Allgemeiner Bücher-Thread

Rob Halford - Ich bekenne

Das Buch


Ich habe es auf Deutsch gelesen und glaube nicht, dass mir irgendwelche filigranen Wortspiele entgangen sind (wobei, was „Besserwichser“ im Original ist, würde mich schon interessieren – vielleicht „blow-it-all“?); zudem habe ich auch keine Lust, bei so einer Schwarte mit einem Lexikon zu arbeiten, in das sich dann fünfmal pro Seite hineingucken muss (aus diesem Grunde werde ich vermutlich auch die Dickinson-Autobiografie entgegen meiner ursprünglichen Planung auf Deutsch lesen).

Meine Meinung: Unterhaltsam, und für Priest/Halford-Fans bestimmt unverzichtbar. Neben den bekannten, mal mehr, mal weniger interessanten (bzw. am Stück gelesen oftmals ermüdenden) Tour/Aufnahme/Sauf-Geschichten finde ich das Buch etwas merkwürdig: Einerseits schreibt Halford sehr persönliche Dinge, andererseits bleibt auch immer eine gewisse Distanz, wenn nicht gar Oberflächlichkeit. Vielleicht entspricht das einfach seiner Persönlichkeit (immerhin dürfte er seine geistige und emotionale Entwicklung durch über anderthalb Dekaden andauerndes Gesaufe behindert haben). Manchmal denkt man auch „Da muss doch mehr passiert sein“ (besonders was die Band-internen Sachen angeht), doch er geht auf viele Hintergründe nicht ein, das wirkt nicht selten wie ein Verschweigen. Informativ sind einige Anekdoten und Einblicke aber schon.

Psychologisch auf jeden Fall interessant, unter anderem, da Halford sich in manchen Widerspruch verstrickt und die ein oder andere Selbsttäuschung dokumentiert. Und was ich noch gut finde: Einige seiner relativ detailliert beschriebenen Sex-Erlebnisse wird so manchem Metaller, der dieses Buch liest, so offen (sic!) er auch sei, nicht schmecken (sic!).


Der Traum

Ich war noch relativ am Anfang (da wo er erst zweimal belästigt bzw. missbraucht wurde), und dann begegnete ich ihm in einem tendenziell verstörenden Traum. Leider habe ich einige Details vergessen, im Groben war es so, dass wir uns an einem Strand befanden und zusammen im Meer baden gingen. Wir waren nackt, und es kam zu erotischen Handlungen, die ich als sehr unangenehm empfand, obwohl es sich um den Anfang-Achtziger-Jahre-Rob handelte: Ich finde den Mann einfach unattraktiv. Das Ganze wurde dann auch etwas eklig, als sich wahrhaft unbeschreiblich große Mengen an Spermaflüssigkeit mit dem Meerwasser vermischten und sich um uns herumwanden.
Es wurde noch unangenehmer, als Rob mir erzählte, dass er ja mit seinem jetzigen Partner seit 58 Jahren glücklich zusammen sei, dieser hatte ihn jedoch, sozusagen als Einstieg in die Beziehung, missbraucht. Das fand ich sehr bedrückend.

Dann sagte ich ihm – und das wird für manche wohl der am meisten schockierende Teil dieses Traumberichts sein, weil es der Wahrheit entspricht – dass „Angel of Retribution“ mit Abstand mein Lieblingsalbum von Judas Priest ist.
Dann war der Traum auch vorbei, glaube ich.
 
Zuletzt bearbeitet:
Einmal im Jahr lese ich das Ding durch - und immer wieder ist es genauso lustig, wie beim ersten Mal!

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Nachdem ich begeistert bereits mehrere Bücher von Erlend Loe gelesen habe, ist jetzt endlich sein erstes und bekanntestes an der Reihe. So habe ich wohl gewisse höhere Erwartungen.. Aber nach den ersten paar Kapiteln gefällt mir mein Urlaubsouvenir schon sehr gut.

Außerdem habe ich noch drei weitere Bücher aus Norwegen importiert, die jetzt auf meinem Lesestapel liegen. Wenn man schonmal vor Ort ist und die Auswahl an Büchern, an die man daheim nicht rankommt, plötzlich so groß ist...

Darunter auch Helvete von Erlend Loe.
Den Anfang der Geschichte, dass eine Frau nach dem Umzug in ein Reihenhaus ganz zufällig im Garten einen Eingang zur Hölle findet und sich bei der Empfangsdame eine 10er Eintrittskarte aufschwatzen lässt, fand ich so skurril. Da konnte ich nicht widerstehen.

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Soweit ich mich erinnere, ist das hier die erste universitäre, sprich genuin wissenschaftliche Abhandlung zum Thema "Heavy Metal", die ich gelesen habe. Und so liest sich die Federführung. Zwar outen sich die verantwortlichen Geistes- und Sprachwissenschaftler als langjährige Fans der Musik (Deshalb das Projekt), jedoch bleibt das Analysierte trocken, sachlich und wenig unterhaltsam serviert. Wie man das eben kennt. Ohne Voreingenommenheit werden Völkisches oder historisch Verklärendes herausgearbeitet, sowie echtes Interesse an der Geschichte und akribische Quellenlektüre aufgezeigt. Je nach Band. Und je nach geistiger Zielsetzung der Band. Ein paar Combos kannte ich noch gar nicht. Die Griechen "Kawir" zum Beispiel. Ich weiß nicht, ob man sowas als Freund der Musik - ohne konkreten Anlass - lesen muss. Da gibt es schließlich Mitreißenderes. Es schadet aber eben auch nicht.

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Einsichten in die Perfidie des Systems Putin und dessen Umgang mit Freiheitssuchenden und/oder Dissidenten. Schlaglichter in einen Alptraum. Dabei wird Alexej Nawalny keinesfalls verklärt oder auf ein Podest gehoben. Sein uns westliche Bürger tendenziell eher verwundernder Pragmatismus in Sachen völkischer Phrasen oder Brückenschlägen nach ganz Links finden im jeweiligen Kontext ausführliche Erwähnung. Sein unermüdlicher und absolut glaubhafter Einsatz für ein korruptionsfreies Russland ohne Putin wird allerdings anhand der Quellenlage verständlich (und unmissverständlich) nachgezeichnet und in einen gesellschaftspolitischen Rahmen gelegt. Mir persönlich ist und bleibt es nicht nachvollziehbar, wie bei solcher Lektüre (und da gibt es schließlich reichlich Auswahl) große Teile der Parteien AfD oder die LINKE sich immer wieder (wenn auch nur implizit) verständnisvoll vor Putin stellen. Ich kann mir das nur mit einer mitunter auch irrationalen, prinzipiellen Ablehnung der USA erklären. Und damit, dass man in solchen Kreisen derartige Lektüre eben lieber nicht liest. Oder... generell wenig liest.
 
Für Freunde des düsteren Mittelalters sei Christopher Buehlman - Between Two Fires empfohlen. Auch Fans der Dark Souls Reihe könnten hier etwas finden. Leider gibt es noch keine deutsche Übersetzung, aber der Autor selbst liest sein Buch für umsonst auf YT vor:

Angeblich in eine ähnliche Richtung dürfte Hollow von Brian Catlin gehen. Muss ich mir erst noch näher ansehen. Wenn sonst jemand etwas in die Richtung kennt (vielleicht sogar auf Deutsch übersetzt) immer her damit!
 
Neu auf dem "zu-lesen"-Stapel:

Ray Bradbury: Something Wicked This Way Comes.

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Ich bin sehr gespannt auf den Schmöker! :)

Obacht! Dich erwartet zwar eine spannende Geschichte, die aber in viel Surreales bzw. schwer zu Greifendes verpackt ist. Bradbury liefert hier keinesfalls ein zweites Fahrenheit (weshalb einige seiner Fans von dem Werk hier enttäuscht waren), sondern kam mit einer bewusst künstlerisch/literarisch auffälligen Herzensangelegenheit daher. Das sollte man wissen. Sonst wundert man sich doch etwas... :)
 
Obacht! Dich erwartet zwar eine spannende Geschichte, die aber in viel Surreales bzw. schwer zu Greifendes verpackt ist. Bradbury liefert hier keinesfalls ein zweites Fahrenheit (weshalb einige seiner Fans von dem Werk hier enttäuscht waren), sondern kam mit einer bewusst künstlerisch/literarisch auffälligen Herzensangelegenheit daher. Das sollte man wissen. Sonst wundert man sich doch etwas... :)
Danke für die Warnung; ich kenne von Bradbury bislang nur "Halloween Tree". Von daher habe ich also an sich gar keine Erwartungen...
 
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Mich hat bisher der Titel immer abgeschreckt, weil ich das mit Rosamunde Pilcher-artigem Zeug verbinde. Ist aber sehr weit davon entfernt. Geschildert wird das Leben eines Mädchens, das alleine in den Sümpfen North Carolinas aufwächst. Bin bei der Hälfte angelangt und gefällt mir sehr gut!

Zuvor gab es Jörg Juretzkas "Tauchstation" aus der Kryszinski-Reihe. Sehr cool!
 
Wuppie!!
Gerade gesehen, dass "meine" Uni-Bibliothek das Ding im Bestand hat .... wollte da schon immer mal reinschmökern!

Also gleich - hoffentlich - neu auf dem "zu-lesen"-Stapel:

Thacker, Eugene: Im Staub dieses Planeten. Philisophie des Horrors, Berlin: Matthes & Seitz 2020.


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Vor einer Weile habe ich Vian - „Der Schaum der Tage“ beendet.

Meine primären Emotionen waren zum einen eine wohlige Form des Ekels, wie ein mildes Erschrecken, den die Brüche in der fantastischen, bunten und überbordenden Welt hervorriefen, denn überall war ganz beiläufig etwas Groteskes oder schlicht Gewalt und Grausamkeit eingestreut. Hässlichkeit im überzeichneten Flirren und Zuckerwerk.

Zum Anderen war es Bestürzung. Darüber, wie alles immer schlimmer wird und ich war bestürzt-fasziniert, was mit den Figuren geschieht. Das Schicksal der Maus war dann der letzte Dolchstoß. Wie kann man so gemein sein! Schön wahrzunehmen fand ich auch das Verblassen aller Farben über das Buch hinweg und den Rückgang des Tempos.

Unbehaglich und treffsicher wirkte auf mich die Darstellung von ARBEIT im Roman. Wo Kafka diesbezüglich in mir oft Assoziationen von Labyrinthen, den Verstand verlieren, Verändertwerden, Hamsterrad, Sinnlosigkeit hervorruft, war es hier: Vernichtung.

Am meisten mitgenommen hat mich jedoch die Dynamik der Beziehungen der Hauptfiguren. Wie sehr sie aneinander vorbeigriffen. Wie wenig sie sich wirklich nah waren. Wie wenig sie sich teils wertschätzten. Dabei hätten sie einfach nur umeinander sein müssen. Als Liebende, in der Lust. Ich war während der Lektüre erhöht empfänglich dafür, Paare zu beobachten und wie diese miteinander sprachen und habe so viel gehört / gesehen, was mir Gänsehaut verursachte (Kälte, Anblaffen, Pragmatik).

Ein ernüchterndes Buch. Aber kein hoffnungsloses. Es beschreibt die Dinge nur sehr hart. Und dies verklausuliert in Übertreibung und Phantastik. Ich habe es gern gelesen.
 
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Mich hat bisher der Titel immer abgeschreckt, weil ich das mit Rosamunde Pilcher-artigem Zeug verbinde. Ist aber sehr weit davon entfernt. Geschildert wird das Leben eines Mädchens, das alleine in den Sümpfen North Carolinas aufwächst. Bin bei der Hälfte angelangt und gefällt mir sehr gut!
Habe ich vor längerer Zeit als Hörbuch gehört - hat mich sehr beeindruckt und wirkt noch heute nach.
Der Titel ist irreführend, das stimmt.
 
Wuppie!!
Gerade gesehen, dass "meine" Uni-Bibliothek das Ding im Bestand hat .... wollte da schon immer mal reinschmökern!

Also gleich - hoffentlich - neu auf dem "zu-lesen"-Stapel:

Thacker, Eugene: Im Staub dieses Planeten. Philisophie des Horrors, Berlin: Matthes & Seitz 2020.


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Hm, Titel klingt verführerisch, erstes Kapitel geht gleich mal mit dem Phänomen Black Metal in medias res, hab' mir das Büchlein also auch glatt besorgen müssen. Danke für die Anregung.
 
Den folgende Titel habe ich mir zum Lesen vorgemerkt, da er in Literatursendungen über den grünen Klee hinaus gelobt wird.

Sowohl Dennis Scheck (Druckfrisch) als bspw. auch der Literaturclub des Schweizer Fernsehens SRF sind voll des Lobs, auch hinsichtlich der Übersetzung ins Deutsche.

Hervé le Tellier "Die Anomalie"

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Obschon meine Inhaltsangabe keinen echten Spoiler enthält, maskiere ich sie unter einen entsprechenden "Button".

Ein Flugzeug gerät zwischen Europa und USA in einen schweren Sturm, kann aber schliesslich notlanden. Alles scheint noch einmal gut gegangen zu sein. Exakt drei Monate später erbittet jedoch dasselbe (das gleiche?) Flugzeug "erneut" Landeerlaubnis. Bestückt mit "Duplika(n)ten" (?) der ursprünglichen Passagiere. Die "Doppelgänger", deren Schicksale sich jedoch von den Originalen unterscheiden, werden auf einem Militärgelände interniert und durch Wissenschaftler diverser Disziplinen untersucht. Sind wir alle nur Teil eines (göttlichen) Computerprogramms?

Angaben kritischer und inhaltlicher Art macht bspw. der genannte Dennis Scheck in folgendem Schnipsel:
https://www.daserste.de/information/wissen-kultur/druckfrisch/videos/empfehlung-video-104.html
 
Zuletzt bearbeitet:
Hm, Titel klingt verführerisch, erstes Kapitel geht gleich mal mit dem Phänomen Black Metal in medias res, hab' mir das Büchlein also auch glatt besorgen müssen. Danke für die Anregung.
Dann berichte doch bitte mal, wie du es findest.
Ich fühle mich nach dem Durchlesen irgendiwe ... unterwältigt. Nicht direkt schlecht, das Buch (und, klar, Teil 1 von 3), aber irgendwie ...
 
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