Der Zerquetscher
Till Deaf Do Us Part
Ein sehr überlegter Beitrag, Lollo84de, finde ich. Ich sehe das ganz ähnlich. Meiner Ansicht nach sind sowohl die Texte "Rammsteins" als auch die "Lindemanns" mitunter zum Schieflachen und noch dazu lyrisch interessanter als das meiste, was sonst so in unseren Breitengraden auf deutsch getextet wird. Da sitzt zwar trotzdem wirklich beileibe nicht alles und auch da gibt es dieses reim-dich-oder-ich-fress-dich, aber insgesamt ist das Kunst. Für mich jedenfalls ohne jeden Zweifel. Allerdings bin ich mir da bei Lindemanns Gedichtbänden nicht ganz so sicher. Ich kenne den aktuell erschienenen nicht, aber den letzten, den Lindemann veröffentlicht hat, hatte ich mal angeschaut. Und ich muss sagen, ich war durchaus entgeistert. Ich kann keine umfassende Aussage treffen, weil ich da bei weitem nicht alles gelesen habe, aber das, was ich las, hat mich sowohl emotional als auch intellektuell kalt gelassen, weshalb ich das Buch auch nach wenigen Minuten wieder aus der Hand gelegt habe.
Und genau so geht es mir mit diesem Vergewaltigungsgedicht. Es ist weder schön getextet noch inhaltlich tiefgründig. Es ist eher kalkulierte Provokation. Übrigens eine vergleichsweise harmlose Form von Provokation, wenn wir mit uns selbst mal ehrlich sind und gucken, was wir sonst so alles in den letzten Jahren akzeptiert haben. Von "Fucked with a Knive" über "Stripped, Raped and Strangled" bis "Entrails Ripped from a Virgin's Cunt". Von Christ-Raping-Satanic-Black-Metal bis zu "Prostitute Disfigurement". Es gäbe unzählige andere Beispiele. All das schlucken wir als Metalheads täglich. Und warum? Weil wir wissen, dass dort keine Handlungsanweisungen ausgesprochen werden. Weil wir erfahren genug sind, mit Sicherheit zu wissen, dass uns die Bands, die wir hören, nicht wirklich zu Straftaten auffordern (Im Gangsta-Rap ist das übrigens mitunter anders, weshalb ich nicht prinzipiell sozusagen von einem Entlassen aus der Verantwortung der "Musiker" sprechen würde). Es handelt sich bei diesem Komplex/Thema letztlich um - das mag man gern so sehen - ein Relikt unserer Pubertät. Eine Zeit, die wir in unser mittleres Alter hinüberretten wollen und sie deshalb nicht in Frage stellen. Jeder von uns weiß, dass niemand von Cannibal Corpse ein Mädchen töten oder vergewaltigen möchte. Nicht durch Zufall schreiben die dortigen Väter und Ehemänner ja selbst inzwischen solche Texte nicht mehr. Man wird älter. Nun ist Till Lindemann ebenfalls nicht mehr der jüngste. Aber wer glaubt denn wirklich, dass Lindemann dieses Gedicht sozusagen vor dem ernsten Hintergrund eines defekten Geistes- oder Gemütszustands schreibt? Dass er es also cool oder unterhaltsam fände, eine Frau zu vergewaltigen? Ich meine, man soll nie "nie" sagen, aber ich für meinen Teil glaube das nicht. Lindemanns Gedicht ist lyrisch langweilig und inhaltlich geschmacklos. Das war's aber auch. Die Aufregung der #metoo-Bewegung kann ich für meinen Teil an dieser Stelle zwar emotional, aber nicht rational nachvollziehen und sie findet an dieser Stelle auch nicht meinen Zuspruch. Denn die Crux ist, dass ich keinerlei gesellschaftliche oder juristische Gefahr sehe, die aus diesem Gedicht erwächst. Ich sehe nur Menschen, die sich daran stören. Damit kann und will ich aber leben, denn ich glaube an die Freiheit der Kunst und keinen vorauseilenden Gehorsam. Egal, wie geschmacklos sie ist oder wie beknackt oder wie überflüssig sie mir vorkommt. So wie hier.
Und genau so geht es mir mit diesem Vergewaltigungsgedicht. Es ist weder schön getextet noch inhaltlich tiefgründig. Es ist eher kalkulierte Provokation. Übrigens eine vergleichsweise harmlose Form von Provokation, wenn wir mit uns selbst mal ehrlich sind und gucken, was wir sonst so alles in den letzten Jahren akzeptiert haben. Von "Fucked with a Knive" über "Stripped, Raped and Strangled" bis "Entrails Ripped from a Virgin's Cunt". Von Christ-Raping-Satanic-Black-Metal bis zu "Prostitute Disfigurement". Es gäbe unzählige andere Beispiele. All das schlucken wir als Metalheads täglich. Und warum? Weil wir wissen, dass dort keine Handlungsanweisungen ausgesprochen werden. Weil wir erfahren genug sind, mit Sicherheit zu wissen, dass uns die Bands, die wir hören, nicht wirklich zu Straftaten auffordern (Im Gangsta-Rap ist das übrigens mitunter anders, weshalb ich nicht prinzipiell sozusagen von einem Entlassen aus der Verantwortung der "Musiker" sprechen würde). Es handelt sich bei diesem Komplex/Thema letztlich um - das mag man gern so sehen - ein Relikt unserer Pubertät. Eine Zeit, die wir in unser mittleres Alter hinüberretten wollen und sie deshalb nicht in Frage stellen. Jeder von uns weiß, dass niemand von Cannibal Corpse ein Mädchen töten oder vergewaltigen möchte. Nicht durch Zufall schreiben die dortigen Väter und Ehemänner ja selbst inzwischen solche Texte nicht mehr. Man wird älter. Nun ist Till Lindemann ebenfalls nicht mehr der jüngste. Aber wer glaubt denn wirklich, dass Lindemann dieses Gedicht sozusagen vor dem ernsten Hintergrund eines defekten Geistes- oder Gemütszustands schreibt? Dass er es also cool oder unterhaltsam fände, eine Frau zu vergewaltigen? Ich meine, man soll nie "nie" sagen, aber ich für meinen Teil glaube das nicht. Lindemanns Gedicht ist lyrisch langweilig und inhaltlich geschmacklos. Das war's aber auch. Die Aufregung der #metoo-Bewegung kann ich für meinen Teil an dieser Stelle zwar emotional, aber nicht rational nachvollziehen und sie findet an dieser Stelle auch nicht meinen Zuspruch. Denn die Crux ist, dass ich keinerlei gesellschaftliche oder juristische Gefahr sehe, die aus diesem Gedicht erwächst. Ich sehe nur Menschen, die sich daran stören. Damit kann und will ich aber leben, denn ich glaube an die Freiheit der Kunst und keinen vorauseilenden Gehorsam. Egal, wie geschmacklos sie ist oder wie beknackt oder wie überflüssig sie mir vorkommt. So wie hier.