Jung und angepisst: Der u20 Band Thread

Franz Meersdonk

Deaf Dealer
Hatte kürzlich mit einem Kollegen eine Diskussion über Metal und Jugendkultur. Konsens war, dass es heute viele Bands von herausragender Qualität gibt. Die Musiker in diesen Bands sind meistens zwischen 20 und 40 und haben bereits einige musikalische Erfahrung.

Der Dissens bestand darin: Er sagt, Metal wird immer älter und ist keine Musik angepisster Teenager mehr, die ein Ventil suchen, um sich musikalisch auszudrücken. Ich sage, die ganzen Musiker, die uns heute mit qualitativ hochwertigen Outputs versorgen, müssen irgendwann mal angefangen haben, diese Musik zu spielen. Die Wunderknaben von Slaegt wären zu Zeiten ihres Debuts so ein Beispiel gewesen.

In der Tat bekomme ich aber auch nur ganz selten "Teenage" Bands zu Gesicht, da ich nicht mehr nah genug an der Proberaum und Demoszene dran bin. Zu meinen eigenen Teenager Tagen Mitte der 90er gabs in meinem Umfeld ne Menge Gleichaltriger, die Death oder Black Metal Bands gegründet haben und sich dort musikalisch mit mehr oder weniger Potential ausgetobt haben. Gibts das heute noch, oder ist Metal zu einer Musikform geworden, die vor allem gereifte Musiker als künstlerisches Ausdrucksmedium nutzen, nicht mehr aber Teenager, die einfach Bock haben, auf die Kacke zu hauen?

Eure Einschätzungen sowie Bands, Demos, Konzertvideos von aktuellen u20 Bands bitte hier rein.
 
Ich packe das jetzt mal hier hinein, weil es gerade so gut passt und ich eh nicht wusste, in welches Unterforum ich einen Bandthread hätte packen sollen:


Disclaimer:
1) Ich bin kein Promoter bei Napalm Records.
2) Ich bin nicht als großer Fan von Groove Thrash und Tribal Metal bekannt.

Dennoch, die Band hier finde ich irgendwie sehr spannend. Sie heißt ALIEN WEAPONRY und wurde anscheinend schon 2010 von den damals 8 und 10 Jahre alten Brüdern Henri und Lewis De Jong im neuseeländischen Waipu gegründet. Das Besondere an der jungen Truppe ist, dass sie einen großen Teil ihrer Texte in der Sprache der Maori verfasst hat, und dass sie ihren groovenden, aber dennoch ziemlich harten Thrash Metal mit gewissem Hüpfpotential sehr stark mit Maori-Tribal-Elementen und Einflüssen aus der Haka-Tradition verbindet. Und für ein paar sehr coole melodische Momente bleibt auch Platz.

Wie gesagt, ich bin ja nun kein ganz großer Fan der seinerzeit von SEPULTURA losgetretenen Tribal-Metal-Tradition, aber gerade weil ich halt auch solche ethno-kulturellen Elemente bisweilen höchst spannend finde, bleich ich doch ab und zu mal auf einer solchen Band hängen. Wer "Roots"-SEPULTURA, SOULFLY, EKTOMORF oder auch näher am klassischen Thrash stehende Tribalisten wie die Chilenen von HUINCA zu seinen Faves zählt, der macht sicher nichts falsch, wenn er auch ALIEN WEAPONRY mal eine kleine Chance gibt. Es gibt einige aufwändige und schöne Videoclips auf YouTube anzuschauen.

Klar, hier ist sicher auch einige Business-Kohle im Hintergrund (gewonnene Bandwettbewerbe, Napalm Records usw...), sowie der Jugend- und Exoten-Bonus, der hier ein wenig ausgeschlachtet wird, denn einfach so aus dem Proberaum von Teenagern kommen keine solchen Produktionen, Videoclips etc... Trotzdem hab ich den Eindruck, dass die Jungs hier etwas Kreatives und nicht ganz Alltägliches machen. Weiß nicht, ob das Beispiel daher in deinem Sinne ist, dennoch dachte ich, dass es zum Thema passt, und ich wollt die Band eh ansprechen.
 
der Jugend- und Exoten-Bonus, der hier ein wenig ausgeschlachtet wird, denn einfach so aus dem Proberaum von Teenagern kommen keine solchen Produktionen, Videoclips etc... Trotzdem hab ich den Eindruck, dass die Jungs hier etwas Kreatives und nicht ganz Alltägliches machen. Weiß nicht, ob das Beispiel daher in deinem Sinne ist, dennoch dachte ich, dass es zum Thema passt, und ich wollt die Band eh ansprechen.

Dein Post passt schon in mehrer Hinsicht. Zum einen geht es mir nicht um spezifische Metal Genres oder um ein bestimmtes Qualitätslevel. Es soll primär um den Aspekt Alter gehen. Deshalb habe ich mich auch gefragt, ob der "Exoten-Bonus", den du ansprichst, in diesem Fall eher im Alter der Band als in deren Herkunft besteht. Als Marketingargument scheint es mir jedenfalls dann Sinn zu machen, wenn es auf eine Szene zielt, in der junge Musiker was Besonderes sind. Wenn man sich dazu überlegt, wie jung Bands wie Emperor oder Dissection Anfang der 90er waren, könnte man schon zum Schluss gelangen, dass sich Teenager heute andere musikalische Betätigungsfelder suchen. Daher wäre ich einfach auf ein paar Nennungen von (möglichst aktuellen) Bands gespannt, die dieser These widersprechen würden.
 
Ich wäre in der Diskussion die du mit deinem Kumpel hattest eher bei dir @Franz Meersdonk . Immerhin haben viele der Bands die jetzt bekannter (und oft richtig gut) sind in den letzten zehn Jahre als Teenager angefangen, spontan fallen mir da Division Speed, Pripjat, Rezet, Deathstorm, Witching Hour, Ellende und Matterhorn ein. Im RH wurde mal so eine Death Metal-Band mit ganz jungen Kerlen und einem recht seltsamen Namen gefeatured, wie hieß die noch ... Na, jedenfalls, Live-Eindrücke fallen mir da aus der letzten Zeit auch nicht so viele ein, ist halt auch schwer als Teenager Sachen auf die Reihe zu kriegen die über einen Auftritt im lokalen AJZ hinausgehen. First Strike hätte ich jetzt auf U20 geschätzt, zumindest als sie sich gegründet haben:

 
Hach, was war der (einzige?) Beast Auftritt legendär. Der Sänger konnte die Texte nicht, der 2. Gitarrist die Songs nicht, dafür gab es großkotzige Ansagen, 15kg Nieten, Ketten und Patronen pro Mann auf der Bühne, Schlachtabfälle, eine Stryper Platte und ungeliebte Fanzines gingen den Weg allen Irdischen. Großartig.
 
Da fallen mir spontan Dust Bolt ein, die haben wohl schon als Schülerband begonnen (inzwischen sind die aber auch schon ü20). Junge, schnelle und aggressive Bands findet man meiner Meinung nach am Häufigsten im Thrash Metal.
 
Ich denke, es gibt genug blutjunge (und mit erstaunlichen Skills ausgestattete) Bands da draußen.
ist halt auch schwer als Teenager Sachen auf die Reihe zu kriegen die über einen Auftritt im lokalen AJZ hinausgehen.

Denke auch, dass es derer vielen geben müsste. Wenn ich aber eben ins lokale AJZ um die Ecke bei mir gehe, dann spielen dort ständig blutjunge Punkbands vor jungem und gelatertem Publikum. In den lokalen Metal Etablissements, die ich besuche und die relativ viele Underground Events veranstalten, sind da nie Teenager auf der Bühne. Ne rumpelige Proberaum Schülerband als Opener würde sich vermutlich auch niemand anschauen, sondern erst mal ein Bier an der Theke holen und quatschen bis die "richtigen" Bands aufspielen. Ich würde nicht behaupten, dass dieser Unterschied an der Differenz zwischen Metal und Punk liegt. Wenn ich denke, welches Auftrittsniveau manche BM Bands Mitte der Neunziger abgeliefert haben, war das nicht wirklich besser. Und meistens gabs trotzdem Support für die Bands. Müssen junge Bands heute länger im Proberaum schufften, bis sie Akzeptanz vom Publikum erhalten? Wie sieht es bei euch mit der Sichtbarkeit und den Auftrittsmöglichkeiten junger Bands aus?
 
Die Würzburger Rockgemeinschaft organisiert immer mal wieder Konzerte für Nachwuchsbands, da ist aber nicht nur Metal dabei. Und auf dem Umsonst & Draußen-Festival gibt es eine U21-Bühne.
 
Denke auch, dass es derer vielen geben müsste. Wenn ich aber eben ins lokale AJZ um die Ecke bei mir gehe, dann spielen dort ständig blutjunge Punkbands vor jungem und gelatertem Publikum. In den lokalen Metal Etablissements, die ich besuche und die relativ viele Underground Events veranstalten, sind da nie Teenager auf der Bühne. Ne rumpelige Proberaum Schülerband als Opener würde sich vermutlich auch niemand anschauen, sondern erst mal ein Bier an der Theke holen und quatschen bis die "richtigen" Bands aufspielen. Ich würde nicht behaupten, dass dieser Unterschied an der Differenz zwischen Metal und Punk liegt. Wenn ich denke, welches Auftrittsniveau manche BM Bands Mitte der Neunziger abgeliefert haben, war das nicht wirklich besser. Und meistens gabs trotzdem Support für die Bands. Müssen junge Bands heute länger im Proberaum schufften, bis sie Akzeptanz vom Publikum erhalten? Wie sieht es bei euch mit der Sichtbarkeit und den Auftrittsmöglichkeiten junger Bands aus?
Metal ist wohl schon gealtert im Durchschnittalter. Gerade das Wort Jugendkultur wirkt sehr falsch, schließlich ist man mit um die 40 kein Exot, wie man es bei einer Jugendkultur sein müsste. Da fällt es einen Teil des Publikums aber vermutlich wirklich schwerer sehr junge Musiker ernstzunehmen. Und einige metallische Stile erfordern ja auch ein höheres technisches Niveau. Da kommt man ganz jung vielleicht nicht so schnell hin. Aber dies schon genannten Bands wie Division Speed, Rezet, Witching Hour usw., waren ja auch alle recht jung schon recht aktiv. Gerade aus diesem ersten Retro-Thrash Trend sind ja ein Haufen sehr junger Bands entstanden, von denen viele auch dabeigebleiben sind.
 
Müssen junge Bands heute länger im Proberaum schufften, bis sie Akzeptanz vom Publikum erhalten? Wie sieht es bei euch mit der Sichtbarkeit und den Auftrittsmöglichkeiten junger Bands aus?

Ich persönlich hab einfach keine Lust mehr mir schlechte Bands anzuschauen, egal welches Alter. Es sind ja die meisten "Veteranenbands" des österreichischen Underground auch nicht besser als irgendeine Schülerband. Und die teilen sich die Supportslots mit den etablierten Ü20-Bands, die generell etwas besser sind. Junges Gemüse nur bei Bandcontests und bei diesen Veranstaltern die Kraut-und-Rüben-Konzerte mit allen Bands machen die ihnen genug Tickets abnehmen und dabei schön Reibach ohne Risiko machen. Zu beidem gehe ich aus Prinzip nicht.

Teilweise hab ich schon ganz junge Musiker kennengelernt (als ich wirklich noch auf jeden Metalgig in meiner Heimatstadt gegangen bin) die sehr gut waren, aber entweder die Interessen veränderten sich mit dem Älterwerden, oder die typischen Lebenseinschnitte die in dem Alter kommen machten es schwer bis unmöglich, die Bands zusammenzuhalten. Zwei Sachen fallen mir da vor allem ein:

- Proberaum finden und bezahlen: meist teuer, in manchen Gegenden fast unmöglich. Vor allem Drummer kommen nicht weiter wenn sie bei sich daheim nicht üben können, und ein Einfamilienhaus mit Kellerausbau hat auch nicht jeder.

- Wenn die Schule aus ist, zieht erstmal die halbe Band weg, vor allem am Land und in der Kleinstadt. Wenn die Szene nicht grade vor willigen Jungmetallern mit Instrumentenerfahrung wimmelt, steht dann erstmal die lange Suche nach Ersatz an, oder man lernt örtlich gebundene Schüler oder Azubis ein, die dann wieder nach 1-2 Jahren weg sind. Wenn die Leute nach der Schule noch Ausbildung oder Uni machen, kommt die nächste Erschütterung des Bandgefüges, wenn die ersten mal 40 Stunden die Woche schaffen müssen und am Wochenende nur noch platt sind. Usw.

Wenn man jetzt davon ausgeht, dass der generelle Leistungs-, Zukunfts- und Konformitätsdruck für junge Leute gestiegen ist (was ich irgendwie schon tue) und dazurechnet, dass sich heute niemand mehr einreden kann, dass sich die beachtlichen Zeit- und Geldinvestitionen in eine (Metal-)Band irgendwann in einer (zusätzlichen) Einnahmequelle niederschlagen, könnte man zu dem Schluss kommen, dass Leute erst dann zielgerichtet arbeitende Bands haben, wenn der Rest sich halbwegs gefestigt hat, sprich fester Wohnort, halbwegs geregeltes und ausreichendes Einkommen und ein paar Jahre Ruhe in punkto Zukunfts- und Lebensplanung. Es ist schwer Leute bei einer Band zu halten die nicht vorankommt, aber um eine Band voranzubringen braucht's einen grad an Entschlossenheit der jene Art von Zeit- und Geldopfer erfordert, die für Jugendliche vielleicht schwieriger geworden sind.

Die beste U20-Band die ich übrigens gesehen habe war auf Interrail in einem JUZ in Göteborg. Der ausgebaute, schallisolierte Dachboden eines Wohnhauses, nur Limo und kein Bier und nur Schülerbands. Fast alle Melo-Death, schon damals nicht mein Genre, aber spielerisch auf einem Niveau, dem ich - mit oben beschriebener Ö-Underground-Erfahrung - fassungslos gegenüberstand. Also, ich glaube es ist zu einem gewissen Grad eine Strukturfrage - die (Jung)Musikerförderung in Schweden ist ja schon sprichwörtlich exzellent.

auf dem Umsonst & Draußen-Festival gibt es eine U21-Bühne.

Sowas ist super!
 
Zuletzt bearbeitet:
Also meiner Ansicht nach gibt es genug Jungspunde. Ich hoffe nur, dass die Alten noch integriert werden können. Also ohne Witz, ich sehe da kein Problem. Ausgetretene Pfade austrampeln ist geil, aber genau das würde mich reizen: Was gibt es ECHTES neues? Ich weiß, Metal läuft auf Schienen und wenn mal einer die Eisenbahn abbiegen lässt is es ne Revolution, aber sowas fehlt mir bissl. Ansonstne total zufrieden mit dem IST-Zustand.
 
Was gibt es ECHTES neues?

:D @ Eisenbahn

Also eine "Revolution" wie Death-, Black- oder Nu-Metal gab es nun vielleicht schon länger nicht mehr, aber ich finde schon dass einiges passiert. Auch wenn das am Thema des Threads vorbeigeht, hier mal die "kleinen Revolutionen" dir mir einfallen, aus den letzten 10, 12 Jahren:

- Crust kommt in den Black Metal, später Classic Rock und auch trad. Heavy Metal
- "Post-Black Metal", will sagen ehem. BM-Bands verarbeiten Postpunk, Ambient, Alternative Rock
- The Devil's Blood verwurzeln fast im Alleingang den Okkultrock im Metal, interpretieren Livekonzerte als Rituale und setzen mit ihrem Zweitling neue Akzente in punkto Alben-Aufbau, was zusammengenommen unzählige Musiker aller Genres beeinflusst
- Djent
- Classic Rock landet auch im Death Metal
- Wave und Post Punk finden ihren Weg in die Heavy-Szene (fängt mit Bands wie Beastmilk, In Solitude, Ketzer ... an, endet mit Idle Hands, die grad als KIT-Opener verpflichtet wurden)

Prognose: 2nd Wave BM-Einflüsse im Heavy Metal werden noch ein Ding

Dann gibt's noch Sachen über die man streiten könnte, wie zB ob "Bestial Black Metal" ein Ding ist, oder ob der Sound dieser typischen Dark Descent-Bands sowas wie eine Revolution im Death Metal war, dazu kenn ich mich nicht gut genug aus - hör ja die letzten Jahre fast nur trad. Metal, und da ist quasi alles beim Alten :D
 
Also, ich glaube es ist zu einem gewissen Grad eine Strukturfrage - die (Jung)Musikerförderung in Schweden ist ja schon sprichwörtlich exzellent.

Das finde ich einen wichtigen Punkt. Meinem Eindruck nach ist das in Schweden sehr quirlig und viele junge Leute spielen gefühlt in gleich vier Bands gleichzeitig (eine davon u.U. Schnorres-Metal). Musikerförderung gibt Freiheit, seiner Leidenschaft nachzugehen.

In Holland, Dynamo, gibt es z.B. die Metal Factory. Wenn ich das richtig verstehe, kann man da Gitarre, Bass, Schlagzeug oder Gesang im Bereich Metal vertiefen / studieren(?). Für unter 18-jährige sind die Gebühren erlassen. Sicherlich ein etwas anderer Ansatz, wirkt auf mich schon weniger frei, eher planmäßiger und riecht leicht nach Reißbrett, aber ich finde es trotzdem toll, dass es sowas überhaupt gibt.
 
The Devil's Blood verwurzeln fast im Alleingang den Okkultrock im Metal, interpretieren Livekonzerte als Rituale und setzen mit ihrem Zweitling neue Akzente in punkto Alben-Aufbau, was zusammengenommen unzählige Musiker aller Genres beeinflusst

Bis heute erschließt sich mir das Revolutionäre und etwas gar Metallisches nicht im Mindesten im Zusammenhang mit dieser Band. Ich mag die Platten sogar, wenn auch nicht in dem Maße, wie sie über den grünen Klee gelobt werden, aber für mich ist TDB nichts weiter als nett gespielter Okkulrock mit teils göttlichen Twingitarren, dafür tendenziell eher nervigem Gesang, der aufgreift, was in den 70ern schon zu einem Großteil wenn nicht vollumfänglich praktiziert wurde. Livekonzerte als Rituale mag sein, wer das braucht und als Innovation sehen möchte - ok.

Ein revolutionärer Gedanke wohnt heutzutage weder dem Rock- noch dem Metal noch inne, so dass es für die Jugend eher eine Begleiterscheinung ist. Schließt nicht aus, dass es dennoch eine Lebenseinstellung für künftige Generationen sein wird, denn noch immer ist es trotz zunehmender Verkommerzialisierung weiterhin die "ehrlichste" Art von Musik.

Hinzu kommt einfach, dass Musik dank dem Netz in völlig anderer Form verfügbar ist, quasi "Fastfood" - leider ein Denken, das sich auch bei vielen Jugendlichen durchsetzt, so dass ein "wirkliches" Zuhören zumeist entfällt, da bereits die ersten Sekunden gem. einiger Erhebungen entscheidend sind für Daumen hoch und Daumen runter.

Es werden m.E. nach alle derzeitigen Musikformen, von Pop über Rock bis HipHop usw. ihre Daseinsberechtigung behalten, der "reine" Rock- bzw. Metalfan wird sicher in einigen Jahren in prozentual geringerer Anzahl vorhanden sein, als dies bei den "Älteren" der Fall ist, da sucht sich eine Vielzahl dann lieber über YT und Co. "seinen" Mix aus zig Genres, was in sich ja auch nicht unbedingt verkehrt sein muss.

Dennoch wird es immer auch "Kids" geben, die Metal- und Rockmusik machen werden - was "Neues" wird es dabei kaum mehr geben, aber Leidenschaft spielt ja gerade in "unserer" Musik eine große Rolle - und ich denke, da wird genug neu heranwachsen bzw. es sitzt genug Potential in den Startlöchern.
 
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Bis heute erschließt sich mir das Revolutionäre und etwas gar Metallisches nicht im Mindesten im Zusammenhang mit dieser Band. Ich mag die Platten sogar, wenn auch nicht in dem Maße, wie sie über den grünen Klee gelobt werden, aber für mich ist TDB nichts weiter als nett gespielter Okkulrock mit teils göttlichen Twingitarren, dafür tendenziell eher nervigem Gesang, der aufgreift, was in den 70ern schon zu einem Großteil wenn nicht vollumfänglich praktiziert wurde. Livekonzerte als Rituale mag sein, wer das braucht und als Innovation sehen möchte - ok.

Das ist in Ordnung, ging mir persönlich auch lange so. Bin halt ein Spätberufener. Aber Innovation ist per definitionem was neu ist, ob man es "braucht", steht auf einem anderen Blatt. Mich persönlich kannste jagen mit Djent, und für Post-BM bin ich immer noch ein zu wütender Mensch ;) Trotzdem waren das Innovationen.

noch immer ist es trotz zunehmender Verkommerzialisierung weiterhin die "ehrlichste" Art von Musik.

Seh ich nicht so. Für mich ist ziemlich eindeutig der klassische Grindcore die ehrlichste Art von Musik. Kommerz gibt's gar keinen, weil sich damit eh kein Cash machen lässt, auf und abseits der Bühne 0% Getue, Style oder Rockstargehabe (im Metal ist noch immer fast alles mehr Schein als Sein) und dahinter eine Szene, die auf gegenseitiger Unterstützung ohne kommerzielles Kalkül aufbaut. Leider kann ich mir das Gehacke aus der Konserve nur in besonderen Momenten geben.
 
Seh ich nicht so. Für mich ist ziemlich eindeutig der klassische Grindcore die ehrlichste Art von Musik. Kommerz gibt's gar keinen, weil sich damit eh kein Cash machen lässt, auf und abseits der Bühne 0% Getue, Style oder Rockstargehabe (im Metal ist noch immer fast alles mehr Schein als Sein) und dahinter eine Szene, die auf gegenseitiger Unterstützung ohne kommerzielles Kalkül aufbaut. Leider kann ich mir das Gehacke aus der Konserve nur in besonderen Momenten geben.

Das ist sicher richtig, unterschreibe ich daher auch mal direkt. Es ist aber immer noch ein Unterschied, ob wir von Nightwish-Hochglanzshows oder einer verschwitzen Clubshow von Threshold reden, wenn es um "Kommerz" und "Authentizität" im Metall so rein allgemein geht.

Selbst Black Metal (obwohl ich da nun wahrlich kein Kenner bin....) hat offenbar Kalkül, das Hypen von Bands zieht sich tatsächlich durch alle Sparten - mit Ausnahme der von Dir benannten, das ist sicher ein Sonderfall, allerdings für mich persönlich auch schwer erträglich.

Was man dabei nicht verkennen darf - und auch früher oder später auf junge, zunächst pur idealistische Bands zutreffen dürfte: man muss mit dem Ganzen Geld verdienen. So gesehen bin ich - um bei einer seinerzeit sehr jung angetretenen Band zu bleiben - der Meinung, das z.B. Edguy oder zumindest ein Tobi Sammet sicherlich irgendwann auch wussten, wie man Geld verdient und wie die Maschinerie läuft. Dabei spreche ich ihm seinen Idealismus für die Sache trotzdem nicht ab, auch, wenn mir viele seiner Werke zwischenzeitlich zu schwülstig und kalkuliert wirken.

Und das wirft natürlich die Frage auf: kann man denn am Ende Jemanden verwünschen, weil er von dem, was ihm Freude macht, auch noch leben kann?

Sagen wir es so: die "Magie" der Anfangstage ist nicht reproduzierbar, stellt aber sicher auch für künftige Musikergenerationen einen ganz eigenen Reiz dar. Es wird keine neuen Maiden oder Metallica geben, dafür ist es einfach zu schnelllebig geworden, was sich an "Neuheiten" in den letzen Jahren im Metalbereich auf breiterer Basis "durchgesetzt" hat ist musikalisch mE nach allenfalls Durchschnitt, wenn nicht sogar nervig: Sabaton, Powerwolf, Beyond the Black stehen in den Startlöchern - das ist definitiv nicht meine Baustelle und ganz sicher auch mit viel Kalkül gebastelt - was die Protagonisten allerdings auch teilweise zugeben.
 
Dass es kein "Nachwuchsproblem" gibt, ist, denke ich, deutlich ersichtlich. Die Frage wäre dann wohl eher, ab wann dieser Nachwuchs sichtbar und hörbar aktiv wird. Das hat sicher etwas mit den Förderstrukturen zu tun @zopilote , geht vermutlich aber auch noch darüber hinaus, veränderte Konsumformen, Veränderung sozialer Milieus etc etc. Es braucht hier aber auch gar nicht so sehr um Ursachenforschung zu gehen (obwohl interessant, meist aber eben auch spekulativ und überkomplex), sondern zunächst einfach um den Versuch einer kleinen Bestandsaufnahme: Was für u20 Bands kennt ihr? Kennt ihr überhaupt welche? Wie siehts in eurem musikalischen Umfeld diesbezüglich aus?
 
- Crust kommt in den Black Metal, später Classic Rock und auch trad. Heavy Metal
ist eher meist umgekehrt - gibt grad superviele Bands, die so in der Crust-Ecke verortet sind, die seit einiger Zeit mal mehr mal weniger BM-Elemente einbauen oder sich da ganz drin wohlfühöen und auch in die Richtung entwickelt haben und als Crust-Acts anfangs gehandelt wurden, z.B. Ancst, Agrimonia, Downfall Of Gaia, Planks, Finisterre, Alpinist, Alex-Bradshaw-Acts (ist ja schon ein Genre für sich)...
 
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