Allgemeiner Bücher-Thread

Habe mir jetzt nach zig Fantasy-Romanen mal wieder was aus dem Realismus zugelegt.
Bin gespannt, ist ja durchaus in seiner sprachlichen Erzählweise etwas umstritten, habe aber jetzt das erste Drittel von
"Vor dem Fest" durch und finde es schon spannend!

Nebenbei lese ich aber auch noch "Jonathan Strange & Mr. Norell".


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und
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In den letzten Tagen wurde erstmals seit Beginn der Pandemie in mir das Gefühl stärker, nicht mehr zu können. Zu vieles war offenbar schon zu lange auf mich eingestürzt, bis ich, der ich mir eigentlich großmächtig was auf meine Resilienz einbilde, der ich gerade in Krisen, unter Druck und mit anständig Stress erst so richtig auf Touren komme, alles an Kraft aus mir bluten fühlte. Und mir wurde bewusst, wie sehr mir die Menschen fehlen, die Begegnungen, die Situationen, die man teilt, von deren Magie man jeweils etwas mitnimmt und sie durch das gemeinsame Erleben nährt und etwas Eigenes daraus macht. Ich will nicht sagen, dass ich mich kurz vorm Aufgeben fühlte, aber der Schmerz war so enorm, wie die Einsamkeit aushöhlend. Ich stürzte mich in Arbeit, ins Schreiben, ins Denken, in die Musik. Ins Schreiben und Denken über die Musik. Und hielt an meiner Liebe fest, denn was ist das Leben und Schaffen ohne Liebe? Razor halfen. Årabrot halfen. Fuckin' Autopsy halfen. Die Kunst half, denn sie hilft immer und wie die Liebe, so ist sie alles für mich, denn andernfalls ist alles nichts.

Und ich begann zum wiederholten Mal in diesem Buch von Ajahn Brahm zu lesen, das @RidingOnTheWind mir einst schenkte und mich damit bereits vor vielen Monaten rettete, sozusagen vorausschauend. Und mir wurde deutlicher denn je bewusst, der Weg zum Glück ist immer ein individueller. Der gemeinsame Weg zum Glück ist dies ebenso. Denn wo Liebe ist, da muss auch immer Freiheit sein. Und wo zwei ganz bei sich sind, da sind sie in der Liebe beisammen und sind eigen und doch mehr, als sie allein je sein könnten. Und all dies bedingt auch Abgründe und Dunkelheit, denn auch darin liegt Schönheit und Lust und Streben.

Dieses Buch ist voller Lachen und Tränen,Weisheit und Frechheit, Tosen und Ruhen. Es ist ein Kompass und ein frei wirbelndes Floß auf wilder See. Es ist, ganz persönlich gesprochen, auch Ausdruck eines unerschütterlichen Bundes. Ein Geschenk. Das Leben gewinnt. Immer.

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Dieses kleine feine Buch hab ich mir ob des Zitierten gekauft und es in 3 Tagen regelrecht verschlungen.
Vielen Dank, kommt fast an mein Allzeit-Lieblingsbuch ran (Erlend Loe - Die Tage müssen anders werden...)
 
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Shakespeare spielt in dieser sozialen, politischen und kulturellen Biografie des elisabethanischen Englands eine viel geringere Rolle als der Titel vermuten lässt.

Der Titel ist ein wenig irreführend, weil die gesamte Perspektive auf England gerichtet ist, das übrige Europa des 16. Jahrhunderts völlig ausklammert.

Dennoch sehr lesenswert.
 
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Shakespeare spielt in dieser sozialen, politischen und kulturellen Biografie des elisabethanischen Englands eine viel geringere Rolle als der Titel vermuten lässt.

Der Titel ist ein wenig irreführend, weil die gesamte Perspektive auf England gerichtet ist, das übrige Europa des 16. Jahrhunderts völlig ausklammert.

Dennoch sehr lesenswert.

Ich liebe solche Zeitreisen. Hört sich toll an. Hatte ich mir schonmal notiert, aber wieder vergessen. Danke für die Erinnerung.
 
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Gestern ausgelesen. Es gibt im Netz mittlerweile viele, zum teil nicht gerade wohlwollende Reviews zu diesem Buch.
Vielleicht sollte ich deshalb erstmal erwähnen, was dieses Buch nicht ist (und auch gar nicht sein will):

- Es ist keine musikwissenschaftliche Abhandlung (Obwohl es da durchaus ein paar sehr fundierte Abschnitte gibt)
- Es sieht sich nicht als Komplettwerk über Prog Rock (Was bei einem dünnen, 250 Seiten Bändchen auch klar sein dürfte)
- Es klammert die Krautrock Szene, den Italo-Prog, Elektro, Avantgarde und andere Richtungen aus

Damit dürfte schon ziemlich klar sein, was man hier vorliegen hat: Einen persönlich gefärbten, nostalgischen Rückblick auf den (symphonischen) Mainstream Prog. Mit klarem Schwerpunkt auf den 70ern, versteht sich. Ein besonders lustiger Amazon Rezensent beschwerte sich darüber, dass größtenteils über King Crimson, ELP und Yes schwadroniert wird, und andere Bands nur gestreift werden. Tja, siehe meinen zweiten Punkt.

Insgesamt ist es eine lockere Lektüre, die man diesem Umfang gut auf zwei Nachmittage durch hat. Dass sich die einzelnen Kapitel dabei wie Berichte aus Musikzeitschriften lesen, sehe ich dabei durchaus positiv. Der Autor war ja selbst lange Musikjournalist und versteht sein Handwerk. Viel neues erfährt man als Kenner des Genres zwar nicht, hat danach aber auf jeden Fall Lust, sich wieder durch die Diskographien der großen Bands zu hören.

Für tiefergehende Analysen gibts ja genug andere Bücher....
 
Habe Mal ganz unbedarft mit der Scheibenwelt angefangen. Kannte Terry Pratchett vorher nur so vom Namen her.

Ihr hättet mich ruhig Mal vorwarnen können:acute: (na gut, ich hatte natürlich auch fragen können;))

Habe ganz chronologisch angefangen und den ersten Band innerhalb kürzester Zeit durchgeballert (naja, so viele Seiten sinds ja auch nicht) und gleich den zweiten geholt. Der ist auch wiederum gleich durch.

Diese ganze Welt und die Figuren sind ja echt der Oberknaller. Symphatische Figuren helfen ja meist beim unbeschwerten Lesegenuss, aber hier isses immer irgendwie ne Schippe mehr...

Nur mal so als Statement:D:D
 
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Bestellt für später im Lesestapel.
Danke @Aloka , für den Tipp und das schöne Gespräch mit @Iron Ulf auf dem Berg.

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Camille Paglia - Sexual Personae / Art And Decadence
Ey cool, ich hatte hierfür überhaupt keine Benachrichtigung bekommen... Toll, bin gespannt was Du sagst. Das erste Kapitel hat es wie gesagt in sich. Hatte damals mein Weltbild aus den Angeln gehoben.
 
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... bin gestern damit fertig geworden.
Ein tolles Buch, und der Stil von Gaiman ist super. Nochmal danke für die Empfehlung hier!! :)

Jetzt geht's aber erstmal wieder nach Southampton in die Welt von DI Helen Grace (Band 8 - "Down In The Woods").
 
Karl Edward Wager - Hinweis auf Dokumentarfilm

[Ich bin mir bewusst, dass es sich hier um den Bücher-Thread handelt. Aber da das Werk und die Person des hier dargestellten Autors schon mehrfach besprochen und zitiert wurden, macht es m. E. logisch und inhaltlich durchaus Sinn, hier (und nicht in einem etwaigen Doku-Thread) auf diesen Titel hinzuweisen, WW]

Die Doku befasst sich mit dem Schöpfer u.a. von KANE. Ebenso verfasste und edierte Wagner Horrorgeschichten, nicht unerheblich beeinflusst von HPL. Dagegen zeigt seine Sword & Sorcery Einflüsse Howard und Leiber. Der Film befasst sich insbesondere mit der Alkoholsucht (des promovierten Mediziners) Wagner und seinem persönlichen Zerfall.

"The Last Wolf: Karl Edward Wagner" (2020) von Brandon D. Lunsford/Brian M. McKnight

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Die Eckdaten, auf: IMDB
https://www.imdb.com/title/tt13399106/

Der Trailer, auf: Vimeo
https://vimeo.com/thelastwolf

Für Interessierte (Hinweis ohne finanzielle Eigeninteressen)
Der Film kann auf Vimeo wahlweise gemietet (für 48 h) oder käuflich erworben werden. In letzterem Fall besteht die Möglichkeit eines Downloads in MP4-Format.

Nachtrag zum nun gesichteten Film (1oo Min., ohne Bleistift)

Fazit vorneweg: Die Doku ist liebevoll, voller persönlicher Töne und man würde sich wünschen, zu HPL, CAS oder REH würde ähnliches vorliegen.

Der Film ist schön und sauber gestaltet, von Nerds für Nerds. Vorsicht: Ich bin zwar kein Muttersprachler, komme jedoch alles in allem im Englischen gut zurecht, aaaaber:
Viele der Interviewten sind aus dem Mittleren Westen oder den Südstaaten! Hello the Woodfairy! The Accent will rise again...

Der Film ist in 4 Kapitel eingeteilt, das war es dann auch mit Struktur. Eine olympische Kommentatorenstimme aus dem Off fehlt leider. Schriftliche Einblender sind nur sehr kurz zu sehen (für Nichtmuttersprachler heisst es hier: Pausetaste). Leider passen die Aussagen der Interviews nicht immer zum jeweiligen Kapitel.

Fazit zu KEW: Scheint ein genialer, sympathischer und allenthalben beliebter Typ gewesen zu sein. Nicht ohne Schattenseiten und (beruflichem) Interesse am Brain Fucking. Schonungslos zeigt der Film auf, dass er sich schlicht tot gesoffen hat. - RIP.

[8.5 von 10]
 
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Karl Edward Wager - Hinweis auf Dokumentarfilm

[Ich bin mir bewusst, dass es sich hier um den Bücher-Thread handelt. Aber da das Werk und die Person des hier dargestellten Autors schon mehrfach besprochen und zitiert wurden, macht es m. E. logisch und inhaltlich durchaus Sinn, hier (und nicht in einem etwaigen Doku-Thread) auf diesen Titel hinzuweisen, WW]

Die Doku befasst sich mit dem Schöpfer u.a. von KANE. Ebenso verfasste und edierte Wagner Horrorgeschichten, nicht unerheblich beeinflusst von HPL. Dagegen zeigt seine Sword & Sorcery Einflüsse Howard und Leiber. Der Film befasst sich insbesondere mit der Alkoholsucht (des promovierten Mediziners) Wagner und seinem persönlichen Zerfall.

"The Last Wolf: Karl Edward Wagner" (2020) von Brandon D. Lunsford/Brian M. McKnight

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Die Eckdaten, auf: IMDB
https://www.imdb.com/title/tt13399106/

Der Trailer, auf: Vimeo
https://vimeo.com/thelastwolf

Für Interessierte (Hinweis ohne finanzielle Eigeninteressen)
Der Film kann auf Vimeo wahlweise gemietet (für 48 h) oder käuflich erworben werden. In letzterem Fall besteht die Möglichkeit eines Downloads in MP4-Format.

Sehr geil! Ich wollte mich schon länger mal mit Wagner beschäftigen.

Was wäre denn ein guter Einstieg? Vorzugsweise E-Book, aber wenn es eine schöne Ausgabe mit Bildern oder so gibt, würde ich die auch gedruckt kaufen...
 
Sehr geil! Ich wollte mich schon länger mal mit Wagner beschäftigen.

Was wäre denn ein guter Einstieg? Vorzugsweise E-Book, aber wenn es eine schöne Ausgabe mit Bildern oder so gibt, würde ich die auch gedruckt kaufen...

@ChrisChaos

Ich empfehle Dir "Kane" zum Einstieg, vorausgesetzt, dass Du Sword and Sorcery magst!
Die Reihenfolge: https://en.wikipedia.org/wiki/Kane_(fantasy) Die "3 Novels" sind essentiell; die Kurzgeschichten sind teils in den Neueditionen mit dabei.

  1. Bloodstone = "Der Blutstein"
  2. Dark Crusade = "Der Kreuzzug des Bösen"
  3. Darkness Weaves = "Herrin der Schatten"

Den "Horror" von KEW kenne ich kaum, da mir das Genre nicht zusagt. Aber "Sticks" scheint hier das herausragendste zu sein. Daneben hat er (in beiden Genres) viel herausgegeben (die typischen Jahrestaschenbücher).

Ist Dir damit geholfen?
 
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@ChrisChaos

Ich empfehle Dir "Kane" zum Einstieg, vorausgesetzt, dass Du Sword and Sorcery magst!
Die Reihenfolge: https://en.wikipedia.org/wiki/Kane_(fantasy) Die "3 Novels" sind essentiell; die Kurzgeschichten sind teils in den Neueditionen mit dabei.

  1. Bloodstone = "Der Blutstein"
  2. Dark Crusade = "Der Kreuzzug des Bösen"
  3. Darkness Weaves = "Herrin der Schatten"

Den "Horror" von KEW kenne ich kaum, da mir das Genre nicht zusagt. Aber "Sticks" scheint hier das herausragendste zu sein. Daneben hat er (in beiden Genres) viel herausgegeben (die typischen Jahrestaschenbücher).

Ist Dir damit geholfen?

Super! Danke für deine ausführliche Beschreibung! Sword and Sorcery geht immer :top:

Ich werde mir die EBooks dann beizeiten mal holen :)
 
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Polnische Literatur - Annäherungen
Das Kapitel zum Barock flimmert trotz analoger Verfügung vor meinen Augen, anstrengende Lektüre. Sollte ich einen ellenlangen Beitrag, bestehend aus nur einem Buchstaben abfassen, bin ich eingeschlafen...
 
getimage


Ich schreibe an alle Gemeinden und schärfe allen ein, dass ich freiwillig für Gott sterbe, es sei denn, ihr hindert mich daran. Ich ermahne euch, dass mir keine unpassende Fürsorge zuteilwird. Lasst mich der wilden Tiere Fraß sein, durch die es möglich ist, zu Gott zu gelangen. Gottes Weizen bin ich und durch der wilden Tiere Zähne werde ich gemahlen, damit ich als reines Brot des Christus erwiesen werde. Schmeichelt lieber den wilden Tieren, damit sie mir zum Grab werden und nichts von meinen Körperteilen übrig lassen, damit ich nach dem Tod niemandem zur Last falle. Dann werde ich wirklich Jünger Christi sein, wenn nicht einmal meinen Leib die Welt sehen wird. (Ignatios von Antiochia)

Viel weiß man über die Geschichte der Kirche - über die Geschichte des Christentums nach Konstantin. Hartmut Leppin versucht nun, die nur fragmentarisch fassbare, komplexe Geschichte des frühen Christentums in einen Rahmen zu legen. Und das ist schwer. Denn vieles, was nie kanonisch wurde, bleibt im Dunkel der Geschichte, obwohl es für die Christen etwa des zweiten Jahrhunderts nach Christus Alltag war. Schlaglichtartig hören wir von selbstlosen Menschen, die in ihrer Gemeinde für die Ärmsten sammelten. Von die heidnischen Nachbarn beeindruckender Nächstenliebe. Und wir hören von Menschen, die sich als bedürftig ausgaben, um die Hilfsbereitschaft der Anhänger dieser seltsam todesfreudigen neuen Religion auszunutzen. Wir hören von Inhabern von Kirchenämtern, die für ihren Glauben oder ihre Schäfchen bereitwillig in den Tod gingen. Und von solchen, die sich gern im Stillen mit hübschen jungen Christinnen umgaben oder einander an die Gurgel gingen über ganz profane Fragen bischöflicher Macht und Zuständigkeit. Ein anschaulich, wenn auch etwas erratisch gehaltenes Buch über Menschen und ihre Hoffnungen in einer Zeit, die dringend der Hoffnung bedurfte. Die Parallelen zur Realität moderner Ideologien springen mir jedenfalls direkt eins Auge. Denn auch die scheitern in ihrer naiven Weltsicht nicht an ihren schönen Worten, sondern an der Natur der Menschen. Für mich war die Lektüre genauso spannend wie die vom folgenden Buch.

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Ein halbes Jahrhundert hat der damals bahnbrechende Roman inzwischen auf dem Buckel. Deshalb die sonderbar ausschweifenden Erklärungen zu DNA und den sich bietenden Möglichkeiten von "Computern". Für den modernen Leser sind diese Passagen eher Telefonbuch, denn bahnbrechend. Und doch fesselt das Buch. Wenn man sich die Zeit, in der es geschrieben wurde, vor Augen führt. Crichton war jedenfalls ein Pionier des wissenschaftlichen Thrillers. Und allein dafür hat er für seine spannende Story über einen außerirdischen Mikroorganismus, der droht, das Leben auf der Erde zu zerstören, eine tiefe Verbeugung verdient.
 
Das vorletzte gelesene Buch war Ancestral Night von Elizabeth Bear, der erste von bislang zwei Bänden der White-Space-Reihe. Irgendwie sind in den meisten Büchern zur Zeit die Protagonistinnen lesbische Frauen, spielt hier aber keine übermäßig große Rolle. Die Protagonistin ist so eine Art Weltraumschrottsammlerin, die einen sehr bedeutenden Fund macht, der das Potential besitzt, das ganze bekannte Universum zu verändern. Interessante Weltenkonstruktion, die "Föderation" in diesem Buch umfasst Aliens unterschiedlichsten Aufbaus und funktioniert nur dadurch, dass die Mitglieder ihre Emotionen biomechanisch kontrollieren können. Dabei machen aber nicht alle mit, vor allem nicht die fiesen Weltraumpiraten.

Danach las ich Junge rettet Freund aus Teich, der Titel des Buchs von Heinz Strunk sagt schon alles, eine sehr direkte, simpel erzählte Heranwachsendengeschichte auf dem norddeutschen Dorf, längst nicht so spannend oder so eklig wie der goldene Handschuh.
 
getimage


Ich schreibe an alle Gemeinden und schärfe allen ein, dass ich freiwillig für Gott sterbe, es sei denn, ihr hindert mich daran. Ich ermahne euch, dass mir keine unpassende Fürsorge zuteilwird. Lasst mich der wilden Tiere Fraß sein, durch die es möglich ist, zu Gott zu gelangen. Gottes Weizen bin ich und durch der wilden Tiere Zähne werde ich gemahlen, damit ich als reines Brot des Christus erwiesen werde. Schmeichelt lieber den wilden Tieren, damit sie mir zum Grab werden und nichts von meinen Körperteilen übrig lassen, damit ich nach dem Tod niemandem zur Last falle. Dann werde ich wirklich Jünger Christi sein, wenn nicht einmal meinen Leib die Welt sehen wird. (Ignatios von Antiochia)

Viel weiß man über die Geschichte der Kirche - über die Geschichte des Christentums nach Konstantin. Hartmut Leppin versucht nun, die nur fragmentarisch fassbare, komplexe Geschichte des frühen Christentums in einen Rahmen zu legen. Und das ist schwer. Denn vieles, was nie kanonisch wurde, bleibt im Dunkel der Geschichte, obwohl es für die Christen etwa des zweiten Jahrhunderts nach Christus Alltag war. Schlaglichtartig hören wir von selbstlosen Menschen, die in ihrer Gemeinde für die Ärmsten sammelten. Von die heidnischen Nachbarn beeindruckender Nächstenliebe. Und wir hören von Menschen, die sich als bedürftig ausgaben, um die Hilfsbereitschaft der Anhänger dieser seltsam todesfreudigen neuen Religion auszunutzen. Wir hören von Inhabern von Kirchenämtern, die für ihren Glauben oder ihre Schäfchen bereitwillig in den Tod gingen. Und von solchen, die sich gern im Stillen mit hübschen jungen Christinnen umgaben oder einander an die Gurgel gingen über ganz profane Fragen bischöflicher Macht und Zuständigkeit. Ein anschaulich, wenn auch etwas erratisch gehaltenes Buch über Menschen und ihre Hoffnungen in einer Zeit, die dringend der Hoffnung bedurfte. Die Parallelen zur Realität moderner Ideologien springen mir jedenfalls direkt eins Auge. Denn auch die scheitern in ihrer naiven Weltsicht nicht an ihren schönen Worten, sondern an der Natur der Menschen. Für mich war die Lektüre genauso spannend wie die vom folgenden Buch.

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Ein halbes Jahrhundert hat der damals bahnbrechende Roman inzwischen auf dem Buckel. Deshalb die sonderbar ausschweifenden Erklärungen zu DNA und den sich bietenden Möglichkeiten von "Computern". Für den modernen Leser sind diese Passagen eher Telefonbuch, denn bahnbrechend. Und doch fesselt das Buch. Wenn man sich die Zeit, in der es geschrieben wurde, vor Augen führt. Crichton war jedenfalls ein Pionier des wissenschaftlichen Thrillers. Und allein dafür hat er für seine spannende Story über einen außerirdischen Mikroorganismus, der droht, das Leben auf der Erde zu zerstören, eine tiefe Verbeugung verdient.
Danke für den Leppin-Tip; setze den mal auf meinen Wunschzettel ... :)
 
Gerade noch ein weiteres Buch verschlungen "Acht Berge" von "Paolo Cognetti". Ich bin großer Freund von Romanen in denen einfach die Beziehung zwischen zwei Menschen über die Zeit hinweg beschrieben wird. Hier das Leben zweier Freunde vom Kindesalter bis in die 40er. Einfach Bücher die von Sehnsucht handeln und der Suche nach dem eigenen Sinn. Hier geht es um Berge und Einsamkeit in den Bergen und was daran schön ist und was vllt. auch nicht.
Bin gerade mittendrin im Buch. Gefällt mir sehr gut, nochmals danke für den Tipp.
 
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