The Lord Weird Slough Feg

Danke für die Kommentare! Ich fange bereits an, das Album ein wenig mehr zu mögen. Der Post war natürlich bewusst zugespitzt formuliert. Sowohl "Digital Resistance" als auch "New Organon" sind sehr starke Alben. Wenn sie bei mir abfallen, dann nur innerhalb der SLOUGH FEG-Diskografie, mit anderen Bands wischen diese beiden Scheiben immer noch den Fußboden.

Zur BROCAS HELM-Diskussion: Das stimmt natürlich, der Einfluss ist unbestreitbar. Wobei BROCAS HELM zumindest auf ihren ersten beiden Alben in Sachen Produktion um einiges unzugänglicher sind. Es ist natürlich klar, dass SLOUGH FEG nie "massenkompatibel" waren, aber dennoch finde ich, dass man ihnen Unrecht tut, wenn man sie in die ganz obskure Ecke steckt. Viele ihrer Songs enthalten Passagen auf MAIDEN-Niveau, währen der "Kauz"-Begriff oft mit rumpeligen Einmann-Schafzimmer-Projekten verbunden wird. Klar waren SLOUGH FEG immer wild, unangepasst, exzentrisch, aber eben auf extrem hohen (spielerischen) Niveau, was sie von vielen anderen "kauzigen" Bands abhebt.
 
Zur BROCAS HELM-Diskussion: Das stimmt natürlich, der Einfluss ist unbestreitbar. Wobei BROCAS HELM zumindest auf ihren ersten beiden Alben in Sachen Produktion um einiges unzugänglicher sind. Es ist natürlich klar, dass SLOUGH FEG nie "massenkompatibel" waren, aber dennoch finde ich, dass man ihnen Unrecht tut, wenn man sie in die ganz obskure Ecke steckt. Viele ihrer Songs enthalten Passagen auf MAIDEN-Niveau, währen der "Kauz"-Begriff oft mit rumpeligen Einmann-Schafzimmer-Projekten verbunden wird. Klar waren SLOUGH FEG immer wild, unangepasst, exzentrisch, aber eben auf extrem hohen (spielerischen) Niveau, was sie von vielen anderen "kauzigen" Bands abhebt.
Ich hab den Kauzbegriff jetzt nie mit defizitären musikalischen Fähigkeiten in Verbindung gebracht. Eine etwas rudimentäre Produktion geht oft damit einher, dass mangels Massenkompatibilität für solche Bands halt keine Produktionskostenvorschussschatulle geöffnet oder nur schwer überhaupt ein Label gefunden wurde, aber wenn ich an Referenz-"Käuze" wie Brocas Helm, Manilla Road und Cirith Ungol denke, dann habe ich niemals den Eindruck gehabt, dass wir es hier mit musikalisch-spielerisch limitierten Künstlern zu tun hätten. Ganz im Gegenteil. Allein die Leadgitarrenarbeit von Leuten wie Shelton oder Fogle war doch traumhaft, wenn auch eigenwillig; oder der Bass von Schumacher.

Wo du indes Recht hast: Heutige Bands, die als Kauzbands "vermarktet" werden, sind oftmals (nicht immer) im Wesentlichen nur schräg, ohne aufblitzende Genialität.
 
Ich hab den Kauzbegriff jetzt nie mit defizitären musikalischen Fähigkeiten in Verbindung gebracht. Eine etwas rudimentäre Produktion geht oft damit einher, dass mangels Massenkompatibilität für solche Bands halt keine Produktionskostenvorschussschatulle geöffnet oder nur schwer überhaupt ein Label gefunden wurde, aber wenn ich an Referenz-"Käuze" wie Brocas Helm, Manilla Road und Cirith Ungol denke, dann habe ich niemals den Eindruck gehabt, dass wir es hier mit musikalisch-spielerisch limitierten Künstlern zu tun hätten. Ganz im Gegenteil. Allein die Leadgitarrenarbeit von Leuten wie Shelton oder Fogle war doch traumhaft, wenn auch eigenwillig; oder der Bass von Schumacher.

Wo du indes Recht hast: Heutige Bands, die als Kauzbands "vermarktet" werden, sind oftmals (nicht immer) im Wesentlichen nur schräg, ohne aufblitzende Genialität.

Das möchte ich unterschreiben!
 
Wo du indes Recht hast: Heutige Bands, die als Kauzbands "vermarktet" werden, sind oftmals (nicht immer) im Wesentlichen nur schräg, ohne aufblitzende Genialität.

Genau darauf bezog ich mich, ich hätte das sprachlich klarer trennen sollen. Spielerisch sind alle die von dir angeführten Bands Weltklasse! Womit wieder der Bogen zu SLOUG FEG gespannt wäre. Und sowohl MANILLA ROAD und CIRITH UNGOL haben es ja geschafft, in den letzten Jahren ein größeres Publikum abseits des Undergrounds zu erreichen.
 
Genau darauf bezog ich mich, ich hätte das sprachlich klarer trennen sollen. Spielerisch sind alle die von dir angeführten Bands Weltklasse! Womit wieder der Bogen zu SLOUG FEG gespannt wäre. Und sowohl MANILLA ROAD und CIRITH UNGOL haben es ja geschafft, in den letzten Jahren ein größeres Publikum abseits des Undergrounds zu erreichen.

Da sind wir uns sehr einig, denke ich. Was ich einfach sagen wollte, ist, dass jemand, der in seinem Review von der Kauzigkeit der Band spricht, das nun nicht zwingend despektierlich meinen muss, und dass es auch nicht bei jedem so ankommt, der das Review liest. Das macht es nicht unbedingt richtig, den Begriff zur Beschreibung einer neuen Slough Feg schlagwortartig aus dem Zylinder zu ziehen, denn ich gebe dir absolut Recht in dem Punkt, dass Verschlagwortung und Worthülsen durchaus ein schlimmes Problem der Reviewkultur sind. Kein neues Problem, aber dadurch, dass heute viel mehr Leute reviewen als früher, fällt es natürlich dank der Wiederholungsrate der entsprechenden Floskeln entsprechend noch mehr auf. Wenn dir ein Review nichts verrät, was du nicht vorher hättest wissen können, dass drin stehen würde, dann ist der Nutzen des Reviews halt recht überschaubar.

Letztlich ist der Begriff der "Kauzigkeit" dabei, in der Reviewkultur einen Bedeutungswandel durchzumachen. Früher war er einfach ein Begriff dafür, dass man etwas besonders Ungewöhnliches, Verschrobenes, Eigenwilliges und Geheimnisvolles beschreiben wollte, was irgendwo zwischen Unverständnis und Bewunderung lag, wofür es aber keine besseren Begriffe gab. Heute hast du oft den Begriff der Kauzigkeit in Zusammenhängen, wo dem Rezensenten ebenfalls die Worte fehlen, aber nicht, weil etwas auf bizarre Weise anders und kreativ ist, sondern weil etwas vage so ähnlich klingt, wie irgend eine alte (gute) Kauzband, aber deren Kauzigkeit noch auf unfreiwilliger Basis übertrifft, indem sie Kreativitäten entdeckt, wo solche besser nicht entdeckt worden wären (z.B. beim Timing, beim Tuning, beim Takthalten und dergleichen mehr).

Langer Rede kurzer Sinn: Ja, wenn die Kauzigkeit nicht näher definiert sondern nur verschlagwortet wird, dann gereicht es einer großartigen Band wie Slough Feg nur bedingt zur Ehre, wenn ein Review so aussieht, wie du es in der Einleitung zu deinem Review angerissen hast.
 
Astreiner Beitrag, @The Sleeping Tyrant, den ich inhaltlich zwar nachvollziehen kann, in der Wertung des neuen Albums jedoch nicht teile. Wahrscheinlich ist es einfach so, dass mich dieser gewisse leicht verschrobene, dabei durch und durch intime, stets menschelnde und berückend seelenvolle Stil dieser Band einfach so sehr berührt, dass die schon ziemlich danebenhauen müssten, um mich zu enttäuschen. Tatsächlich wäre ich in einem Metal-Mikrokosmos glücklich, der nur aus Slough Feg und den Hammers of Misfortune bestünde.

Vorschusslorbeeren hin, Fanboytum her - vielen Dank für deinen sehr lesenswerten und zum Nachdenken anregenden Beitrag...!
 
Letztlich ist der Begriff der "Kauzigkeit" dabei, in der Reviewkultur einen Bedeutungswandel durchzumachen. Früher war er einfach ein Begriff dafür, dass man etwas besonders Ungewöhnliches, Verschrobenes, Eigenwilliges und Geheimnisvolles beschreiben wollte, was irgendwo zwischen Unverständnis und Bewunderung lag, wofür es aber keine besseren Begriffe gab. Heute hast du oft den Begriff der Kauzigkeit in Zusammenhängen, wo dem Rezensenten ebenfalls die Worte fehlen, aber nicht, weil etwas auf bizarre Weise anders und kreativ ist, sondern weil etwas vage so ähnlich klingt, wie irgend eine alte (gute) Kauzband, aber deren Kauzigkeit noch auf unfreiwilliger Basis übertrifft, indem sie Kreativitäten entdeckt, wo solche besser nicht entdeckt worden wären (z.B. beim Timing, beim Tuning, beim Takthalten und dergleichen mehr).

Deinen Ansatz teile ich insofern, als die Zuschreibung von Kauzigkeit sich zu einem mittlerweile einigermaßen amorphen Attribut entwickelt hat, das weniger das vielbeschworene, nicht greifbare Moment einer unkonventionellen Kompositionsweise und Spielkultur einkreist, sondern eher den Versuch einer stilistischen Definition darstellt. Dies greift mir persönlich zu kurz, wenngleich ich mir beim Lesen solcher Rezensionen ungefähr vorstellen kann, worum es dem Autoren geht.

Anders als ich es aus dem zweiten Teil des oben zitierten Beitrags herauslese, halte ich jedoch gerade die aus vermeintlichen Fehlern geborene Kreativität für einen ganz wesentlichen, wen nicht den wesentlichen Bestandteil von Kauzigkeit. Dies schließt spielerische Brillianz ausdrücklich nicht aus, nur eben Brillianz, ja, Virtuosität, in einem spielerischen und musikalischen Koordinatensystem, das aus sich selbst gewachsen ist und mithin nach klassischen (kompositorischen, musiktheoretischen, dramaturgischen) Betrachtungsweisen nur als unorthodox, merkwürdig und eben kauzig gelten kann.
 
Da bin ich ganz bei dir, was die herzig-blutige Unkonventionalität des Kauzes angeht. Es ist halt schwierig, wenn Kauzigkeit im rezensorischen Feld nunmehr zum höflichen Synonym für als sympathisch empfundenen Dilettantismus wird. Das meinte ich und dachte hierbei zum Beispiel an Helvetets Port. Das greift mir zu kurz, weil es halt - wie @The Sleeping Tyrant gesagt hat - dann den Bogen zu Bands wie den hier genannten Legenden sehr fragwürdig erscheinen lässt.
 
Es ist halt schwierig, wenn Kauzigkeit im rezensorischen Feld nunmehr zum höflichen Synonym für als sympathisch empfundenen Dilettantismus wird.
Das ist in meinen Augen ein wichtiger Punkt. Kauzigkeit ist zwar ein oft gebrauchter Begriff, mit Dilettantismis hat das aber wenig zu tun. Beweisen ja gerade Bands wie Slough Feg oder Pagan Altar oder von mir aus auch Cirith Ungol (denen diese Attribute ja auch teilweise anheften) mit ihren jüngsten Outputs sehr eindrucksvoll.
 
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