J.J. Cale - Anyway The Wind Blows

Krachturm

Till Deaf Do Us Part
J.J. Cale (1938-2013)

Im Jahr 2006 bin ich zufällig über einen Künstler gestolpert, von dem ich bis dato nichts gehört hatte. Wir hatten mal wieder einen lustigen WG-Abend und ich bin ziemlich breit in meine Bude. Beim Durchzappen blieb ich auf ARTE hängen. Dort lief „To Tulsa And Back“, ein Tourfilm über den amerikanischen Musiker J.J. Cale. Weites Prärieland, ein schwarzer Truck und ein alter Mann mit Gitarre. Auf sowas hatte ich grad Bock und das Gesehene machte nachhaltigen Eindruck. Obwohl ich irgendwann einschlief.
Ein paar Monate später überfielen wir in Landshut einen Trödelladen mit großem Tonträgerbestand. Und tatsächlich fand und kaufte ich dort mein erstes J.J. Cale Album - Grasshopper. Und ich liebe es bis heute.
Und wie das so ist, wenn man einmal anfängt...

Auch wenn einem der Name selbst nichts sagt, Eric Claptons Welthit „Cocaine“ kennt jeder. Und eben jener Song wurde 1976 von J.J. Cale für sein "Troubadour"-Album geschrieben. ebenso wie „After Midnight“, dass aus dem jahr 1965 stammt und von Clapton 1970 in die Charts gebracht wurde. Die Tantiemen aus diesen Songs ermöglichten es dem Künstler, ein zurückgezogenes Leben abseits der Öffentlichkeit zu führen und in Ruhe seinen schrulligen musikalischen Stiefel durchzuziehen.
Und der liegt im Wesentlichen irgendwo zwischen Singer / Songwriter, Blues, Rock, Americana und tangiert mitunter sogar Swing und Jazz. Das ganze immer schön basisch, manchmal auch rudimentär, und doch voller lebendiger Details. Sein ganz eigenes Gitarrenspiel hat Künstler wie Clapton und Mark Knopfler nachhaltig inspiriert.

Nach vielen Jahren unter dem Radar der Öffentlichkeit (gilt auch für die vielen Alben) gab es späten Ruhm. Dafür verantwortlich war das mit Eric Clapton eingespielte „Road To Escondido“-Album aus dem Jahr 2006, welches in den USA recht erfolgreich war. Es kam auch zu einigen gemeinsamen Auftritten.

Aus dieser Zeit stammt auch der eingangs erwähnte Tourfilm.

Abseits dessen was wir unter Rockmusik verstehen ist J.J. Cale bei uns daheim der mit Abstand am meisten gehörte Künstler. Ein Leben ohne die nachstehend aufgeführten Songs kann ich mir nicht vorstellen.

Hits! (Links zu YouTube)

Call Me The Breeze
Clyde
Carry On
Devil In Disguise
Lies
Santa Cruz
Mama Don‘t...
Downtown L.A.
Drifters Wife
Don‘t Wait
Thirteen Days
Don‘t Cry Sister
Nobody But You
Friday
Cocaine
Long Way Home
What Do You Expect
Teardrops In My Tequila
Anyway The Wind Blows (mit Clapton)

Pflichtstoff zum Einstieg und darüber hinaus:

Anyway The Wind Blows - The Anthology (1997, 2- CD - Compilation mit 50 Songs)

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Collected (2006, 3-CD mit 60 Tracks und 3-LP mit 49 Titeln)

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Gerade das Vinyl ist angesichts der geballten Ladung hier auch ein echter Gebrauchsgegenstand.

Links:

Ausführliche Biographie auf laut.de

J.J. Cale bei Musiksammler

J.J. Cale bei Discogs
 
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J.J. Cale, ganz gross. Die hohe Kunst der Reduktion aufs nötigste.

Dem verzeihe ich sogar, dass er einen Langweiler wie Mark Knopfler zum Musizieren inspiriert hat, aber man kann sich seine Follower ja nicht aussuchen.

Lieblingsplatte: Okie (1974)

Geheimtipp: das überraschend gut gelungene 2004er Spätwerk „To Tulsa And Back“

Und sonst empfehlenswert: ausnahmslos alle Scheiben aus den 70ern sind toll, die 80er/90er wechseln zwischen mindestens ganz gut bis toll, einige Scheiben durch zeittypische Produktion etwas verhunzt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Die Tage mal wieder bissl Kram eingetan und u.a. die Grasshopper endlich auch mal auf Vinyl geholt.

Das Material auf der #8 war mir auch fast vollständig vertraut, das meiste kannte ich von der Anthology-Compilation. Und doch sind mir bislang mit Losers und Teardrops In My Tequila zwei geile Dinger entgangen. Hier hab ich nicht nur mit der Musik einen guten Fang gemacht, denn die Platte läuft komplett ohne Knistern und sieht tadellos aus. NM würde ich sagen. Damit wären nun auch endlich mal die Studioalben komplett. Man will ja den Kindern auch mal was vermachen.

Drifters Wife und Friday von den zwei Singles hier sind ja zwei meiner liebsten Songs des Meisters. City Girls ist nicht weit weg davon. Damals fand ich den irgendwie zu bräsig, aber inzwischen kriege ich davon richtig gute Laune.

Was gäbe ich drum, dass eines Tages das ganz und gar großartige und nie auf einem Album veröffentlichte Santa Cruz :verehr:mal als Vinyl(-Single) erscheint. Immerhin hat’s die etwas teurere Collected-Best Of mit drauf.

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J.J. Cale, ganz gross. Die hohe Kunst der Reduktion aufs nötigste.

Dem verzeihe ich sogar, dass er einen Langweiler wie Mark Knopfler zum Musizieren inspiriert hat, aber man kann sich seine Follower ja nicht aussuchen.

Lieblingsplatte: Okie (1974)

Geheimtipp: das überraschend gut gelungene 2004er Spätwerk „To Tulsa And Back“

Und sonst empfehlenswert: ausnahmslos alle Scheiben aus den 70ern sind toll, die 80er/90er wechseln zwischen mindestens ganz gut bis toll, einige Scheiben durch zeittypische Produktion etwas verhunzt.
Hier kann ich mich mehr oder weniger uneingeschränkt anschliessen, auch und vor allem, was Knopfler angeht. Die ersten fünf Alben plus die letzten beiden (To Tulsa and Back und Roll On) finde ich am stärksten, Lieblingsplatte schwankt zwischen Troubadour und 5. Die Alben dazwischen finde ich weniger zwingend, dazu das, was Du zum Sound sagst, vor allem in den späten 80ern und 90ern.

Für mich ist JJ Cale zusammen mit Gary Moore und Jimi Hendrix der beste Rockgitarrist gewesen. Und das Leben, das er dank der Tantiemen führen konnte, ist für mich ein absoluter Traum. einfach vor sich hinwurschteln ohne Druck. Der Hammer!

Die Stay Around muss ich mir endlich mal reinziehen. Bin gespannt, ob die Songs sich lohnen.

Gar nicht gut fand ich The Breeze von Clapton and Friends. Völlig überproduziert und Clapton klingt praktisch 1:1 wie der Meister. Was ja schön und gut ist, aber wozu brauche ich die Platte dann. Einziger guter Song darauf Rock and Roll Records wegen Tom Petty imo.
 
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Hier kann ich mich mehr oder weniger uneingeschränkt anschliessen, auch und vor allem, was Knopfler angeht. Die ersten fünf Alben plus die letzten beiden (To Tulsa and Back und Roll On) finde ich am stärksten, Lieblingsplatte schwankt zwischen Troubadour und 5. Die Alben dazwischen finde ich weniger zwingend, dazu das, was Du zum Sound sagst, vor allem in den späten 80ern und 90ern.

Für mich ist JJ Cale zusammen mit Gary Moore und Jimi Hendrix der beste Rockgitarrist gewesen. Und das Leben, das er dank der Tantiemen führen konnte, ist für mich ein absoluter Traum. einfach vor sich hinwurschteln ohne Druck. Der Hammer!

Die Stay Around muss ich mir endlich mal reinziehen. Bin gespannt, ob die Songs sich lohnen.

Gar nicht gut fand ich The Breeze von Clapton and Friends. Völlig überproduziert und Clapton klingt praktisch 1:1 wie der Meister. Was ja schön und gut ist, aber wozu brauche ich die Platte dann. Einziger guter Song darauf Rock and Roll Records wegen Tom Petty imo.

Ja, die Clapton & Friends habe ich mir deswegen auch nicht geholt. Für mich ist es eher der Knaller „Call Me The Breeze“, der dort am besten funzt, aber das war’s auch schon. Und diesen Hammersong kriegste auch mit einer Armee an Studiomusikern und Produzenten nicht besser. Claptons Video dazu ist natürlich ganz großes Kino.

Ansonsten sehe ich bzgl. des Sounds wie du eigentlich alles bis Album #8 als i.O. an.
Die „Guitar Man“ von 1996 fällt diesbezüglich auf jeden Fall negativ auf, hat wiederum aber auch geilen Stoff zu bieten.

So’ne richtige Lieblingsplatte habe ich gar nicht, wenn ich‘s recht bedenke.
Mir läuft das irgendwie alles aalglatt unter die Vorhaut und so ziemlich jeder Output bietet großartigen Stoff. Manches offensichtlich, manches tiefer liegend. Aber die Hits sind natürlich in den ersten zehn, fünfzehn Jahren seines Schaffens angesiedelt.

Werde heute Abend auch mal wieder paar Platten auflegen.

Die Stay Around muss ich mir endlich mal reinziehen. Bin gespannt, ob die Songs sich lohnen..

Lohnt sich!
Natürlich völlig frei von jeglichen Überraschungen, aber das ist eigentlich ein Pluspunkt.
Hab mich da echt drüber gefreut, dass sechs Jahre nach seinem Tod noch sowas kommt. Zeug wie „Go Downtown“ ist wie gemacht für den Sohn meiner Mutter. Das swampige „Wish You Were Here“ könnte glatt 45 Jahre als sein. Vielleicht ist es das auch.

Die Vinylaufmachung (+CD) ist auch schnieke, auch wenn die Möglichkeit, verschiedene Cale-Bildmotive aufs Cover zu zaubern, eher überflüssig ist.
 
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Vor einem halben Jahr erschien auch eine deutschsprachige Biographie des Meisters.

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Muss ich mir auch mal noch holen.
 
Lohnt sich!
Natürlich völlig frei von jeglichen Überraschungen, aber das ist eigentlich ein Pluspunkt.
Hab mich da echt drüber gefreut, dass sechs Jahre nach seinem Tod noch sowas kommt. Zeug wie „Go Downtown“ ist wie gemacht für den Sohn meiner Mutter. Das swampige „Wish You Were Here“ könnte glatt 45 Jahre als sein. Vielleicht ist es das auch.

Die Vinylaufmachung (+CD) ist auch schnieke, auch wenn die Möglichkeit, verschiedene Cale-Bildmotive aufs Cover zu zaubern, eher überflüssig ist.
Habe ich mir gestern angehört, finde das auch alles gut, aber werde von einem Kauf wohl absehen. Ich würde doch immer zu einem seiner richtigen Alben greifen. Ist ein ähnlicher Fall wie die Rewind. Die Platte habe ich einmal aufgelegt, als sie neu da war, seitdem aber nie wieder, obwohl das alles nicht verkehrt ist.

Die Biographie hole ich mir unter Umständen. Vor allem die 80er fände ich interessant, also vor allem die Jahre, in denen er nichts veröffentlicht hat. Über die ist ja bisher nicht allzu viel bekannt, oder?
 
Habe ich mir gestern angehört, finde das auch alles gut, aber werde von einem Kauf wohl absehen. Ich würde doch immer zu einem seiner richtigen Alben greifen. Ist ein ähnlicher Fall wie die Rewind. Die Platte habe ich einmal aufgelegt, als sie neu da war, seitdem aber nie wieder, obwohl das alles nicht verkehrt ist.

Die Biographie hole ich mir unter Umständen. Vor allem die 80er fände ich interessant, also vor allem die Jahre, in denen er nichts veröffentlicht hat. Über die ist ja bisher nicht allzu viel bekannt, oder?

Ausser den oberflächlichen Standards, das er ein zurückgezogenes Leben, oft in seinem kleinen Wohnwagen in der Wüste, gelebt und eigentlich pausenlos Musik geschrieben hat, ist mir auch nix bekannt.
Ich werd mir die Biografie zulegen und dann mal berichten.
 
...
Die Biographie hole ich mir unter Umständen. Vor allem die 80er fände ich interessant, also vor allem die Jahre, in denen er nichts veröffentlicht hat. Über die ist ja bisher nicht allzu viel bekannt, oder?

Hab das Buch jetzt durch und bin sehr angetan.
Hat mir unendlich viel neuen und dabei völlig klatschthemenfreien Input zu einem Künstler gegeben, den ich bisher fast ausschließlich durch sein Schaffen kenne. Auch hat es mir dabei geholfen, Worte zu finden, Verständnis dafür, was ich da höre und auch was ich dabei empfinde. Allein hierfür hat sich die Anschaffung für mich schon gelohnt.

Beeindruckt hat mich, mit was für Größen er seine Alben eingespielt hat. Die creme de la creme der u.a. Nashville Szene. Und wenn es nur ein dezenter Bläsereinsatz irgendwo im Hintergrund war, er wurde von absoluten Edeltrompeten eingespielt. Die Namen rauschen nur so an einem vorbei, manchmal wiederholend. Und viele dieser Leute begleiteten ihn durch sein ganzes Leben und hauchten auch den Spätwerken ihr ganz besonderes Leben ein. Somit ist diese Biographie auch ein Zeugnis von Freundschaft und gegenseitiger Unterstützung, ohne das jetzt aber über Gebühr zu vertiefen.
Bislang hatte sich immer so der wage Eindruck vom schrulligen Einzelgänger gehalten, der seinen Kram alleine zusammenspielt. Sicher kam das vor, immer wieder tauchen auf den Alben auch solche Tracks auf. Vor allem aber hat John, wie er eigentlich nur genannt werden wollte (J.J. war eher so’n Plattenfirma-Ding), so seine Musik komponiert. In diesem Zusammenhang gibt es auch ordentlich Input zu dem Technikfreak und Bastler Cale, seinen Gitarren und seiner Herangehensweise. Das fand ich auch recht interessant. Manchmal ist es eben nicht damit getan, sich einfach nur eine Gitarre zu kaufen.... Leute wie Clapton geben hier freimütig zu, nicht immer dahintergestiegen zu sein, wie Cale das mit seinen Mitteln macht.

Ansonsten geben die Alben den losen Faden, ihre Entstehungsgeschichte, mitunter auch zu einzelnen Songs. Somit ist die Biographie vor allem auch eine Werkschau, streckenweise mit Reviewcharakter, mit Pressestimmen, Anekdoten. Ein gesondertes Kapitel geht auch auf die Albencover ein.

Viel privates gibt’s nämlich nicht, außer seiner Beziehung mit Christine Lakeland, den diversen Lebensstationen sowie der regelmäßig betonten bescheidenen Schrulligkeit des Meisters bleibt hier vieles im Dunkeln und fehlt für meinen Geschmack auch an keiner Stelle, denn dieses Buch gibt sich diesbezüglich ganz im Geiste seines Protagonisten, der nur durch seine Musik sprechen und ansonsten seine Ruhe wollte.

Zur von dir angesprochenen sechsjährigen Pause hierzu nur soviel: Sinnkrise. Nach dem Wechsel von Shelter zu Mercury und den mehr oder weniger Flops von „Grasshopper“ und „#8“ (trotz einiger absoluter Hits für die Ewigkeit!) liefen die Dinge nicht so wie geplant und es brauchte eine Weile, bis er wieder in die Spur fand. Fragen danach, was er in der Zeit trieb, beantwortete er mal mit „Rasen mähen“, mal mit „Van Halen und Rap hören“ oder „ Motorrad fahren“. Sicher tat er all das öfter, aber in diesen sechs Jahren arbeitete er u.a. mit seiner Frau C. Lakeland an deren Material und schrieb auch das meiste Material von „Travel Log“. So tief kann das Loch dann auch wieder nicht gewesen sein. Die Tantiemen sicherten ein auskömmliches Millionärs-Leben, und wenn es unerkannt als „Trucker John“ auf dem Trailerplatz war.
 
Zuletzt bearbeitet:
@Krachturm : Danke für diesen Einblick. Kannte den Kerl natürlich nicht, in seinem musikalischen Schaffen bin ich nicht gerade zu Hause. Das bißchen, was ich von ihm kenne, gefällt mir aber schon sehr gut. Sehr entspanntes, in keiner Weise effektheischendes Gitarrenspiel.

Deine Zusammenfassung seiner Biographie, insbes. auch der weitgehende Verzicht auf Privates macht mir diesen Künstler ausgesprochen sympathisch!
 
@Krachturm : Danke für diesen Einblick. Kannte den Kerl natürlich nicht, in seinem musikalischen Schaffen bin ich nicht gerade zu Hause. Das bißchen, was ich von ihm kenne, gefällt mir aber schon sehr gut. Sehr entspanntes, in keiner Weise effektheischendes Gitarrenspiel.

Deine Zusammenfassung seiner Biographie, insbes. auch der weitgehende Verzicht auf Privates macht mir diesen Künstler ausgesprochen sympathisch!

Hol dir eine der oben genannten Best of.
Ich hab den Eingangspost mal noch um die Collected-Compilation ergänzt. Die könnte was für euch sein. Auch für @Thenervetattoo
Besser geht der Einstieg nicht. Die packevollen CD-Versionen gibt’s neu und gebraucht zum fairen Kurs. Aber auch die Vinylversion von Collected bietet kapitale 150 Minuten Material durch alle Epochen. Astreine Investition.
 
Hab das Buch jetzt durch und bin sehr angetan.
Hat mir unendlich viel neuen und dabei völlig klatschthemenfreien Input zu einem Künstler gegeben, den ich bisher fast ausschließlich durch sein Schaffen kenne. Auch hat es mir dabei geholfen, Worte zu finden, Verständnis dafür, was ich da höre und auch was ich dabei empfinde. Allein hierfür hat sich die Anschaffung für mich schon gelohnt.

Beeindruckt hat mich, mit was für Größen er seine Alben eingespielt hat. Die creme de la creme der u.a. Nashville Szene. Und wenn es nur ein dezenter Bläsereinsatz irgendwo im Hintergrund war, er wurde von absoluten Edeltrompeten eingespielt. Die Namen rauschen nur so an einem vorbei, manchmal wiederholend. Und viele dieser Leute begleiteten ihn durch sein ganzes Leben und hauchten auch den Spätwerken ihr ganz besonderes Leben ein. Somit ist diese Biographie auch ein Zeugnis von Freundschaft und gegenseitiger Unterstützung, ohne das jetzt aber über Gebühr zu vertiefen.
Bislang hatte sich immer so der wage Eindruck vom schrulligen Einzelgänger gehalten, der seinen Kram alleine zusammenspielt. Sicher kam das vor, immer wieder tauchen auf den Alben auch solche Tracks auf. Vor allem aber hat John, wie er eigentlich nur genannt werden wollte (J.J. war eher so’n Plattenfirma-Ding), so seine Musik komponiert. In diesem Zusammenhang gibt es auch ordentlich Input zu dem Technikfreak und Bastler Cale, seinen Gitarren und seiner Herangehensweise. Das fand ich auch recht interessant. Manchmal ist es eben nicht damit getan, sich einfach nur eine Gitarre zu kaufen.... Leute wie Clapton geben hier freimütig zu, nicht immer dahintergestiegen zu sein, wie Cale das mit seinen Mitteln macht.

Ansonsten geben die Alben den losen Faden, ihre Entstehungsgeschichte, mitunter auch zu einzelnen Songs. Somit ist die Biographie vor allem auch eine Werkschau, streckenweise mit Reviewcharakter, mit Pressestimmen, Anekdoten. Ein gesondertes Kapitel geht auch auf die Albencover ein.

Viel privates gibt’s nämlich nicht, außer seiner Beziehung mit Christine Lakeland, den diversen Lebensstationen sowie der regelmäßig betonten bescheidenen Schrulligkeit des Meisters bleibt hier vieles im Dunkeln und fehlt für meinen Geschmack auch an keiner Stelle, denn dieses Buch gibt sich diesbezüglich ganz im Geiste seines Protagonisten, der nur durch seine Musik sprechen und ansonsten seine Ruhe wollte.

Zur von dir angesprochenen sechsjährigen Pause hierzu nur soviel: Sinnkrise. Nach dem Wechsel von Shelter zu Mercury und den mehr oder weniger Flops von „Grasshopper“ und „#8“ (trotz einiger absoluter Hits für die Ewigkeit!) liefen die Dinge nicht so wie geplant und es brauchte eine Weile, bis er wieder in die Spur fand. Fragen danach, was er in der Zeit trieb, beantwortete er mal mit „Rasen mähen“, mal mit „Van Halen und Rap hören“ oder „ Motorrad fahren“. Sicher tat er all das öfter, aber in diesen sechs Jahren arbeitete er u.a. mit seiner Frau C. Lakeland an deren Material und schrieb auch das meiste Material von „Travel Log“. So tief kann das Loch dann auch wieder nicht gewesen sein. Die Tantiemen sicherten ein auskömmliches Millionärs-Leben, und wenn es unerkannt als „Trucker John“ auf dem Trailerplatz war.
Vielen Dank für diesen Einblick! Klingt sehr ansprechend, man scheint eine Menge über ihn zu erfahren und doch bewahrt er seine etwas mystische Aura. Das Buch werde ich mir wohl auch zulegen.
 
man scheint eine Menge über ihn zu erfahren und doch bewahrt er seine etwas mystische Aura.

Danke, du bringst es präzise auf den Punkt!
Abzüge in der B-Note kann man des Layouts wegen machen oder wegen des imho etwas einfallslosen Titels, aber inhaltlich ist das echt ne wertige Angelegenheit.
 
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