Rammstein

Ich musste mir mal wieder eine alte Show geben, da mir die neuen Aufnahmen alle etwas over the top sind.

Und gute Songauswahl.-1997

 
Ich kann mich darüber irgendwie nicht aufregen ... das ist halt was Lindemann macht. Dreck ja (war vorher klar), gesellschaftspolitischer Handlungsbedarf nein (auch vorher klar). Einfach billigste Edginess, die wir doch von so vielen Bands kennen. Vielleicht schreiben ja Wifebeater das Lied dazu, und im Heft steht dann was von "muss man nicht mögen", das Undergroundlabel unseres Vertrauens schreibt am Waschzettel was von GG und den Mentors, und der Szeneplattenversand bei dem wir alle einkaufen serviert das ganze zwischen Wendy O Williams und Wucan. Mann, bin ich auf einmal müde ...
 
Einmal mehr zeigt sich, dass meine Vorbehalte gegen Person und auch die Band berechtigt sind. Was für ein Arschloch. Was für ein durchkalkulierter Dreck. Wenn Kunst ohne Provokation nicht für sich selbst stehen kann, dann ist es armselige Kunst.

https://www.rnd.de/kultur/till-lind...gungs-gedicht-T2IB2235KZGUJIU5CFTWTI6RIU.html

Dass Lindemann durch gezielte Provokationen in erster Linie monetäre Absichten hegt, ist das eine und vermutlich auch nicht von der Hand zu weisen. Finde ich persönlich abstoßend, billig, würdelos und was weiß ich noch alles.
Das andere ist die absolute Freiheit der Kunst, derer ich ein großer Verfechter immer gewesen bin und auch in Zukunft bleiben werde. Daher teile ich ohne Wenn und Aber die Auffassung des Verlagssprecher da in dem Artikel.
 
Lindemann halt...

"Der Subtext-Tanz
Seht her und regt euch auf
Regt euch bitte bitte über mich auf
Das viel darüber gesprochen wird
Das viel darüber geschrieben wird
Das genug Volldeppen von mir kaufen
Den Rotz dann als Kunst oder als Porno feiern
Das Geld ist das gleiche
wenn es auf meinem Konto klingelt."​
 
Kunstfreiheit --> Meinungsfreiheit, also zu sagen, was man davon hält. Damit kommen edgy kids gar nicht klar. Zum Verlagstext: Äh... “Die Differenz zwischen lyrischem Ich und Autor ist aber konstitutiv für jede Lektüre von Lyrik wie von Literatur allgemein und gilt für alle Gedichte des Bandes wie für Lyrik überhaupt.” Stimmt halt so und so gar nicht. Das ist halt wieder das Gelaber vom Kunst und Künstler trennen, das an sich mal so perse nicht pauschal möglich ist.

Scheißband, scheiß Typ.
 
Lindemann halt...

"Der Subtext-Tanz
Seht her und regt euch auf
Regt euch bitte bitte über mich auf
Das viel darüber gesprochen wird
Das viel darüber geschrieben wird
Das genug Volldeppen von mir kaufen
Den Rotz dann als Kunst oder als Porno feiern
Das Geld ist das gleiche
wenn es auf meinem Konto klingelt."​

Ist schon klar, diese Strategie. Das Kernproblem ist aber soziologischer und sozialer Natur, wie Du weißt. Muss ich dir wohl eher nicht erklären, welche Menschen sowas trifft.
 
Ist schon klar, diese Strategie. Das Kernproblem ist aber soziologischer und sozialer Natur, wie Du weißt. Muss ich dir wohl eher nicht erklären, welche Menschen sowas trifft.
Ne, musste nicht - stimme Dir auch zu. Ich stoße mich aber schon sehr daran, dass sein wie du auch schon Eingangs geschrieben hast kalkulierter Move funktioniert. Der Rest ist ihm nämlich Scheißegal, weil "Kunst".
 
Sich für die "Kunst"(popkommerz)freiheit auszusprechen (habe ich heute in dieser Debatte aaO auch schon getan) ersetzt übrigens nicht eine Haltung zu Form und Inhalt. Man kann sich auch unter dem Deckmantel des für-die-Kunstfreiheit-Eintretens vor anderen, größeren Herausforderungen davonstehlen.
 
Was bleibt von Rammstein eigentlich noch übrig, wenn man die ganze Inszenierung der Band in Videos und auf der Bühne mal weglässt?

Musikalisch hat zumindest mich da schon lange nichts mehr wirklich überzeugen können.
 
Die Kunstfreiheit ist genauso mythen- und legendenumwoben wie die Meinungsfreiheit. Hochstilisiert bis zum Geht-nicht-mehr, die Substanz dahin auf der Strecke gelassen, ist Widerspruch dann ratzfatz der Untergang der Demokratie. Internet, dein Bildungsdefizit muss man lieben.
 
Date-Rape-Gedichte in dieser Form sind natürlich mindestens unsensibel und geschmacklos, keine Frage. Und Kunst ist manchmal abstoßend und Künstler vielleicht sogar von reinem Kalkül getriebene, gewissenlose Arschlöcher. Zumindest letzteres kann ich in diesem Fall noch nicht einmal im Ansatz beurteilen, da ich nicht weiß, was Lindemann umtreibt, wenn er solche Lyrik zu Papier bringt. Ich wage jedoch die (zugegebenermaßen ebenso ins Blaue geratene) Vermutung, dass der fragliche Text weder als Affirmation noch als Geisteshaltung des Verfassers zu verstehen ist und wahrscheinlich weniger kontrovers diskutiert würde, wäre nicht Till Lindemann (oder die Kunstfigur Till Lindemann?) der Autor. Und natürlich trenne ich bis zu einem gewissen Grad zwischen Autor und Erzähler, wenn ersterer die erzählerische Perspektive eines Widerlings einnimmt, so auch hier. Was wohlgemerkt nichts an dem Minenfeld der Befindlichkeiten und Injurien ändert, durch das Lindemann hier, mit grobem Knüppel um sich schlagend, tobt. Tobt und vielleicht fast wie nebenbei eine Diskussion zum Thema Rape Culture anstößt, die zum Einen wichtig ist und zum Anderen womöglich sogar in seiner Absicht lag, wer weiß...?
 
Wenn in dem kurzen Stück wenigstens irgendwas negatives wäre. So ists halt einfach eine sehr platte und billige Rape-Fantasie.

Nach "Deutschland" welches ich in Kombi Text - Video wirklich künstlerisch schwerst mehrfach wertvoll finde, irgendwie eine arge Enttäuschung.
 
Was bleibt von Rammstein eigentlich noch übrig, wenn man die ganze Inszenierung der Band in Videos und auf der Bühne mal weglässt?

Die Inszenierung war ja von Anfang an ein integraler Bestandteil des Schaffens der Band. Genau wie die Provokation. Von daher lässt sich in diesem Fall Musik und Inszenierung nicht voneinander trennen, denke ich...!
 
dass der fragliche Text weder als Affirmation noch als Geisteshaltung des Verfassers zu verstehen ist und wahrscheinlich weniger kontrovers diskutiert würde, wäre nicht Till Lindemann (oder die Kunstfigur Till Lindemann?) der Autor.

61AzRY6u9FL._SY450_.jpg


Oder: mit großer Reichweite kommt große Verantwortung.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Zurück
Oben Unten