Absagen rund um SARS-CoV2 (COVID 19) und alles drum herum

Danke für den Link. Die Vorstellung das so ein Mistladen wie Eventim durch die Krise ehr noch an Macht gewinnt, hatte ich auch schon.
Es ist allgemein zu erwarten, dass die Auswirkungen bestehende Monoplisierungstendenzen im Musikbereich wie allgemeinwirtschaftlich drastisch verschärfen werden, ebenso wie gesamtgesellschaftliche soziale Polarisierung. Man sollte angesichts der akuten Probleme nicht den Kampf vergessen, der danach kommt, wenn die Folgen jahre- und jahrzehntelang wirken werden und der freie Markt die jetzt als Feuerwehr angeheuerte Politik wieder entlässt.
Wichtig wäre deswegen m.E., dass die jetzt oft gezeigte Solidarität in unserem kleinen Metaluniversum auch weiter geht, wenn die eigentliche Pandemie vorüber ist. Dann werden Überlebenskämpfe für kleine Festivals, Veranstalter und Locations erst richtig losgehen.
Während der "Euro/Schuldenkrise" sind z.B. in Griechenland viele solidarische Strukturen entstanden, aber jetzt herrscht stärkerer Kokurrenzdruck, soziale Missstände und o.g. Monopolisierung mit Ausverkauf von Wirtschaft und Infrastruktur in Ausland als je zuvor, weil diesen informellen Strukturen nicht verstetigt und nicht in politische Macht umgesetzt wurden.
 
Österreich: Museen, Bibliotheken u.ä. ab Mitte Mai, Großveranstaltungen (stehend, viele Leute, kein Abstand) vorerst nicht bis 31. Aug. - Reevaluierung Mitte Mai, gleiche Behandlung von non-profit und for-profit Veranstaltern bzgl. Schadensersatz, Freiluftkinos mit Sitzplätzen ab Juni, Indoor-Kinos auf eigenen Wunsch erst ab September, Theater u Kammermusik programmabhängig (Einzelperformances; keine Ensembles oder Orchester). Keine Proben o.ä. im Amateurbereich. Kleinere Konzerte o.ä. im Sommer "möglicherweise Outdoor", wo Abstände eingehalten werden können. Sie machen sich allerdings auch Sorgen, wie nahe die Musiker sich gegenseitig kommen können, was für die klassische Rockbesetzung nix gutes verheisst. Bläser haben auch schlechte Karten.
 
Und was ist da eigentlich schlimmes passiert? Man durfte weiter raus, nur eben für einen überschaubaren Moment eben nicht mehr in Rudeln
Sport ist weiter erlaubt, mit dem Hund weiter raus ist erlaubt, Bewegung an der frischen Luft auch. Also eine extreme Einschränkung eines persönlichen Lebensstandards kann ich da nirgendwo erkennen....

nur als einwurf, 1,5 zimmerwohnung, kein balkon, kein garten. ich durfte nichtmal alleine raus, mich in die sonne setzen und ein buch lesen. 3 minuten gesessen, schon waren die bullen da. keine nähe zu anderen menschen, völlig allein mit weitem abstand.

edit: und als single, allein ohne lebenspartner, kind, hund kann einen die einsamkeit schon ziemlich fertig machen.

edit2: liegt natürlich hauptsächlich an imperator söder, der meint alles noch einen ticken härter zu machen. außerhalb des csu-kosmos scheinten auch keine nichtfamilien zu existieren.
 
Da musstest Du jetzt aber lange für suchen um irgendetwas zu finden das Dein Geschreibsel auch nur ein bisschen rechtfertigt (tut es übrigens nicht!)
Dazu muss man ebenfalls wieder ein bisschen mehr wissen:
Bayern ist von allen Bundesländern mit weitem Abstand am schlimmsten betroffen. Das hat u.a. mit der direkten Nachbarschaft zu Italien und der großen Anszahl an Ischgl-Urlaubern zu tun.
Und weil es Bayern dadurch so massiv getroffen hat waren fast alle Bewohner Bayerns mit diesen Maßnahmen einverstanden.

Und was ist da eigentlich schlimmes passiert? Man durfte weiter raus, nur eben für einen überschaubaren Moment eben nicht mehr in Rudeln
Sport ist weiter erlaubt, mit dem Hund weiter raus ist erlaubt, Bewegung an der frischen Luft auch. Also eine extreme Einschränkung eines persönlichen Lebensstandards kann ich da nirgendwo erkennen....

Wenn jemand wirklich meint in diesen Zeiten, in denen wir ALLE Opfer bringen müssen, sein persönliches Lebensumfeld wäre nutzlos weil er sich über einen sehr sehr überschaubaren Zeitraum mal nicht mit 3-5 Buddys zum saufen und grillen treffen kann, dann ist ihm echt nicht mehr zu helfen...

Ich sehe das eher positiv: Ich wohne in Hamburg, direkt an den Landungsbrücken. Ich hatte noch nie so viel Platz beim joggen, noch nie so gute Luft, noch nie so viel Ruhe. Aber ich kann natürlich noch darüber jammern dass ich eben im Moment mal alleine laufen muss. Alles eine Frage der eigenen Einstellung und Motivation....
Ich schließe mich den anderen an.
Ich kämpfe aktuell sehr. Die letzten 5 Jahre waren bei mir von persönlicher Scheiße geprägt. Fast alles, was mir Halt gibt, da rede ich jetzt nicht nur von ein paar Konzerten, sondern vor allem so etwas wie mit meiner Patentochter im Garten herumalbern, ist für unbestimmte Zeit weggebrochen. Ich sitze auch abends alleine in meiner Einzimmerwohnung, die glücklicherweise einen Balkon, dafür aber unfertige Möbel, weil keiner zum Aufbauen kommen darf, eine Mikrowelle und keine Waschmaschine hat und muss eine Runde weinen. Nicht weil ich mir am KIT nicht zu den Klängen von Cirith Ungol den Restverstand wegsaufen kann, sondern weil mich die Situation wirklich belastet. Da können noch so viele Dahergelaufene platte Durchhalteparolen oder "reiß dich halt zusammen" von sich geben. Hier gibt es nicht nur schwarz und weiß, und jede Maßnahme ist nur die weniger schlechte und ein Trade-off.
 
nur als einwurf, 1,5 zimmerwohnung, kein balkon, kein garten. ich durfte nichtmal alleine raus, mich in die sonne setzen und ein buch lesen. 3 minuten gesessen, schon waren die bullen da. keine nähe zu anderen menschen, völlig allein mit weitem abstand.

edit: und als single, allein ohne lebenspartner, kind, hund kann einen die einsamkeit schon ziemlich fertig machen.

edit2: liegt natürlich hauptsächlich an imperator söder, der meint alles noch einen ticken härter zu machen. außerhalb des csu-kosmos scheinten auch keine nichtfamilien zu existieren.

In dem Fall lag das allerdings vermutlich eher an den Polizisten und weniger an Söder. Das wurde in Bayern schon sehr unterschiedlich gehandhabt, hier bei uns hat die Polizei da sehr viel Augenmaß bewiesen. Auch aus München hab ich da von einigen Bekannten eher gute Geschichten gehört, in denen die Polizei eher Blockwart-Bürger beruhigt hat, die wegen vermeintlicher Verstöße den Notruf gewählt haben als ohne Not hart gegen Menschen durchzugreifen, die niemand wirklich geschadet haben.
 
Naja, Du kannst auch nur für Dich selbst sprechen.

Andere Menschen trifft das Kontaktverbot durchaus. Und damit meine ich nicht irgendwo zum Saufen zu gehen.

Nicht alles ist mit (alleine) Sport bzw. (alleine) Spazierengehen zu kompensieren. Und es ist für manche Menschen nun mal keine Frage von Einstellung und Motivation.

Aber selbstverständlich freue ich mich für Dich, dass Du das eher positiv siehst. Das ist ja auch eine Kompetenz!

Und ein "überschaubarer Zeitraum" ist das nun leider auch nicht wirklich. Im Gegenteil. Im Zweifel dauert das noch Monate.

Es geht mir nicht um die Maßnahmen an sich - wenn die notwendig sind, dann sind sie notwendig - und damit gerechtfertigt.

nur als einwurf, 1,5 zimmerwohnung, kein balkon, kein garten. ich durfte nichtmal alleine raus, mich in die sonne setzen und ein buch lesen. 3 minuten gesessen, schon waren die bullen da. keine nähe zu anderen menschen, völlig allein mit weitem abstand.

edit: und als single, allein ohne lebenspartner, kind, hund kann einen die einsamkeit schon ziemlich fertig machen.

edit2: liegt natürlich hauptsächlich an imperator söder, der meint alles noch einen ticken härter zu machen. außerhalb des csu-kosmos scheinten auch keine nichtfamilien zu existieren.

Jetzt mache ich mal etwas Polemik in die andere Richtung.
Die Alternative zu den Ausgangs- und Kontaktverboten ist doch am Ende:
- Infektion
oder
- Infektion und krank davon
oder
- Infektion und krank davon und schwerer Verlauf
oder
- Infektion und krank und schwerer Verlauf und der TOD

Weil es vorhin angeraten wurde spreche ich für mich.
Ich leide nur wenig unter der aktuellen Situation. Es gibt Leute - dessen bin ich mir bewußt - welche wesentlich schwerer darunter leiden. All die ich nenn es mal "Isolierten". Alte und kranke Menschen...bis hin zum hier aufgeführten Single ohne Balkon.
Trotzdem - meine Meinung immer noch - geht es uns doch alle zu gut. Als Alternative zur evtl. Erkrankung und/oder Tod stellen wir es als unerträgliche Zumutung dar, mal für 4-8 Wochen auf den Arsch zu sitzen und die sozialen Kontakte und die gewohnte Mobilität zu reduzieren. Da frag mal einen indischen Wanderarbeiter/Tagelöhner..
Hinzu kommt dass man heutzutage doch im allgemeinen Zugang zu TV/DVD/Smartphone/Internet (Medien, Skype, Whatsapp, usw..) hat/findet welche doch ein relativ breites Angebot an temporärer Abwechslung bietet - auch das hat der indische Wanderarbeiter eher nicht immer.

Jetzt darf man in Bayern wieder raus....Freude? Teilweise Fehlanzeige...weil man bockig ist und man gern alles wieder so haben wie es vorher war ohne dass man selbst was dafür tun muss....ja so ist der Mensch. Bequem.

Menschen welche ihre Arbeit/Einkommen/Selbstständigkeit verloren haben - ich denke (ist ja meine Meinung) die haben nochmal andere Probleme als jetzt nochmal grob zwei Wochen zu Hause zu sein.
Oder die Pfleger, die würden sicher an manchen Tag gern zu Hause sein - können es aber nicht.



Sehr freue ich mich drauf wenn ich wieder unter Freunden weilen kann. Sehr sogar.

Aber zu Hause sein oder Tod -> da bleibe ich gern 8 Wochen daheim.
Manchmal frage ich mich wie meine Großeltern überhaupt weiterleben konnten nach zwei Kriegen...das ging sicher auch nicht spurlos an denen vorbei.

Unsere Generation ist halt die theoretische Verfügbarkeit (ich schreibe bewußt nicht Überfluss) an fast allem gewohnt - und das ist jetzt mal für ein paar Wochen weg.
Ich versuche damit klar zu kommen und das Beste draus zu machen (die Kompetenz anwenden) und bin somit kein für Schuldigsucherei oder sonstigen Verschwörungstheorien.

Grüße
 
Jetzt mache ich mal etwas Polemik in die andere Richtung.
Die Alternative zu den Ausgangs- und Kontaktverboten ist doch am Ende:
- Infektion
oder
- Infektion und krank davon
oder
- Infektion und krank davon und schwerer Verlauf
oder
- Infektion und krank und schwerer Verlauf und der TOD
Nachdem Du mich auch zitierst hast, nur eine kleine Anmerkung:

Im meinen letzten Satz hatte ich geschrieben, dass die Maßnahmen gerechtfertigt sind.

Es brauch also nicht über eine Alternative gesprochen werden. Noch musst Du mir erklären was die Alternative wäre.

Mir ging es nur darum, dass das Empfinden einer Kontaktsperre subjektiv ist. Und das es durchaus Menschen gibt, die mit dieser Situation eher schwerer klar kommen (z.B. Schwerbehinderte, Menschen mit Depressionen, Menschen mit Ängsten, (ältere) Menschen die alleine Leben usw usf). Ob es denn diesen Menschen "zu gut" geht - und ob ihre Leiden (welche in der Regel sowieso niemand sieht und hört...) womöglich gar nicht "gerechtfertigt" sind, diese Frage stell ich mir beim besten Willen nicht.

Vergleiche mit anderen Menschen in völlig anderen Situationen verbieten sich m.E.

Ich meinte keine wirtschaftlichen Gründe. Das wäre ein völlig anderes Thema.

Und nochwas: Das Thema ist nicht geeignet für Polemik.
 
Vergleiche mit anderen Menschen in völlig anderen Situationen verbieten sich m.E.
Das ist wohl der springende Punkt: man kann und darf in dieser Situation nicht von sich auf andere schließen. Wie eigentlich immer...

Daher schildere ich nur mal kurz meine Situation:
'Social Distancing' haben wir schon vor 7 Jahren betrieben, als wir uns für den Kauf dieses Hauses am Waldrand, in einer Sackgasse in einem 200-Seelen-Flecken entschieden haben. Man ist von hier aus zwar schnell auf der Autobahn, aber mal eben an der Ecke in die Kneipe gehen ist nicht. Das ist also unsere 'Homebase': wir haben uns das so ausgesucht, wir fühlen uns hier wohl, und augenblicklich verbringe ich hier deutlich mehr Zeit als sonst. Wir haben 'nen Garten, das Wetter ist (schon fast zu) toll, bisher mangelt es uns an nichts, und wir sind alle gesund. Finanzielle Einbußen werden wir zwar haben, dafür fallen derzeit aber auch diverse Ausgaben weg.

Aber so schön es auch daheim ist, so sehr freue ich mich auch immer auf die (in der Regel ca. zwei) Gelegenheiten im Monat, um von hier aufzubrechen: Freunde zu treffen, Konzerte zu erleben, einfach mal was Anderes zu sehen. Oder auch: Besuch zu empfangen. Und dieser Teil des Lebens fällt nun halt auf unbestimmte Zeit weg (Arbeit und Einkäufe fallen für mich ehr unter lästige Pflichterfüllung, sind derzeit aber schon fast ein Highlight).

Und dann sitzt man mal wieder im Garten, alles ist friedlich, und diese unsichtbare Bedrohung scheint so unwirklich zu sein. Man möchte am liebsten sagen: Scheiß der Hund drauf: Wenn dieses Wochenende irgendwo ein Festival wäre, säße ich sofort im Auto. So unverantwortlich das auch wäre. Aber mir ist gerade danach. Und das wird die nächsten Monate wohl nicht besser...

Trotzdem bin ich mir bewusst, dass viele Menschen unter der derzeitigen Situation viel schlimmer zu leiden haben als ich. Kein tröstlicher Gedanke.
 
Ich zitiere einen Medizin Professor:
"Schubert: Es gibt viele Hinweise, dass die Repressalien, die Ausgangssperren, die Weisungen, das Haus nicht mehr zu verlassen, die Freunde nicht mehr zu treffen, die massenhafte Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit sowie die auftretende häusliche Gewalt, Menschen in einem Ausmaß dauerhaft krank machen können, das wir überhaupt noch nicht ermessen können. Was wir derzeit erleben, ist ein brutales Sozialexperiment mit unbekanntem Ausgang."

https://www.businessinsider.de/wiss...les-sozialexperiment-mit-unbekanntem-ausgang/

Gerade in diesem Kontext muss ich User starship hier ein wenig beispringen, das ist nicht simples Getrolle oder menschenverachtendes Redenschwingen, was er veranstaltet, sondern das sind schon bis zu einem gewissen Grade valide Punkte, die er hier zur Sprache bringt und über die ein Nachdenken durchaus angebracht ist. Auch und gerade aus einer ethisch-reflektierten Perspektive darf das unbedingte Imperativ vom Schutz des Lebens hinterfragt werden, müssen gerade aus durchaus legitimen utilitaristischen Beweggründen auch jene Lasten, Unlusten und Leidenserfahrungen in's Kalkül gezogen werden, die ein rigoroser Lockdown des gesamten öffentlichen Lebens mit sich bringt - auch hier geht es nicht nur um vernachlässigbare individuelle Befindlichkeiten, sondern um existenzielle Bedrohungen, die nicht einfach mit der Nachrangigkeit von ökonomischen Interessen gegenüber Belangen der GEsundheit und des Überlebens vom Tisch gefegt werden können. Vor allem auch global gesehen, leiden sozioökonomisch unterprivilegierte Schichten besonders unter den Restriktionen, sind doch gerade sie es, die von einem Tag zum anderen leben und und in Sparten ihr Auskommen finden, die besonders empfindlich von den REstriktionen betroffen sind, die mit einem Schlag mit ihrer monetären Notlage ihren Zugang zur Gesundheitsversorgung verlieren etc.. Primär die armen Schichten, die schon in ihrer öffentlichen politischen Repräsentation ein schweres Standing haben, trifft die Krise besonders schmerzlich - bedenkt man die dräuende Katastrophe in Entwicklungsländern, nimmt sich die wirtschaftliche Rezession, die mit den Beschränkungen einher geht, nur noch schlimmer aus. Leben gegen Ökonomie ausspielen, die Reproduktion des Systems Ökonomie dem System Leben nachordnen, all das funktioniert nicht, wollen wir zu einer moralischen Entscheidung kommen, die versucht, alle moralisch schlagend werdenden Faktoren miteinzurechnen.

Ja, das uns so sakrosankt wähnende menschliche Leben gilt uns - egal ob man es in seiner unbedingten Wertigkeit als Artefakt christlicher Tradierungen, als zentrlaer Baustein humanistischer Überlegungen oder als Lehre aus den Verbrechen der Menschheitsgeschichte begreift - nicht von ungefähr als unantastbar, heilig, als intrinsischer, besonders schutzbedürftiges Gut, ja, manchmal muss man utilitaristische Überlegungen zugunsten von Prinzipientreue suspendieren, will man nicht die eigene moralische Richtschnur, Orientierung komplett verlieren; nein, man ist aber deshalb noch lange kein moralischer Unmensch, wenn man auch und vor allem vor dem Hintergrund der Krise utilitaristische Kalküle heranzieht, um moralische Dezisionen zu treffen. Momentan ist das halt vor allem auch deshalb problematisch, weil wir um die Konsequenzen unseres Handelns (und damit um Nutzen, Schaden und Risiko) kaum wissen und darob gerade Nützlichkeitsüberlegungen, die immer auch konsequentialistische Ethiken implizieren, sehr schwer anzustellen sind und auf äußerst sepkulativ-fragilem Terrain hantieren. Wie so oft wird es dann wohl eine Mischung aus deontologischen und utilitaristsichen Motiven sein, die unser Handeln in der Krise anleiten wird; und ich fürchte, es werden tw. sehr schmerzliche Entscheidungen sein, die unseren Wertekompass nachhaltig aus seiner Nordung bringen werden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Das ist wohl der springende Punkt: man kann und darf in dieser Situation nicht von sich auf andere schließen. Wie eigentlich immer...

Daher schildere ich nur mal kurz meine Situation:
'Social Distancing' haben wir schon vor 7 Jahren betrieben, als wir uns für den Kauf dieses Hauses am Waldrand, in einer Sackgasse in einem 200-Seelen-Flecken entschieden haben. Man ist von hier aus zwar schnell auf der Autobahn, aber mal eben an der Ecke in die Kneipe gehen ist nicht. Das ist also unsere 'Homebase': wir haben uns das so ausgesucht, wir fühlen uns hier wohl, und augenblicklich verbringe ich hier deutlich mehr Zeit als sonst. Wir haben 'nen Garten, das Wetter ist (schon fast zu) toll, bisher mangelt es uns an nichts, und wir sind alle gesund. Finanzielle Einbußen werden wir zwar haben, dafür fallen derzeit aber auch diverse Ausgaben weg.

Aber so schön es auch daheim ist, so sehr freue ich mich auch immer auf die (in der Regel ca. zwei) Gelegenheiten im Monat, um von hier aufzubrechen: Freunde zu treffen, Konzerte zu erleben, einfach mal was Anderes zu sehen. Oder auch: Besuch zu empfangen. Und dieser Teil des Lebens fällt nun halt auf unbestimmte Zeit weg (Arbeit und Einkäufe fallen für mich ehr unter lästige Pflichterfüllung, sind derzeit aber schon fast ein Highlight).

Und dann sitzt man mal wieder im Garten, alles ist friedlich, und diese unsichtbare Bedrohung scheint so unwirklich zu sein. Man möchte am liebsten sagen: Scheiß der Hund drauf: Wenn dieses Wochenende irgendwo ein Festival wäre, säße ich sofort im Auto. So unverantwortlich das auch wäre. Aber mir ist gerade danach. Und das wird die nächsten Monate wohl nicht besser...

Trotzdem bin ich mir bewusst, dass viele Menschen unter der derzeitigen Situation viel schlimmer zu leiden haben als ich. Kein tröstlicher Gedanke.
Wir hatten in den letzten zigtausend Wochen 2x Besuch und einen gesoffen. Erst haben wie alleine angefangen und dann Lust auf mehr Leute bekommen. So ist das halt. Irgendwann ist es dann egal. Grade unter Alk wahrscheinlich.

Aber wir leiden auch nicht so wie manch andere. Garten, Couch, Fahrrad fahren... der erste Zoff ist da, aber das hat wahrscheinlich nichts mit der Situation zu tun. Wenn, dann indirekt...
 
Vermutlich kommen hier ab Juli wieder Kleinveranstaltungen unter strengen Auflagen, die aber in den meisten Fällen jede Rentabilität killen werden. Interessanterweise sind die Salzburger und Bregenzer Festspiele noch nicht abgesagt und damit ein ziemliches Unikat in der Großeventszene. Wie man das begründen will, ist mir schleierhaft - nur weil auf diesem Wacken der Hauptrisikogruppe alle ihren Kopf im eigenen Hinterteil haben, ist die Infektionsgefahr nämlich nicht kleiner.
 
nur als einwurf, 1,5 zimmerwohnung, kein balkon, kein garten. ich durfte nichtmal alleine raus, mich in die sonne setzen und ein buch lesen

Sorry dass ich da nachfrage: Aber es gab in Bayern kein grundsätzliches Verbot raus zu gehen, spazieren zu gehen oder Sport zu treiben.
Auch war natürlich einkaufen erlaubt. Nur eben allein, was, zugegeben, tatsächlich nicht schön aber aushaltbar ist.
Im Zweifel erzählt man eventuell auftauchenden Blockwarten einfach man geht zum einkaufen.

Nicht dass das missverständlich rüber kommt: Natürlich KANN so eine Isolation zu Problemen führen, da möchte ich gar nichts beschönigen. Wir wohnen zu zweit und waren nach 2 Wochen soweit dass wir uns wahrscheinlich die Augen ausgekratzt hätten wenn wir uns nicht etwas einfallen lassen hätten das uns sinnvoll beschäftigt.

Ich nehme das komplett ernst was Du (und noch andere hier) schreiben, verstehe aber nicht warum Du meintest nicht raus zu dürfen. Das war nie verboten. Und man kann sich mit seinem Nachbarn auch wunderbar über eine Distanz von 2 Metern unterhalten.....

Kleine persönlichen Anmerkung noch: Ich habe, natürlich rein subjektives empfinden von mir, das Gefühl dass Menschen in diesen Zeiten viel offener für ein Gespräch, einen kurzen Austausch von Freundlichkeiten sind. Selbst 30 Minuten in der Warteschlange beim besten Schlachter im Ort vergehen entspannt und mit netten GEsprächen. Nur eben auf Distanz. Aber wie gesagt, rein subjektives empfinden....
 
Sorry dass ich da nachfrage: Aber es gab in Bayern kein grundsätzliches Verbot raus zu gehen, spazieren zu gehen oder Sport zu treiben.
Auch war natürlich einkaufen erlaubt. Nur eben allein, was, zugegeben, tatsächlich nicht schön aber aushaltbar ist.
Im Zweifel erzählt man eventuell auftauchenden Blockwarten einfach man geht zum einkaufen.

Nicht dass das missverständlich rüber kommt: Natürlich KANN so eine Isolation zu Problemen führen, da möchte ich gar nichts beschönigen. Wir wohnen zu zweit und waren nach 2 Wochen soweit dass wir uns wahrscheinlich die Augen ausgekratzt hätten wenn wir uns nicht etwas einfallen lassen hätten das uns sinnvoll beschäftigt.

Ich nehme das komplett ernst was Du (und noch andere hier) schreiben, verstehe aber nicht warum Du meintest nicht raus zu dürfen. Das war nie verboten. Und man kann sich mit seinem Nachbarn auch wunderbar über eine Distanz von 2 Metern unterhalten.....

Kleine persönlichen Anmerkung noch: Ich habe, natürlich rein subjektives empfinden von mir, das Gefühl dass Menschen in diesen Zeiten viel offener für ein Gespräch, einen kurzen Austausch von Freundlichkeiten sind. Selbst 30 Minuten in der Warteschlange beim besten Schlachter im Ort vergehen entspannt und mit netten GEsprächen. Nur eben auf Distanz. Aber wie gesagt, rein subjektives empfinden....


Ich kann dir ein Beispiel aus meinem Umfeld geben. Als ich die Diagnose Diabetes bekamm, sah ich das als Herausforderung. Ich hatte nie Probleme das in meinen Alltag zu integrieren. Ich habe auch kein Problem damit, alleine im Wald Sport zu machen bzw. an Steigungen zu trainieren, ich mache das jeden Tag. Allerdings führt die Erkenntnis, chronisch krank zu sein, bei vielen Diabetikern zu depressiven Verstimmungen oder gar zu Depressionen. Bei denen ist der innere Antrieb weg und die ziehen sich stark zurück, was den Krankheitsverlauf verschlimmert. Einfach so alleine raus gehen und von sich aus Sport machen ist da nicht.
 
Zunächst einmal vielen Dank für die vielen Beileidsbekundungen, die mir gut getan und mich berührt haben: wirklich!

Vielleicht ist es für viele irritierend, dass ich dennoch ein Verfechter möglichst großer Liberalisierungen bin, und zwar nicht nur (eigentlich sogar: kaum) wegen der hier angesprochenen wirtschaftlichen Aspekte.

Ich glaube, dass wir durch die Fokussierung auf Corona gerade viele andere Aspekte aus dem Blickfeld verlieren, die ebenfalls mit dem Thema Gesundheit zu tun haben:

  • Menschen gehen seltener zum Arzt und verschieben Operationen, aus Angst vor Corona (Beispiel: meine Mutter)

  • Das Zuhausebleiben und 24/7-Netflixgucken fördert nicht gerade die Gesundheit

  • Alleinstehende und vor allem Ältere (etwa in Pflegeheimen) sind sozial isoliert. Das kann zu Depressionen, aber auch zu einem geistigen Abbau führen. Auch hier ein konkretes Beispiel: Mein Schwiegervater wird seit fast zwei Wochen im Zimmer seines Altenheims isoliert, weil er Kontakt zu seiner an Corona verstorbenen Frau hatte. Es ist nur noch telefonischer Kontakt möglich. Man kann am Telefon hören bzw. fast körperlich greifen, dass er körperlich und geistig im Stundentakt abbaut. Als ehemaliger Altenheim-Zivi weiß ich, wie schnell solche Abbauprozesse bis hin zum Tod führen können.

  • Pflegeheime nehmen keine neuen Patienten mehr auf: Auch hier gibt es einen Fall in meinem Freundeskreis, wo ein leider jüngst senil gewordener, älterer Herr in seinen Exkrementen zu Hause sitzen muss, weil es einen Aufnahmestopp gibt.

  • Leute, die keine Stimme haben, Alte, sexuell missbrauchte Kinder etc. finden kein Gehör und werden nicht mehr durch Lehrer, Erzieher etc. kontrolliert: Sie obliegen vollkommen der Kontrolle und den Launen ihrer Bezugspersonen, falls vorhanden.

  • Häusliche Gewalt, Femizide, erweiterte Suizide dürften bei anhaltender sozialer Isolation zunehmen.

  • Um beim Thema zu bleiben: Ja, Kultur, Musik, Restaurantbesuche, kurz: soziales Leben sind kein Luxus, sondern sind lebenswichtig und sogar Menschenrechte

Neben diesen allgemeinen Überlegungen wage ich noch einmal darauf hinzuweisen, dass eben in erster Linie vorerkrankte, ältere Menschen betroffen sind. In vielen Fällen sind das Kandidaten für die Palliativmedizin, nicht für die Notaufnahme.

Dazu folgender empfehlenswerter Beitrag:

https://www.deutschlandfunk.de/pall...am:article_id=474488&utm_source=pocket-newtab

Wir können die hier geschilderten Vorgänge nur bestätigen: Meiner Schwiegermutter, die quasi seit Januar im Sterben lag, wurde recht rabiat versucht, alle technischen Möglichkeiten der Corona-Behandlung teilwerden zu lassen, darunter Spahns heilige Beatmungsmaschinen. Nur: Die gute Frau wollte das gar nicht. Auch das ist nach meinen Erfahrungen im Altenheim kein Einzelfall. Warum lässt man Menschen nicht einfach sterben? Warum dieser Technikkult um angeblich allheilbringende Maschinen? Warum dieser Fetisch um Leistung, auch in Form einiger weniger Lebenstage mehr und um jeden deutschen Toten weniger im internationalen Ranking?

Für mich zeigt sich in der teilweise hysterischen Corona-Debatte, in der nach meinen Beobachtungen in den so genannten sozialen Medien jede und jeder niedergebrüllt wird, der es auch nur wagt, Lockerungen anzudenken, medizinphilosphische oder ethische Fragen zu stellen oder das Vorgehen der Regierung zu hinterfragen oder nicht direkt als viel zu lasch zu kritisieren, ein vollkommen kranker Umgang mit den Themen Tod und Sterblichkeit. Das trifft auch auf unsere Szene zu, die da eigentlich (zumindest im Bereich Death, Black, Doom) erwachsener sein sollte.
 
Sorry dass ich da nachfrage: Aber es gab in Bayern kein grundsätzliches Verbot raus zu gehen, spazieren zu gehen oder Sport zu treiben.
Auch war natürlich einkaufen erlaubt. Nur eben allein, was, zugegeben, tatsächlich nicht schön aber aushaltbar ist.
Im Zweifel erzählt man eventuell auftauchenden Blockwarten einfach man geht zum einkaufen.

Nicht dass das missverständlich rüber kommt: Natürlich KANN so eine Isolation zu Problemen führen, da möchte ich gar nichts beschönigen. Wir wohnen zu zweit und waren nach 2 Wochen soweit dass wir uns wahrscheinlich die Augen ausgekratzt hätten wenn wir uns nicht etwas einfallen lassen hätten das uns sinnvoll beschäftigt.

Ich nehme das komplett ernst was Du (und noch andere hier) schreiben, verstehe aber nicht warum Du meintest nicht raus zu dürfen. Das war nie verboten. Und man kann sich mit seinem Nachbarn auch wunderbar über eine Distanz von 2 Metern unterhalten.....

Kleine persönlichen Anmerkung noch: Ich habe, natürlich rein subjektives empfinden von mir, das Gefühl dass Menschen in diesen Zeiten viel offener für ein Gespräch, einen kurzen Austausch von Freundlichkeiten sind. Selbst 30 Minuten in der Warteschlange beim besten Schlachter im Ort vergehen entspannt und mit netten GEsprächen. Nur eben auf Distanz. Aber wie gesagt, rein subjektives empfinden....

klar man darf spazieren gehen, verweilen wird aber sanktioniert. auch wenn man sich in gebührendem abstand unterhalten möchte, wird dies baldmöglichst aufgelöst. ich wollte hier auch niemanden angreifen oder irgendeine deiner positionen entkräftigen, das hat alles sinn. aber es gibt eben auch andere blickwinkel/seiten der münze. ohne vernünftigen grund darf man aber die wohnung nicht verlassen. das scheint aber je nach gesetzeshüter/blockwart wieder eine auslegungssache zu sein. bisher musste ich mich schon auf dem weg zur arbeit rechtfertigen, wurde von parkbänken vertrieben und durfte auch kein gespräch mit über 2 metern entfernung in der der natur führen. das ist natürlich alles persönlich aus meiner sicht, aber schön und lebenswert ist das nicht.

auch und das bestätigt deine sicht, habe ich festgestellt, die kontakte die man hatte, sind offener und freundlicher geworden. man merkt den menschen an, dass ihnen die nähe und persönliche umgang fehlen.
 
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das scheint aber je nach gesetzeshüter/blockwart wieder eine auslegungssache zu sein. bisher musste ich mich schon auf dem weg zur arbeit rechtfertigen, wurde von parkbänken vertrieben und durfte auch kein gespräch mit über 2 metern entfernung in der der natur führen.

Ahh, Danke. Es scheint tatsächlich so zu sein dass der ein oder andere Ordnungshüter es sehr an Augenmaß vermissen lässt.
Da haben wir in Hamburg wirklich Glück, hier wird zwar bei Verstößen rigoros sanktioniert, aber wenn man Abstand hält und nicht in Gruppen irgendwo rumsteht wird das eigentlich akzeptiert. Im Gegenzug muss ich aber auch sagen dass ich bei mir echt wenige Menschen sehe die sich nicht inzwischen an die Auflagen gewöhnt haben und diese zum Teil sogar schätzen gelernt habe. Mag aber wohl auch damit zu tun haben dass der Norddeutsche allgemein es nicht soooo mit Nähe und "BussirechtsBusslinhs" hat. Für uns ist eine gesunde Distanz also nichts ungewöhnliches....:D
 
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