Sentinels Classic Reviews - Neuauflage

Den Titel bekomme ich ebenfalls seit Jahren ums Verrecken nicht in meinen Kopf...
Aber war das nicht bereits die zweite Platte?
Oh das kann sein, maybe war da ne EP oder so davor. Bei dem Sänger-Wechseldich bin ich auch ne ganz durchgestiegen. Darum ist für mich die Crimen... einfach das Debut weil danach wurde es gefühlt "konstanter" im Bandline Up. Ich meine mit dem aktuellen Sänger haben sie beide Nachfolger aufgenommen. Live ist der übrigens auch ziemlich cool drauf.
 
Portrait – Crossroads
VÖ: 25.04.2014

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Um gleich mit der Tür ins Haus zu fallen: für mich ist „Crossroads“ das beste traditionelle Metal-Album des Jahres. Ich könnte sogar schreiben: bei diesem Gesamtpaket stört nur das uninspirierte und wenig gelungene Band-Logo.

Vergleiche mit Mercyful Fate / King Diamond sind bei Portrait allgegenwärtig und alles andere als abwegig – wobei ich ganz klar sagen muss, dass ich den Gesang als weit weniger extrem und deutlich wärmer, insgesamt auch emotionaler und – ähem, sorry! – einfach menschlicher als den von unser aller Kim Bendix wahrnehme. Die Songs schließlich zeichnen sich durch das aus, was den Metal in den 80ern weitestgehend ausgezeichnet und unsterblich gemacht hat: man kann sich an den Liedern satthören, sie immer und immer wieder laufen lassen; gleichzeitig sind sie komplett einprägsam und zeugen dennoch von einer überbordenden Musikalität, da sie alles andere als formelhaft und eindimensional sind. Einige Durchgänge muss man „Crossroads“ vor seiner Entfaltung zugestehen, aber es handelt sich hier gottlob um keines dieser zickigen und kapriziösen Werke, welche man sich unter Schweiß und Tränen in harter Arbeit erkämpfen und erarbeiten muss.

Das Intro „Liberation“ wirkt anfangs womöglich noch etwas unspektakulär (was sich aber nach mehreren Durchläufen auch ändert!), doch der Rest: wow! Hier hört man förmlich den Esprit, die Begeisterung, das Ungestüme - aber in klare musikalische Visionen gegossen als handele es sich um flüssigen Stahl. „At The Ghost Gate“, der erste „richtige“ Song, spielt für mich an der Wegkreuzung des großartigen Albumcovers, beschert mir famose Traumwelten und innere Bilder – hier stört das ganze okkulte Brimborium nicht die Bohne. „We Were Not Alone“ schließlich bringt sogar stellenweise eine ganz minimale, für manche Hörer eventuell überhaupt nicht wahrnehmbare Geschmacksnote Voivod mit ins Spiel – ich kann es gar nicht direkt benennen, es ist dieses euphorische Sirren, welches immer mal wieder in der Gitarrenarbeit aufblitzt, und mir die perfekte Abrundung dieses Gourmethappens beschert. Und die Reise geht weiter – mit Hymnen, Hymnen, gottverdammten HYMNEN!

Vor allem „In Time“ und auch das folgende „Black Easter“ brauchen zwar länger als der Rest, um ihr vollständiges Potential zu entfalten – merkwürdig, dass Metal Blade gerade den erstgenannten auf eine Rock Hard-CD gesteckt hat – sind aber in keinster Weise auch nur einen Deut schlechter. „Ageless Rites“ beginnt anschließend mit einem Part, welcher mich wohlig-erzitternd an Intros wie jede zu „Between The Hammer And The Anvil“ von Judas Priest denken lässt und ist auch ansonsten alleredelster Heavy Metal wie aus dem Bilderbuch. „Our Roads Must Never Cross“ schüttet ebenfalls wieder schubkarrenweise Glückshormone aus – und bietet gar das großartigste Solo des gesamten Albums, eine wahrhaft kaskadische Ausschüttung genialer Brillianz.

„Lily“ beschließt das Album und stellt die absolute Kür dar: ein als Ballade beginnender Longtrack, der sich episch verpuppend durch beinahe zehn Minuten mäandert, ohne jemals auszufransen oder sich in musikalischen Nebenschauplätzen zu verlieren. Schlüssig, zielführend und absolut folgerichtig entwickelt sich hier alles stimmig und komplett einprägsam vom hervorragenden Beginn bis zum ebenso großartigen Schlusspunkt. Keine Sekunde ist überflüssig oder künstlich gestreckt.

In allen Songs passiert wahnsinnig viel, aber nie zu viel. Mit nahezu schlafwandlerischer Sicherheit macht die Band stattdessen alles richtig, was von anderen Kapellen gerne falsch gemacht wird. „Crossroads“ ist in diesem Metal-Jahrgang das vollkommene musikalische Äquivalent zu einem üppigen Bankett, welches alle Geschmacksknospen bedient und dennoch zu keiner Sekunde überladen ist. Man leidet danach keine Schmerzen, man fühlt sich nicht unwohl, sondern einfach nur glücklich und zufrieden. Und man kehrt immer wieder gerne zurück.

(28.12.2014)

Anmerkungen: Nach wie vor ein tolles Album. Nach wie vor habe ich mir immer noch nicht die beiden Vorgänger besorgt. Nach wie vor bin ich vom Nachfolger "Burn The World" leicht unterwältigt. Nach wie vor hoffe ich, dass bald etwas Neues kommt. Nach wie vor schreibe ich "nach wie vor". :D
Kurz aus der Frühstückspause: Sehe vieles hier wie du! Auch, was den Nachfolger angeht.

In diesem Zusammenhang: wie findest du die "Vessel" von TRIAL? So lange her, weiß gar nicht mehr, wie deine Meinung zu der war.
Für meinen Begriff nämlich - obwohl ich die Crossroads hier auch super finde - mit großem Abstand noch geiler, intensiver und packender!
 
In diesem Zusammenhang: wie findest du die "Vessel" von TRIAL? So lange her, weiß gar nicht mehr, wie deine Meinung zu der war.

Zu der fand ich seinerzeit überhaupt keinen Zugang und konnte die Lobeshymnen im Heft dadurch auch gar nicht nachvollziehen. Seitdem habe ich mich auch nie mehr wieder mit Trial beschäftigt. Aber wer weiß, vielleicht probiere ich es eines Tages noch einmal. ;)
 
Oh das kann sein, maybe war da ne EP oder so davor. Bei dem Sänger-Wechseldich bin ich auch ne ganz durchgestiegen. Darum ist für mich die Crimen... einfach das Debut weil danach wurde es gefühlt "konstanter" im Bandline Up. Ich meine mit dem aktuellen Sänger haben sie beide Nachfolger aufgenommen. Live ist der übrigens auch ziemlich cool drauf.

Nein, keine EP - du hast mich jetzt doch stutzig gemacht und ich habe noch einmal bei Metal Archives nachgeschaut. "Crimen..." war 2011 die zweite Platte, 2008 kam das Debüt "Portrait" raus. Aber in der Tat mit einem anderen Sänger (das wusste ich gar nicht, danke für die Info! :) ).
 
Grummel, das riecht ja nach förmlich nach Überstunden... ;) :D
Yay!!!! Ich bin schon sehr gespannt auf deine Meinung! Verstehe eigentlich gar nicht, warum du zu der - gerade wenn du die "Crossroads" so feierst - damals keinen Zugang gefunden hast. Für mich sind das fast schon "Geschwister"-Platten (...oder zumindest Cousins :D)
 
Yay!!!! Ich bin schon sehr gespannt auf deine Meinung! Verstehe eigentlich gar nicht, warum du zu der - gerade wenn du die "Crossroads" so feierst - damals keinen Zugang gefunden hast. Für mich sind das fast schon "Geschwister"-Platten (...oder zumindest Cousins :D)

Ich fand die Songs überhaupt nicht "griffig", mir war das alles zu sperrig - und die Stimme mochte ich auch nicht. Aber mal schauen - ich kann nur nicht versprechen, dass die Neuverkostung schnell passieren wird - was alleine heute wieder alles veröffentlicht wurde... Smashing Pumpkins, Urfaust, Sodom, Voivod... So ein Stress! :D Aber ich werde
es tun, versprochen. Ich berichte dann. :)
 
Rotting Christ – Aealo
VÖ: 25.02.2010

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1. Aealo 03:40
2. Eon Aenaos 03:57
3. Δαίμονων βρωσης 04:56
4. Noctis Era 04:49
5. dub-saĝ-ta-ke 02:57
6. Fire Death And Fear 04:34
7. Nekron Iahes... 01:08
8. ...Pir Threontai 04:48
9. Thou Art Lord 04:51
10. Santa Muerte 05:28
11. Orders From The Dead 08:57


Schier überbordend vor Kreativität und vollmundig von sämtlichen griechischen Musen geküsst wirbeln Rotting Christ ohne viel Federlesen direkt durch den eröffnenden Titelsong – grell, bizarr und von manischem Wahnsinn erfüllt. Dies ist eine Orgie; vollkommen aus dem Ruder laufend, jegliche Gefilde des Normalen verlassend, sämtliche Verbote hinter sich lassend, die Grenzen des langweilig-bürgerlich-miefigen mit schrillen Schreien und entfesseltem Gelächter sprengend, während von den schwarzen Reben der erlösende Wahnsinn tropft und in die gierigen, weit aufgerissenen Münder rinnt, gleichwohl die willigen Leiber zucken und dem Geist der reinen Lust frönen.

Ein derart farbenfrohes und facettenreiches Metal-Album ist selten; es erscheint eigentlich unmöglich, dass derartige Attribute einem (doch irgendwo noch) dem Black Metal zugehörigen Werk zugestanden und zugesprochen werden müssen. „Aealo“ ist ein bacchantinalisches Sex- und Drogenschizophrenuum. Es ist Dauerverkehr mit vielen unter den Augen der Öffentlichkeit bei beständiger Zufuhr von aufputschenden Mitteln. Es ist befreit und schamlos. Es zeigt auf, was das Leben eigentlich sein könnte und sein sollte. Es ist vollmundiger Hedonismus, entfesselte Dekadenz – klassisch, antik, machtvoll.

Die Lieder: überragend, vollmundig perlend und köstlich fürwahr nicht nur im Abgang. „Eon Aenaos“, das neben dem Titelsong (und womöglich sogar noch davor) anzusiedelnde große Highlight. Gastbeiträge unter anderem von Alan Averill („Thou Art Lord“) und Magus Vampyr Daoloth („Pir Threontai“). Manische Aufputschmittel („Santa Muerte“) und dunkel wogende Agitationshymnen („Noctis Era“). Großartige Gitarren, lautmalerisch ausgespielt – man beachte die Soli. Die weiblichen Gesänge: genial.

Sänger und Gitarrist Sakis: ein hervorragender Songschreiber, ein echter Visionär, ein dem Schubladendenken der Massen entwachsener Freigeist. Ein großer Musiker, der es schafft, mit seinen eigenen Liedern ebenbürtig neben der legendären Diamanda Galas und ihrem Beitrag „Orders From The Dead“ zu bestehen.

„Aealo“: ein Werk, welches auf begeisternde Art und Weise regelrecht final wirkt und letztlich den Vorhang niederreißt, auf dass dahinter Begehr und Verlangen nicht länger wie geprügelte Hunde darben müssen.

„Let liberty reign! Let's fight for freedom!“ („Eon Aenaos“)
„Is this the holy thing to see and die? / Is this what forbid my hearts delight? / Then a dubious being and weak am I / Without caring if I live or die!“ („Santa Muerte“)

(24.02.2020 -> de facto ein "neues" Review, deshalb hier und heute auch keine Anmerkungen ;) )
 
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Imperium Dekadenz – Dis Manibvs
VÖ: 26.08.2016

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1. In Todesbanden 02:16
2. Only Fragments Of Light 08:32
3. Still I Rise 08:24
4. Dis Manibvs 07:32
5. Pantheon Spells 02:50
6. Vae Victis 05:57
7. Volcano 08:59
8. Somnia 02:40
9. Pure Nocturnal Rome 08:04
10. Seikilos 07:55


„Dis Manibvs“ – den Totengeistern. Nachdem Imperium Dekadenz auf dem Vorgänger „Meadows Of Nostalgia“ (2013) ihre Heimat – den wunderschönen Schwarzwald – im Fokus hatten, verlagert sich der Blick nunmehr ins alte Rom (offensichtlich schon im Titel eines der Höhepunkte des Albums – „Pure Nocturnal Rome“) und für die Dauer eines Liedes auch nach Pompeji („Volcano“).

Die Totengeister durchziehen dieses Werk, vom ersten regulären Song „Only Fragments Of Light“ mit den Zeilen: „A fire is inflaming the night / A cry echoed through the trees / Their mystical dancing begins / And whispering spells“ bis zum abschließenden „Seikilos“ mit seinem Mantra-artigen: „ Death is certain, life is not“ ist der thematische Rahmen klar und deutlich gespannt. Der Black Metal, der dazu geboten wird, ist getragen und majestätisch, es sind epische Hymnen des Schwelgens und Vergehens, sowohl der überwältigenden Trauer als auch des festen Willens und Durchhaltens zugleich, eine Ode an das Leben sowie auch an dessen schattenhaften Bruder, den Tod.

Der Titelsong windet sich auf dunklen Bahnen fast schon zu den urzeitlichen Paradise Lost der Anfangstage zurück und ergießt sich mit einem vollmundigen Geschmack in Fleisch und Geist des willigen Hörers, welcher neben typischen Imperium Dekadenz-Klängen würzige Knospen eines jeden Albums von „Lost Paradise“ bis einschließlich „Shades Of God“ in sich trägt – wenn auch womöglich nur als vage Erinnerung an ein lange vergangenes Leben. Es erinnert gerade dadurch aber auch daran, dass bereits der frühe atmosphärische Black Metal der Second Wave in den Neunzigern oft Bezug auf den Death Doom von Peacevilles ewig geheiligter Trinität (Paradise Lost, Anathema, My Dying Bride) genommen hat. Lyrisch flackert dabei durchaus Hoffnung, ein positives Element auf: „All these roads we walked together / All these memories will never fade“ – dem Tode zum Trotz, dem ewigen Abschied hin oder her.

„Pantheon Spells“ ist ein wunderbar gefühlvolles Intermezzo zwischen A- und B-Seite, welches selbst Dead Can Dance keine Schande bereitet hätte, ein weiteres Zwischenstück namens „Somnia“ steht in der Tradition von Morbid Angel's unsterblichem „Desolate Ways“ (zu finden auf „Blessed Are The Sick“, 1991) – wenngleich auch hier ein Einfluss der zuerst genannten Band mitschwingt.

„Vae Victis“ (übersetzt: „Wehe den Besiegten!“, nach dem angeblichen Ausspruch des Gallierkönigs Brennus nach dessen Sieg über die Römer im Jahre 387 v. Chr.) dürfte als aggressivster Song der Platte durchgehen, herausstechend sicherlich die mit keifendem Ingrimm vorgetragene Stelle: „Nur die Toten haben das Ende des Krieges gesehen“. „Still I Rise“ ist die absolute Hymne sowie auch der prägnante „Hit“ der Platte, das abschließende „Seikilos“ (die Seikilos-Stele ist ein altgriechischer Grabstein, auf welchem eines der ältesten vollständig erhaltenen Musikstücke der Welt enthalten ist) windet sich rituell und ungemein stimmungsvoll in (aktueller) Rotting Christ-Manier zum Ende, also ins ewige Dunkel der Nacht, hin zum Ende aller Tage.

Das Album endet mit den gleichermaßen hoffnungsvoll als auch tragisch geflüsterten Worten: „While you live, shine / Have no grief at all / Life is like the wind / And time demands an end“ – womit der thematischen Dualität des Vorangegangenen der perfekte lyrische Schlusspunkt gesetzt ist.

Wo im August und September 2016 nahezu im Wochentakt ein empfehlenswertes Black Metal-Album nach dem nächsten veröffentlicht wurde (Mare Cognitum, Inquisition, Fyrnask...), da sticht „Dis Manibvs“ nach wie vor als eines der empfehlenswertesten davon heraus.

(September 2016)
 
Zuletzt bearbeitet:
Eine Band die ich sehr sehr gerne gut finden würde. Die gegen an ihre Musik IMO recht intelligent dran. Aber wo zum Beispiel Dark Fortress komplett bei mir zünden, berührt mich Imperium Dekadenz nicht mal im Ansatz. Super schade.
Tolles Review wieder!
 
Eine Band die ich sehr sehr gerne gut finden würde. Die gegen an ihre Musik IMO recht intelligent dran. Aber wo zum Beispiel Dark Fortress komplett bei mir zünden, berührt mich Imperium Dekadenz nicht mal im Ansatz. Super schade.
Tolles Review wieder!

Danke! Und wer weiß, vielleicht gefällt dir ja die nächste Imperium Dekadenz-Platte. ;)
 
Urfaust – Empty Space Meditation
(VÖ: 28.10.2016)

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1. Meditatum I 05:03
2. Meditatum II 09:57
3. Meditatum III 07:01
4. Meditatum IV 08:55
5. Meditatum V 04:56
6. Meditatum VI 07:13


Urfaust haben sich viel Zeit gelassen für „Empty Space Meditation“, doch andererseits gab es seit „Der freiwillige Bettler“ (2010) massig Split-Veröffentlichungen, zwei Singles, die „Apparitions“-EP, die „Ritual Music For The True Clochard“-Compilation und zuguterletzt noch ein Livealbum. Sei es drum: ein vollwertiges Album ist immer sowie zu jeder Zeit am Willkommensten, und so ist es wirklich sehr schön, dass diesbezüglich endlich ein neues Devotions-, nein: Meditationsobjekt für sämtliche Freigeister und Querdenker der Black Metal-Welt erschienen ist.

„Empty Space Meditation“ ist in erster Linie als einheitliches Werk zu genießen, die Lieder sind allesamt mit „Meditatum“ betitelt und lediglich noch römisch durchnummeriert worden.
„Meditatum I“ meditiert den Hörer direkt fremdeingewirkt-monoton sowie ohne großen Spannungsbogen hinein ins einsame Weltall, sphärisch-kalt sowie ganz und gar dieser Welt – ach was: allen Welten! – entrückt. „Meditatum II“ klingt anschließend so, als ob sich Burzum von grell-zuckenden Lichtern angestrahlt durch eine windende, rasende Jahrmarktsattraktion verlustieren würden und wird in den abschließenden Tönen des Albums („Meditatum VI“) nochmals hinter einem Schleier aus ätherischem Wind und geisterhaftem Rauschen angedeutet. „Meditatum III“ geht in der Folge deutlich gemäßigter zu Werke, doomig-verschleppt und von majestätischer Feierlichkeit beseelt sowie mit wunderbarem Gesang geschmückt. Es ist derjenige der vier „echten“ Songs („II“ bis „V“), welcher am spätesten komplett zündet, doch der Weg dahin, er lohnt sich zweifelsfrei, denn es handelt sich um ein wunderbares Lied. „Meditatum IV“ könnte von Gesang und Keyboards her annähernd Faith No More zu Zeiten von „Angel Dust“ – allerdings freilich in einem alternativ-verschleppten Black Metal-Universum – sein (man höre zum Vergleich etwa Beginn sowie erste Strophe von deren „Smaller And Smaller“). „Meditatum V“ ist ein durch selbstgebrauten Absinth hervorgerufener, koboldhafter Alkoholrausch inmitten des urigen Ambientes katenartiger, osteuropäischer Spelunken, zumal mit einem im hiesigen Urfaust-Thread von @Ende meisterhaft kolportierten Text ausgestattet: http://forum.deaf-forever.de/index.php?threads/urfaust-liebesbekundigungen-huldigungen-verehrung-f%C3%BCr-lofi-black-magik-bitte-hier.1115/page-21#post-834268 . Das bereits kurz angerissene „Meditatum VI“ beendet den schillernden Reigen der hier dargebotenen Black Metal-Kost, bei welcher man das „Black“ jedoch – seiner wörtlichen Bedeutung nach! – streichen muss: „Empty Space Meditation“ ist nämlich vor allem ganz ungemein farbenfroh, obwohl seine DNA ganz eindeutig die Klassiker der Neunziger Jahre transportiert. Doch gerade auch die annähernd indischen Klangtupfer inmitten der sechsten Meditation lassen – wie alles Vorangegangene – noch einmal deutlich aufhorchen und unterstreichen die kreativen Triebfedern dieser faszinierenden Veröffentlichung.

Ein kleines Juwel, bei dem man sich wirklich fragt: wie kann man die Magie dieser Platte nicht erkennen? Wie kann man sie als monoton und eintönig bezeichnen? Die fünfte Meditation ist nahezu rockig, die zweite dicht am Kanon der Neunziger, dazwischen wallen entfesselt die Keyboards... Man muss sich Zeit nehmen, um wirklich in „Empty Space Meditation“ einzutauchen. Doch ist das nicht der Normalzustand? Wie ist es um eine Musikszene bestellt, welche nur schnell alles im Internet querhört; in welcher es ungewöhnlich ist, eine Platte mindestens zehn Mal zu hören (mit Verlaub: selbst für ein durchschnittliches oder gar schlechtes Album ist das gottverdammt noch einmal das Minimum an zu erbringenden Hördurchgängen – und für ein mindestens gutes Album ist eine solche Anzahl dann gar ein erbärmlicher Witz!!!).

„Empty Space Meditation“ ist ganz und gar warm-lodernder, regelrecht intim zu Werke schreitender Black Metal der definitiv anderen Art, welcher seinen Hörer zunächst fordert, dann aber auch reichhaltig belohnt. Die meisten anderen Bands wären bei der Erweckung solcher Songs erbärmlich gescheitert – es zeichnet Urfaust fürwahr aus, dass sie Monotonie und Entrückung gleichermaßen in echte Kunst als auch tatsächliche Lieder zu transformieren verstehen und dabei keineswegs in einer einzigen Stimmungsnote versinken.

Diese Platte ist folgerichtig eines der interessantesten Black Metal-Werke des Jahres und in ihrer hypnoseartigen Sogwirkung ungleich mehr wert als das, was manch Print- und Internetmedium ihr aktuell zugesteht.

(November 2016)

Anmerkungen: Was Urfaust seitdem veröffentlicht haben, hat mich leider nicht in vergleichbarem Maße wie "Empty Space Meditation" gepackt. Aber möglicherweise sollte ich es einfach noch einmal probieren, schlecht war immerhin nix davon und die Alben stehen wie bestellt und nicht abgeholt im Regal, ja: jammern mich exakt in diesem Moment regelrecht mitleidsheischend an. Die armen Kleinen! Womöglich rühren sie gleich noch mein erkaltetes Herz. Kann man machen nix, mal schauen.

Jedenfalls hatte mich das Gin-Bundle des letzten Studioalbums nicht wirklich gereizt (okay, überlegt hatte ich kurzzeitig schon - aber da ich seit letztem Sommer ohnehin nicht mehr trinke...), doch jedem das Seine und so ein zeitgeistiges Anti-Konsum-Gewäsch gibt's von mir eh nicht zu hören: jedem Tierchen sein Plaisierchen - und jedem Urfäustchen sein Tantiemchen. Zeitgeist? Igitt, ich will lieber geistig anregende Zeit - hier läuft jetzt folglich in der Tat nach einem halben Jahr Pause "Teufelsgeist". Canzone numero uno, "Offerschaal der astrologische mengvormen" gar gleich schon nicht mehr, da bereits nahezu beendet. Ja mei, schlecht ist's nicht... "Empty Space Meditation" jedoch, das siegt. Gestern und heute.
 
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Bruce Springsteen - High Hopes
(VÖ: 10.01.2014)

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1. "High Hopes" 4:57
2. "Harry's Place" 4:04
3. "American Skin (41 Shots)" 7:23
4. "Just Like Fire Would" 3:56
5. "Down In The Hole" 4:59
6. "Heaven's Wall" 3:50
7. "Frankie Fell In Love" 2:48
8. "This Is Your Sword" 2:52
9. "Hunter Of Invisible Game" 4:42
10. "The Ghost Of Tom Joad" 7:33
11. "The Wall" 4:20
12. "Dream Baby Dream" 5:00


Von einer Verwertung übriggebliebener Rest- oder gar Ausschussware kann hier beileibe keine Rede sein - tatsächlich bin ich überrascht, wie ausnehmend großartig dieses Album, welches eine Sammlung übriggebliebener Lieder darstellt, geraten ist. Und sogar mit Leichtigkeit das durchaus nicht schlechte letzte Studiowerk „Wrecking Ball“ aus dem Jahr 2012 locker in den Schatten stellt.

Bei „High Hopes“ handelt es sich um das erste große Album des Jahres 2014. Es ist wie aus einem Guss. Die Lieder und ihre Sequenzierung sind so harmonisch, so stimmig und in sich schlüssig, dass es eine Freude ist. „High Hopes“ geizt dabei nicht mit herausragenden Höhepunkten. Besonders wertig sind hier die ruhigen, gefühlvollen Töne: „American Skin (41 Shots)“, „Down In The Hole“, „Hunter Of Invisible Game“, „Dream Baby Dream“ sowie das erst spät, aber dafür um so schöner zündende „The Wall“. Nicht zu vergessen: die Neuvertonung von „The Ghost Of Tom Joad“, welche mit ihrer begeisternden Epik mehr als nur zu gefallen weiß.

Überrascht und begeistert hat mich an diesem Album auch, wie sich das zunächst negativ von mir rezipierte „Frankie Fell In Love“ zu einem der ganz großen Momente entwickelt hat – ein Moment zudem, auf welchen ich mich bei jedem Hören von "High Hopes“ aufs Neue freue. Ein Song, welcher zunächst banal, simpel und viel zu sehr nach „Tra-La-La“ klingt – aber nur, um dann doch recht schnell seine Widerhaken auszuwerfen und pure Lebensfreude zu verströmen. Ein Song, der die Produktion von Glückshormonen und Euphorie gehörig in Schwung bringt. Ein Singalong aus dem Bilderbuch. Ein wundervoll positiver Text mit schöner Bildsprache („Good mornin', good mornin' / The church mouse is snorin' / News is out all over town / Frankie fell in love“). Ich liebe dieses Lied!

Im instrumentalen Bereich hat „High Hopes“ auch einiges zu bieten. Bemerkenswert sind dabei insbesondere das wunderschöne Gitarrensolo in „American Skin (41 Shots)“ sowie die anheimelnd-schönen 80er-Synthesizer in „Harry's Place“. Und – wie immer – das großartige Saxophon. Dieses Instrument stellt einfach immer wieder eine immense Bereicherung dar, und ich werde es wohl bis in alle Ewigkeit bedauern, dass die großen Zeiten dieses Instruments in der Rock- und Pop-Musik schon so lange der Vergangenheit angehören. Ein weiteres, großes Plus ist die Funktion von „High Hopes“ als Fundstelle für wahrlich große, herausragende Lyrics (siehe unten).

Summa summarum: „High Hopes“ ist ein akustischer Hochgenuss. Dieses Album hat mich viele Wochen und Monate begleitet – sowohl morgens auf der Autobahn als auch zuhause. Dabei war die Höchstnote anfangs noch lange nicht selbstverständlich, sondern hat sich erst mit der Zeit und meiner immer größer und nachhaltiger werdenden Begeisterung als einzig logische Bewertung herauskristallisiert. Mittlerweile sehe ich das Album als Klassiker. Um es abschließend noch einmal auf den Punkt zu bringen: „High Hopes“ ist nicht nur die beste Ansammlung „vergessener“ Songs, welche ich je gehört habe – sondern auch das beste Bruce Springsteen-Album in meinem CD-Regal. Weder „Born In The USA“ noch „Born To Run“ haben mich so begeistert.

Herausragende Textstellen:
- „In the days of despair you can grow hard / Till you close your mind and empty your heart / If you find yourself staring in the abyss / Hold tight to your loved ones and remember this“ („This Is Your Sword“)
- „I wake to find my city's gone to black / The days just keep on fallin' / Your voice it keeps on callin' / I'm gonna dig right here until I get you back“ („Down In The Hole“)
- „Outside my window the world passes by / It's stranger than my dreams“ („Just Like Fire Would“)
- „Now pray for yourself that you might not fall / When the hour of deliverance comes on us all / When our hope and faith and courage and trust / Can rise or vanish like dust into dust / There's a kingdom of love waiting to be reclaimed / I am the hunter of invisible game“ („The Hunter Of Invisible Game“)
- „Before the meek inherit / They'll learn to hate themselves (…) Don't you know these days you pay for everything“ („High Hopes“)

(2014, erste Hälfte)

Anmerkungen: Tatsächlich hat mich "High Hopes" 2014 in einem Ausmaß mitgerissen, welches selbst Bruce' große Klassiker bei mir zuvor so nicht vermocht hatten - obwohl ich sie überwiegend alle liebe. Natürlich steht beispielsweise ein "Born To Run" zu Recht allgemeingültig betrachtet höher, das ist gar keine Frage (und sein Titelsong ist eines meiner 20 Alltime-Lieblingslieder) - bei "High Hopes" aber, da war die Passung zwischen meiner damaligen Gemütslage, meinen akustischen und lyrischen Bedürfnissen und den dargebotenen Liedern schlicht beängstigend kongruent. Monatelang hat "High Hopes" mich seinerzeit begleitet und ist mir eines der besten und liebsten Werke des vergangenen Jahrzehnts - wenngleich der Boss es später in den 10er-Jahren tatsächlich noch einmal übertroffen hat - dazu gegebenenfalls zu anderer Zeit mehr hier. Wenn ich etwas an "High Hopes" ändern würde, dann höchstens seinen Klang - mit dem Sound etwa von "Born To Run" wäre alles NOCH perfekter; aber muss ja nicht sein, denn auch so ist alles wundervoll. Dies war übrigens eines der allerersten Reviews, welche ich damals, in den ersten Tagen des Deaf-Forever-Forums, hier veröffentlicht hatte. Es ist so traurig, dass viele von damals nicht mehr hier sind. Aber nun, ich bin ja auch dauernd abwesend... Ach so, da fällt mir übrigens ein: die Bitte aus dem Eingangsposting hier im Thread gilt noch immer. Nach wie vor konnte mir niemand helfen - ich hätte so gerne Kopien meiner alten Threads - und seien es nur Auszüge. Diese Fäden haben mir mehr bedeutet, als man sich vorstellen mag.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wieder mal ein Review voller Hingabe und Herzblut, danke @Sentinel! Macht einfach Spaß zu lesen. Absolutes Highlight auf Springsteens vermeintlicher Resteverwertung ist die unglaublich intensive Version von "The Ghost of Tom Joad", die es regelmäßig in die Dauerschleife meiner Anlage schafft. Seitdem habe ich auch eine differenziertere Meinung zu Tom Morello, den ich vorher nur von den mir nicht zusagenden RATM kannte.
 
Wieder mal ein Review voller Hingabe und Herzblut, danke @Sentinel! Macht einfach Spaß zu lesen. Absolutes Highlight auf Springsteens vermeintlicher Resteverwertung ist die unglaublich intensive Version von "The Ghost of Tom Joad", die es regelmäßig in die Dauerschleife meiner Anlage schafft. Seitdem habe ich auch eine differenziertere Meinung zu Tom Morello, den ich vorher nur von den mir nicht zusagenden RATM kannte.

Und ich danke dir!

Das mit Tom Morello sehe ich übrigens ähnlich wie du - obwohl ich die Neunziger liebe und damals meine Teenagerzeit war, sind mir Rage Against The Machine immer - von den unvermeidlichen "Killing In The Name" und "Bullet In The Head" mal abgesehen, auf welche ich seinerzeit tatsächlich oft und gerne in der Metal-Disco sowie auf Partys getanzt habe :D - komplett fremd geblieben.
Auch für mich war die Beteiligung von Tom Morello hier insoweit durchaus ein Augenöffner.

Die "High Hopes"-Version von "The Ghost Of Tom Joad" ist wirklich exzellent. Gänsehaut pur!
 
Tiamat – Clouds
VÖ: 01.09.1992

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1. In A Dream 05:12
2. Clouds 03:40
3. Smell Of Incense 04:30
4. A Caress Of Stars 05:27
5. The Sleeping Beauty 04:10
6. Forever Burning Flames 04:23
7. The Scapegoat 04:57
8. Undressed 07:08


„Clouds“ war ein kompletter Sonderfall in der damaligen Death-Metal-Welt, und streng genommen ist es natürlich auch überhaupt kein Death Metal. In Konzertreviews war seinerzeit oft zu lesen, dass die weibliche Zuschauerzahl auf Tiamat-Konzerten deutlich höher sei als etwa bei Entombed, Unleashed oder Dismember; den Höchstplatzierungen etwa in den Rock Hard-Lesercharts tat dies inmitten all der damaligen Härtechampions keinen Abbruch. Tiamat hatten eine Sogwirkung, die spätestens mit „Clouds“ (minimal natürlich schon mit „The Astral Sleep“) die Grenzen zwischen damals typischen „Lagern“ überwand. Klar waren sie damit nicht alleine, man denke nur an Paradise Lost: 1992 war schließlich das Jahr, in dem „As I Die“ die Metalwelt eroberte – und ich weiß noch genau, wie sehr dieser Song mich seinerzeit fasziniert und überwältigt hat (er tut es jedoch auch heute, fast 30 Jahre später, noch).

Auf „Clouds“ winden sich sagenhafte Melodien gleich geheimnisvollen Wesen durch vom Dämmerlicht geküsste Wälder, wie Nebelschwaden ziehen sie ihre Bahnen zwischen schroffen Felsformationen, aus deren Höhlen sich kehlige Laute die Bahn brechen. Melodien, fürwahr, denn diese sind es, die hier überwiegen. „Clouds“ ist überwiegend ein melodiebasiertes und mitnichten ein in der Hauptsache riffgesteuertes Album. Tatsächlich wirkt es auch sehr einfach, vielleicht gar naiv, womöglich plakativ – doch all dies täuscht, denn gerade diese vordergründig wahrnehmbaren Eindrücke erweisen sich als offensichtliche Fassade, hinter der das wahre Herz schlägt. Anders gesagt: sprich „Freund“ und tritt ein.

„The Sleeping Beauty“ ist der große Hit von „Clouds“, für mich persönlich im Geiste verwandt mit „Midnight Queen“ von Sarcofago („The Laws Of Scourge“, 1991 – dessen Cover lustigerweise eine „Sleeping Beauty“ ziert). Und er ist natürlich großartig, besser noch ist allerdings der Opener „In A Dream“. (Lustig auch, wie viel Hail Spirit Noir „In A Dream“ zu verdanken haben – der Refrain dieses Songs mit seiner nach heutigen Maßstäben südeuropäisch, genauer gesagt: griechisch, zitternden Melodieführung enthält fast schon die DNA dessen, was Jahrzehnte später auf Fabelwerken wie „Pneuma“ oder „Mayhem In Blue“ aus Hellas gedröhnt kam!)

Mein Geheimfavorit ist „The Scapegoat“. Es handelt sich von der Melodieführung in den Strophen her um den mystisch-versponnensten Song auf „Clouds“, lyrisch verweist er auf Johans Faible für psychedelische Drogen: „I worship Lucifer“ / „I worship Satan“/ „I worship the devil“ Und yeah, auch das sprach mich an. Gleichzeitig wird einer der wohl größten Fehler im zwischenmenschlichen Bereich gleich in der ersten, wundervollen Strophe reflektiert: „If you are trying to interpret me / You're trying to put me down, you'll see / The dreams I have, you do not know / Don't make me the scapegoat on your insipid show“.

Aber „Clouds“ bietet nicht nur Märchen, Drogen und Lebenshilfe, nein – das Album ist auch noch schwer sexy. „The girl opened her mouth / I opened my veins / The girl opened her heart / I opened a door to another world“ aus „Undressed“ mag hierfür exemplarisch herausgegriffen sein. Und dieses Lied hat sogar einen kurzen Gitarrenmoment, welcher bereits entfernt „A Pocket Size Sun“ vom 1994 erschienenen Megaerfolg „Wildhoney“ am Horizont aufblitzen lässt. Und apropos Gitarren: „Forever Burning Flames“ birgt ein atemberaubendes Solo in seinem von welken Rosen gesäumten Schoß.

Es ist eine ganz bestimmte Zeit in meinem Leben, die ich mit „Clouds“ verbinde: zeitgleich werkelte ich mit Hilfe meiner Schreibmaschine an einem Fanzine, welches nie das Licht der Welt erblickt hat; Weihnachten näherte sich, neben Tiamat erklangen seinerzeit viel Iron Maiden, Sentenced und Pearl Jam aus meiner Stereoanlage. Der komische blaue Rahmen auf dem Cover hat mich damals schon irritiert, aber sei es drum; der Lauf der Jahre hat ihn annähernd rehabilitiert. Necrolord-Cover geben mir ohnehin nicht mehr das gleiche Gefühl wie in den Neunzigern, doch jenseits der konkreten Ausführung gefällt mir das Äußerliche von „Clouds“ zumindest inhaltlich nach wie vor enorm gut: festgenagelte Raben an Holzkreuzen, verheißungsvolle Burgen und spinnwebverhangene Herbstwälder sind einfach etwas für die Ewigkeit. Und was festgenagelte Vögel anbelangt: ob das Cover von „Clouds“ wohl die Inspiration für jenes von Satyricons „Nemesis Divina“ (1996) gewesen ist?

Man kann „Clouds“ – ebenso wie „The Astral Sleep“ von 1991 – als Vorspiel zu höheren Weihen (in Form von „Wildhoney“) sehen und einordnen, tut dem Album damit aber natürlich massives Unrecht an. Ganz im Gegenteil, man muss es als das begreifen, was es war und ist: einer der ganz großen Pioniere auf dem Weg zu einer bis heute andauernden und noch immer nicht schal gewordenen Emotionalität im harten und dunklen Metal, ein Album, welches vermutlich endgültig die Tür zur Vereinigung von „harscher“ Männlichkeit und „holder“ Weiblichkeit aufgestoßen hat und dem dafür jeglicher Dank gebührt – mal ganz unabhängig davon, dass es natürlich vollkommen offensichtlich ein ausnehmend großartiges Album ist.

(06.06.2021)
 
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Die "Clouds" muss ich mir echt mal anhören.

Aber...
P.S.: Was die ewigen Maiden/Priest-Vergleiche anbelangt: "Redeemer Of Souls" gefällt mir persönlich etwas besser als "The Final Frontier".
Waaaaaas?
Ich find die "Final Frontier" seit dem Maidenmonth echt super, die "Redeemer of Souls" muss ich mir echt mal wieder anhören...
 
Waaaaaas?
Ich find die "Final Frontier" seit dem Maidenmonth echt super, die "Redeemer of Souls" muss ich mir echt mal wieder anhören...

Judas Priest sind für mich so ziemlich die Größten im Metal, von daher...

Aber ganz davon abgesehen: "The Final Frontier" ist einfach kein Favorit von mir - ich liebe "Where The Wild Wind Blows", ein paar andere Songs sind auch toll, insgesamt betrachtet ist das jedoch leider kein Album, das ich wirklich empfehlen würde. "Redeemer Of Souls" ist natürlich ebenfalls kein Geniestreich, ich mag es trotz seiner eindeutigen Mängel aber gerne. Oft abgespielt wird es hier trotzdem nicht, weil ich überwiegend zu anderen Alben greife, wenn ich Judas Priest hören will. Dennoch: ab und an lege ich "Redeemer Of Souls" auch heute noch auf. "The Final Frontier" dagegen... offen gestanden schon seit vielen Jahren nicht mehr. ;)
 
„The Sleeping Beauty“ ist der große Hit von „Clouds“, für mich persönlich im Geiste verwandt mit „Midnight Queen“ von Sarcofago
Find ich interessant. Kannst du das noch genauer erläutern?

lyrisch verweist er auf Johans Faible für psychedelische Drogen: „I worship Lucifer“ / „I worship Satan“/ „I worship the devil“
Das ist mir tatsächlich noch nie aufgefallen.

Der komische blaue Rahmen auf dem Cover hat mich damals schon irritiert, aber sei es drum; der Lauf der Jahre hat ihn annähernd rehabilitiert.
Auf späteren Rereleases wurde der Rahmen weggelassen.
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