OPETH - Listenwahn und "Sorceress"

Mit dem Toppen perfekter Alben ist es ja ohnehin so eine Sache. Aber ICV bewegt sich qualitativ zumindest annähernd auf Augenhöhe mit den ganz großen Meisterwerken der Band, auch wenn hier natürlich eine ganz andere Art von Musik vorliegt.
Kann sein. ICV ist auf jeden Fall das Rundeste der neuen Ära und setzt den Stil am konsequentesten um. Wäre ICV das erste Album des neuen Stils gewesen, hätte ich den Bruch besser nachvollzogen.
 
Neues (Death Metal) Nebenprojekt von Martín Méndez, genannt White Stones. Am 20. März erscheint das Debütalbum "Kuarahy", die erste Single gibt es auf YouTube:
Hat mit Oldschool-Nebenprojekten à la Bloodbath wenig zu tun und geht eher in die Richtung früherer Opeth.
 
Ich hab letzt bei einer längeren Zugfahrt unter anderem auch zum ersten Mal seit langem wieder "Pale Communion" gehört - auch, um noch einmal zu prüfen, ob es für mich immer noch das schwächste Album seit der völligen Abkehr vom Death Metal ist.
Kurz: das Hören hat mich in meiner Meinung bestätigt!
Dabei fängt das Album mit dem schönen, interessant aufgebauten "Eternal Rains Will Come" und dem knackigen, leicht metallischen "Cusp Of Eternity" durchaus noch gut an.
Aber dann kommt "Moon Above, Sun Below" und ich wusste gleich wieder, was ich an diesem Album nicht so mag. Grundsätzlich stehe ich zwar auf lange Songs mit vielen verschiedenen Parts, aber hier wirkt alles so lieblos aneinandergeklatscht, dass das Stück in meiner Wahrnehmung einfach nur ziellos dahinmäandert. Die Gesangsmelodien sehe ich auch als Manko, da sie mich weder emotional packen, noch sonderlich interessant sind. Schlechtester Longtrack der Bandgeschichte (trotz einiger guter Parts)!
Das atmosphärisch-ruhige "Elysian Woes" gefällt mir da wieder besser, aber es fehlen die Überraschungen, die "Heritage" ausgemacht und so spannend werden lassen haben. Dennoch Wohlfühlmusik.
"Goblin" war wohl als Tribut an die gleichnamige italienische Band gedacht, mit deren Schaffen ich nicht übermäßig vertraut bin. Für ein Instrumental finde ich das Stück auch zu repititiv, es fehlt ein Spannungsaufbau und ein Höhepunkt, es groovt halt ganz cool vor sich hin, was mir aber zu wenig ist. Nett, aber ganz sicher nicht großartig. "River" ist da deutlich spannender - fängt sehr schön/ruhig an, nach ca. zweieinhalb Minuten klassiches Rock-Gitarrensolo, dann ein atmosphärischer, auch wieder ruhiger Zwischenteil, dann wird losgeproggt, tolles, kreatives aber songdienliches Bass- und Schlagzeugspiel (die Orgel eher nur rhythmisch begleitend), zu dem die Gitarren solieren. Es folgt ein teilweise härteres Unisonospiel von Gitarre und Orgel, dann völlig typisch nach Opeth (seit spätestens "Blackwater Park") klingende Gitarrenmelodien/Riffs, die unerwartet von einem sehr doomigen Break abgelöst werden, bis es zum Schluss noch mal kurz etwas "proggiger" wird. Im Opeth-Universum kein Meisterwerk, aber ein sehr gutes Stück Musik.
Auch "Voice Of Treason" und das letzte Stück sind noch einmal sehr gut, ersteres eigentlich für so ein langes Stück verhältnismäßig simpel, aber gegen Ende wird immer mehr verdichtet und gesteigert, bis die Double-Bass ordentlich donnert und dann alles in einen schönen Streicher-/Gesangspart gipfelt um danach ruhig auszuklingen, bzw. nahtlos in das von Streichern dominierte "Faith In Others" überzugehen. Wunderschönes Stück (mit richtig tollem, ergreifendem Gesang - so gut und nuanciert hat Mikael meiner Meinung nach vorher nie geklungen).
Das Album fängt in meiner Wahrnehmung also stark an und endet stark, mit einigen Durchhängern in der Mitte. Auch die besten Songs wirken aber im direkten Vergleich zum Vorgängeralbum manchmal schon etwas zu sehr auf "Nummer sicher" komponiert, so als hätte man versucht, den auf "Heritage" gefundenen Stil deutlich massentauglicher und weniger experimentell zu gestalten und alle Stücke möglichst "schön" klingen zu lassen, es fehlt mir ein wenig an Ecken und Kanten.
Dennoch für mich immer noch ein gutes Album, aber klar im hinteren Bereich der Diskografie angesiedelt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Neues (Death Metal) Nebenprojekt von Martín Méndez, genannt White Stones. Am 20. März erscheint das Debütalbum "Kuarahy", die erste Single gibt es auf YouTube:
Hat mit Oldschool-Nebenprojekten à la Bloodbath wenig zu tun und geht eher in die Richtung früherer Opeth.

Das grenzt schon am Plagiat. Nicht übel aber, wenn auch recht charmarm.
 
Ich mag zwar Heritage und die 2 Alben danach noch immer nicht, aber In Cauda Venenum hat mich echt überrascht und sich zu einem Jahreshighlight entwickelt.
Bei mir ist es umgekehrt. So richtig begeistert bin ich von "ICV" immer noch nicht, die drei direkten Vorgänger hab ich durch die Bank gefeiert und tu es noch heute. Und "Heritage" ist wie gesagt mein klarer Fave. Das Ding erblüht zunehmend in eine 10/10er-Richtung...
 
Bei mir ist es umgekehrt. So richtig begeistert bin ich von "ICV" immer noch nicht, die drei direkten Vorgänger hab ich durch die Bank gefeiert und tu es noch heute. Und "Heritage" ist wie gesagt mein klarer Fave. Das Ding erblüht zunehmend in eine 10/10er-Richtung...
Für mich die schwächste der Jungs ;D
Viel zu fragmentiert und ziellos für meinen Geschmack.

Kleiner aktueller LW :

Orchid 8/10
Morningrise 9/10
My Arms Your Hearse 9/10
Still Life 9/10
Blackwater Park 10/10
Deliverance 7/10
Damnation 9/10
Ghost Reveries 10/10
Watershed 8/10
Heritage 6/10
Pale Communion 9/10
Sorceress 8/10
In Cauda Venenum 8,5/10

 
Morgen,

stelle gerade wieder fest, dass die Morningrise ein unfassbar starkes Album ist.

Mann, was für ein progressiver Death Metal Klassiker! Diese Melodien, diese Mystik, dieses Songwriting!Die Nähe zu Edge of Sanity ergibt sich nicht nur durch Swanös Produktion.

Wäre die Band nur so geblieben...
Ab Blackwater Park war das nicht mehr mein Fall...

Die Jungs haben sämtliche Bandstärken über Bord geworfen, weil sie eine andere, eine Prog Band sein wollten. Kann man machen, nur gibt es halt viel bessere Prog Bands als Opeth.

Meiner Meinung nach waren sie dann am stärksten, wenn sie Death Metal (und ich meine echten Death, keinen Mainstream ProgMetal mit Growls) und dieses mystische Folk Proggy Zeug nebeneinander gestellt haben.

Auf späteren Releases schlug mir der Zeiger dann zu sehr in die krautige Progrichtung aus. Irgendwas fehlt.

Morningrise ist noch richtig rund.
 
Zuletzt bearbeitet:
und ich meine echten Death, keinen Mainstream ProgMetal mit Growls
Erstmal haben Opeth nie "echten" Death Metal gespielt. Bereits auf dem ersten Album waren sehr viele Riffs schon typische Prog Riffs. Zudem haben sie bis einschließlich Watershed auch nie Mainstream Prog gespielt sondern hatten einen völlig eigenen Stil, der Sie von sämtlichen anderen Bands abhob.

Übrigens würd eich auch nicht behaupten dass Morningrise "rund" wäre. Man merkt den Songs stark an dass Mikaels Songwritingfähigkeiten noch nicht ganz ausgereift waren und die Songs mehr geklebtes Stückwerk sind als fließende Kompositionen. Das Album ist natürlich trotzdem super, dennoch fällt es schon zemlich stark auf.
 
Erstmal haben Opeth nie "echten" Death Metal gespielt. Bereits auf dem ersten Album waren sehr viele Riffs schon typische Prog Riffs. Zudem haben sie bis einschließlich Watershed auch nie Mainstream Prog gespielt sondern hatten einen völlig eigenen Stil, der Sie von sämtlichen anderen Bands abhob.
Genau so ist es!

"Morningrise" ist tatsächlich ein richtig starkes Album, auch was das Songwriting angeht, wie ich finde, aber was mir die Scheibe a bisserl madig macht, ist der teils gruselige Sound. Wäre dieser ein paar Prozent besser, stünde das Werk in einer Reihe mit den späteren Gottwerken von "Still Life" bis "Watershed".
 
Erstmal haben Opeth nie "echten" Death Metal gespielt. Bereits auf dem ersten Album waren sehr viele Riffs schon typische Prog Riffs. Zudem haben sie bis einschließlich Watershed auch nie Mainstream Prog gespielt sondern hatten einen völlig eigenen Stil, der Sie von sämtlichen anderen Bands abhob.

Übrigens würd eich auch nicht behaupten dass Morningrise "rund" wäre. Man merkt den Songs stark an dass Mikaels Songwritingfähigkeiten noch nicht ganz ausgereift waren und die Songs mehr geklebtes Stückwerk sind als fließende Kompositionen. Das Album ist natürlich trotzdem super, dennoch fällt es schon zemlich stark auf.

Ja, das war im Eifer des Gefechts ein wenig zu hart formuliert. Eigentlich schließt sich Prog und Mainstream normalerweise eh aus.

Opeth haben sich halt immer wieder neu erfunden. Und ich kann verstehen, wenn manche diesen rauhen Sound von Morningrise nicht (mehr) mögen. Bei mir in der Sammlung stehen auch noch Blackwater Park, Deliverance und Ghost Reveries. Aber irgendwie geben die mir nicht so viel. Ich wollte wahrscheinlich eher ausdrücken, dass mir die zu sauber klingen. Nicht mainstream.

Genau so ist es!

"Morningrise" ist tatsächlich ein richtig starkes Album, auch was das Songwriting angeht, wie ich finde, aber was mir die Scheibe a bisserl madig macht, ist der teils gruselige Sound. Wäre dieser ein paar Prozent besser, stünde das Werk in einer Reihe mit den späteren Gottwerken von "Still Life" bis "Watershed".

Da sieht man wieder, wie unterschiedlich die Geschmäcker sind. Gerade Swanös Produktion ist es, was mir die Scheibe so schmackhaft macht.
 
Erstmal haben Opeth nie "echten" Death Metal gespielt. Bereits auf dem ersten Album waren sehr viele Riffs schon typische Prog Riffs. Zudem haben sie bis einschließlich Watershed auch nie Mainstream Prog gespielt sondern hatten einen völlig eigenen Stil, der Sie von sämtlichen anderen Bands abhob.

Übrigens würd eich auch nicht behaupten dass Morningrise "rund" wäre. Man merkt den Songs stark an dass Mikaels Songwritingfähigkeiten noch nicht ganz ausgereift waren und die Songs mehr geklebtes Stückwerk sind als fließende Kompositionen. Das Album ist natürlich trotzdem super, dennoch fällt es schon zemlich stark auf.

Was ist "Mainstream Prog"? Nur so interessehalber...

Es mag Prog-Bands geben, die eine breite Akzeptanz erfahren, sagen wir Rush, Pink Floyd oder Dream Theater. Aber ansonsten schließen sich diese Begriffe eher aus.

Fügen wir noch Yes und 70er Genesis, vielleicht Porcupine Tree und Tool hinzu, dann hätten wir eine Handvoll bekannterer Acts, die aber allesamt keinen Sound für die Massen produzieren, sondern trotz ihrer eigenständigen Musik in der Breite wahrgenommen und geschätzt werden.

Opeth fallen sicher auch in diese Kategorie wobei ich Dir insofern Recht gebe als das Grenzüberschreitungen hier - ähnlich wie bei den Kollegen von Pain of Salvation - hier noch sichtlich umfangreicher stattfinden als bei den zuvor genannten Acts.
 
Wenn die Band so geblieben wäre, hätte ich "Heritage", "Sorceress" oder auch "In Cauda Venenum" verpasst. Uff, das mag man sich gar nicht ausdenken.
 
Zurück
Oben Unten