Wohlsein! Wissen ist das eine, das kommt im Laufe der Jahre. Sich mit Musik, egal welchen Genres, beschäftigen ist das andere. Das kann die Lust auf mehr Wissen über den Musizierenden und rundherum beitragen. Man kann aber auch nur die Musik auf sich wirken lassen. Egal ob Platte, CD, Kassette, Download oder Stream. Das Gespräch über Musik hier oder mit Freunden von Angesicht zu Angesicht ist unbezahlbar, das ist die Krönung des Hobbies mit Leidenschaft.
Ich gehöre da definitiv zum zweiten Phänotyp. Ich höre ja nun auch schon seit 25 Jahren bewusst Musik, den größten Schnitt nimmt da "Metal" ein (also halt so mehr oder weniger alles, was so darunter fällt). Aber ich war immer schon ein Hörer, vor allem gefühlsbewegt. Also halt: zu mir muss die Musik "sprechen", Bilder evozieren, Hormone durchwirbeln, das Blut in Herz und Kopf schießen lassen,mich wütend, traurig, aufgepeitscht oder sprachlos lassen. Aber über Bandbesetzungen mache ich mir fast nie Gedanken, ich lese nur selten Lyrics, ausgefeilte Albumkonzepte nehme ich als "schön dass sich da jemand Gedanken gemacht hat, vllt beschäftige ich mich damit mal" wahr. Gesang ist für mich eher Instrument als Inhaltvermittler.
Ich bin daher auch echt schlecht im Mitgrölen oder Mitsingen, kann dafür aber Soli tirillieren und Drumpatterns und -fills durchklopfen.
In meinem Kopf sind Alben meist mit "Erscheinungsjahr, Erscheinungsland, Stelle in der Diskographie, Nummer des Lieblingstracks" gespeichert, aber andersherum fällt es mir irgendwie total schwer 10 Alben aus dem Jahr 1996 zu nennen. Das geht irgendwie nur andersherum.
Ist bei mir bisschen wie mit Fußball zum Beispiel. Schau' ich gern, favorisiere manchen Verein mehr als andere, schaue auch gern Länderspiele, aber wer jetzt wann wo gespielt hat und von welchem Verein wer jetzt wohin oder... das hat mich nie groß gekümmert. Ich bin da simpel gestrickt und während eines Spiels in so 'ner Mitfieberblase.
Aber das macht den Austausch über Musik (oder Fußball, ha) dann schwierig, wenn es nicht vor allem über die erweckten Emotionen o.ä. geht, und mir fällt es oft schwer mich da einzuklinken. Irgendwie ticke ich einfach seltsam, hab' ich das Gefühl.
Aber ja, eben, darüber zu reden und vielleicht sogar Emotionen und Erfahrungen teilen zu können ist richtig wunderbar, und ich hab' das Gefühl, dass das speziell bei Hard Rock / Metal echt nochmal etwas stärker verankert ist als bei anderen Musikrichtungen. Eben eine Musik des Auf- und Ausbruchs. Vielleicht auch nicht, keine Ahnung.
Kann mich noch gut an einen Ü70-Herrn am Nebentisch im Hotel Igel unweit des Stormcrushers erinnern, dem ich und seiner Frau bei Betreten des Speisesaals einen guten Appetit wünschte. Er freute sich ob der Höflichkeit und fragte, was denn hier los sei, weil so viele junge Leut' rumliefen und auch Schallplatten mitführten? "Wo gibt es das?" war seine wissbegierige Frage. Kurz erklärten wir und dann erzählte er uns am Tisch mit glasigen Augen, dass er gerade von Flohmarkt käme, vollgepackt mit zwei Kisten Schallplatten aus dem Bereich bayerischer Marsch- und Volksmusik und etwas Pop. Er holte dann eine Schachtel aus dem Kofferraum zum Vorzeigen. Zu geil. Was für eine freudvolle Konversation sich ergab, es war einfach nur sympathisch. Er wünschte uns beim Verlassen der Lokalität alles Gute und jegliches Glück der Erde. "Mensch Traudl, die jungen Leut' kaufen noch Schallplatten! Subba!" Herrlich.
Haha ja, das ist super. Solche Gespräche führe ich auch immer mal (also selten, aber ab und an passiert so etwas mal), über Klassik, über Jazz - Musikrichtungen, die ich zwar schätze, die aber eher wenig zu mir "sprechen", da finde ich total spannend wenn andere Menschen einen anderen Zugang zu anderer Musik haben. Von mir aus auch Schlager oder sonstwas, wenn Emotionen (da ist es wieder) und Leidenschaft dabei sind ist irgendwie alles tendenziell interessant, auch, wenn es einen selbst nicht in dem Maße mitnimmt.