Ich mußte erkennen, daß die "Parallels" bei mir zu schlecht wegkommt. Habe sie jetzt an drei Tagen hinternander ganz gehört und ja, es sind üble Sachen drauf, aber eben auch absolut großartige. "We only say goodbye" ist imo der schlechteste Song, den Fates jemals gemacht haben. Die billige, hastig zusammengenähte Akkordfolge ist eines Jim Matheos regelrecht unwürdig. Kurioserweise hat er dann genau dieses Strickmuster nochmal gecovert auf der "Inside Out", denn "Down to the wire" ist exakt derselbe Driss, nicht einmal großartig verborgen.
Dasselbe gilt natürlich vice versa auch für "Eye to eye", welches seinerseits eine absolut schamlose Kopie von "Through different eyes" vom "Perfect Symmetry"-Album ist. Also schon zwei Songs, die die Welt nicht braucht. "Don´t follow me" ist dann die dritte Nichtigkeit von "Parallels", ebenso alberne Songstruktur wie bei "We only say goodbye". Aber es gibt ja noch die anderen fünf Lieder, und die sind teilweise so wundervoll, daß ich ernsthaft überlege, ob sie nicht allein das Album tragen können und man über den Rest geflissentlich hinwegsehen könnte?
"Point of view" ist noch kein Burner, aber doch solide im Vergleich zu den eben genannten Entbehrlichkeiten. Nächster Platz (wir quasseln uns langsam nach oben) ginge dann an den Opener, "Leave the past behind". Herausragendes Drumming von Mark Zonder, ultracoole Gitarrenriffs, die sich gegen den Bass-/Schlagzeugrhythmus leicht verschieben. Genau das wird auch bei "Life in still water" durchgezogen, nur vielleicht noch interessanter und origineller. Ein Klassesong!
Tja, und dann die beiden Longtracks, "The eleventh hour" und "The road goes on forever". Das ist schon Perfektion, und zwar auf wirklich jeder Ebene. Kompositorisch, vom Arrangement her (der Verteilung der einzelnen Stimmen auf die Instrumente), von der Aufnahme und deren Produktion in der soundtechnischen Nachbearbeitung.
Mark Zonders Perkussion ist atemberaubend, es gibt kein anderes Wort dafür. Die in den vielen ruhigen Passagen der beiden Songs clean gespielten E-Gitarren sind so fokussiert und dabei doch ausgefuchst, daß man losgehen und sich einen Fender-Verstärker kaufen möchte (denn das sind für unverzerrtes Spiel so mit die besten). Alder singt endokrinologische Erdbeben auslösend! Wenn man "Eleventh hour" oder "Road goes on" hört, will man nie mehr aufhören mit Hören.
Ja, das ist simpler als noch "Perfect Symmetry" gewesen war und sicherlich nicht ganz so daseinsvernichtend wie es dann auf "Pleasant Shade" zugehen soll, doch es hat seine völlig eigene Berechtigung im Fates-Kosmos und im gesamten musikalischen Sonnensystem. "Parallels" ist bei allen Schwächen eine absolut außergewöhnliche Schallplatte geworden.
Ich kann verstehen, daß hier außer mir niemand eine Liste machen wollte. Auch wenn es natürlich ein bißchen feige von Euch ist.