Riverside (neues Album Januar '23)

Mariusz Duda gelingt mit "Waste7land" genau das, was Mikael Akerfeldt mit den letzten 3 Opeth-Alben nur in Ansätzen so richtig geglückt ist: eine Symbiose aus kauziger Musik mit Zitaten aus den 70er/80er Jahren - und das in Verbindung mit tollen Melodien und einer Emotion, die spürbar durch jeden Track des Albums dringt.

Kein Song auf "Waste7land" ist zu lang, kein Ton überflüssig, das Werk ist wie aus einem Guss und doch eine Wundertüte. Allein der Opener "The Day after" mit dem puren Gesangseinstieg ist Gänsehaut pur! Minimalistisch im perfektesten Sinne.

"Acid Rain" platziert sich stilistisch irgendwo zwischen den beiden letzten Alben der Polen, treibt aber die Stilistik auf den Höhepunkt, der Refrain ist reine Gänsehautgarantie!

"Vale of Tears" zitiert sogar Maiden-Einflüsse, ist rockig, ohne je wirklich eine metallische Grenze zu übertreten. Schwerer, 70er Jahre geprägter Hardrock mit feinen progressiven Wandlungen und einem Ohrwurmrefrain. Das Ding bleibt im Ohr, keine Frage, und ist doch eine musikalische Reise zwischen Prog und (Hard-)Rock - toll!

"Guardian Angel" - akustisch, eine wunderschöne Melodie (mal wieder), emotional tief gehender Gesang, eher minimalistisch, ohne große Wendungen - eine Ballade der Kategorie "Melancholisch" - wie ohnehin eigentlich das ganze Album. Spitze!

"Lament" hat mich schon auf YT als Vorab-Song gepackt: ok, hier hätte man noch steigern können, speziell wenn man die von @CimmerianKodex vermissten "Schmerzschreie" tatsächlich eingesetzt hätte - doch auch so ist das Ding in einer ganz eigenen Liga, todtraurig und gleichzeitig voller Hoffnung - unfassbar gut.

Das (nahezu) instrumentale "The Struggle for Survival" empfand ich bei den ersten Durchläufen nicht zwingend, vielleicht sogar eher störend - wie brillant hier Riverside aber letztlich instrumentale Spielereien verknüpfen erschließt sich (ohne "Schönhörmodus, wohlgemerkt!) dann ab Durchlauf 3, 4, läuft "Waste7land" dann später am Stück ist "Struggle..." genau zur Rechten Zeit am rechten Ort: es lockert auf und unterbricht den Fluss des Gesamten aber zu keiner Zeit, speziell das dann fast schon gesprochene "Outro" zum Ende hin ist eine perfekte Überleitung zu....

"River down below". Hier ist man sehr nah an der Stilistik des Vorgängeralbums, Pink-floyd-artige Gitarren mit drin - und doch rockiger als das Meiste auf "Love, Fear and the Time Machine". "Dark Pop? Schwer zu sagen....auf jeden Fall erneut einfach wunderschön, um es mit einem Adjektiv auszudrücken ohne es in eine Schublade zu sortieren.

Der Titeltrack stößt wieder in rockigere, ja auch progressivere Regionen vor, bietet emotional erneut die perfekte Reise zwischen Hoffnung(s)losikeit, Sehnsucht - und Trauer. Brillant, liest man den Text mehrfach, so bietet er eine extreme Bandbreite, lässt sich von der aktuellen Weltlage bis hin zur persönlichen Gefühlslage interpretieren - stark, ganz, ganz stark!

"The Night before" beschießt das Album in etwas ausgiebigerer Form als es das Intro eröffnet, mit über 4 Minuten schon ein eher "richtiger" Song denn ein Outro - Sehnsucht, Melancholie, Gefühl - und erneut ein Chorus, der einem sämtliche Poren öffnet!

Dass "River down below" dann noch einmal als Bonustrack im Edit folgt stört nicht im Mindesten, es ist sogar irgendwie noch einmal ein echtes Highlight "on Top", selbst, wenn man den Song "in lang" eigentlich ja gerade erst gehört hat....

Kurzum: Haben PoS im vergangenen Jahr mein Albumhighlight kreiert, so haben es in diesem Jahr ganz offensichtlich Riverside geschafft. "Waste7land" ist Magie! Das Album klingt nach Riverside, ohne Wenn- und Aber, dabei ziehen sich die Zitate von Pink Floyd über Purple, a-ha, Maiden ("Vale of Tears) und Gotihc-Elemente wie ein roter Faden und stets wohldosiert durch das Album, keinerlei Kopie oder Plagiat.

Ist das noch Progmetal? Im Vergleich zu "Love, Fear..." ist man wieder härter geworden, von "Metal" zu sprechen wäre aber zu viel - und zu harte Ausbrüche hätten auch irgendwie keinen Platz auf "Waste7land". Ein Hybrid aus "SONGS" und "Love..." ist "Waste7land" geworden - und das in Perfektion.

Wahnsinnig toll geschriebenes Review. Du schaffst es doch immer wieder meine Gedanken und Gefühle in Worte zu fassen :)!!!
 
Auch wenn ich die Richtung nicht mehr ganz so intensiv verfolge wie noch vor ein paar Jahren, bin ich spontan enorm begeistert von "Wasteland". Der Gesang von Duda ist phänomenal, intensiv und emotional eindringlich und wird wunderbar von der schlichten, aber vielseitigen Instrumentierung und einer beeindruckenden Spannweite (von Pink Floyd bis hin zu modernem Prog Metal) getragen. Wohl mein Jahreshighlight in diesem Bereich. :top:
 
Die kommen ja Mitte November zu mir in die unmittelbare Gegend zu so nem Mini-Festival.
Dort machen sie den Headliner (ich geh eigentlich wegen Dool hin, die leider schon als dritte Band spielen müssen, also unverständlicherweise völlig verheizt werden. Danach kommen noch Harakiri for the sky, bevor dann 2 mir gänzlich unbekannte Bands spielen).
Bin mal gespannt.
 
Live fand ich RIVERSIDE bisher immer bockstark. Das erste Mal habe ich sie beim Prog-Power-Festival in Baarlo im Jahr 2004(?) gesehen. Da ging quasi der Stern der Band auf. Alles an Merch war in Windeseile ausverkauft, die Band am ganzen WE in aller Munde und es gab bald danach den Vertrag bei InsideOut (das Debüt erschien noch bei The Lasers's Edge, nachdem es zuvor nur eine Eigenproduktion war. Später kam es dann noch auf Mystic Production (ein polnisches Label) heraus. Seit dem habe ich die Band 6-7x gesehen und war immer begeistert. Ob im Vorprogramm von DREAM THEATER oder als Headliner. Übermorgen gehe ich auch hin und wenn sie die Setlist der HL-Konzerte in Polen übernehmen, wird das ganz grandios.

Zu "Wasteland" habe ich ja auch noch nicht viel geschrieben. Ich finde, es klingt wie eine nahtlose Fortsetzung der "Reality Dream"-Trilogie, was in meinen Ohren höchst erfreulich ist und die beiden letzten, nicht ganz so zwingenen Werke vergessen lässt. Gerade 'Guardian Angel', 'Lament' und 'River Down Below' lassen die Haare im besten Sinne stellenweise zu Berge stehen. Super schön.
 
Super schön war jetzt auch der Gig im Berliner Kesselhaus. War erst überrascht, weil die Location schon recht groß ist, aber 700-800 Leute waren sicher da und haben den Laden sehr gut gefüllt (Kapazität: ca. 1,000). Vorband waren die polnischen Landsmänner MECHANISM, die fast eine Stunde (!) auf die Bühne durften und einen sehr guten Eindruck hinterlassen haben.

RIVERSIDE war dann über jeden Zweifel erhaben. Tolle Lichtshow, sensationelle Setlist (nur ein Song von "Fear...", keiner von "SONGS", dafür Material der ersten vier Alben, 'Forgotten Land' und viel "Wasteland"-Material. Tolle Stimmung, Mariusz super bei Stimme und bei Laune, das war wirklich bärenstark. Der beste Gig, den ich von der Band gesehen habe in den letzten 10 Jahren. Solltet ihr hingehen!
 
Noch mehr Vorfreude auf den 15! Klingt ja wunderbar, ich bin höchst gespannt! Ich hoffe, dass es sich beim "Fear..."-Song um "Lost" gehandelt hat - zum Einen, weil ich das Ding göttlich finde, zum Anderen weil es eines der Lieblingslieder meiner Frau ist, die mich begleiten wird.
 
Hello Germany! (and Luxembourg
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:))
Together with Iamthemorning we are coming to you in September!

19 Sep - REICHENBACH, Neuberinhaus
20 Sep - MÜNCHEN, Freiheiz
21 Sep - MÜNSTER, Jovel Music Hall
22 Sep - NÜRNBERG, Hirsch
24 Sep - MAINZ, Kuz
25 Sep - ESCH-SUR-ALZETTE, Kulturfabrik (LUX)
26 Sep - KARLSRUHE, Substage
28 Sep - POTSDAM, Waschhaus

See you there!
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:)

Münster:jubel::jubel::jubel:
Und dann noch an einem Samstag!
 
Ich muss die neue Scheibe auch endlich besorgen...Der Tod von Piotr hat mich so mitgenommen, dass ich danach kaum Riverside hören konnte. Aber nun bin ich wieder dabei und diese Band ist einfach phänomenal gut.
 
Riverside entdeckte ich gerade erst kürzlich und bin sehr begeistert. Schreibe auch gerade an einem Feedback zum Album "Second Life Syndrome", das meine Sympathie zu dieser Band noch verstärkt. Bis jetzt kannte ich nur die "Ot of Myself".

Habe auch gerade durch das Lesen über die Band erfahren, dass der Gitarrist Piotr leider von uns gegangen ist. Rest in Peace.... Umso mehr lausche ich den Riffs und geniesse diese herrliche Klänge. Eine großartige Band.
 
Zuletzt bearbeitet:
Schön, dass du dir die Zeit dafür genommen hast. Ich würde den Text aber zusätzlich in diesen Thread packen, damit der nicht irgendwann gelöscht wird.

Ach so, stimmt, ich vergesse immerwieder, dass der Thread "Welche Scheibe..." von Zeit zur Zeit zu den Ahnen geht.

Danke :)
 
Riverside „Second Life Syndrome“


Dieses Album ist der Zweite, das ich von der Band Riverside aus Polen höre. Ich freute mich sehr darauf, mehr von der Band zu kosten, denn das zuerst gehörte Album, war „Out of Myself“, und dieser sorgte bei mir beim Hören für konstanne Gänsehaut.

Was für eine Einladung einzutreten, wow, der Opener „After“ empfängt mit wunderschönen, mystischen, ja fast gregorianischen Gesängen, und ich schloss meine Augen. Genoss das Wiederhören mit Riverside.

Beim Song „Volte-Face“ musste ich kurz aufhorchen und auf mein Bildschirm schauen, ob nicht ein Irrtum vorliegt, ich hatte tatsächlich gemeint, Opeth zu hören, das hat leicht angenehm geshockt, eine Passage aus dem Song war echt sehr nah an die andere Band, was absolut nichts Negatives für mich darstellt. Ich vermute nur eine Inspiration durch die Kollegen.
„Volte-Face“, ein Song voller Atmosphäre und Qualität, zum Schluss überhaupt nur noch Riverside-like, unverkennbar.

„Conceiving You“ - ein Song voller sinnlicher Sehnsucht, die ein Markenzeichen dieser Band ist, finde ich.

„Second Life Syndrome“. Was soll ich sagen, genau wegen solchen Songs mag ich Riverside, für diese nicht enden wollende Melancholie, für diese Riffs, die nur dieser Band zueigen sind. Dieses Lied, was mich bis zu Tränen rührte, erschuff in meinem Kopf ein Fotoalbum, es holte aus einer alten, verstaubten Truhe Momentaufnahmen an die Oberfläche, Bilder aus der Vergangenheit, diese waren plötzlich an meiner Leinwand aus Gefühlen und Visionen, Träumen und lange vergrabenen Erinnerungen.

Viel Wehmut liegt in diesem Song, dennoch ohne Leid zu verursachen. Wunderbar und erdend.

„Artifical Smile“ - Ein pulsierender, schneller, kraftvoller Song, der sehr stimmig in den Song „I Turned You Down“ übergeht.

Dieser Band gelingt es meisterlich, Gefühle durch die Musik wiederzugeben. Wie hier, ganz klar, die Reue. Auch die Texte, wenn auch unkomplizierte, aber sehr versändliche und reine, sind stimmig und insgesamt ist dieses Lied eine schöne Komposition, die ich sehr mag.

„Reality Dream III“ - Ein wahrer Seelenschmeichler. Hier bedarf es gar keine Kommentare, einfach nur Musik. Kristallklare, wie das Wasser in einer Südseelagune.

„Dance with the Shadow“. Ein unfassbar satter, virtuoser, dynamischer Song, voller anspruchsvollen Passagen, mein zweiter Favorit nach dem Opener. Ganz gross.

„Before“, ein Lied, reich an Gedanken, sehr zum Innehalten einladend. Wunderschöne Melodie zum Träumen.

Fazit:

Jeder Song ist hier ein Juwel.

Jedes weitere Wort wäre hier für mich überflüssig.
 
@Morfu: Heißer Tipp: am Besten jetzt relativ zeitnah an die "Anno Domini"- EP - so ein geniales Stück Musik. Bleibt trotz der aktuellen Göttergabe namens "Wastel7and" mein Highlight in einer sehr opulenten Discographie .
 
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