Irgendwelche gesellschaftspolitischen Entwicklungen in den USA mal völlig außen vor gelassen, möchte ich noch einmal das Offensichtliche, schon hundertfach Gesagte rekapitulieren, weil man es leider nicht oft genug wiederholen kann: Black- und Death-Metal-Musiker haben schon immer mit der Provokation gespielt, mit diesem und jenem kokettiert, um ,,Spießbürger" zu schocken, eine Faszination für das ,,Böse" besessen usw. ff. Man nehme als Beispiele etwa für das Kokettieren mit der Symbolik des Dritten Reichs nur einmal ganz frühe Sepultura, Slayer oder Impaled Nazarene. Jeder wusste es richtig einzuordnen. Aufgrund der uneingeschränkten Zugänglichkeit und Verfügbarkeit tummeln sich heutzutage im extremeren Metal-Bereich leider eine Menge Charaktere, die dazu nicht imstande sind. Die überhaupt nicht begriffen haben, worum es bei dieser Musik geht (und noch mehr gleichfalls ahnungslose Gestalten schauen von außen auf den ganzen Zirkus): Es geht darum, frei zu sein und alles rauslassen zu können. Oder sich zumindest so zu fühlen. Und das bedingt eben, dass der ein oder andere, berauscht von diesem Freiheitsgefühl, schon mal Dinge tut, die man selbst merkwürdig, anstößig oder gar zutiefst falsch findet. Aber jeder klar denkende Mensch kann Provokateure (z. B. Taake), latent Wahnsinnige (z. B. Impaled Nazarene), schlichte Deppen (z. B. Herr Anselmo) und echte Fanatiker ganz sicher auseinanderhalten. Und solange es eben nur Provokateure, latent Wahnsinnige und Deppen sind, sollte man doch einfach die Kirche im Dorf lassen. Und nicht nur das, man muss sich - ganz unabhängig davon, wo man politisch stehen mag - klar und deutlich gegen jedwede Unterbindungskultur und Zensur stellen. Erst recht gegen jene, die mit übelst braunhemdigen Methoden auftritt. Ich beispielsweise brauche es auch nicht, wenn Gruppen in irgendwelchen Zwiegesprächen ihre ach so linke Geisteshaltung betonen - dennoch würde ich mich arg daran stören, wenn von anderer Seite gegen diese Gruppen gehetzt und vorgegangen wird. Levve und levve losse heißt es hier in Köln so treffend.
Kurz: Unsere Musik lebt von Musikern, die auch mal anecken, übers Ziel hinausschießen, oder uns einfach nur mit dem Kopf schütteln lassen. Unsere Musik vereint als spannendes und fruchtbares Allerlei Menschen unterschiedlichster Weltanschauungen, die sich dennoch alle stets im friedlichen Austausch miteinander befinden. Das sollten wir uns bewahren.