Better Motörhead Than Dead - Live At Hammersmith
16.06.2005, Hammersmith Apollo, London
Label: Steamhammer / SPV
Release Date: 16.07.2007
Tracklist:
Dr. Rock
Stay Clean
Shoot You In The Back
Love Me Like A Reptile
Killers
Metropolis
Love For Sale
Over The Top
No Class
I Got Mine
In The Name Of Tragedy
Dancing On Your Grave
R.A.M.O.N.E.S.
Sacrifice
Just 'Cos You Got The Power
(We Are) The Road Crew
Going To Brazil
Killed By Death
Iron Fist
Whorehouse Blues
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Bomber
Ace Of Spades
Overkill
30 Jahre Motörhead - Wer hätte das anfangs gedacht? Ich jedenfalls nicht, denn zu den Gründungstagen der Band war ich noch Quark im Schaufenster und weit entfernt von jedweder kulturhistorischen Schlaumeierei. Aber ich erhörte das nahende Grollen und beeilte mich, es irgendwie auf diesen verdammten Planeten zu schaffen. Blind und dumm landete ich inmitten der Peter Maffey- und Smokie- Kassetten meiner Eltern. Und Ostblock- Schlager, das aber immerhin auf Vinyl! Ihr seht, vor mir lag ein hartes Stück Arbeit!
Aufsteh’n!
Heute blicke ich immerhin auf über zwanzig Jahre Motörleidenschaft zurück, mehr als die Hälfte meines Lebens steuerte die Band große Teile des Soundtracks bei. Und ich sag’s Euch, Leute, eines Tages wird man dieses ganze Stück Erdgeschichte das
Motörzän nennen. Alles andere ergibt doch keinen Sinn.
Drei derart lautstarke Jahrzehnte, in denen erfolgreich gegen jeden Trend angetrümmert wurde, sind natürlich Grund für eine amtliche Feier. Und natürlich auch für ein weiteres Livealbum, welches während der „Inferno“-Tour im Londoner Hammersmith mitgeschnitten wurde.
All right, all right, I hope you son of bitches see the light ...
Manch einer findet „Doctor Rock“ ja eher so mau, aber als Einstieg in einen Motörhead-Gig eignet er sich hervorragend! Und dieser lieferte schwerpunktmäßig ein totales Klassikerset mit massig „Golden Oldies“, wie Lemmy auch an jenem Abend witzelt. Gewürzt wird das Ganze mit drei Titel vom damals aktuellen „Inferno“-Album.
Ok, Lemmys Stimme braucht auch drei, vier Songs, um richtig in Schwung zu kommen und klingt gerade bei den höheren Passagen anfangs recht angestrengt. Das soll aber nicht die Freude darüber trüben, dass es hier einige sonst eher selten gespielte Songs ins Set schaffen. Wie „Love For Sale“ vom 1998er „Snake Bite Love“ - Album. Und dann meint der Meister noch:
1983 haben wir ein Album veröffentlich, das ihr alle verdammt gehasst habt...
Mit „I Got Mine“ und „Dancing On Your Grave“ wird das „Another Perfect Day“ - Album zitiert. Lemmy hatte ja zu dieser Zeit bereits seinen Frieden mit diesem Teil der Bandgeschichte und dem Album geschlossen. Vor allem beim erstgenannten Song fehlt aber die zweite Gitarre schon sehr! Daran muss sich so ein Luftgitarrist erstmal gewöhnen!
Und dann geht es Schlag auf Schlag weiter. Ein Knaller reiht sich an den anderen, alles arschtight und routiniert gespielt.
Beendet wird der reguläre Teil mit dem grundcoolen „Whorehouse Blues“, der ja seitdem regelmäßig live auftauchte und von dem ich auch nach fünfzehn Jahren nicht genug bekomme. Dieser knochenfurztrockene Blueser besingt ja eine fiktive Pufferöffnung und so sehr wie ich diesen Song mag, so froh bin auch darüber, dass Motörhead dieses Los nicht zogen.
can we go now? - yeah!
Ob man dieses Album angesichts der schon existierenden Liveklassiker nun wirklich braucht, muss jeder mit sich selbst ausmachen. Trotz des eigentlich großartigen Anlasses gibt es außer dem eigentlichen Konzert und ein paar wirklich schönen Fotos im Booklet nichts weiter. Die Aufnahme wurde 2007 als 2-CD sowie 4-LP veröffentlicht.
Für einen Livemitschnitt ist der Sound soweit ganz in Ordnung, aber nicht so intensiv wie auf vorangegangenen Livedokumenten. Rein produktionstechnisch hätte man hier vielleicht noch was rausholen können. Dem Anlass angemessen. Vermutlich beließ man es dabei, weil es von eben jener „Inferno“-Tour schon den großartigen Düsseldorfer „Stage Fright“ - Konzertmitschnitt auf DVD gibt.
Kurzum: es gibt bessere Motörhead-Livealben, aber falsch macht man auch nichts, wenn man sich dieses Teil zulegt!
Ich konnte nicht anders und musste mir das Album holen, denn: Auf jener „Inferno“-Tour hatten wir sie ein halbes Jahr vorher in Erfurt gesehen. Sepultura waren damals Vorband und Derrick Green brüllte alles in Grund und Boden. Hätte alles schön werden können, aber wir zogen die Arschkarte. Der Saal war gut gefüllt und die Luft zum schneiden. Einer aus unserer Truppe sackte wegen Kreislaufproblemen plötzlich zusammen, keine drei Meter neben den Sanitätern. Anstatt ihn genau jenen zu übergeben, wurde er von der Security rausgeschmissen. Das halbe Konzert standen wir draußen und versuchten diesen Spacken zu erklären, dass der Mann stocknüchtern war und eigentlich nur mal etwas Hilfe nötig hatte. Und das drinnen Motörhead spielten. Aber das war diesen Eiernacken alles egal. Die haben sich noch einen Spaß draus gemacht. Das war so eine Hooltruppe, von denen ich später einige bei Fußballeinsätzen wiedererkannt habe.
Hier, für euch, ihr Pisser!
You know me, evil eye
You know me, prepare to die
You know me, the great white kiss
Devil's grip, the iron fist
Weitere schlagende Argumente für dieses Album könnten sein:
- Motörhead feiern Geburtstag
- Klassikerset und einige sonst eher selten gespielte Songs
- Motörhead!
Letzterer klingt irgendwie logisch, harr harr...