CimmerianKodex
Till Deaf Do Us Part
Mariusz Duda gelingt mit "Waste7land" genau das, was Mikael Akerfeldt mit den letzten 3 Opeth-Alben nur in Ansätzen so richtig geglückt ist: eine Symbiose aus kauziger Musik mit Zitaten aus den 70er/80er Jahren - und das in Verbindung mit tollen Melodien und einer Emotion, die spürbar durch jeden Track des Albums dringt.
Kein Song auf "Waste7land" ist zu lang, kein Ton überflüssig, das Werk ist wie aus einem Guss und doch eine Wundertüte. Allein der Opener "The Day after" mit dem puren Gesangseinstieg ist Gänsehaut pur! Minimalistisch im perfektesten Sinne.
"Acid Rain" platziert sich stilistisch irgendwo zwischen den beiden letzten Alben der Polen, treibt aber die Stilistik auf den Höhepunkt, der Refrain ist reine Gänsehautgarantie!
"Vale of Tears" zitiert sogar Maiden-Einflüsse, ist rockig, ohne je wirklich eine metallische Grenze zu übertreten. Schwerer, 70er Jahre geprägter Hardrock mit feinen progressiven Wandlungen und einem Ohrwurmrefrain. Das Ding bleibt im Ohr, keine Frage, und ist doch eine musikalische Reise zwischen Prog und (Hard-)Rock - toll!
"Guardian Angel" - akustisch, eine wunderschöne Melodie (mal wieder), emotional tief gehender Gesang, eher minimalistisch, ohne große Wendungen - eine Ballade der Kategorie "Melancholisch" - wie ohnehin eigentlich das ganze Album. Spitze!
"Lament" hat mich schon auf YT als Vorab-Song gepackt: ok, hier hätte man noch steigern können, speziell wenn man die von @CimmerianKodex vermissten "Schmerzschreie" tatsächlich eingesetzt hätte - doch auch so ist das Ding in einer ganz eigenen Liga, todtraurig und gleichzeitig voller Hoffnung - unfassbar gut.
Das (nahezu) instrumentale "The Struggle for Survival" empfand ich bei den ersten Durchläufen nicht zwingend, vielleicht sogar eher störend - wie brillant hier Riverside aber letztlich instrumentale Spielereien verknüpfen erschließt sich (ohne "Schönhörmodus, wohlgemerkt!) dann ab Durchlauf 3, 4, läuft "Waste7land" dann später am Stück ist "Struggle..." genau zur Rechten Zeit am rechten Ort: es lockert auf und unterbricht den Fluss des Gesamten aber zu keiner Zeit, speziell das dann fast schon gesprochene "Outro" zum Ende hin ist eine perfekte Überleitung zu....
"River down below". Hier ist man sehr nah an der Stilistik des Vorgängeralbums, Pink-floyd-artige Gitarren mit drin - und doch rockiger als das Meiste auf "Love, Fear and the Time Machine". "Dark Pop? Schwer zu sagen....auf jeden Fall erneut einfach wunderschön, um es mit einem Adjektiv auszudrücken ohne es in eine Schublade zu sortieren.
Der Titeltrack stößt wieder in rockigere, ja auch progressivere Regionen vor, bietet emotional erneut die perfekte Reise zwischen Hoffnung(s)losikeit, Sehnsucht - und Trauer. Brillant, liest man den Text mehrfach, so bietet er eine extreme Bandbreite, lässt sich von der aktuellen Weltlage bis hin zur persönlichen Gefühlslage interpretieren - stark, ganz, ganz stark!
"The Night before" beschießt das Album in etwas ausgiebigerer Form als es das Intro eröffnet, mit über 4 Minuten schon ein eher "richtiger" Song denn ein Outro - Sehnsucht, Melancholie, Gefühl - und erneut ein Chorus, der einem sämtliche Poren öffnet!
Dass "River down below" dann noch einmal als Bonustrack im Edit folgt stört nicht im Mindesten, es ist sogar irgendwie noch einmal ein echtes Highlight "on Top", selbst, wenn man den Song "in lang" eigentlich ja gerade erst gehört hat....
Kurzum: Haben PoS im vergangenen Jahr mein Albumhighlight kreiert, so haben es in diesem Jahr ganz offensichtlich Riverside geschafft. "Waste7land" ist Magie! Das Album klingt nach Riverside, ohne Wenn- und Aber, dabei ziehen sich die Zitate von Pink Floyd über Purple, a-ha, Maiden ("Vale of Tears) und Gotihc-Elemente wie ein roter Faden und stets wohldosiert durch das Album, keinerlei Kopie oder Plagiat.
Ist das noch Progmetal? Im Vergleich zu "Love, Fear..." ist man wieder härter geworden, von "Metal" zu sprechen wäre aber zu viel - und zu harte Ausbrüche hätten auch irgendwie keinen Platz auf "Waste7land". Ein Hybrid aus "SONGS" und "Love..." ist "Waste7land" geworden - und das in Perfektion.
Wahnsinnig toll geschriebenes Review. Du schaffst es doch immer wieder meine Gedanken und Gefühle in Worte zu fassen !!!