Der wahre Wüsten-Rock: Tuareg Rock/Blues

Klaus

Till Deaf Do Us Part
Zu Anfang ein paar Worte zur Geschichte der Tuareg. Die Tuareg gehören zum Volk der Berber und sind somit weder Araber noch Afrikaner. Einst waren sie die Piraten der Wüste und überfielen Handeskarawanen in der Sahara. Von den ersten europäischen Reisenden wurden sie damals "Ritter der Wüste" genannt aufgrund ihrer geheimnisvollen Verschleierung, die keinerlei religiösen Hintergrund hat sondern der harten Umgebung geschuldet ist, in der die Tuareg lebten und immer noch leben.

Damals waren sie mit langen Schwertern und Schilden bewaffnet und ritten auf weißen Reitkamelen. Sie waren und sind ausgezeichnete Reiter und selbst die damaligen Kolonialtruppen scheuten den Kampf mit den Tuareg. Im 7. Jahrhundert wurden sie von muslimischen Heeren vertrieben, die damals grosse Teile Afrikas kontrollierten und dort erfolgreich Sklavenhandel betrieben und das über mehrere Jahrhunderte.

Noch heute leben die Tuareg zersplittert in den südlichen Randzonen der Sahara, aufgeteilt auf die fünf Staaten Niger, Mali, Libyien, Algerien und Burkina Faso. Die Tuareg leben in Großfamilien und Frauen haben eine sehr wichtige und starke Stellung innerhalb dieser Familien. Sie sind unverschleiert und haben ein grosses Mitspracherecht. Die Tuareg sind Anhänger des Islam, aber sie haben sich ihren alten Glauben ebenfalls bewahrt.

Da die Tuareg bis zum heutigen Tag in keinem nordafrikanischen Land als gleichberechtigte Bürger angesehen werden, kommt es immer noch zu Konflikten. In Mali z.B haben die Tuareg immer wieder bewaffnete Kämpfe gegen die malische Regierung geführt und gegen Dschihadisten. Allerdings haben sich manche Tuareg auch immer wieder mit Islamisten verbündet, was für die Tuareg-Rebellen kein gutes Ende nahm, da sie dann doch ihre letzten Rückzugsorte im Norden Malis an die Islamisten verloren haben.

Das in aller Kürze zu der Geschichte der Tuareg. Natürlich ist die Geschichte um einiges komplexer, auch gerade in Bezug auf die schweren Kämpfe in Nordafrika sowie die Kultur der Tuareg. Nun zur Musik.


Der sogenannte Tuareg Rock / Blues basiert auf deren Tendé-Musik, welche angereichert wird mit Elementen des afrikanischen Blues und der westlichen Rockmusik. Die Begründer dieses Stils sind TINARIWEN, welche Ende der 1970er Jahre gegründet wurden von Ibrahim Ag Alhabib, der als 4jähriger die Hinrichtung seins Vaters miterleben musste. Zu diesem Zeitpunkt trainierten die Musiker noch in libyschen Militärcamps und kämpften u.a. gegen die malische Regierung. Das alles gehört aber der Vergangenheit an. Bis zum heutigen Tag sind TINARIWEN ein musikalisches Kollektiv, wobei Abdallah Ag Alhousseyni, Ibrahim Ag Alhabib und Alhassane Ag Touhami den Kern bilden.

Webseite: https://tinariwen.com/
Bandcamp: https://tinariwenmusic.bandcamp.com/



Eine weitere wunderbare Band sind TAMIKREST, welche sich 2006 gründeten. So wie alle anderen Tuareg-Gruppen singen sie in ihrer Muttersprache Tamascheq und benutzen auch diese Schriftzeichen.

Webseite: https://www.tamikrest.net/
Bandcamp: https://tamikrest.bandcamp.com/



IMARHAN
kommen im Gegensatz zu den beiden vorherigen Bands aus Algerien und bestehen aus fünf Tuareg-Musikern. Auch ihnen ist es wichtig die musikalische Tradition zu bewahren, aber das musikalische Fundament wird kontinuierlich weiterentwickelt.

Webseite: https://www.imarhan.com/
Bandcamp: https://imarhan.bandcamp.com/



Als letzte, ebenfalls sehr wichtige Band möchte ich TERAKAFT erwähnen. Gegründet im Jahr 2007 wurde die Musik von TERAKAFT durch die Kämpfe der Tuareg geprägt und geformt. Aber so wie bei den vorher genannten Bands geht es TERAKAFT nicht um einen Aufruf zum Kampf, sondern Verständigung und Liebe sind auch hier wichtige Inhalte der Texte, sowie all jenen Themen, die jeden Menschen betreffen wie z.B. Schmerz, Freundschaft, Liebe und Verlust.

Webseite: https://www.facebook.com/terakaft/
Bandcamp: https://outhererecords.bandcamp.com/album/terakaft-alone-t-n-r



All jenen, die sich auf die Reise in diese faszinierende Musik und Kultur begeben, wünsche ich viel Spaß!
 
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Ich habe alle Videos jetzt mal angeschaut.

Tamikrest war auch das Video, was mich am meisten angesprochen hat.

Diese Musik ist auf eine Gewisse Art und Weise sehr interessant. Aber irgendwie ist es nicht das Genre, wo ich mich derzeit drauf einlassen kann. Einfach nicht in Stimmung dafür.

Aber merken werde ich mir es. Irgendwann kommt die Zeit.
 
Gute Idee, die Musik hier vorzustellen! :)

Tinariwen kenne ich seit etwa eineinhalb Jahren und höre sie hin und wieder ganz gern, andere Bands aus dem Bereich waren mir bisher nicht bekannt. Die Verbindung von E-Gitarren mit dem Gesang und der Sprache (die in meinen Ohren immer wie "Arabisch in anders" klingt) finde ich sehr interessant, auch die Chöre, die teilweise singen bzw. deren Wechselspiel mit einem einzelnen Sänger sind super. Über Albumlänge tue ich mich mit der Band aber bisher schwer. Die Musik ist doch recht minimalistisch und kommt mir mitunter etwas abwechslungsarm vor. Das aktuelle Album ging bisher auch komplett an mir vorbei, aber jetzt, wo ich das hier lese, höre ich gerade in alle Bands mal rein! Das Wetter passt ja auch.

Etwas Off-Topic: Jetzt kriege ich gerade Lust, hier einen Thread zu Ethio Jazz zu eröffnen.
 
Gute Idee, die Musik hier vorzustellen! :)

Tinariwen kenne ich seit etwa eineinhalb Jahren und höre sie hin und wieder ganz gern, andere Bands aus dem Bereich waren mir bisher nicht bekannt. Die Verbindung von E-Gitarren mit dem Gesang und der Sprache (die in meinen Ohren immer wie "Arabisch in anders" klingt) finde ich sehr interessant, auch die Chöre, die teilweise singen bzw. deren Wechselspiel mit einem einzelnen Sänger sind super. Über Albumlänge tue ich mich mit der Band aber bisher schwer. Die Musik ist doch recht minimalistisch und kommt mir mitunter etwas abwechslungsarm vor. Das aktuelle Album ging bisher auch komplett an mir vorbei, aber jetzt, wo ich das hier lese, höre ich gerade in alle Bands mal rein! Das Wetter passt ja auch.

Etwas Off-Topic: Jetzt kriege ich gerade Lust, hier einen Thread zu Ethio Jazz zu eröffnen.

Schön, dass dir der Thread gefällt - danke! Mir gefällt deine Bezeichnung bezüglich der Sprache.......sowas habe ich manchmal auch im Kopf, obwohl ja die Sprache sowie die Schriftzeichen nichts mit der arabischen Sprache gemeinsam haben. Aber das weisst du ja selbst. Ich persönlich finde es übrigens sehr interessant, dass die Herkunft der Tifinangh-Schrift bis heute unbekannt ist. Es gibt wohl Verbindungen zur sumerischen Keilschrift, aber auch das ist nur eine These.

Was den Gesang betrifft bzw. das Wechselspiel........da muss ich immer an die alten Ruf- und Antwortlieder der afroamerikanischen Sklaven und Strafgefangenen denken. Die folgen genau dem gleichen Prinzip, aber deren Herkunft war ja auch Afrika (auch wenn die Tuareg jetzt keine Afrikaner sind). Da habe ich mich schon oft gefragt, wie groß z.B. der Einfluss der Tuareg auf den Blues war. Mit Sicherheit nicht so groß wie der Einfluss der nordamerikanischen indigenen Völker (besser bekannt als Indianer) auf den Blues, aber vielleicht haben auch die nordafrikanischen Nomaden einen Teil zum Blues beigetragen. Sorry, ich denke laut und schweife ab.

Gerade das was für dich abwechslungsarm ist finde ich total anziehend. Ich mag diesen hypnotischen Sog, vergleichbar mit dem Mississippi Hill Country Blues, welcher der indianischen, aber auch der afrikanischen Musik recht nahe steht.

Ja, dass Wetter passt perfekt. Nur schade, dass ich mit der Hitze nicht so gut klar komme wie, ein Tuareg. Aber die Musik hilft definitiv dabei.
 
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Group Bombino und Group Inerane müssen unbedingt auch erwähnt werden! Das Konzert von GI 2001 war für mich persönlich ein echtes Erlebnis und Augenöffner.
Großartige Musik, vertraut und fremd zur gleichen Zeit.

Ein sehr interessantes Label, was sich mir diesem Sound (aber nicht nur) aktuell beschäftigt, ist Sahel Sounds aus Portland: https://sahelsounds.bandcamp.com/
 
Group Bombino und Group Inerane müssen unbedingt auch erwähnt werden! Das Konzert von GI 2001 war für mich persönlich ein echtes Erlebnis und Augenöffner.
Großartige Musik, vertraut und fremd zur gleichen Zeit.

Ein sehr interessantes Label, was sich mir diesem Sound (aber nicht nur) aktuell beschäftigt, ist Sahel Sounds aus Portland: https://sahelsounds.bandcamp.com/


Group Bombino und Group Inerane mag ich auch sehr. Beide sind ja eng miteinander verbunden. Sahel Sounds ist prima. Hab von dem Label aber leider nur ein Album. Sehr schön sind auch die Veröffentlichungen von Glitterbeat Records (Ableger von Glitterhouse: https://glitterbeat.bandcamp.com/). Das neue Album von TAMIKREST ist dort vor kurzem erschienen.
 
Ich hatte ja zu Anfang schon erwähnt, dass in der Kultur der Tuareg die Frauen absolut gleichberechtigt sind. Manchmal hatten/haben sie sogar mehr Macht als der Mann, denn ihnen gehört (e) z.B. das Zelt. Auch vor oder nach der Ehe waren Tuareg-Frauen immer frei und mussten sich niemals dem Mann unterwerfen. Von diesem Rollenverständnis hätte sich die westliche Welt (und nicht nur die) schon vor hunderten von Jahren eine superfette Scheibe abschneiden können. Vielleicht ist das mit einer der Gründe, weshalb die Tuareg niemals grosse bzw. keine Akzeptanz unter den Muslimen erfahren haben, obwohl sie selbst Muslime sind. Aber auch der Ramadan wird nicht streng befolgt und ein weiter Hauptgrund für die fehlende Akzeptanz in der islamischen Welt ist die Tatsache, dass die Tuareg eine eher oberflächliches Beziehung zum Islam haben. Sie waren und sind halt ein freies Volk.

Aber ich wollte noch was zu dem Thema Tuareg-Frauen schreiben. Es dreht sich um die Band LES FILLES DE ILLIGHADAD, welche in der Sahara in Niger gegründet wurde. Sie besteht aus drei Frauen und einem Mann und haben auf dem von @Wolf City erwähnten Sahel Sounds Label zwei Alben veröffentlicht. Hier ein Song von einem Radio-Auftritt in Utrecht im Jahr 2017:

 
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@ Klaus, Du hast hier mehrmals geschrieben, die Tuareg seien keine Afrikaner. Darf ich Dich fragen, wie Du das meinst? Da sie ja auf afrikanischem Boden leben, hat mich diese Aussage etwas verwirrt bzw. scheint da etwas anderes hinterzustecken.

Übrigens gefällt mir das Lied von den Filles de Illighadad sehr gut gerade. :)
 
@ Klaus, Du hast hier mehrmals geschrieben, die Tuareg seien keine Afrikaner. Darf ich Dich fragen, wie Du das meinst? Da sie ja auf afrikanischem Boden leben, hat mich diese Aussage etwas verwirrt bzw. scheint da etwas anderes hinterzustecken.

Übrigens gefällt mir das Lied von den Filles de Illighadad sehr gut gerade. :)
Sie zählen zu den Berbern, für die gilt:

Genetisch sind die Berber am nächsten mit den Ägyptern, den Arabern, den Levantinern und mit Süd-Europäern verwandt und können von den Populationen Subsahara-Afrikas klar abgegrenzt werden.

https://de.wikipedia.org/wiki/Berber
 
@ Klaus, Du hast hier mehrmals geschrieben, die Tuareg seien keine Afrikaner. Darf ich Dich fragen, wie Du das meinst? Da sie ja auf afrikanischem Boden leben, hat mich diese Aussage etwas verwirrt bzw. scheint da etwas anderes hinterzustecken.

Übrigens gefällt mir das Lied von den Filles de Illighadad sehr gut gerade. :)


Aber natürlich. Ich habe mich da wohl ein wenig missverständlich ausgedrückt und daher kann ich deine Verwirrung gut nachvollziehen. Damit wollte ich zum Ausdruck bringen, dass die Tuareg ein eher hellhäutiges Volk sind, aber im Laufe der Jahrtausende haben sie sich mit afrikanischen Völkern vermischt, weshalb es auch dunkelhäutige und / oder schwarze Tuareg gibt. Rein geographisch betrachtet sind sie natürlich Afrikaner bzw. Nordafrikaner. Aber grundsätzlich sind Tuareg ein Berbervolk . Man müsste also die Wurzeln der Berber enthüllen, aber das ist nicht möglich, da es niemals eine Schriftsprache gab oder andere Aufzeichnungen. Sich selber bezeichnen Berber aus als Amzirin, was 'freie Menschen' bedeutet. Berber sind übrigens kein einheitliches Volk. Es gibt auch Theorien, die besagen das die Ursprünge der Berber in Atlantis liegen, da Platon darüber berichtet hat. Aber diese Thesen habe ich bisher nicht weiterverfolgt und ich tue mich auch ein wenig schwer mit dieser Theorie. Ich hoffe, dass ich dich jetzt nicht noch weiter verwirrt habe.
 
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Aber natürlich. Ich habe mich da wohl ein wenig missverständlich ausgedrückt und daher kann ich deine Verwirrung gut nachvollziehen. Damit wollte ich zum Ausdruck bringen, dass die Tuareg ein eher hellhäutiges Volk sind, aber im Laufe der Jahrtausende haben sie sich mit afrikanischen Völkern vermischt, weshalb es auch dunkelhäutige und / oder schwarze Tuareg gibt. Rein geographisch betrachtet sind sie natürlich Afrikaner bzw. Nordafrikaner. Aber grundsätzlich sind Tuareg ein Berbervolk . Man müsste also die Wurzeln der Berber enthüllen, aber das ist nicht möglich, da es niemals eine Schriftsprache gab oder andere Aufzeichnungen. Sich selber bezeichnen Berber aus als Amzirin, was 'freie Menschen' bedeutet. Berber sind übrigens kein einheitliches Volk. Es gibt auch Theorien, die besagen das die Ursprünge der Berber in Atlantis liegen, da Platon darüber berichtet hat. Aber diese Thesen habe ich bisher nicht weiterverfolgt und ich tue mich auch ein wenig schwer mit dieser Theorie. Ich hoffe, dass ich dich jetzt nicht noch weiter verwirrt habe.
Nein gar nicht, danke für die Erläuterungen. :)
 
Sehr schöner Thread zu einer sehr guten Musik, danke @Klaus!

Auf die Tuaregbands bin ich vor ca. 10-15 Jahren durch einen Dokufilm über das damals jährlich in der Wüste stattfindende "Festival au Désert" (wegen der politischen Lage in Mali meines Wissens leider seit Jahren ausgesetzt) gestossen. Von Tinariwen und Tamikrest habe und liebe ich mehrere Scheiben, und dank Glitterhouse/Glitterbeat kommt man ja auch problemlos an weitere spannende Musik aus Mali und anderen afrikanischen Musikhotspots.

Richtig klick gemacht hat es dann live: das, was @Rada nicht ganz zu Unrecht auf Tonträger als abwechslungsarm empfindet, haut mich live durch unglaublich hypnotischen, tiefen Groove um. Tamikrest habe ich z.B. mehrmals live gesehen, die sind immer großartig; auf Tonträger wahrscheinlich auch meine liebste Band aus dem Genre (allein schon dieser geile, stoisch-minimalistische Bass auf dem Bandhit "Aicha"...)

Das wahrscheinlich beste und mitreissendste Livekonzert einer "Desert Blues"-Band habe ich vor ein paar Jahren aber dank SONGHOY BLUES erleben dürfen. Einen Tick gitarrenlastiger und "rockiger" als die meisten vorgenannten Bands, auch optisch weniger "traditionell" unterwegs, hier eine Hörprobe:

Vor ein paar Jahren fand das "Festival au Désert" (nicht zu verwechseln mit dem Desertfest) ausnahmsweise und in stark abgespeckter Version im Berliner Exil statt, trotz des ungewohnten Ortes (großer Saal der Volksbühne) und der Teilnahme einer völlig deplazierten deutschen Postrock/Indieband (Kante) war es musikalisch ziemlich gut.

Hier noch ein unbedingter Filmtipp für alle Interessierten, auch wenn Desert Blues/Tuareg Rock nur eine von mehreren hierin vorkommenden Musikrichtungen ist: "Mali Blues", eine Musikdoku über Musik und Widerstand im Zeichen der Bedrohung durch Islamisten, anhand von vier malischer Musiker verschiedener Genres. In der Hauptrolle die anbetungswürdige Fatoumata Diawara, aber die wäre schon einen eigenen Thread wert und ist im DF-Forum wohl eher deplaziert.
 
Sehr schöner Thread zu einer sehr guten Musik, danke @Klaus!

Auf die Tuaregbands bin ich vor ca. 10-15 Jahren durch einen Dokufilm über das damals jährlich in der Wüste stattfindende "Festival au Désert" (wegen der politischen Lage in Mali meines Wissens leider seit Jahren ausgesetzt) gestossen. Von Tinariwen und Tamikrest habe und liebe ich mehrere Scheiben, und dank Glitterhouse/Glitterbeat kommt man ja auch problemlos an weitere spannende Musik aus Mali und anderen afrikanischen Musikhotspots.

Richtig klick gemacht hat es dann live: das, was @Rada nicht ganz zu Unrecht auf Tonträger als abwechslungsarm empfindet, haut mich live durch unglaublich hypnotischen, tiefen Groove um. Tamikrest habe ich z.B. mehrmals live gesehen, die sind immer großartig; auf Tonträger wahrscheinlich auch meine liebste Band aus dem Genre (allein schon dieser geile, stoisch-minimalistische Bass auf dem Bandhit "Aicha"...)

Das wahrscheinlich beste und mitreissendste Livekonzert einer "Desert Blues"-Band habe ich vor ein paar Jahren aber dank SONGHOY BLUES erleben dürfen. Einen Tick gitarrenlastiger und "rockiger" als die meisten vorgenannten Bands, auch optisch weniger "traditionell" unterwegs, hier eine Hörprobe:

Vor ein paar Jahren fand das "Festival au Désert" (nicht zu verwechseln mit dem Desertfest) ausnahmsweise und in stark abgespeckter Version im Berliner Exil statt, trotz des ungewohnten Ortes (großer Saal der Volksbühne) und der Teilnahme einer völlig deplazierten deutschen Postrock/Indieband (Kante) war es musikalisch ziemlich gut.

Hier noch ein unbedingter Filmtipp für alle Interessierten, auch wenn Desert Blues/Tuareg Rock nur eine von mehreren hierin vorkommenden Musikrichtungen ist: "Mali Blues", eine Musikdoku über Musik und Widerstand im Zeichen der Bedrohung durch Islamisten, anhand von vier malischer Musiker verschiedener Genres. In der Hauptrolle die anbetungswürdige Fatoumata Diawara, aber die wäre schon einen eigenen Thread wert und ist im DF-Forum wohl eher deplaziert.


Vielen Dank! Es freut mich sehr, dass er die gefällt!

Bisher hab ich TINARIWEN, IMARHAN und TAMIKREST live gesehen und es ging mir genau wie dir........der hypnotische, kraftvolle und sanfte Groove hat mich wirklich umgehauen und gedanklich weit weg teleportiert. Unvergesslich! Ich fand es sogar oft schade, dass nicht jeder Song 30 Minuten lang war.

SONGHOY BLUES mag ich auch sehr. Es sind zwar keine Tuareg, aber das macht natürlich nichts. Als alter IGGY POP-Fan hatte ich mich sehr darüber gefreut, dass er beim letzten Album 'Resistance' mitgemacht hat. Und ein weiterer Grund zur Freude war ihre Coverversion von 'Meet Me In The City' auf der gleichnamigen 12" EP, welches im Original von JUNIOR KIMBROUGH ist. So schliesst sich der Kreis.

Deinen Filmtipp muss ich unterstützen, denn 'Mali Blues' ist einfach toll. Und wie es der Zufall so will, hängt bei mir an der Wand das grosse Filmplakat. Fatoumata Diawara mag ich auch sehr und ich muss mir immer noch das letzte Album zulegen. Vielleicht könnte man hier ja mal einen Thread über den Blues aus Mali aufmachen - da würde sie gut reinpassen.
 
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Das Imarhan-Debüt läuft hier gerade, vorerst nur Digital. LP ist schon auf dem Weg. Schön entspannter Gesang, der durch die karge Musikuntermalung, wie weiter oben schon gesagt, eine außergewöhliche Sogwirkung auf mich ausübt . @Klaus kannst du vlt. etwaige Literatur über die Geschichte der Tuareg und/oder der Musikszene empfehlen?

Das ist auch ein tolles Album! Find ich auch sehr schön!

Na klar - gerne. Zum einen empfehle ich dir 'Kel Tamashek - Die Tuareg' von Edgar Sommer (erschienen im Cargo Verlag, gebunden, deutsch, 310 Seiten). Es ist großformatig, enthält äußerst informative Texte und wird abgerundet von imposanten Fotos. Absolut empfehlenswet!

Ein weiteres Buch, welches ich sehr mag heisst 'Tuareg: Kel Tamasheq, the People Who Speak Tamasheq and a History of the Sahara' von Henrietta Butler (erschienen bei der Unicorn Publishing Group, Taschenbuch, englisch, 208 Seiten). Hier wird die gesamte Geschichte der Tuareg erzählt und beleuchtet, d.h. die Kultur, die Kämpfe und Konflikte und vieles mehr. Auch hier findest du tolle Fotos.

Als letztes Buch wäre da noch 'Die Tuareg - Volk aus der Wüste' von Henri Bancaud (erschienen bei GEO Center, gebunden, deutsch, 130 Seiten). Ein schöner Fotoband mit vielen ganzseitigen Abbildungen.

Das habe ich an Büchern über die Thematik und deshalb kann ich sie dir blind empfehlen. Bücher über die Musik bzw. Musikszene der Tuareg gibt es nicht, aber ich bin mir nicht 100% sicher. Generell gibt es garnicht soviele Bücher über dieses Nomadenvolk, was eigentlich erstaunlich ist. Man findet zwar einige Romane, aber von denen, die ich gelesen habe, halte ich nicht viel. Oft sind sie sehr kitschig, verklärend und erinnern mich eher an Karl-May-Romane. Damit will ich Karl Mays Werk nicht schmälern, aber mich begeistert sowas heute nicht mehr.

Ich hoffe, ich konnte dir ein bisschen weiterhelfen.
 
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