Vergessener Hard- und Bluesrock

Klaus

Till Deaf Do Us Part
Auf Wunsch von @Bexham habe ich dann mal ein Liste erstellt mit diversen verschollenen Alben aus der Blüte- und Pionierzeit des Hard- und Bluesrock. Ich hoffe, dass du was findest. Wenn nicht, dann ist das natürlich auch ok. Ich hab die Alben kurz beschrieben, damit es nicht ganz so trocken und öde ist. Allerdings war ich zu faul, entsprechende Links bei YouTube rauszusuchen. Ich bitte um Nachsicht.

Das ist natürlich kein "Privatthread" oder so. Is natürlich klar, aber ich wollte es trotzdem erwähnen. Und dem Titel sollte man auch nicht blind folgen. Wenn jemand zum Beispiel ne obskure Funk-Rock-Band von 1972 kennt, dann immer her damit.



BULLET - The Entrance To Hell (1971)

Auch bekannt unter dem Namen John Du Cann's Daemon. Die Band nannte sich dann BULLET und kurz danach HARD STUFF. Im BULLET Line-Up gibt es zwei bekannte Namen und zwar John Du Cann und Paul Hammond, die auch bei ATOMIC ROOSTER waren. BULLET waren ein hartes Power-Trio und 'The Entrance To Hell' bietet schnörkellosen Heavy Rock mit viel Drive. Wenn dir BULLET gefallen, dann solltest du dir auch mal das erste Album von HARD STUFF 'Bulletproof' aus dem Jahr 1972 anhören.



INCREDIBLE HOG - Volume 1
(1973)

Knallharter Bluesrock dieser Band aus London, die nur ein Album und eine Single rausgebracht haben.
Alleine schon der Albumopener 'Lame' besticht durch seine Hooligan-Attitude. Tief in ihrem Herzen waren INCREDIBLE HOG Punks. Und wenn nicht das, dann vielleicht Biker. 'Volume 1' hat auch seine ruhigen Momente, aber die sind auch super. Trotz allem ist 'Volume 1' ein hartes Bluesrock-Album. INCREDIBLE HOG haben vor ein paar Jahren auch mal auf dem Roadburn gespielt.



STACK WADDY - Bugger Off!
(1972)

Wenn INCREDIBLE HOG harten Bluesrock gespielt haben, dann waren STACK WADDY die Hardcore Punks des Blues. Oder die Thrasher. Da wundert es dann auch nicht, dass 'Bugger Off!' nichts anderes bedeutet als 'Verpiss Dich! 'Bugger Off!' war das zweite Album dieser englischen Band und wenn man es sich anhört, dann wundert es nicht, dass STACK WADDY-Konzerte oft in Schlägereien endeten, gerne provoziert von Sänger John Knail. John Peel liebte STACK WADDY. Ich auch. 'Bugger Off!' ist für seine Zeit äußerst brutal. Auch die Coverversionen überzeugen auf ganzer Linie. STACK WADDY machen aus 'I'm Your Hoochie-Coochie Man' nen punkigen Doom-Song und ihre Coverversion von 'You're Really Got Me' ist ne Klasse für sich. Und mit ZAPPA's 'Wille The Pimp' fang ich erst garnicht an, denn ansonsten find ich vor lauter Euphorie kein Ende.



FLIED EGG - Good Bye
(1972)

Roher, schwerer Heavy Rock aus Japan, erschienen auf Vertigo Records. Das erste Album ist auch nicht verkehrt, aber ich habe 'Good Bye' immer bevorzugt, weil es ne Ecke aggressiver ist. Es gibt auch ein paar verspielte Momente, aber unterm Strich ist 'Good Bye' ein gradliniges, hartes, unpoliertes Album. Erstaunlicherweise existierten FLIED EGG nur knapp 2 1/2 Jahre.



GRANICUS - s/t
(1973)

Cleveland hat viele tolle Bands hervorgebracht und GRANICUS war eine davon. Dieses ist ihr erstes Album, erschienen bei RCA im Jahr 1973. Kurz danach lösten sich GRANICUS dann auf, aber mit ihrem Debut haben sie ein fantastisches, rauhes Hardrock-Album hinterlassen. Der intensive, emotionale Gesang von Woody Leffel passt super zu den harten Riffs der drei (!) Gitarristen. Die Songs weisen schöne Arrangements auf, es gibt auch ruhigere Passagen und melancholische Undertöne, aber all das macht GRANICUS für mich zu einer Ausnahmeband ihrer Zeit. Großartig!



CREEPY JOHN THOMAS - Brother Bad Bone
(1969)

John Thomas stammt aus Australien und war u.a. Mitglied der legendären EDGAR BROUGHTON BAND. 1969 gründete er dann seine eigene Band CREEPY JOHN THOMAS. 'Brother Bad Bone' erschien 1969 und ist das erste Album, vollgepackt mit knalligem, erdigen Bluesrock, der aber auch mal etwas melancholischer sein darf. Es überwiegt aber eine klare Biker-Attitude (man schaue sich nur mal das Cover der zweiten LP an). Einer meiner Favoriten ist der harte Boogie-Ripper 'Brother Bad Bone'. Da möchte ich sofort den ganzen bürgerlichen Scheiß hinter mich lassen, dem Drop-Out in mir den Weg frei machen und sofort in den nächsten Wald ziehen. Oder so ähnlich.



MASTER'S APPRENTICES - s/t
(1971)

Eins meiner Lieblingsalben aus Australien. Gegründet wurde die Band 1965 und die ersten Alben waren klassischer Beat, bevor MASTER'S APPRENTICES mit 'A Toast To Panama Red' wesentlich härtere Töne anschlugen. Dieses ist ihr viertes Album, welches in Australien unter dem Titel 'Choice Cuts' erschien. Trotz einiger dezenten progressiven Elemente ist dieses wunderbare Album ein reinrassiges Heavy Rock-Monolith. Es gibt verschiedene Stimmungen zu entdecken, aber das harte Riff dominiert. Die unterschwellige, bittersüsse Stimmung verstärkt die mystische Atmosphäre dieses Klassikers. Und dann noch so ein Song wie 'Death Of A King', der den Mord an Martin Luther King thematisiert. Eigentlich kann ich dieses Album nur mit zwei Worten beschreiben: Grosse Liebe!



DAMNATION OF ADAM BLESSING - The Second Damnation
(1970)

So wie GRANICUS stammen DAMNATION OF ADAM BLESSING auch aus Cleveland. Ca. 1972 hat sich die Band in GLORY umbenannt. Dieses ist ihr zweites Album, welches durch seine Atmosphäre und subtile Melancholie den geneigten Hörer sofort in seinen Bann zieht. DAMNATION OF ADAM BLESSING sind weder besonders 'heavy' oder aggressiv, aber ich finde ihre Songs einfach so ergreifend schön, dass ich die Band hier erwähnen muss. Und harte Riffs hatten sie natürlich auch im Repertoire, welche aber eingebettet waren in einer ganz speziellen, schwer zu beschreibenden sonischen Aura. Man höre sich nur mal 'Driver' an. Und dann noch dieser Sänger.



BIRTHA - s/t
(1972)

BIRTHA waren eine US-Band, die in meinen Augen den Weg geebnet haben für alle weiblichen Hardrockbands, angefangen von THE RUNAWAYS bis zu PHANTOM BLUE. Nun gut, es gab auch FANNY, aber BIRTHA waren härter. Dieses ist ihr Debutalbum aus dem Jahr 1972. An den Instrumenten waren die vier Frauen von BIRTHA ihren männlichen Kollegen absolut ebenbürtig und manchmal noch ne Ecke besser. Da alle vier Musikerinnen extrem talentierte Sängerinnen waren, teilte man sich den Gesang von Song zu Song. BIRTHA verweben Hardrock, Blues und Funk zu einem kraftvollen Stil der in tollen Songs mündet. Es ist wirklich schade, dass BIRTHA heute nicht den gleichen Bekanntheitsgrad haben wie THE RUNAWAYS, denn das hätten sie mehr als verdient. 1973 erschien dann ihr letztes Album 'Can't Stop The Madness', welches etwas sanfter ist als ihr Debut, aber immer noch überzeugt.



JUKIN' BONE - Whiskey Woman
(1972)

JUKIN' BONE kamen aus New York und veröffentlichten zwischen 1972 und 1973 zwei Alben und zwei Singles. 'Whiskey Woman' war ihr erstes Album. Sie waren damals u.a. mit ZZ TOP auf Tour. Ihr Debut bietet rohen, ungeschliffen Heavy Rock mit erdigen, bluesigen Undertönen. Sänger Joe Whiting macht hier nen super Job mit seinem rauhen, seelenvollen Gesang, aber im Gesamten sind JUKIN' BONE eine hart rockende, staubige Einheit. Auch hier fragt man sich, wieso diese Band in absolute Vergessenheit geraten ist. Nun, so ist halt der Lauf der Dinge, sag ich mir dann immer selbst.
 
Zuletzt bearbeitet:
Was hieltest du denn beispielsweise von Screaming Lord Sutch? Oder ist deine Liste alphabetisch angelegt und ich war nur ein wenig voreilig?
 
Ich hau' zu SCREAMING LORD SUCH AND HEAVY FRIENDS auch noch mal 'nen Link raus:

"Cause I Love You"


Die heavy friends sind unter anderem Jimmy Page, Jeff Beck und Jon Bonham, was für die einigermassen fürchterlichen vocals entschädigt, denn "it's all about the guitars" in diesem Track.
 
Was hieltest du denn beispielsweise von Screaming Lord Sutch? Oder ist deine Liste alphabetisch angelegt und ich war nur ein wenig voreilig?

Nee, die Liste ist nicht alphabetisch angelegt. Ich hab einfach mal so geguckt, was mir in die Hände fiel oder was ich gerade im Kopf hatte. Den Song von Screaming Lord Sutch mag ich sehr. Auch das Coverartwork ist super.
 
Nee, die Liste ist nicht alphabetisch angelegt. Ich hab einfach mal so geguckt, was mir in die Hände fiel oder was ich gerade im Kopf hatte. Den Song von Screaming Lord Sutch mag ich sehr. Auch das Coverartwork ist super.


Der Typ war halt auch richtig schön britisch-exzentrisch; in seinem ganzen Habitus.... nur mit dem Singen war das so 'ne Sache :D
 
Rog & Pip (1971/2014)
Dank Fenriz und Re-Release nicht mehr geheim, aber vollkommen geil:

Auch da hat Rise Above Relics sehr gute Arbeit geleistet. Deren Wiederveröffentlichungen zeichnen sich durch extrem viele Infos über die Bands aus. Wenn möglich, werden die Mutterbänder aufgespürt und die ehemaligen Bandmitglieder werden immer kontaktiert und sehen natürlich auch Geld von den Verkäufen. INCREDIBLE HOG Gitarrist / Sänger Ken Gordon hat mir das mal in nem Interview erzählt.
 
DAMNATION OF ADAM BLESSING - The Second Damnation (1970)

So wie GRANICUS stammen DAMNATION OF ADAM BLESSING auch aus Cleveland. Ca. 1972 hat sich die Band in GLORY umbenannt. Dieses ist ihr zweites Album, welches durch seine Atmosphäre und subtile Melancholie den geneigten Hörer sofort in seinen Bann zieht. DAMNATION OF ADAM BLESSING sind weder besonders 'heavy' oder aggressiv, aber ich finde ihre Songs einfach so ergreifend schön, dass ich die Band hier erwähnen muss. Und harte Riffs hatten sie natürlich auch im Repertoire, welche aber eingebettet waren in einer ganz speziellen, schwer zu beschreibenden sonischen Aura. Man höre sich nur mal 'Driver' an. Und dann noch dieser Sänger.

Fantastische Platte! Den Rest deiner Tipps kenne ich nicht, wird aber alles abgearbeitet von mir.... Es gab so viel tolles zu der Zeit....
Ich würde spontan noch diese Bands hinterherschieben, wobei das ganze ja ein beinahe endloses Thema ist:

Captain Beyond - Captain Beyond (1972) und Sufficiently Breathless (1973)
Da dieser Thread aus einer Idee im Deep Purple Thread hervorging, bleiben wir doch bei einem Deep Purple Musiker. Rod Evans, Gründumgsmitglied bei DP, der die ersten drei Alben eingesungen hat gründete nach seinem Rauschmiss Captain Beyond, deren ersten beiden Alben eigentlich in keiner Sammlung fehlen dürfen, vereinen sie doch Elemente geradlinienigen Hardrocks mit progressiven, psychodelischen und jazzigen Elementen ohne allzu verspielt oder ausufernd zu sein.

Sir Lord Baltimore - Kingdome Come (1970) und Sire Lord Baltimore (1971)
Sir Lord Baltimore wurden 1968 in New York gegründet und brachten es auf zwei ganze Alben, die für die damalige Zeit sehr, sehr heavy waren....

Dust - Hard Attack (1972)
Dust wurden Ende der 60er Jahre gegründet und Album "Hard Attack" müsste eigentlich bei jeder Diskussion über die Urväter des Heavy Metal genannt werden. Referenzwerk!

Fuzzy Duck - Fuzzy Duck (1971)
Fuzzy Duck war eine Londoner Band die es leider nur auf ein Album gebracht hat. Gitarrengetriebener Heavy Rock, der genau das richtige für einen warmen Sommerabend ist.

Black Widow - Sacrifice (1970) und III (1972)
Black Widow wurden 1969 als Pesky Gee! gegründet und veröffentlichten 1970 ihr Debut-Album Sacrifice als Black Widow. Ingesamt Veröffentlichte die Band drei wirklich hörenswerte Alben, bevor sie sich 1973 wieder auflöste.
 
Ich möchte hierzu noch folgenden Lektüre-Tipp geben. Das vor kurzem erst erschienene Sonderheft des Classic Rock, das sich ausführlich mit der Frühzeit der Rock Musik beschäftigt und gerade in der Anfangszeit der späten 60er und frühen 70er ordentlich über den Tellerrand "Deep Purple, Led Zeppelin & Black Sabbath" hinausschaut:

Classic-Rock-The-Story-of-Metal.jpg
 
Fantastische Platte! Den Rest deiner Tipps kenne ich nicht, wird aber alles abgearbeitet von mir.... Es gab so viel tolles zu der Zeit....
Ich würde spontan noch diese Bands hinterherschieben, wobei das ganze ja ein beinahe endloses Thema ist:

Captain Beyond - Captain Beyond (1972) und Sufficiently Breathless (1973)
Da dieser Thread aus einer Idee im Deep Purple Thread hervorging, bleiben wir doch bei einem Deep Purple Musiker. Rod Evans, Gründumgsmitglied bei DP, der die ersten drei Alben eingesungen hat gründete nach seinem Rauschmiss Captain Beyond, deren ersten beiden Alben eigentlich in keiner Sammlung fehlen dürfen, vereinen sie doch Elemente geradlinienigen Hardrocks mit progressiven, psychodelischen und jazzigen Elementen ohne allzu verspielt oder ausufernd zu sein.

Sir Lord Baltimore - Kingdome Come (1970) und Sire Lord Baltimore (1971)
Sir Lord Baltimore wurden 1968 in New York gegründet und brachten es auf zwei ganze Alben, die für die damalige Zeit sehr, sehr heavy waren....

Dust - Hard Attack (1972)
Dust wurden Ende der 60er Jahre gegründet und Album "Hard Attack" müsste eigentlich bei jeder Diskussion über die Urväter des Heavy Metal genannt werden. Referenzwerk!

Fuzzy Duck - Fuzzy Duck (1971)
Fuzzy Duck war eine Londoner Band die es leider nur auf ein Album gebracht hat. Gitarrengetriebener Heavy Rock, der genau das richtige für einen warmen Sommerabend ist.

Black Widow - Sacrifice (1970) und III (1972)
Black Widow wurden 1969 als Pesky Gee! gegründet und veröffentlichten 1970 ihr Debut-Album Sacrifice als Black Widow. Ingesamt Veröffentlichte die Band drei wirklich hörenswerte Alben, bevor sie sich 1973 wieder auflöste.


Ich hatte die von dir genannten Bands und Alben nicht erwähnt, weil @Bexham schon einiges kannte und daraus zuerst kein eigener Thread werden sollte. Aber Erstens kommt es anders und Zweitens als man denkt. Deinen Ausführungen kann ich nur zustimmen. Das erste Album von CAPTAIN BEYOND ist einfach nur magisch. Beängstigend perfekt. Normalerweise müsste die Band so bekannt sein wie z.B. Black Sabbath. Der Nachfolger ist auch sehr schön, nur 'Dawn Explosion' schwächelt ziemlich. Aber danach hat sich die Band auch aufgelöst. SIR LORD BALTIMORE find ich auch grandios. Und Sänger und Schlagzeuger John Garner ist nen netter Kerl. Das macht die Musik natürlich nicht besser oder schlechter, aber es ist doch immer schön, wenn man einen seiner Held mal kennenlernt und dieser dann noch absolut sympathisch ist.

Auch das erste Album von DUST ist klasse. Für mich als alter KISS-Fan war es auch ne schöne Überraschung, dass die ersten beiden KISS-Alben von Richard Wise und Kenny Kerner produziert wurden. So schliesst sich der Kreis. FUZZY DUCK und BLACK WIDOW mag ich auch. Besonders 'Sacrifice'.
 
Da die Platte gerade läuft:


Irish Coffee - Irish Coffee (1971)

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Die 1970 in Ostflandern gegründeten und bereits 1957 wieder auseinandergebrochenen Irish Coffee spielen auf ihrem einzigen 1971, erschienenen Album sehr britischen, leicht progressiven im blues verwurztelten Hard Rock welcher stark von einer Hammond-Orgel untermahlt wird. Eine schwermütige, träumerische, gefühlvolle, fantastische Platte, die mir einmal unser guter @Pavlos empfohlen hat.
 
@Klaus

habe gestern Abend mal einige Sachen von deinen Tipps angecheckt.
Für den Urlaub sind erstmal Bullet und Damnation of Adam Blessing auf dem Handy gelandet.
Bullet haben mir auf Anhieb Bombe gefallen und der Adam klingt interessant.

Hoffe der Thread rutscht nicht zu schnell nach unten und hier passiert was. :top:
 
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