Teeistischer Adventskalender mit asiatischer Musik

avi

Till Deaf Do Us Part
Nabend beisammen!

Ich hoffe, dieses Thema ist hier nicht allzu fehl am Platze.
Geboren aus einer spontanen Schnaps Tee-Idee im Mointhread eröffne ich hiermit einen kleinen Adventskalenderthread, in dem ich äh, "lustiges" Teesortenraten aus meinem Adventskalender mit dem spontanen Auflegen und kurzen Besprechen einer Asiaplatte aus meinem Fundus und/oder Bandcamp verbinde. Vorerst soll dieser Thread sich auf mehr oder weniger traditionelle, folkloristische Musik aus dem Raum China/Japan/Mongolei beschränken, aber vielleicht kommt da in naher oder ferner Zukunft noch weiteres hinterher ;) Ich bitte auch zu verzeihen, dass ich aus Zeitgründen und auch ganz profan aus dem Grund, dass ich bisher noch keine 24 Asiaplatten mein Eigen nenne, die Türchen quasi in Mehrtagesblöcken öffnen werde^^

1. -3. Dezember:

Tür 1: Grüntee Lemongrass
Tür 2: mutmaßlich Hagebutte
Tür 3: Kräutermischung mit Ingwernote

Musik:
Raflum - 歸棹 (guī zhào)
a3460847389_16.jpg

https://raflum.bandcamp.com/album/gu-zh-o
Das letzte Raflum-Album vor der Umbenennung in
稷廬 (jì lú). Im Gegensatz zu den vorigen beiden Alben hat der alleinige Kopf hinter dem Projekt, Han, sich noch einige Mitstreiter gesucht und seine Akustikgitarre mit Bambusflöte und männlichen und weiblichen Vocals erweitert. Gleichwohl bleibt die Musik sehr reduziert und tempomäßig im langsameren Bereich. Referenzen wären wohl am ehesten Empyrium oder Vàli, wobei der Einfluss auf den ersten Alben noch stärker zu hören ist und hier das erste Mal so richtig zu hören ist, aus welchem Kulturkreis das Projekt kommt.
Beginnen tut das Album mit sehr zaghaftem Akustikgitarrenzupfen, irgendwann "schneller" und mehrstimmig werdend, um zwischendurch wieder abzuschwellen. Ab dem dritten Track kommt dann auch die Flöte und männlicher - sowie im Schlusstrack auch weiblicher - Gesang zum Zuge und verbreitet zum ersten Mal die Stimmung traditioneller Musik.
 
4.-6. Dezember

Tür 4: Kamille als Hauptzutat
Tür 5: Das ist tatsächlich unglaublich schwierig zu entziffern. Ein Kräuter, mit charakteristischer Süße, ich bin der Überzeugung, sowas schonmal gehabt zu haben, kann es aber nicht zuordnen. Würde spontan auf irgendwas chaimäßiges tippen, auch wenn die dort sonst typischerweise vorkommenden Aromen wie Zimt, Nelken oder Pfeffer fehlen.
Tür 6: Wieder ein Früchtetee, diesmal allerdings eher in Richtung Erdbeere/Himbeere, ich meine auch eine kleine Vanillenote zu erkennen

Musik:
Diesmal eine CD, die ich jüngst in ner Wühlkiste für paar Kröten erspäht habe. Leider ist es aufgrund der komplett chinesischen Beschriftung und keinerlei Suchergebnisse für die ISBN- oder ISRC-Nummer nicht möglich, irgendetwas darüber herauszufinden. Darum hier nur ein Foto:
130274021_1671899179655509_1389987609488785482_o.jpg

Edit: (danke an @G0ri fürs Aufspüren)

Auf dieser CD gibt es eine Mischung aus traditioneller chinesischer Musik, vorrangig mit verschiedenen Zupfinstrumenten von der Sorte Laute, Harfe oder Hackbrett, deren Klang von hell und glasklar bis etwas verzerrt, schnarrend und dumpfer variiert. [Edit: Anscheinend handelt es sich hier hauptsächlich bis ausschließlich um das Guzheng, eine Art Zither oder Hackbrett, wie auch verdeckt auf dem Cover abgebildet] Vereinzelt kommen auch Flöten zum Einsatz. Die Stücke sind auch im Tempo halbwegs variabel, von einzeln gezupften Tönen auf der ostasiatisch typischen Skala (in etwa, als würde man nur die schwarzen Tasten auf der Klaviatur spielen) bis zu mehrstimmigem Lautenklimpern, vielen Tremolos, sehr gern wird auch einfach die Tonleiter bzw. Saiten hoch- und runter geschlittert.
 
Zuletzt bearbeitet:
Eine ganz vorzügliche Idee, dieser Thread! Insbesondere die konzeptionelle Verwebung von Tee und fernöstlicher Musik ist so reizvoll wie stimmig. Das Raflum-Album lief hier soeben einmal durch und wusste über weite Strecken zu gefallen. Zwar waren mir die ersten beiden Stücke noch ein wenig zu sehr Geklimper, doch sobald im dritten Stück die Bambusflöte zu röhren begann, hatte mich die Scheibe und vor meinem Auge tat sich eine Landschaft auf, in der unzählige Reisfelder in eine grüne Hügellandschaft eingebettet sind. Die Luft nebelverhangen und feucht, während die FeldarbeiterInnen beseelt und mit sich selbst völlig im Reinen ihrem Tagwerk nachgehen.
Überhaupt: was für ein tolles Instrument die Bambusflöte doch ist! Dieser zunächst klar hölzerne, kraftvolle Klang, der zum Ende bisweilen schon fast metallen ausklingt und wie das tonale Äquivalent zu einer fernöstlichen Dorfszenerie wirkt, in der ein dampfbetriebener Zug sachte zum Stehen kommt. Absolut entschleunigend und passend zu dieser ruralen und völlig un-urbanen Musik. Dennoch denke ich jetzt schon die ganze Zeit darüber nach, in welcher Form man mit diesem Instrument in der experimentellen Musik arbeiten könnte...

Ich sage "danke!" für diese Vorstellung, gieße mir noch 'ne Tasse Fenchel-Anis-Kümmel auf und warte gespannt auf den nächsten Logbucheintrag...!
 
Zuletzt bearbeitet:
Finde ich auch einen wunderbaren Thread.

Hier noch ein Tipp Korea betreffend: ich mag Samulnori sehr gern. CDs habe ich zum Beispiel von Kim Duk Soo. Da weiß ich jetzt nicht, ob das so dein Ding ist. Es ist traditionell, rhythmisch, mäandernd, archaisch, trommellastig in der Basis.

 
  • Like
Reaktionen: avi
Trommellastige oder schamanische Sachen habe ich hier auch noch irgendwo, und auch seit Ewigkeiten nicht angehört. Kann mir aber gut vorstellen, dass es nicht die einfachste Musik ist, in dem Sinne, dass man für repetitive, minimalistisch instrumentierte und melodiereduzierte Stücke schon was übrig haben und in der passenden Stimmung sein muss...
 
Eine ganz vorzügliche Idee, dieser Thread! Insbesondere die konzeptionelle Verwebung von Tee und fernöstlicher Musik ist so reizvoll wie stimmig. Das Raflum-Album lief hier soeben einmal durch und wusste über weite Strecken zu gefallen. Zwar waren mir die ersten beiden Stücke noch ein wenig zu sehr Geklimper, doch sobald im dritten Stück die Bambusflöte zu röhren begann, hatte mich die Scheibe und vor meinem Auge tat sich eine Landschaft auf, in der unzählige Reisfelder in eine grüne Hügellandschaft eingebettet sind. Die Luft nebelverhangen und feucht, während die FeldarbeiterInnen beseelt und mit sich selbst völlig im Reinen ihrem Tagwerk nachgehen.
Überhaupt: was für ein tolles Instrument die Bambusflöte doch ist! Dieser zunächst klar hölzerne, kraftvolle Klang, der zum Ende bisweilen schon fast metallen klingt und wie das tonale Äquivalent zu einer fernöstlichen Dorfszenerie, in der ein dampfbetriebener Zug sachte zum Stehen kommt. Absolut entschleunigend und passend zu dieser ruralen und völlig un-urbanen Musik. Dennoch denke ich jetzt schon die ganze Zeit darüber nach, in welcher Form man mit diesem Instrument in der experimentellen Musik arbeiten könnte...

Ich sage "danke!" für diese Vorstellung, gieße mir noch 'ne Tasse Fenchel-Anis-Kümmel auf und warte gespannt auf den nächsten Logbucheintrag...!

Danke gleichfalls für deine Eindrücke, die schon sehr viel bildhafter als meine daherkommen...!
M.W. hast du auch ein paar Sachen aus dem Spektrum daheim, in diesem Sinne darfst du auch gern eine Besprechung zu ebenjenen Platten mitreinhauen (falls du nicht „schreddern“ willst, vom 25.-31. sind die Türchen leer ;))
 
Danke gleichfalls für deine Eindrücke, die schon sehr viel bildhafter als meine daherkommen...!
Gern, wenngleich es natürlich nicht meine Intention war, dir hier "die Show zu stehlen"... ;)

M.W. hast du auch ein paar Sachen aus dem Spektrum daheim, in diesem Sinne darfst du auch gern eine Besprechung zu ebenjenen Platten mitreinhauen (falls du nicht „schreddern“ willst, vom 25.-31. sind die Türchen leer ;))
Ja, ich habe hier tatsächlich ein paar vereinzelte Sachen rumfliegen, zumeist ist das Chinakram, den ich auf diversen Flohmärkten auf den Kisten gefischt hab, darunter ein paar 10''-Platten, bei denen es mir genauso geht wie dir mit deiner zweiten vorgestellten CD: kein Plan, was das ist und die wenigen für Europäer lesbaren Angaben helfen auch nicht wirklich bei der Recherche weiter. Aber auch Neue Musik aus Taiwan ist hier ein wenig vertreten sowie eine CD mit mongolischen Kehlkopfgesängen oder richtig anstrengender Shit wie polynesische Musik oder chinesische Opern (Level: über 9000!)... Mal schauen, vielleicht stelle ich bei Zeit, Lust und Laune mal ein paar Sachen vor, wobei ich natürlich alles andere als ein ausgewiesener Fachmann auf dem Gebiet bin.
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Like
Reaktionen: avi
Coole Idee! :top:

Und teeistisch ist viel besser als theistisch. Und das, obwohl ich Kaffeetrinker (aber einem guten Darjeeling oder Assam nicht abgeneigt) bin.
 
7.-9. Dezember

Tür 7: wieder irgendein schwer zu definierender Kräuter. Diesmal mit eher gesundheitlicher Note (tippe auf Fenchel).
Tür 8: Kamillelastig. Aber auch ein bisschen Zitronenmelisse, meine ich.
Tür 9: schätzungsweise Wermut mit Zitronengras.

Musik:
Wir begeben uns nun auf eine längere Reise nach Japan mit einer CD-Kollektion aus der Reihe "Traditional Japanese Music" mit verschiedenen "Stilrichtungen" auf jeder CD. Ursprünglich von @kylie und @Iron Ulf zu mir gelangt, habe ich lustigerweise letztens in ner Wühlkiste zufällig und ohne zu merken, weitere CDs aus dieser Reihe erstanden.

Los geht's mit dem Teil Sõ, oder Koto.
51z%2BA8Di5ML._SY400_.jpg

Die Koto ist eins der bekanntesten japanischen Instrumente, wieder eine Zither, diesmal mit 13 Saiten (die chinesischen Zithern haben glaube ich, mehr Saiten).
Die Stimmung ist üblicherweise D-G-A-B-D-Es-G-A-B-D-Es-G-A (blessed be liner notes). Das erklärt auch die gefühlt ziemlich geringvariablen Melodien, die damit erzeugt werden, was den meditativen Charakter der Musik unterstreicht. Gleichzeitig kann man mit einer oder auch mehreren Kotos insb. durch Tempo- und Anschlagvariationen ein großes musikalisches Spektrum abbilden, wie hier gezeigt wird.
Auf dieser CD wird die Koto erst Solo, dann mit bis zu zwei weiteren Kotos im Zusammenspiel vorgetragen. Zwischenzeitlich gesellt sich auch nochmal kurz das Shamisen, ein dreisaitiges Banjo dazu. Ab Stück 3 gibt es dann auch noch Alt-Gesang in der selben Skala wie die Instrumente dazu, sehr leiernd, leidend und langsam, eher wie ein Hintergrund- oder Rhythmusinstrument intoniert.
Tempomäßig wird hier innerhalb eines Stücks mehrmals von vereinzeltem Geklimper über pizzikatöse bis hin zu furiosen schnelleren Parts und wieder zurück gewechselt, was der Musik trotz der tonumfangsbeschränkten Instrumente eine erstaunliche Variabilität beschert.
 
Zuletzt bearbeitet:
10-12. Dezember:

Ersteinmal entschuldige ich mich dafür, dass ich die letzte Zeit leider keine Zeit zum Schreiben und auch nicht wirklich zum Teetrinken hatte. Die anstehenden drei Tütchen habe ich mir ausgesprochen profan irgendwo mittendrin zwischen zwei Schlafepisoden und einem Morgenkater reingehauen, im Zustand nicht ganz kompletter Aufmerksamkeit und Sinneskraft, deswegen muss für die Beurteilung einfach nur das Etikett "wechselnde Kräuter" hinreichen. Der eine hatte meiner verblassten Erinnerungen nach etwas in Richtung Blasennierentee, der andere war eher süßlich (Chaigedöns mit Süßholz?), der dritte hatte eine intensivere Kamillenote.

Aber hier soll es ja um die Musik gehen und zum Ausgleich haue ich dafür nun die vmtl abgepfiffenste Platte meines Bestands rein:

Buddhist Liturgy of Tibet
MI0002071938.jpg

Powerful Protection Chant to Remove Negative Energy - Namgyal Monks - YouTube

Puh, diese Platte verlangt einem schon einiges ab. Im Prinzip gibt es hier einfach nur 40min. lang murmelig-brummeligen Sprechgesang, am Anfang monoton und ungerichtet wie ein im Traum [oder Rausch] vor sich hinbrabbelnder Bahnhofspenner, urplötzlich kommt ein brutal lautes Intermezzo aus irgendner hohen Tröte der Klangfarbe Dudelsack, tieferen dröhnenderen Blas(?)instrumenten, die auf- und abschwingen und vollkommen ungerichtetem Blechpercussiongeklapper der Sorte Kochgeschirr-Kuhglocke. Im nächsten "Teil" (gehe mal davon aus, dass die Interruptionen verschiedene Abschnitte markieren/abtrennen) wird es dann mit einer Trommel, die einen Takt angibt, sogar etwas strukturierter. Das Gemurmel, welches sich an den rhythmischen Trommelschlägen entlanghangelt, wird beschwörerischer, hat teilweise gar ein bisschen Takt. Zwischendurch hustet und blökt mal kurz einer dazwischen, nicht erkennbar, ob es aus der Reihe der Vortragenden oder aus einem evtl. anwesenden Publikum (Liveaufnahme?) ist.
Nach einem weiteren Krachausbruch, diesmal mit längerem Dudelsackton, auf dem das Kochgeschirr klappernd mit einem weiteren klimpernden Percussionelement (Löffel-Gabel-Triangel oder so) umhertanzt, gibt es mal einen Part, der gar so etwas wie Melodie in den Gesängen erahnen lässt - es wird eine, wenn auch halbwegs schiefe und tremolo-leiernde 4-Tonleiter von den Vokalisten hoch- und runtergebetet, mal höher, mal tiefer im Einstieg, sodass sich tatsächlich eine gewisse transzendente Wirkung entfaltet. Krachscheppertrötklingeling, und die einzelnen Elemente/Teile nochmal von hinten nach vorn, kopfüber und von der Brust ins rechte Auge wiederholt. Jo, ich glaub, danach kann einen nicht mehr viel überaschen...! :D
 
Zuletzt bearbeitet:
13.-15. Dezember:

Tür 13: Rotfrucht, ich tippe auf Kirsche/Cassis oder ähnlich
Tür 14: hauptsächlich Ingwer mit leichter, aber undefinierbarer kräuteriger Beilage
Tür 15: wieder was fruchtiges, diesmal schätzungsweise aber eher in die Erdbeer-Himbeerrichtung

Musik:
Shamisen II aus der Japanoreihe
R-4831559-1490807882-3078.png.jpg

Warum ich Shamisen I nicht habe, weiß der Geier, aber egal.
Auf dieser CD findet sich gemischte Musik mit als vordergründigem Instrument tätig dem Shamisen, einem dreisaitigen Banjo mit langem Hals. Aus diesem Instrument wird dann auch in verschiedenen Tempovariationen ähnliche Melodien und Skalen wie bereits weiter vorn mit der Koto erläutert, herausgezogen. Der Saitenklang ist allerdings ganz anders, zB klingen die Saiten weniger nach, das Zupfgeräusch ist stärker gegenüber dem Ton, teilweise werden die Saiten auch weitgehend tonlos bezupft. Dazu gibt es auf dieser Platte eine vergleichsweise große Palette an Zusatzinstrumenten (Flöte und div. Percussions von Bongos bis Klanghölzern), die das Shamisenspiel begleiten, untermalen und stützen oder auch mal ein Intro oder Interlude bestreiten. Außerdem tragende Vocals, ich vermute mal weiblicher Art, wieder sehr leiernd bis jammernd daherkommend, welche - wie bereits bei der Kotomusik - sich streckenweise an die Melodie des Zupfinstruments anpassen, diesmal aber auch vermehrt eigene Schleifen drehen und Solistenmelodien anreißen, teilweise merkwürdige Phrasierungen mit plötzlichen Tonhöhensprüngen über Oktaven, Tremolos und sterbend-lautmalerischem kehligen Sprechgesang intonieren.
Auch tempomäßig wird hier einiges an Variation in den Instrumenten aufgefahren, auch wenn es im gesamten doch eher im Bereich Doom anzusiedeln ist.
 
Zuletzt bearbeitet:
16.-18. Dezember

Tür 16: Ingwer-Anis, schätze ich
Tür 17: Kräuter mit Süßholznote
Tür 18: Kräuter mit Kamille

Musik:
Biwa
312CQ9KTBHL.jpg

Youtubeaufnahme

Bei dem Biwa handelt es sich um eine kurzhalsige Laute mit 4 oder 5 Saiten.
In den ersten beiden Stücken wird das Instrument solo gespielt, von vereinzelten random anmutenden Anschlägen wird sich im Laufe der Stücke immer wieder gesteigert, von galoppierendem Spiel mit teilweise tonlosen bis klopfenden Anschlägen über überraschende Lautstärkewechsel und an- und abschwellende Motive, bis hin zu schnellen Tremolos, die sich auf ner E-Gitarre auch gut für Black Metal eignen würden.
Ab dem dritten Stück kommt eine etwas quäkende (ich vermute) Frauenstimme dazu, die wiederum sehr getragen, leiernd und leidend agiert. Mit langgezogenen lautmalerischem und gebrechlich wirkendem Gesang führt die Stimme durch die folgenden Stücke, nur gelegentlich von einzelnen Saitenanschlägen der Biwa unterbrochen. Mit der Zeit bricht das Instrument sich aber wieder stärker Bahn, mit unvermittelten kurzen tonlosen Schrammelpassagen oder auch mal etwas ungerichtet wirkendem Geklimper.
Im letzten Stück wird die Hauptvokalarbeit von einer männlichen Stimme verrichtet, die nochmal um einiges getragener vonstatten geht, jede Silbe und jeden Tonwechsel auf geschätzt 4 Takte ausweitet und damit eher nach einem Fagott oder Kontrabass als nach einer Solostimme klingt. Auch dazu gibt es vereinzelte Anschläge einer (Heike-)Biwa, die sich vom Klang her deutlich von den in den vorhergehenden Stücken benutzten Shikuzen- bzw. Satsuma-Biwas unterscheidet und eher in Richtung Harfe geht. Dieses Stück erreicht aber tempo- oder motivmäßig keinen Höhepunkt wie die vorhergehenden Stücke, sondern bleibt bei seiner durch den Gesang vermittelten transzendenten Grundschwingung und geht damit recht unvermittelt vorbei.
 
Zuletzt bearbeitet:
Heute mal ein kleiner musikalischer Einwurf ohne Tee, aber das Adventskalenderkonzept ist ja durch meine DB-würdigen Delays ja eh schon genug aus den Fugen geraten ;)

黑麒 - 箫韶
Black Kirin - Xiao Shao
a0153659388_10.jpg

https://blackkirincn.bandcamp.com/album/xiao-shao

Black Kirin sind eigentlich eine Folk-Metal/Melodeath Band, die hier mal ein reines Folkalbum rausgehauen haben.
Im Vergleich zu den davor besprochenen CDs ist hier die Einordnung als traditionelle Musik nur untergeordnet gegenüber der als Akustik/(Neo)Folk, ähnlich wie beim Threaderöffner.
Hier hört man anhand der Strukturen deutlich, dass eine Metalband am Werk war, die einfach nur mit traditionellen Instrumenten und typischen Melodien arbeitet. Die Musik ist für westliche Hörer weniger sperrig und unzugänglich, das Tempo wird ziemlich schnell angezogen, es gibt häufig epische Parts, sowie Wechsel und Variationen, gleichzeitig sind alle Teile schlüssig miteinander verwoben, werden Motive immer mal wieder aufgegriffen und all die Dinge, die auch in anderen musikalischen Gefilden eine spannende von einer anstrengenden Progband unterscheiden. Das Instrumentarium besteht neben einer klassischen Akustikgitarre als tragendes und führendes Fundament aus landestypischen Zupf- und Blasinstrumenten (ich schätze, ohne Gewähr, dass es sich wieder um ein Guzheng und eine Bambusflöte handelt), die insbesondere für die Melodien (Flöte) und die fernöstliche Atmosphäre (Guzheng, insbesondere wenn dort typischerweise tremoliert und einmal komplett über die Saiten und wieder zurück geschlittert wird) verantwortlich zeichnen.
 
Zurück
Oben Unten