Aufgelegt!

RageXX

Till Deaf Do Us Part
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Inspiriert durch @Cypher überaus kurzweilige "Greift ins CD Regal" - Rubrik habe ich mir gedacht: das versuche ich auch mal. Hintergrund ist einfach auch die Tatsache, dass sich seit dem Beginn meiner Musikleidenschaft und der hiermit verbundenen Sammelei einfach unglaublich viele Alben angesammelt haben, die man somit auch einfach "aus einer Laune heraus" mal gerne wieder auflegt.

Da ich grundsätzlich nicht unbedingt der "Trueste" hier im Forum bin, sondern eher ein wenig breiter aufgestellt bin mit meinem musikalischen Geschmack kann es da durchaus auch mal die ein- oder andere Überraschung geben. Ich hab mir gedacht, ich lasse mich da mal von der jeweiligen Tagesform und der Lust aufs Album treiben.

Also: here we go mit einem ersten Album und zwar:

Warrior_Soul_-_Salutations_From_the_Ghetto_Nation.jpg

Irgendwann Anfang der 90er (muss ja wenigstens 1992 gewesen sein ;-)) und ein Freitagabend im Spektrum zu Castrop-Rauxel, einem der letzten "Tempel", die zu Beginn der Grunge-Zeit noch mit "klassichem" Rock und Metal aufwarteten: etwa nach dem 5. Red-Bull-Wodka ertönen die ersten Klänge von "Love Destruction"! Was für ein Riff, was für ein angepisster Gesang! Und da galten Nirvana als "Wütend?" Also, ab zum DJ und nachgefragt, wer denn zur Hölle das nun ist - und nun war man informiert: "Warrior Soul". Ich glaube, ich habe mich direkt am nächsten Tag ins Auto gesetzt und das Ding eingetütet. Und was für ein Album - bis heute.
"Love Destruction" mixe ich mir bis heute mal immer wieder auf eine "Auto-CD", aber "Salutations from the Ghetto Nation" ist voll von brillanten Songs: egal ob Rocker wie "Ass kickin" (mit klarem Mötley-Crüe-Anstrich), eher Episches wie "The Fallen" oder eher "Banales" wie "I love you": "Salutations...." hätte den Status verdient, den "Nevermind" seinerzeit bekommen hat. Das Album ist "intelligenter Punk" mit teilweise sogar leicht sleaziger Schlagseite, jeder Track bleibt im Ohr, keine Filler. Dazu ein Kory Clarke, der sowohl gesanglich brilliert als auch mit den Texten tatsächlich offen gesellschaftskritisch umgeht. Ein zeitloses Stück Rockmusik, ohne Wenn und Aber.
 
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Wirklich großartiges Album! Die Band hätte sicherlich mehr Erfolg verdient gehabt, Potenzial war ja reichlich vorhanden. Das gilt aber eigentlich auch für eine ganze Menge Bands aus der Zeit.
 
Machen wir einfach mal weiter mit

Hittman-VivasMachina.jpg

Versucht man heutzutage noch etwas über diese Band herauszufinden (ich glaube, die sind derzeit sogar wieder aktiv? Naja, Halbwissen...), dann liest man von "Speed Metal" bis hin zu "Progressive Metal" so einiges zur Genreeinstufung. "Progressive" war auch schon bei Erscheinen des Albums das verwendete Attribut. Grundsätzlich wird es dem Album aber nicht gerecht: Tatsächlich regiert auf "Vivas Machina" eher Hardrock - und zwar in der Schnittmenge von Bon Jovi (sagen wir "Slippery when wet" - "New Jersey"-Phase) und Queensryche zu den eingängigeren Momenten der "Empire"-Zeit. De facto ist es allerdings so, dass hier Vielseitigkeit groß geschrieben wird, was dafür sorgt, dass ich "Vivas Machina" noch heute gerne auflege. So finden sich mitunter echte Hardrock-Ohrwürmer ("Say a Prayer for me", "Partners in Crime"), aber auch Episches im Schlage von "Mercy" (KRACHER!) oder "Answer my Prayer" (am ehesten mit Queensryche vergleichbar) auf dem Zweitwerk der amerikanischen Band. Auch verfügt die Ballade "Words" (nein, kein Extreme-Cover...) über einen argen Queen-Touch, der sehr gut und tatsächlich eher unkitschig umgesetzt wurde. Dazu kommt mit "If you can't dance to it" auch noch tatsächlich eine funkige Verbeugung vor eben jenen Extreme. Hervorzuheben ist der Gesang von Dirk Kennedy, der irgendwo zwischen Bon Jovi und tatsächlich Geoff Tate anzusiedeln ist. Kurzum: wer sich immer überlegt hat, wie eine epischere Version von Bon Jovi (der Band) hätte klingen können, der kann dieses Werk einfach mal antesten.
 
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Ich habs etliche Male probiert aber leider geben mir Warrior Soul - obwohl sie genau mein Beuteschema sein müssten - genau gar nichts :( Aber ich mag die Threadidee.
 
Machen wir einfach mal weiter mit

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Versucht man heutzutage noch etwas über diese Band herauszufinden (ich glaube, die sind derzeit sogar wieder aktiv? Naja, Halbwissen...), dann liest man von "Speed Metal" bis hin zu "Progressive Metal" so einiges zur Genreeinstufung. "Progressive" war auch schon bei Erscheinen des Albums das verwendete Attribut. Grundsätzlich wird es dem Album aber nicht gerecht: Tatsächlich regiert auf "Vivas Machina" eher Hardrock - und zwar in der Schnittmenge von Bon Jovi (sagen wir "Slippery when wet" - "New Jersey"-Phase) und Queensryche zu den eingängigeren Momenten der "Empire"-Phase. De facto ist es allerdings so, dass hier Vielseitigkeit groß geschriebe wird, was dafür sorgt, dass ich "Vivas Machina" noch heute gerne auflege. So finden sich mitunter echte Hardrock-Ohrwürmer ("Say a Prayer for me", "Partners in Crime"), aber auch Episches im Schlage von "Mercy" (KRACHER!) oder "Answer my Prayer" (am ehesten mit Queensryche vergleichbar) auf dem Zweitwerk der amerikanischen Band. Auch verfügt die Ballade "Words" (nein, kein Extreme-Cover...) über einen argen Queen-Touch, der sehr gut und tatsächlich eher unkitschig umgesetzt wurde. Dazu kommt mit "If you can't dance to it" auch noch tatsächlich eine funkige Verbeugung vor eben jenen Extreme. Hervorzuheben ist der Gesang von Dirk Kennedy, der irgendwo zwischen Bon Jovi und tatsächlich Geoff Tate anzusiedeln ist. Kurzum: wer sich immer überlegt hat, wie eine epischere Version von Bon Jovi (der Band) hätte klingen können, der kann dieses Werk einfach mal antesten.
Die Genreeinstufungen, die dir aufgefallen sind, beziehen sich auf das Debüt und passen da auch hin:
 
...und weil ja aller guten Dinge 3 sind:

Stratovarius-TwilightTime.jpg

1992 erschien über Shark Records ab und an - äh - "Metal!" Eine dieser Metalscheiben war "Twilight Time" von Stratovarius, eigentlich das Zweitwerk der Finnen, doch hatten allenfalls größte Insider zum Zeitpunkt des Erscheinens von "TT" Kenntnis davon, dass es ein Erstwerk in Form von "Fright Night" überhaupt gab. "Twilght Time" hat mit dem eher beliebigen Trallala-Stratovarius-Metal späterer Zeit nun so gar nichts zu tun, allenfalls "The Hands of Time" oder "Out of the Shadows" könnte man in die Nähe späterer Untaten à la "Hunting high and low" stecken, allerdings sind Atmosphäre und Songaufbau hier um Längen von der Belanglosigkeit vieler späterer Zeiten entfernt. Vielmehr verfügt "Twilight Time" über eben jene Atmosphäre: ein wenig düster, ein wenig technisch und der typisch getriggerte Drumsound der frühen 90er, der hier aber tatsächlich gut ins Gesamtbild passt. Die Besetzung bestand seinerzeit - von Timo Tolkki selbst abgesehen, der hier im Übrigen auch eine überaus beachtliche Gesangsleitung abgibt - noch nicht aus namhaften Hochkarätern wie Jörg Michael und Jens Johansson, sondern nur aus eben Tolkki selbst (Gesang, Gitarre, Bass) sowie Antti Ikonen (Keyboards) und Tuomo Lassila an den Drums. "Twilight Time" präsentiert speziell von den Drums und den Keys her noch eine eher düster-progressiv ausgerichtete Version dessen, was später einmal "massenkompatibler Euro-Metal" werden sollte. "The Hills have Eyes" und "Madness strikes at Midnight" bedienen sich eher US-amerikanischen Zutaten und können definitiv als Progressive-Metal tituliert werden, "Break the Ice" ist als Opener vielleicht eher unglücklich gewählt, schlägt aber trotz eher überschaubarer Spielzeit in die gleiche Kerbe. Die angesprochenen "The Hands of Time" und "Out of the Shadows" sind eher geradliniger Natur, aber großes Songwriting, wie es die meisten Bands aktueller Bauart einfach nicht mehr auf die Kette bekommen. Und "Lead us into the Light" ist eine der genialsten Metalballaden die je geschrieben wurde.
 
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Die Genreeinstufungen, die dir aufgefallen sind, beziehen sich auf das Debüt und passen da auch hin:

Bislang habe ich dieses Album noch nicht - und kenne es auch nicht. Allerdings soll es tatsächlich eher auf die genannten Attribute passen, soviel ist mir schon zu Ohren gekommen. Werde das bei Gelegenheit mal gegenchecken.

Update! Habe mich jetzt bis zum Ende durchgehört und sage mal nach eben diesem Durchgang: ja, eher US-Metal mit progressivem Einschlag, wobei die AOR-Anleihen schon durchaus vorhanden sind. In jedem Fall völlig anders als "Vivas Machina", aber definitiv auch meine Richtung - vielseitige Band, macht Spaß.
 
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...eine noch - nehmen wir mal:

Lanfear-ZeroPoems.jpg

Lanfear waren mal ein Geheimtipp - und sind es bis heute. "Zero Poems" ist mein persönliches Hightlight und bis heute unerreicht, was wohl am Einfluss von Stefan Zoerner (Vocals, Keys) gelegen haben dürfte, der die Band leider nach diesem 2. Album verließ. Wie kaum eine andere Band haben es Lanfear seinerzeit verstanden, progressiven Power-Metal zu spielen - teils mit klassischen Anleihen, ordentlich Wums und genialen Melodien, eben jene Melodien, die nach Zoerners Ausstieg einer Beliebigkeit wichen, so, dass zwar eine hochwertige "Ware" bestehen blieb, diese aber austauschbar ist mit anderen Bands ähnlicher Ausrichtung, wie beispielsweise Brainstorm, Mystic Prophecy oder Ivanhoe, um mal drei zu nennen.
"Zero Poems" lebt von einem klassisch-progressiven Grundgerüst, über das eine Metal-Spielwiese gelegt wurde. So sind gleich die ersten 3 Stücke ("Zero Poems", "Turn the Tide", "Eight Silent Chambers") tatsächlich Progressive-Metal in einem sehr klassischen Sinne auf fetten Keyboardteppichen. Mit "Epilogue" folgt ein kurzes Zwischenspiel, ehe es mit "How come?" wieder in die Vollen geht. Danach verliert das Album ein wenig an Fahrt, wechselt aber von "überirdisch" in "sehr gut", ehe kurz vor Schluss das ELO-Cover "Twilight" (klingt im Albumkontext wie eine Eigenkomposition) noch einmal auf "Not-of-this-World"-Modus umschaltet. Eine ganz hervorragende Scheibe, meiner Meinung nach - und bis heute in dieser Form selten erreicht. Abstriche kann (und muss) man bei der Produktion machen (schon sehr "Plastik", speziell der Drumsound), das Songwriting aber ist - genau: überirdisch! Ein Bastard aus klassisch-progressiven Zutaten der Marke early Queen, Pink Floyd, Krautrock (!!) und symphonischem Metal.
 
Bürotag - Zeit für einen neuen Eintrag:

Queen-AKindofMagic.jpg

Das erste "komplette" Album, das man sich von einer Band anschafft, hat immer etwas Besonderes: es entscheidet auch oft darüber, ob man den Weg mit der Musik der Band weitergeht oder nicht. Nun gut, in Sachen Queen kannte man natürlich viele einzelne Stücke, also die "Hits" aus dem Radio. Für die Anschaffung dieses Albums aber waren direkt 2 Kinofilme verantwortlich: "Der stählerne Adler" ("One Vision") und selbstverständlich der Highlander. Brauchen wir über die Qualität des Letztgenannten nicht zu sprechen, so bleibt Ersterer aus heutiger Sicht sicher Geschmackssache - aber: "One Vision". Und das klang so anders als "Radio GaGa" oder "I want to break free", also was bisher so geläufig war aus der Heavy Rotation im Radio.

Somit das Album gekauft! Bis heute ist es unzählige Male gelaufen und auch, wenn mit "A Kind of Magic", "Pain is so close to Pleasure", "Friends will bei Friends" und "One Year of Love" nicht gerade die kreativen Queen-Sternstunden vertreten sind, so war die Band sicherlich nie so nah am "klassischen" Heavy Metal wie hier, speziell mit den für "Highlander" verwendeten Tracks "Princess of the Universe" und "Gimme the Prize". Eigentlich in diesem Zusammenhang unnötig zu erwähnen, dass Mr. Mercury hier die volle Bandbreite seines unfassbaren Stimmvolumens über die gesamte Albumlänge in allen Facetten ausleben kann.

"A Kind..." ist also sicher nicht die Sternstunde in Sachen "Queen" (da sind ganz andere Alben maßgeblich), enthält aber das für die 80er Jahre härteste Songmaterial und war maßgeblich an meiner Sozialisierung in Sachen "Rock/Metal" beteiligt. Ein bißchen bleibt die Trauer darüber, dass Englands Finest einfach auch mal in den 80ern ein komplett modernisiertes Metal/Hardrock-Album hätten machen können. Die Handschrift von May oder Taylor (per se primär verantwortlich für die eher harte Seite der Band) war ja auch auf späteren Alben wieder ein wenig mehr in diese Richtung ausgeschlagen, über das phantastische "Innuendo"-Album braucht man demzufolge ja auch hier keine weiteren Worte verlieren - das wäre schon für sich fast einen eigenen Thread wert ;-).
 
Mittagspause - legen wir mal nach mit:

Marathon-The1stRun.jpg

Die niederländische Band "Marathon" hat leider nur 2 Alben und ein Livealbum veröffentlicht. Das Debut, "The 1st Run", ist auf den ersten Durchlauf zunächst etwas bieder: geboten wird progressiver Hardrock in SAGA-Manier. Auffällig ist hierbei, dass die Band über einen sehr aussdrucksstarken Sänger verfügt und einen sehr fähigen Gitarristen, der sich hörbar an Ian Crichton orientiert. Überhaupt sei die Band allen SAGA-Fans wärmstens ans Herz gelegt.

Wie angesprochen wirken die Songs eingangs "nett", aber nicht spektakulär. Erst nach mehreren Durchläufen kristallisieren sich die Ohrwürmer heraus: Der Opener "Beyond the Veil" verfügt über eine solide Grundhärte, "Man in the Mirror" hätte definitiv auch von SAGA selbst stammen können. Mit "The Patterns of the Landscape" bietet man einen ordentlichen, knapp 10 minütigen Progrocktrack auf, "Red Ride" punktet mit einem traumhaften Gitarrensolo. Hinzu kommen einige eher rockig angelegte Tracks der Sorte "Open Field" und "The 7th Dimension". Das abschließende "The Wall" (nein, kein Kansas-Cover...) rundet das Album ab und wildert noch mal sehr offensichtlich bei Kanadas wohl zweitbeliebtester Hardrock/Progrockband.

"The 1st Run" ist ein in sich stimmiges und zeitloses Progrock/Hardrockalbum. Technisch ganz weit oben, toller Gesang - und Songs, die eine Langzeitwirkung entfalten. Dazu kommen wirklich durchdachte und teils emotionale Texte. Wer im Entferntesten etwas mit sog. Neo-Prog anfangen kann, der nicht ausufernd, sondern melodiebezogen ist, der ist hier an der richtigen Adresse. Diese Art von Musik wird heutzutage leider so kaum bis gar nicht mehr produziert, was eigentlich schade ist - vielleicht bringt die kommende ARENA mal wieder etwas in dieser Richtung, wobei die Briten bisweilen eher etwas vertrackter zu Werke gehen.
 
...einer noch:

Slash-ApocalypticLove.jpg

Hätten Guns n' Roses nach "Appetite...." nicht die - zugegeben gelungene - Kehrtwende eher weg vom Rock und hin zu mehr Epik genommen - vielleicht hätte ein Nachfolger geklungen wie "Apocalyptic Love".

Das Album hat eigentlich alles, was auch die frühen G'n'R-Alben ausgemacht hat: griffige Hardrocksongs mit der tollen Gitarrenarbeit von Slash - den ich persönlich als Gitarristen sehr schätze. Hinzu kommt die Stimme von Myles Kennedy, die bei Weitem angenehmer ist als das - mit Verlaub - Gequäke von Axl. Entstanden ist somit ein moderner Klassiker des Hardrock ohne nennenswerte Ausfälle: Allein "Anastacia" ist ein Song für die Ewigkeit! Das restliche Songmaterial hat zwar nicht diese Überklasse, aber hält durch die Bank ein höheres Niveau als beispielsweise "Chinese Democracy".

Kein 10, aber ein sehr gutes 9 Punkte Album, auch heute noch ein gern gesehener Gast in meinem CD-Player im Auto.
 
...und vor dem Zu-Bett-gehen wäre da noch:

Megadeth-RustinPeace.jpg

Gibt es ein 10-Punkte-Album von Megadeth? Simple Antwort für mich: JA! Es heißt "Rust in Peace" und ist keinen Deut schlechter als die oft viel zitierten Klassiker des Thrash-Metal, auf deren Aufzählung anhand von Beispielen ich an dieser Stelle einfach mal verzichte.

Meine erste Berührung mit Megadeth waren einzelne Tracks des "Countdown to Extinction"-Albums (wohl die, die ein Jeder kennt....), auch einzelne Tracks der Vorgängerwerke waren mir nicht unbekannt und durchaus auch in meiner Geschmackskerbe, "Rust in Peace" spielte aber dann als erstes komplettes Album der Thrasher eine Rolle für mich - und was für eine!

Das 4. Album von Dave Mustaine und Co. glänzt mit Spitzenbesetzung (u. a. Marty Friedmann an der Gitarre) und einem Songwriting zwischen vertrackt und eingängig - und natürlich HEAVY.

"Holy Wars..." - was für ein Einstieg! Instrumental eine Achterbahnfahrt, dennoch permanent nachvollziehbar, gesteigert vom anschließenden "Hangar 18", einem der Tracks, die in der "Bibel der 1000 besten Thrash-Metal-Songs" definitiv unter den Top 20 zu finden sein müssten. Und so geht es Schlag auf Schlag, ohne dass die Platte auch nur im Mindesten schwächeln würde. Mit "Five Magics" und "Tornado of Souls" drängen sich förmlich 2 weitere Songs auf, die aus der Masse der ohnehin hochkarätigen Songs auf dem Album herausstechen.

Auffällig ist, dass Megadeth auf einem hohen technischen Niveau spielen und somit einen Quantensprung zum eher "leichter gestrickten" Vorgängeralbum "So far, so good, so what..." vollziehen. Die Musiker lassen die Sau raus und ich hätte gerne zur Entstehung des Albums mal Mäuschen im Studio gespielt, als die Songs ausgearbeitet wurden.

Mein persönliches Lieblingsalbum der Band, nie wieder erreicht, auch, wenn durchaus noch Gutes folgen sollte. "Rust in Peace" aber ist ein Meilenstein, den nicht einmal der näselnde Gesang von Dave Mustaine in irgendeiner Form ruinieren kann - ganz im Gegenteil: kurioserweise passt genau dieser Gesang hier wie die berühmte Faust aufs Auge.
 
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Mittagspause - legen wir mal nach mit:

Anhang anzeigen 180044

Die niederländische Band "Marathon" hat leider nur 2 Alben und ein Livealbum veröffentlicht. Das Debut, "The 1st Run", ist auf den ersten Durchlauf zunächst etwas bieder: geboten wird progressiver Hardrock in SAGA-Manier. Auffällig ist hierbei, dass die Band über einen sehr aussdrucksstarken Sänger verfügt und einen sehr fähigen Gitarristen, der sich hörbar an Ian Crichton orientiert. Überhaupt sei die Band allen SAGA-Fans wärmstens ans Herz gelegt.

Wie angesprochen wirken die Songs eingangs "nett", aber nicht spektakulär. Erst nach mehreren Durchläufen kristallisieren sich die Ohrwürmer heraus: Der Opener "Beyond the Veil" verfügt über eine solide Grundhärte, "Man in the Mirror" hätte definitiv auch von SAGA selbst stammen können. Mit "The Patterns of the Landscape" bietet man einen ordentlichen, knapp 10 minütigen Progrocktrack auf, "Red Ride" punktet mit einem traumhaften Gitarrensolo. Hinzu kommen einige eher rockig angelegte Tracks der Sorte "Open Field" und "The 7th Dimension". Das abschließende "The Wall" (nein, kein Kansas-Cover...) rundet das Album ab und wildert noch mal sehr offensichtlich bei Kanadas wohl zweitbeliebtester Hardrock/Progrockband.

"The 1st Run" ist ein in sich stimmiges und zeitloses Progrock/Hardrockalbum. Technisch ganz weit oben, toller Gesang - und Songs, die eine Langzeitwirkung entfalten. Dazu kommen wirklich durchdachte und teils emotionale Texte. Wer im Entferntesten etwas mit sog. Neo-Prog anfangen kann, der nicht ausufernd, sondern melodiebezogen ist, der ist hier an der richtigen Adresse. Diese Art von Musik wird heutzutage leider so kaum bis gar nicht mehr produziert, was eigentlich schade ist - vielleicht bringt die kommende ARENA mal wieder etwas in dieser Richtung, wobei die Briten bisweilen eher etwas vertrackter zu Werke gehen.


Kam die Scheibe damals nicht auf dem holländischen SI Label raus?
Die "First Run" hatte ich sogar mal in meiner Sammlung stehen, ist mir bei einem meiner Umzüge aber leider verloren gegangen.
Kann mich demnach an das Album kaum noch erinnern. Müsste doch aus den 90ern gewesen sein, oder?
 
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Kam die Scheibe damals nicht auf dem holländischen SI Label raus?

Es gab eine Eigenproduktion im Jahr 1994, später im gleichen Jahr ist das Album dann noch mal über SPV offiziell veröffentlicht worden. Das ist auch die CD die ich besitze. Soweit mir geläufig wurde vor ein paar Jahren noch einmal ein Re-Release gemacht (war erhältlich über Just-for-Kicks-Music), Ausführung Digipack oder Pappschuber, so genau weiß ich das nicht. Möglicherweise auch remastered.
 
Hm - neuer Tag, noch einmal Büroarbeit. Um diese ein wenig aufzulockern:

ParlorMob-Crow.jpg

VOR dem Beginn der "großen" Retro-Rock-Welle gab es eigentlich primär Wolfmother mit ihrem excellenten Debutalbum - und "The Parlor Mob", die sich ebenfalls stark 70's orientierten Rock auf ihre Fahnen geschrieben hatten. Gingen Wolfmother (zurecht!) direkt durch die Decke, so blieben "The Parlor Mob" leider komplett außen vor, obwohl das Album seinerzeit sogar Soundchecksieger im Rock Hard wurde, so ich mich denn recht erinnere.

Im Erscheinungsjahr 2008 jedenfalls war "Retro-Rock" eine eher positive Erscheinung, denn die Szene war nicht so überlaufen, wie dies heute der Fall ist. "And you were a Crow" bedient sich demzufolge bereits aus dem Fundus der späten 60er und frühen 70er: "Hard Times" könnte auf einem Frühwerk von beispielsweise Steppenwolf gestanden haben, "Can't keep a good Boy down" könnte auch eine verloren gegangene Led-Zeppelin-Komposition sein. Alles, was Hardrockalben in den 70ern groß gemacht hat, findet sich auch bei "The Parlor Mob", bis hin zu psychedlischen Elementen, besonders auffällig und effektiv eingesetzt im längsten Stück "Tide of Tears". Letztlich setzen PM hier primär auf den rockigen Akzent, der bluesige Einfluss ist spürbar, aber nicht überpräsent. Das ansonsten weitesgehend kompakt gehaltene Songmaterial überzeugt trotzdem durch eine gewisse Eigenständigkeit, vor allem aber durch Spielfreude. Über allem schwebt ein wenig der Spirit australischen Pubrocks (The Poor, natürlich AC/DC....), ohne allerdings diese Bands überdeutlich zu zitieren. Man wünscht sich beim Durchhören der Platte förmlich, die Band live in einem überschaubaren Clubrahmen erleben zu können.

Ganz gleich, was man von der späteren Entwicklung dieser mittlerweile überlaufenen Musiksparte hält: "And you were a Crow" ist authentisch, ehrlich, rotzig und schlicht Rock'n Roll - nicht mehr, nicht weniger. Neben dem Wolfmother Debut für mich eine Referenzplatte des Genres.
 
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Kaffeepause - und:

SymphonyX-ParadiseLost.jpg
Zugegeben: obwohl ich SyX-Hörer der ersten Stunde bin (geben wir mal an: das Debut habe ich mir seinerzeit noch als Japan-Import besorgt, weil es in Deutschland zunächst nicht erhältlich war) gehörte diese Band für mich immer in die Sparte: sehr gut anzuhören, aber irgendetwas fehlt. Dieses Irgendetwas lässt sich nicht erklären, aber ich denke, jeder Vielmusikhörer, der "Auf der Suche nach dem Kick" ist, kann mir folgen - irgendwie zumindest...

OK, grundsätzlich war es bis einschließlich "Twilight in Olympus" oftmals die Produktion der Alben, die irgendwie "gebügelt" klang und so die Energie von SyX zu gewissen Teilen raubte. Des Weiteren schien oft noch die Handbremse angezogen zu sein, was den Härtegrad betraf.

"Paradise Lost" räumt gleich mit beiden (!) "Problemzonen" auf: so heavy haben SyX nie zuvor geklungen! Fast schon thrashig bombt sich Track für Track durch die Boxen. Verschnaufpausen? Eher Fehlanzeige, sieht man vom Titeltrack "Paradise Lost" und dem eher kurzen "The Sacrifice" einmal ab. Die Neoklassik, stets Bestandteil des SyX-Sounds wird perfekt und kitschfrei in die harten Kompositionen eingebunden, die Breaks sind nachvollziehbar, das Verfrickelte dient dem Song und ist nicht Mittel zum Zweck. Über allem thront die unverkennbar einzigartige Stimme von Russel Allen, der mit seinem ebenso aggressiven wie auch melodischen Gesang die Songs tatsächlich veredelt. Anspieltipps? Natürlich "Set the World on Fire", "Domination", "Paradise Lost" sowie der Rausschmeißer "Revelation", der die Queen-Anleihen bei SyX partiell aufgreift.

Das Album ist heavy, episch, progressiv, melodisch - und das alles ohne einen Anflug von Kitsch. Seinerzeit gab es Stimmen, die sich über die vermehrt harte Richtung von SyX gar beschwerten, für mich persönlich ist "Paradise Lost" die Krone der (bisherigen) SyX-Schöpfung - und steckt nebenbei das im gleichen Jahr erschienene "Systematic Chaos" der Kollegen von Dream Theater locker in die Tasche.
 
Kaffeepause - und:

Anhang anzeigen 180160
Zugegeben: obwohl ich SyX-Hörer der ersten Stunde bin (geben wir mal an: das Debut habe ich mir seinerzeit noch als Japan-Import besorgt, weil es in Deutschland zunächst nicht erhältlich war) gehörte diese Band für mich immer in die Sparte: sehr gut anzuhören, aber irgendetwas fehlt. Dieses Irgendetwas lässt sich nicht erklären, aber ich denke, jeder Vielmusikhörer, der "Auf der Suche nach dem Kick" ist, kann mir folgen - irgendwie zumindest...

OK, grundsätzlich war es bis einschließlich "Twilight in Olympus" oftmals die Produktion der Alben, die irgendwie "gebügelt" klang und so die Energie von SyX zu gewissen Teilen raubte. Des Weiteren schien oft noch die Handbremse angezogen zu sein, was den Härtegrad betraf.

"Paradise Lost" räumt gleich mit beiden (!) "Problemzonen" auf: so heavy haben SyX nie zuvor geklungen! Fast schon thrashig bombt sich Track für Track durch die Boxen. Verschnaufpausen? Eher Fehlanzeige, sieht man vom Titeltrack "Paradise Lost" und dem eher kurzen "The Sacrifice" einmal ab. Die Neoklassik, stets Bestandteil des SyX-Sounds wird perfekt und kitschfrei in die harten Kompositionen eingebunden, die Breaks sind nachvollziehbar, das Verfrickelte dient dem Song und ist nicht Mittel zum Zweck. Über allem thront die unverkennbar einzigartige Stimme von Russel Allen, der mit seinem ebenso aggressiven wie auch melodischen Gesang die Songs tatsächlich veredelt. Anspieltipps? Natürlich "Set the World on Fire", "Domination", "Paradise Lost" sowie der Rausschmeißer "Revelation", der die Queen-Anleihen bei SyX partiell aufgreift.

Das Album ist heavy, episch, progressiv, melodisch - und das alles ohne einen Anflug von Kitsch. Seinerzeit gab es Stimmen, die sich über die vermehrt harte Richtung von SyX gar beschwerten, für mich persönlich ist "Paradise Lost" die Krone der (bisherigen) SyX-Schöpfung - und steckt nebenbei das im gleichen Jahr erschienene "Systematic Chaos" der Kollegen von Dream Theater locker in die Tasche.

Sehr schönes Review mal wieder :).

Für mich ist nach wie vor "The divine wings of tragedy" die Krönung der Schöpfung von SX!
Trotz leider etwas schwächerer Produktion, ein für mich makelloses Album mit völlig mächtigem Songmaterial (Der Titeltrack!!!!!!!).
Liegt vielleicht auch daran, dass Allen noch nicht den Brüllaffen geben musste (?).
Finde es unheimlich schade, seine großartige Stimme wirkt für mich auf den neueren Alben einfach verschenkt.
Obwohl er auch im Gegensatz zu Labire die aggressiveren Töne gut drauf hat, keine Frage.

Und im Vorprogramm von Dream Theater haben SX diese völlig zerstört.
Komme ich drauf, weil Du ja die "Systematic Chaos" angesprochen hast.
 
"Divine..." mag ich auch sehr gerne, wie eigentlich ohnehin das Meiste von SyX. Ich finde, auch der "Brüllaffe" steht Russel Allen gut zu Gesicht, trotzdem hast Du insofern Recht, als dass es tatsächlich ein wenig verschenkt ist, ihn weitesgehend darauf zu reduzieren. Allerdings fordern die letzten beiden Alben von SyX eben aufgrund der härteren Ausrichtung auch diese Art von Gesang.

LaBrie und Russel Allen zu vergleichen ist wie mit den Äpfeln und den Birnen: das geht nicht ;-). Es gibt ja sogar Stimmen, dass LaBrie nur noch aus Identifikationsgründen beim Traumtheater verbleibt. Ich finde das traurig, denn ich mag seine Stimme, sie ist auch ein Teil von Dream Theater, keine Frage. Allerdings ist auch dies unbestritten:


So gesehen ist LaBrie einfach durch, wohingegen Russel Allen auf einem gleichbleibenden Niveau agiert. Mich würde es interessieren, wie Dream Theater mit einem Daniel Gildenlöw klingen würden, auch, wenn das natürlich ein völlig neues Kapitel aufschlagen würde. Als positivstes Beispiel für einen "alternden" Sänger nehmen wir einfach mal unser beider Lieblinge von Fates Warning: Ray Alder hatte auch mal eine Phase, wo es echt eng wurde. Heute sind sowohl auf den neuen Alben als auch live die älteren Songs so arrangiert, dass er sie perfekt (!) singen kann - ein ganz Großer, der die Zugeständnisse des Alters nimmt, wie sie sind. Beim Traumtheater indes hilft selbst ab und an ein Downtuning nicht. Ob LaBrie nun gezwungenermaßen versucht, wieder Mitte bis Ende 20 zu sein oder es von sich aus nicht wahrhaben will, es ist schauderlich und vermiest regelrecht den Genuss eines DT-Konzertes.

2007 haben SyX DT überholt. Es war ganz schön mutig von Petrucci und Co., damals ausgerechnet SyX mit auf Tour zu nehmen, denn wie Du schon schreibst: hier hat der Opening Act den Hauptact mal locker von der Bühne geblasen.
 
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