Bruce Springsteen - High Hopes
(VÖ: 10.01.2014)
1. "High Hopes" 4:57
2. "Harry's Place" 4:04
3. "American Skin (41 Shots)" 7:23
4. "Just Like Fire Would" 3:56
5. "Down In The Hole" 4:59
6. "Heaven's Wall" 3:50
7. "Frankie Fell In Love" 2:48
8. "This Is Your Sword" 2:52
9. "Hunter Of Invisible Game" 4:42
10. "The Ghost Of Tom Joad" 7:33
11. "The Wall" 4:20
12. "Dream Baby Dream" 5:00
Von einer Verwertung übriggebliebener Rest- oder gar Ausschussware kann hier beileibe keine Rede sein - tatsächlich bin ich überrascht, wie ausnehmend großartig dieses Album, welches eine Sammlung übriggebliebener Lieder darstellt, geraten ist. Und sogar mit Leichtigkeit das durchaus nicht schlechte letzte Studiowerk „Wrecking Ball“ aus dem Jahr 2012 locker in den Schatten stellt.
Bei „High Hopes“ handelt es sich um das erste große Album des Jahres 2014. Es ist wie aus einem Guss. Die Lieder und ihre Sequenzierung sind so harmonisch, so stimmig und in sich schlüssig, dass es eine Freude ist. „High Hopes“ geizt dabei nicht mit herausragenden Höhepunkten. Besonders wertig sind hier die ruhigen, gefühlvollen Töne: „American Skin (41 Shots)“, „Down In The Hole“, „Hunter Of Invisible Game“, „Dream Baby Dream“ sowie das erst spät, aber dafür um so schöner zündende „The Wall“. Nicht zu vergessen: die Neuvertonung von „The Ghost Of Tom Joad“, welche mit ihrer begeisternden Epik mehr als nur zu gefallen weiß.
Überrascht und begeistert hat mich an diesem Album auch, wie sich das zunächst negativ von mir rezipierte „Frankie Fell In Love“ zu einem der ganz großen Momente entwickelt hat – ein Moment zudem, auf welchen ich mich bei jedem Hören von "High Hopes“ aufs Neue freue. Ein Song, welcher zunächst banal, simpel und viel zu sehr nach „Tra-La-La“ klingt – aber nur, um dann doch recht schnell seine Widerhaken auszuwerfen und pure Lebensfreude zu verströmen. Ein Song, der die Produktion von Glückshormonen und Euphorie gehörig in Schwung bringt. Ein Singalong aus dem Bilderbuch. Ein wundervoll positiver Text mit schöner Bildsprache („Good mornin', good mornin' / The church mouse is snorin' / News is out all over town / Frankie fell in love“). Ich liebe dieses Lied!
Im instrumentalen Bereich hat „High Hopes“ auch einiges zu bieten. Bemerkenswert sind dabei insbesondere das wunderschöne Gitarrensolo in „American Skin (41 Shots)“ sowie die anheimelnd-schönen 80er-Synthesizer in „Harry's Place“. Und – wie immer – das großartige Saxophon. Dieses Instrument stellt einfach immer wieder eine immense Bereicherung dar, und ich werde es wohl bis in alle Ewigkeit bedauern, dass die großen Zeiten dieses Instruments in der Rock- und Pop-Musik schon so lange der Vergangenheit angehören. Ein weiteres, großes Plus ist die Funktion von „High Hopes“ als Fundstelle für wahrlich große, herausragende Lyrics (siehe unten).
Summa summarum: „High Hopes“ ist ein akustischer Hochgenuss. Dieses Album hat mich viele Wochen und Monate begleitet – sowohl morgens auf der Autobahn als auch zuhause. Dabei war die Höchstnote anfangs noch lange nicht selbstverständlich, sondern hat sich erst mit der Zeit und meiner immer größer und nachhaltiger werdenden Begeisterung als einzig logische Bewertung herauskristallisiert. Mittlerweile sehe ich das Album als Klassiker. Um es abschließend noch einmal auf den Punkt zu bringen: „High Hopes“ ist nicht nur die beste Ansammlung „vergessener“ Songs, welche ich je gehört habe – sondern auch das beste Bruce Springsteen-Album in meinem CD-Regal. Weder „Born In The USA“ noch „Born To Run“ haben mich so begeistert.
Herausragende Textstellen:
- „In the days of despair you can grow hard / Till you close your mind and empty your heart / If you find yourself staring in the abyss / Hold tight to your loved ones and remember this“ („This Is Your Sword“)
- „I wake to find my city's gone to black / The days just keep on fallin' / Your voice it keeps on callin' / I'm gonna dig right here until I get you back“ („Down In The Hole“)
- „Outside my window the world passes by / It's stranger than my dreams“ („Just Like Fire Would“)
- „Now pray for yourself that you might not fall / When the hour of deliverance comes on us all / When our hope and faith and courage and trust / Can rise or vanish like dust into dust / There's a kingdom of love waiting to be reclaimed / I am the hunter of invisible game“ („The Hunter Of Invisible Game“)
- „Before the meek inherit / They'll learn to hate themselves (…) Don't you know these days you pay for everything“ („High Hopes“)
(2014, erste Hälfte)
Anmerkungen: Tatsächlich hat mich "High Hopes" 2014 in einem Ausmaß mitgerissen, welches selbst Bruce' große Klassiker
bei mir zuvor
so nicht vermocht hatten - obwohl ich sie überwiegend alle liebe. Natürlich steht beispielsweise ein "Born To Run" zu Recht allgemeingültig betrachtet höher, das ist gar keine Frage (und sein Titelsong ist eines meiner 20 Alltime-Lieblingslieder) - bei "High Hopes" aber, da war die Passung zwischen meiner damaligen Gemütslage, meinen akustischen und lyrischen Bedürfnissen und den dargebotenen Liedern schlicht beängstigend kongruent. Monatelang hat "High Hopes" mich seinerzeit begleitet und ist mir eines der besten und liebsten Werke des vergangenen Jahrzehnts - wenngleich der Boss es später in den 10er-Jahren tatsächlich
noch einmal übertroffen hat - dazu gegebenenfalls zu anderer Zeit mehr hier. Wenn ich etwas an "High Hopes" ändern würde, dann höchstens seinen Klang - mit dem Sound etwa von "Born To Run" wäre alles NOCH perfekter; aber muss ja nicht sein, denn auch so ist alles wundervoll. Dies war übrigens eines der allerersten Reviews, welche ich damals, in den ersten Tagen des Deaf-Forever-Forums, hier veröffentlicht hatte. Es ist so traurig, dass viele von damals nicht mehr hier sind. Aber nun, ich bin ja auch dauernd abwesend... Ach so, da fällt mir übrigens ein: die Bitte aus dem Eingangsposting hier im Thread gilt noch immer. Nach wie vor konnte mir niemand helfen - ich hätte so gerne Kopien meiner alten Threads - und seien es nur Auszüge. Diese Fäden haben mir mehr bedeutet, als man sich vorstellen mag.