Daenarys Entwicklung: der unerwartete Charaktertod der etwas anderen Art, der mit dem Kopf ab von Ned Stark eine Klammer bildet. Ist ihre Transition gut zu böse, klar-bedacht zu wahnsinnig, plausibel? Hier wird man halt aufgefordert, den alten Hollywood Plotmechanismus zu kaufen: Held + tragischer Todesfall = Antiheld. Man kann aber schon die Chronologie machen: Khal Drogo, Ser Barristan, Drache 1, Ser Jorah, Drache 2, Missandei, Varys, Jon Snow, und dann sagen, ja gut, bei Star Wars hat mir auch weniger gereicht, um irgendjemand auf der dunklen Seite zu verorten, das kann man sich vorstellen. Es wird auch irgendwann gesagt, ein Herrscher werde erst durch seine Berater gerecht und weise und an anderer Stelle meint Tyrion, es sei eben die Aufgabe von Danys Umfeld, sie vor Überreaktion zu bewahren. Dieses Umfeld gibt es nicht mehr. Es gab also so etwas wie einen Aufbau in diese Richtung. Auch wenn es irgendwie nach brutaler Stückwerkerei mit Daenarys aufgebauter Persönlichkeit wirkt, aber ich bin mir ziemlich sicher, die Macher hielten das für einen cleveren Twist. Wie dem auch sei, außer ihrem Thron bleibt ihr ja nicht viel. Dann die Herrschaft durch Furcht, das sagt sie ja auch klar. Dazu passt es, ein Exempel zu statuieren, das macht sie in meinen Augen jetzt nicht schlimmer als irgendjemand anders, der Nimbus der weiseren, gerechteren etc. Herrscherin ist halt weg.
[edit: habe aber nicht genau verstanden, warum Jon ihr die Liebe versagt? Zu spießig um mit seiner Tante ...?]
Gut gefällt mir die Entwicklung dann aber erst in einer sozusagen weiterreichenden Perspektive, denn jetzt ergibt die ganze Night King-Blödsinn endlich Sinn. Ich mag es, wie Cersei als letzte Nemesis aufgebaut wird, und dann steht am Ende keine Schlacht, sondern ein Massaker, Cersei ist nicht mehr die Tyrannin, sondern einfach nur eine weinende Frau, und inmitten des ganzen Dramas wird sozusagen die neue, ultimative Bedrohung ins Bild geschoben. Das finde ich schon ganz gut gemacht. Ich freue mich einfach, dass es jetzt wieder "A Song of Ice & Fire" ist - die letzte Folge war Ice, diese jetzt war Fire, beide haben ihre Über-Bösewichte. Deswegen durfte auch Dany nicht in persona über den Night King triumphieren, sondern es musste ein Nebencharakter erledigen, diese Hui-Pfui-Kurve wäre nämlich sicher für die meisten zu viel gewesen. Und nun? "24/7 Betroffenheitsfresse"-Jon als der einzige eindimensional-gute Charakter der Serie und Erbe beider Häuser muss den Ausgleich bringen. Arya killt dann die Queen, vermutlich verkleidet als Jon, ok, na gut. Ich meine, ich hoffe eigentlich schon noch auf eine größere Überraschung, das wäre sehr unbefriedigend. Oder dass in den Büchern, so sie noch kommen, die Entwicklung von Daenarys irgendwie besser, richtig annehmbar, verkauft wird.
Ok, wenn ich das so durchlese, die strahlende Verteidigungsrede ist das nicht geworden. Wisst ihr was, die Folge fand ich visuell überzeugend und auch atmosphärisch gut umgesetzt. Lediglich bei den lahmen Zweikämpfen war die Luft ziemlich raus. Und vielleicht etwas zu viel Krieg, aber nach fast zwei Staffeln bin ich eh schon darauf konditioniert dass irgendwelche Special Effects die Schauspielerei weitgehend abgelöst haben.
[edit2: ach, Arya hat sich jetzt wieder zum kleinen Mädchen zurückentwickelt, nachdem man so verzweifelt versucht hat, sie als erwachsen (Sex!!) und cooler-than-Death zu verkaufen? Muss man das verstehen?]