Also mir macht "The Quest" viel Spaß.
In meinem Alter darf es aber auch gerne etwas ruhiger und lockerer zugehen; auch bei Yes.
Ein schöner Retro Trip auch mit dem Cover von Roger Dean, ein schönes Gesamtpaket.
Ich sehe es genauso. Seit Freitag rotiert die Scheibe im Wechsel mit den Klassikern bei mir. Ich will mich da gar nicht auf die Diskussion einlassen, ob sie gegen die alten Überalben bestehen kann. Das tut sie natürlich nicht, aber wer hat das denn ernsthaft erwartet? Yes 2021 sind eine komplett andere Band als vor 50 Jahren, der Vergleich würde also gewaltig hinken.
Mit was man sie definitiv vergleichen kann: Den Alben ab 1991. Und da macht The Quest keine schlechte Figur. Es kommt zwar nicht an Magnification und The Ladder ran (Die ich beide durchaus gut finde), toppt aber ein Open your Eyes oder auch den furchtbar trägen Vorgänger um Längen. Ich würde es ungefähr auf ein Stufe mit Fly from Here stellen. Es ist ein gutes Alterswerk, diesmal wieder mit mehr Folk statt AOR.
Der Prog Fan, der es gerne schräg braucht und der Metaller der wert auf feurige Rock Explosionen und Energie legt, wird sich schaudernd abwenden. Aber interessieren sich diese Leute denn aktuell überhaupt noch für Yes? Man sollte mittlerweile wissen, was einen bei der Band erwartet. Das kann brutal daneben gehen, wie auf Heaven and Earth, es kann aber auch eine positive Überraschung geben, wie aktuell auf The Quest.
Die einzelnen Highlights sind:
The Ice Bridge
Wohl das größte Highlight. Ziemlich viel AOR Stimmung, aber trotzdem noch ganz schöne Prog Schlenker. Hätte so ohne Probleme auch auf Drama stehen können. Die Melodien sind wieder absolutes Ear Candy.
Leave Well Alone
Der "Longtrack" des Albums. Mit 8 Minuten natürlich zeitlich unter früheren Epen. Auch sonst wirkt er etwas gestückelt. Nach ein paar Hördurchgängen macht er aber sehr viel Spaß. Vor allem, weil er wieder mit Drama Atmosphäre punktet.
Future Memories
Eine wunderschöne Gitarrenballade für den Herbst. Sehr folkig und ruhig, aber alles andere als langweilig.
Dare to know und A Living Island
Beides große Überraschungen. Bieten sie doch genau diese träumerische/meditative Atmosphäre der früheren Yes. Ungefähr so wie Wonderous Stories von Going for the One. Beide mit guten Texten und viel Stimmung laden sie zum Träumen ein. Man muss sich dieser ruhigen Art natürlich hingeben. Aber schlecht ist was anderes.
Die restlichen Songs sind auch durchaus gut. Brauche ich wohl noch ein paar Durchgänge. Sehr ruhige Stimmung, fällt aber nicht in bodenlose Langeweile wie auf Heaven and Earth ab...
Doch das kann schon was, dass Album! Aktuell würde ich, bewertet als ruhiges Folk Album mit leichten AOR Sprengseln und ein gaanz kleines bisschen Prog eine 7/10 zücken.
Bewertet als Prog Album und im Kontext der früheren Yes Großtaten wäre es wohl eine 6/10. Damit steht es dann meiner Meinung nach auch nicht so schlecht da...
Alle, die von Heaven and Earth geschockt waren, sollten jetzt nochmal ein Ohr riskieren.
@Erdbär