, sog i. Da würde ich dich gerne besuchen kommen. Mein Auswanderungsplan mit Mitte 20 nach dem Studium wurde von Freundin, Job und Kindern für eine Weile ad acta gelegt. Nach wie vor brennt das Feuer in mir. Zudem ich eine gute Freundin in Vancouver kenne, die mittlerweile Kanadierin ist, die sich mit ihrer gegründeten Company um Einwanderung und Migration dort kümmert.
 
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