RageXX
Till Deaf Do Us Part
Mal wieder was aus dem progrockig-metallischen Paralleluniversum:
OK, manch einer würde diese CD schon allein wegen des schönen Schriftzugs kaufen ;-). Lassen wir mal außen vor. Bei Dante handelt es sich um eine deutsch Progressive-Rockband aus Augsburg, zwischenzeitlich schon einige Jährchen aktiv und mit 4 Studioalben (und einer Live-DVD) auf dem Konto.
"When we were beautiful", veröffentlicht 2016 und das jüngste Album der Jungs, hat mich anhand der Rezensionen seinerzeit (nein, nicht nur wegen des schönen, ggeschwungenen Schriftzugs) neugierig gemacht, für einen echten Kaufanreiz hat es bei der Veröffentlichung allerdings nicht gereicht - ob nun ein Kohleengpass vorlag oder andere Alben schlicht wichtiger waren vermag ich nicht zu sagen. Auf meinem Amazon-Wunschzettel indes befand sich "When we were beautiful" bereits seit Erscheinen und als der Preis dann mal zwischenzeitlich passte (müsste so im vergangenen Jahr gewesen sein), da habe ich zugeschlagen.
Natürlich verging auch dann wieder ein wenig Zeit, bis das Teil ans Laufen kam, letztlich ist es nicht so, dass in meiner Sammlung zu wenig progressive Musik aus deutschen Landen zu finden wäre. Eine lange Autofahrt diente denn irgendwann so im Herbst des vergangenen Jahres als Auslöser für ein intensives Anhören - und was soll ich sagen? Na, das steht denn gleich weiter unten.
Eröffnet wird "When we were beautiful" mit dem phantastischen "Rearrangement of the Gods", nahezu 11 Minuten lang. Wir könnten von klassischem Neo-Prog sprechen, allerdings wäre das eine in Summe falsche Umschreibung, denn hier fließt klar eine völlig andere Note ein, die mich eher an die leider längst verblichenen Superior denken lässt, dies bis hin zum Gesang von Alexander Göhs, der nicht selten an die eher rauere Stimme eines Michael Tangermann erinnert. Darüber hinaus sind die Gitarren eher hartmetallisch und tiefer gestimmt, was weiterhin in die Superior-Schiene passt und überdies für einen metallischen Anstrich sorgt. So effektiv man hier auch mit den musikalischen Fähigkeiten umgeht, ebenso melodisch fräsen sich Strophen- wie Refrainpassagen in die Hirnrinde. Es ist schon erstaunlich, wie eingängig Prog sein kann, wenn man nicht frühzeitig mit der Entdeckungsreise aufgibt.
Das nachfolgende "Ambitious" eröffnet sogar erneut mit den bereits angesprochen Superior-Referenzen. Keys, die an die besseren Momente eines Jordan Rudess erinnern sowie schräge Bassläufe und ein Dream-Theater-Gedächtnispart in der Mitte des Stücks sorgen weiterhin für Begeisterung, zwischenzeitlich driftet das Ganze gar ein wenig in jazzige Gefilde ab, wobei speziell in diesem Part (der sich passenderweise direkt an den angesprochenen Dream-Theater-Part reiht) noch einmal das Zusammenspiel der Rhytmussektion (fällt fein aus dem Rahmen) und der Keys hervorheben lässt. Wer Frickeleien mag, der ist hier genau richtig, denn hier gibt es eine Menge davon, ehe das Stück wieder im wunderschön eingängigen Chorus mündet und nach knapp über neun Minuten eher als progmetallisch der absolut passenden Sorte durchs Ziel läuft.
"Beautiful again" - ja, schon wieder dieser Superior-Part und schon wieder ehr Progmetal als Progrock, allein diese instrumentale Bridge direkt nach dem hübsch verrifften Intro lässt aufhorchen. Um so schöner, dass man auf dieser Passage ein wenig herumreitet und die Gitarre fein hart weiter riffen lässt. Erneut ist der Refrain in all dieser kunstvollen Frickelei der absolute Höhepunkt: melodiös, wunderbar lang - und zurück zum Grundthema. Dante garnieren ihr opulentes Spiel mit wunderschönen Gesangslinien und eben wunderbar eingängigen Refrains.
Noch einmal mit knapp 11 Minuten schlägt "Until the last Night breaks in" zu Buche: balladesker Beginn, nur um direkt danach wieder auf die Überholspur zu wechseln. Spätestens jetzt ist klar, dass "Rock" eigentlich nicht mehr passt, das ist definitv Metal, manchmal wünscht man sich hier fasst schon eine knallende Tägtren-oder Sneap-Produktion (die zum Metal durchaus passt, also meinem Hörempfinden nach), diesbezüglich bleibt es ein wenig hinter den Erwartungen. Erneut bauen Dante ihren Song über viele verspielte, kleine Elemente auf allen Elementen zu einem schlüssigen Ganzen auf. Mittlerweile bin ich mir ziemlich sicher, dass das Live ein Knaller sein dürfte. Seems as if I schweif ab....im weiteren Verlauf wechselt man das Tempo erneut auf eine ruhigere, schleppendere Schiene, die dem kompletten Stück einen ganz anderen Anstrich verpasst, die Keys wechseln zwischen moderneren Sounds und effektiven Hammond-Kurzeinsätzen, dazu dieser immer wieder schleppende Chorus - wenn man so möchte. Baute man auf den vorangegangenen Tracks auf eine Melodierefrain, so setzt man hier im Grunde einen Doppelrefrain, nach dessen 2. Durchlauf das Ding erneut mächtig Fahrt für einen fein verfrickelten Abgehpart aufnimmt, den man wohlweislich ausdehnt und akzentuiert, ehe man zum Ende hin zum balladesken Einstieg zurück kehrt. Was soll man sagen? Im Grunde bleibt einem da die Spucke weg, so genial ist das.
"Let me down" setzt die Rezeptur aus eingängigen Refrains und verspielten Elemente über fast achteinhalb Minuten fort. Dass man im Aufbau des Stückes recht zu Anfang ebenso recht offensichtlich beim Traumtheater die ein- oder andere Melodie abkupfert - geschenkt, denn es tut dem Gesamtwerk keinen Abbruch. Auch "Let me down" ist voller spannender Wendungen in der Tradition der ersten 3 Stücke, verzichtet eher auf die absoluten Überraschungsmomente, die in "Until the last Night breaks in" und tatsächlich, hier ist der geshoutete Refrain ein klein wenig....ok, ich schreib's mal: nervig.
Balladesk geht es mit "Sad today" weiter. Waren die ruhigen Klänge bisher eher als Stilmittel in den Longtracks verarbeitet, so ist "Sad today" eine klassische Ballade aus dem Prog-Baukasten. Durchaus gelungen, wenn auch nicht spektakulär. Ein kleiner Tränentreiber, der an dieser Stelle überdies gut platziert ist.
Mit "Finally" geht es auf die Zielgerade: noch einmal über 14 Minuten Prog-Abfahrt vom Feinsten, eine Reise durch die Welt progressiver Rock- und Metalmusik. Ein eher klassisch-floydiger Beginn, der in typischen Prog-Metal übergeht, ausgedehnte Instrumentalpassagen und eine singende Gitarre, die sich immer wieder ihren Weg bahnt und wie ein roter Faden durch den Song läuft. "Episch" im Sinne des Wortes trifft es hier recht gut, tatsächlich erinnert mich das Ganze ein wenig an Sylvan, wenn diese vermehrt auf härtere Elemente setzen würden. Zum Ausklang lässt sich dann noch einmal Floyd blicken, fast schon - naja - besinnlich, könnte man meinen.
Strich drunter: "When we were beautiful" hat mich seit der Erstlauschung immer, immer und IMMER wieder begleitet. Das Album hat viel zu viel Licht, um das bißchen Schatten (Refrain von "Let me down") in irgendeiner Form wichtig zu nehmen. Ich denke, dem Album liegt auch ein Konzept zugrunde (das sich beim Autofahren natürlich nicht so recht erschließt...), Fakt ist: das Ding ist eine perfekte Mischung aus Elementen progressiver Musik, erinnert bisweilen wirklich an eine Kreuzung aus Sylvan und Superior mit entsprechend "klassischen" Dream-Theater-Zutaten aufgepeppt, wobei diese (mit der angesprochenen, kleinen Ausnahme in "Let me down") selten mit dem Prädikat "zigfach gehört" aufwarten.
"When we were beautiful" ist progressive Musik im Sinne dessen, was man gemeinhin unter der Begrifflichkeit einordnet. Man kann auf diesem Album immer und immer wieder neue Feinheiten und Details entdecken. Wer diese Mischung aus verfrickelt und eingängig, garniert mit einer ordentlichen Portion Härte mag, der ist hier bestens aufgehoben. Ich hoffe, dass da noch was kommt.
Randnotiz: unlängst kamen ein paar Experten auf die Idee, mein Auto aufzubrechen. In diesem Zuge haben diese Deppen (weil: viel "Wertvolles" hatte ich im Innenraum jetzt nicht zu bieten) meine CD-Box mitgenommen, in der sich auch diese CD befand. Kurz: das Teil im bandeigenen Shop bestellt und auch direkt den Vorgänger mit eingetütet. Ging fix, beide CD's mit kleinem Dank für die Unterstützung in CORONA-Zeiten signiert - sympathisch. Vielen Dank. Hoffentlich in Bälde auch mal wieder auf den Brettern die die Welt bedeuten - also, wenn diese Corinna mal endlich abgezogen ist....
OK, manch einer würde diese CD schon allein wegen des schönen Schriftzugs kaufen ;-). Lassen wir mal außen vor. Bei Dante handelt es sich um eine deutsch Progressive-Rockband aus Augsburg, zwischenzeitlich schon einige Jährchen aktiv und mit 4 Studioalben (und einer Live-DVD) auf dem Konto.
"When we were beautiful", veröffentlicht 2016 und das jüngste Album der Jungs, hat mich anhand der Rezensionen seinerzeit (nein, nicht nur wegen des schönen, ggeschwungenen Schriftzugs) neugierig gemacht, für einen echten Kaufanreiz hat es bei der Veröffentlichung allerdings nicht gereicht - ob nun ein Kohleengpass vorlag oder andere Alben schlicht wichtiger waren vermag ich nicht zu sagen. Auf meinem Amazon-Wunschzettel indes befand sich "When we were beautiful" bereits seit Erscheinen und als der Preis dann mal zwischenzeitlich passte (müsste so im vergangenen Jahr gewesen sein), da habe ich zugeschlagen.
Natürlich verging auch dann wieder ein wenig Zeit, bis das Teil ans Laufen kam, letztlich ist es nicht so, dass in meiner Sammlung zu wenig progressive Musik aus deutschen Landen zu finden wäre. Eine lange Autofahrt diente denn irgendwann so im Herbst des vergangenen Jahres als Auslöser für ein intensives Anhören - und was soll ich sagen? Na, das steht denn gleich weiter unten.
Eröffnet wird "When we were beautiful" mit dem phantastischen "Rearrangement of the Gods", nahezu 11 Minuten lang. Wir könnten von klassischem Neo-Prog sprechen, allerdings wäre das eine in Summe falsche Umschreibung, denn hier fließt klar eine völlig andere Note ein, die mich eher an die leider längst verblichenen Superior denken lässt, dies bis hin zum Gesang von Alexander Göhs, der nicht selten an die eher rauere Stimme eines Michael Tangermann erinnert. Darüber hinaus sind die Gitarren eher hartmetallisch und tiefer gestimmt, was weiterhin in die Superior-Schiene passt und überdies für einen metallischen Anstrich sorgt. So effektiv man hier auch mit den musikalischen Fähigkeiten umgeht, ebenso melodisch fräsen sich Strophen- wie Refrainpassagen in die Hirnrinde. Es ist schon erstaunlich, wie eingängig Prog sein kann, wenn man nicht frühzeitig mit der Entdeckungsreise aufgibt.
Das nachfolgende "Ambitious" eröffnet sogar erneut mit den bereits angesprochen Superior-Referenzen. Keys, die an die besseren Momente eines Jordan Rudess erinnern sowie schräge Bassläufe und ein Dream-Theater-Gedächtnispart in der Mitte des Stücks sorgen weiterhin für Begeisterung, zwischenzeitlich driftet das Ganze gar ein wenig in jazzige Gefilde ab, wobei speziell in diesem Part (der sich passenderweise direkt an den angesprochenen Dream-Theater-Part reiht) noch einmal das Zusammenspiel der Rhytmussektion (fällt fein aus dem Rahmen) und der Keys hervorheben lässt. Wer Frickeleien mag, der ist hier genau richtig, denn hier gibt es eine Menge davon, ehe das Stück wieder im wunderschön eingängigen Chorus mündet und nach knapp über neun Minuten eher als progmetallisch der absolut passenden Sorte durchs Ziel läuft.
"Beautiful again" - ja, schon wieder dieser Superior-Part und schon wieder ehr Progmetal als Progrock, allein diese instrumentale Bridge direkt nach dem hübsch verrifften Intro lässt aufhorchen. Um so schöner, dass man auf dieser Passage ein wenig herumreitet und die Gitarre fein hart weiter riffen lässt. Erneut ist der Refrain in all dieser kunstvollen Frickelei der absolute Höhepunkt: melodiös, wunderbar lang - und zurück zum Grundthema. Dante garnieren ihr opulentes Spiel mit wunderschönen Gesangslinien und eben wunderbar eingängigen Refrains.
Noch einmal mit knapp 11 Minuten schlägt "Until the last Night breaks in" zu Buche: balladesker Beginn, nur um direkt danach wieder auf die Überholspur zu wechseln. Spätestens jetzt ist klar, dass "Rock" eigentlich nicht mehr passt, das ist definitv Metal, manchmal wünscht man sich hier fasst schon eine knallende Tägtren-oder Sneap-Produktion (die zum Metal durchaus passt, also meinem Hörempfinden nach), diesbezüglich bleibt es ein wenig hinter den Erwartungen. Erneut bauen Dante ihren Song über viele verspielte, kleine Elemente auf allen Elementen zu einem schlüssigen Ganzen auf. Mittlerweile bin ich mir ziemlich sicher, dass das Live ein Knaller sein dürfte. Seems as if I schweif ab....im weiteren Verlauf wechselt man das Tempo erneut auf eine ruhigere, schleppendere Schiene, die dem kompletten Stück einen ganz anderen Anstrich verpasst, die Keys wechseln zwischen moderneren Sounds und effektiven Hammond-Kurzeinsätzen, dazu dieser immer wieder schleppende Chorus - wenn man so möchte. Baute man auf den vorangegangenen Tracks auf eine Melodierefrain, so setzt man hier im Grunde einen Doppelrefrain, nach dessen 2. Durchlauf das Ding erneut mächtig Fahrt für einen fein verfrickelten Abgehpart aufnimmt, den man wohlweislich ausdehnt und akzentuiert, ehe man zum Ende hin zum balladesken Einstieg zurück kehrt. Was soll man sagen? Im Grunde bleibt einem da die Spucke weg, so genial ist das.
"Let me down" setzt die Rezeptur aus eingängigen Refrains und verspielten Elemente über fast achteinhalb Minuten fort. Dass man im Aufbau des Stückes recht zu Anfang ebenso recht offensichtlich beim Traumtheater die ein- oder andere Melodie abkupfert - geschenkt, denn es tut dem Gesamtwerk keinen Abbruch. Auch "Let me down" ist voller spannender Wendungen in der Tradition der ersten 3 Stücke, verzichtet eher auf die absoluten Überraschungsmomente, die in "Until the last Night breaks in" und tatsächlich, hier ist der geshoutete Refrain ein klein wenig....ok, ich schreib's mal: nervig.
Balladesk geht es mit "Sad today" weiter. Waren die ruhigen Klänge bisher eher als Stilmittel in den Longtracks verarbeitet, so ist "Sad today" eine klassische Ballade aus dem Prog-Baukasten. Durchaus gelungen, wenn auch nicht spektakulär. Ein kleiner Tränentreiber, der an dieser Stelle überdies gut platziert ist.
Mit "Finally" geht es auf die Zielgerade: noch einmal über 14 Minuten Prog-Abfahrt vom Feinsten, eine Reise durch die Welt progressiver Rock- und Metalmusik. Ein eher klassisch-floydiger Beginn, der in typischen Prog-Metal übergeht, ausgedehnte Instrumentalpassagen und eine singende Gitarre, die sich immer wieder ihren Weg bahnt und wie ein roter Faden durch den Song läuft. "Episch" im Sinne des Wortes trifft es hier recht gut, tatsächlich erinnert mich das Ganze ein wenig an Sylvan, wenn diese vermehrt auf härtere Elemente setzen würden. Zum Ausklang lässt sich dann noch einmal Floyd blicken, fast schon - naja - besinnlich, könnte man meinen.
Strich drunter: "When we were beautiful" hat mich seit der Erstlauschung immer, immer und IMMER wieder begleitet. Das Album hat viel zu viel Licht, um das bißchen Schatten (Refrain von "Let me down") in irgendeiner Form wichtig zu nehmen. Ich denke, dem Album liegt auch ein Konzept zugrunde (das sich beim Autofahren natürlich nicht so recht erschließt...), Fakt ist: das Ding ist eine perfekte Mischung aus Elementen progressiver Musik, erinnert bisweilen wirklich an eine Kreuzung aus Sylvan und Superior mit entsprechend "klassischen" Dream-Theater-Zutaten aufgepeppt, wobei diese (mit der angesprochenen, kleinen Ausnahme in "Let me down") selten mit dem Prädikat "zigfach gehört" aufwarten.
"When we were beautiful" ist progressive Musik im Sinne dessen, was man gemeinhin unter der Begrifflichkeit einordnet. Man kann auf diesem Album immer und immer wieder neue Feinheiten und Details entdecken. Wer diese Mischung aus verfrickelt und eingängig, garniert mit einer ordentlichen Portion Härte mag, der ist hier bestens aufgehoben. Ich hoffe, dass da noch was kommt.
Randnotiz: unlängst kamen ein paar Experten auf die Idee, mein Auto aufzubrechen. In diesem Zuge haben diese Deppen (weil: viel "Wertvolles" hatte ich im Innenraum jetzt nicht zu bieten) meine CD-Box mitgenommen, in der sich auch diese CD befand. Kurz: das Teil im bandeigenen Shop bestellt und auch direkt den Vorgänger mit eingetütet. Ging fix, beide CD's mit kleinem Dank für die Unterstützung in CORONA-Zeiten signiert - sympathisch. Vielen Dank. Hoffentlich in Bälde auch mal wieder auf den Brettern die die Welt bedeuten - also, wenn diese Corinna mal endlich abgezogen ist....