Der allgemeine Filmthread.

In der Neuverfilmung erstem Teil fand ich die Kinder wirklich sehr gut gecastet und auch durchweg stark gespielt - und auch von der Regie gerade in den Aspekten extrem gut in Szene gesetzt, wo ihre besondere Freundschaft thematisiert wurde.

Da bekam ich nahezu "Stand By Me" - Vibes, und das ist in dieser Intensität bei Jugendfreundschaftsfilmen wirklich verdammt selten!

Davon war im Curry-Film (wohl auch spielzeitbedingt) leider recht wenig zu sehen/spüren.

Allerdings hatte bereits Teil 1 der Neuverfilmung gerade dort einige atmosphärische Hänger bzw. Stilbrüche, wo es eigentlich hätte gruselig werden sollen. Die "Kaffeeklatsch-Hexe" etwa, die da im Hintergrund quasi wie ein Looney Toon auf Trippelschritten nackt durchs Zimmer fleuchte, wirkte auf befremdlichste Weise unfreiwillig komisch und hat die komplette Immersion zunichte gemacht. Komplett gimmicky und unnütz für den Verlauf der Szene war es obendrein und hat darüberhinaus den (Mini-) Klimax dieser Begegnung (im Buch) durch die Vorwegnahme des Denouements im Film zerstört.

Der Neuverfilmung 2. Teil fiel demgegenüber noch einmal sehr stark ab. Die "You're my angel" - Untermalung in der Kotzszene hat dann endgültig dem cringeworthy-Fass den Boden ausgeschlagen: Da hat mich der Film aus komplett falschen Gründen und auf komplett falsche Weise angeekelt.

Was Skaarsgards Horror-?-Clown angeht, so waren die marionettenartigen Bewegungen auf die Kamera zu beim ersten Mal noch richtig gruselig, aber schon bald hatte sich diese novelty abgenutzt, wirkte zunehmend schal in dieser immer-gleichen Inszenierung, schließlich sogar unfreiwillig komisch - wiederum wirkte das auf mich schließlich völlig cartoonesk; ähnlich wie so ein "Bugs Bunny steckt in jeder Schublade, die Daffy Duck öffnet" - Running Gag oder eine billige Hanna Barbera Animation, wo beispielsweise Fred Flintstone in einundderselben linearen Bewegungseinstellung immer wieder an den exakt gleichen Möbelstücken vorbeiläuft. Tss!

Das hat einfach komplett die für einen Grusel-Film nötigen Effekte verfehlt und fiel zunehmend unangenehm auf. Über kleinere Schludrigkeiten kann ich problemlos hinwegsehen, solange nur die Grundstimmung passt und packt, aber wenn einem solche Patzer derart aufdringlich unter die Nase gerieben werden... - nee!

Zudem bestand in der Buchvorlage das Bedrohliche des Clowns immer auch in seiner Wandlungsfähigkeit, sich stets an die jeweils tiefsten Ängste der Kinder situativ anzupassen. Er war eben kein rein physisch gruseliger Zirkusfreak.

Ich will aber nicht bloß nörgeln:

Auf der Haben-Seite der Neuverfilmung stehen bei mir neben (bzw. auch bei) den Jugend-Szenen das latent feindselige/ignorante/creepige Verhalten der Erwachsenen im "Alltag" (auch wenn das im Buch fast noch besser rüberkam), insbesondere der Vater des Mädels wurde kongenial zum Buch verkörpert - zum einen; zum anderen ganz großartig: Die symbolische Badezimmer-Szene im zweiten Teil, wo man wirklich spannungsstark den nahezu ohnmächtigen Kontrollverlust im Zweikampf mit dem besonderen Band zwischen den nun Erwachsenen förmlich mitempfinden konnte.

Insgesamt aber würde ich sagen: Gimme shoddy low-budgeted oldschool practical effects any time! - Wenigstens wenn diese im Vergleich zu irgendwelchen texturell aufwendigeren CGI-Effekten deutlich gründlicher durchdacht sind.

Und wenn schon ES im Clown-Avatar, dann ist der maskenbildnerisch perfekt geschminkte Tim Curry an Gruseligkeit ohnehin nicht zu übertreffen!
 
Ein paar vorherigen Posts wurde über beste Sly Performances geredet, bin kein großer Sly Fan aber ein Film den ich total klasse fand und der bisher hier nicht genannt wurde:
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Noch dazu gibt's wieder mal Rutger Hauer in einer großartigen Bösewicht Rolle.
 
Rimini - Gnadenloser Film von Ulrich Seidl:

Rimini im Winter. Während Schneestürme die Palmenblätter zu Tanzen bringen, spült das Leben verlorene Seelen an die leeren Hotelbars. Hier stapft Richie Bravo im Robbenfellmantel unbeirrbar durch den Regen. Ob als Sänger oder Gigolo wärmt der einst gefeierte Schlagerstar in den Wintermonaten die Herzen und Betten schmachtender Bustouristinnen und reiferer Damen und finanziert so mit Show-Auftritten und Liebesdiensten seinen ausschweifenden Lebensstil. Die eingeübte tragische Idylle bekommt Risse, als plötzlich seine erwachsene Tochter vor ihm steht und die jahrzehntelang versäumten Unterhaltszahlungen einfordert. Richie verspricht ihr, das Geld aufzutreiben. Für den rücksichtslosen Überlebenskünstler tut sich ein Abgrund auf, aber auch die leise Hoffnung, doch noch auf seine alten Tage so etwas wie Versöhnung und menschliche Anerkennung zu finden.

Hans-Michael Rehberg, der während der Dreharbeiten starb, hat hier seinen letzten Auftritt.

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Ich schätze die Filme von Ulrich Seidl (soweit mir bekannt) eh, aber diesen und seinen Bruderfilm "Sparta" (ergibt zusammen mit "Rimini" das filmische Doppel-Album "Böse Spiele") will ich noch unbedingter schauen. Wobei die "noch zu schauen"-Liste der Filme genauso stetig wächst wie die "noch zu hören"-Liste der Alben und die "noch zu lesen"-Liste der Bücher. Vita brevis, ars longa.
 
Zuletzt geschaut:


"Hereditary" (2018) von Ari Aster

( = äußerst atmosphärischer Grusel-Film, der zunächst langsam aber sicher die Spannungsschraube anzieht, sich dabei dann allerdings in zunehmender Konfusion und Vagheit verliert und schließlich in einem antiklimaktischen Ende verpufft. Wegen der zuvor erwähnten dichten Atmosphäre und der besonderen Ästhetik sowie einigen interessanten Motiven des Films, bewerte ich ihn dennoch mit 7/10 Punkten.)


Davor:

"Scanners" (1981) von David Cronenberg

( = Horror / Sci-Fi Fantasy / Spionage-Thriller; 8 / 10)


Davor:

"Die Glenn Miller Story" (1954) von Anthony Mann

( = Biografie / Feelgood movie / Musikfilm; 7,5 / 10)


Davor:

"Sunset Boulevard" (1950) von Billy Wilder

( = Drama / Film noir / schwarze Komödie; so großartig, dass ich darüber vielleicht mal im Rezensionsthread schreiben werde: 10 / 10.)
 
Zuletzt bearbeitet:
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Diesen Klassiker hatte ich seit 15 Jahren nicht mehr gesehen. Ich dachte immer, der Film wäre ganz gut – aber ein brilliantes Action-Meisterwerk ist das! Innovativ in jedem Moment in jeder Szene und irre unterhaltsam.

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Davon hatte ich mir weitaus mehr versprochen. Extrem überdreht und deshalb natürlich unterhaltsam, aber ansonsten eher unspektakulär und ohne richtige Punchlines. Die Musik war auch nicht so mitreißend, wie es sich die Produzenten wohl erhofft haben.
 
Würdest Du den Film empfehlen? Der Cast spricht mich natürlich an, aber ansonsten sah mir der Film immer eher uninspiriert aus, um ehrlich zu sein. Wobei ich Only Lovers Left Alive (über Vampire) sehr gut fand.

Only Lovers...
ist großartig. Alleine die Ausstattung, die so authentisch nach über die Jahrhunderte zusammengesucht und drin ge-irgendwie-lebt ausschaut, die morbide Atmosphäre im seine Glanzzeiten längst verloren habenden Detroit, der Soundtrack, die häusliche Intimität, die Charakterisierungen, die latente Zukunftsangst selbst oder gerade bei den Vampiren mit ihrem Long view... Tolle Atmosphäre, passend zur Thematik (Antike trifft Postindustrialisierung, Allverfügbarkeit von "Bio"-Blut vs. Wann (nicht ob) beginnen die Wasserkriege?), diese opulente Dekadenz - Style suits substance.

Damit kann The Dead... einfach nicht mithalten. So gar nicht. Ist aber auch nicht seine Absicht. Der Film ist eher meta - auch wieder im Stil, der hier allerdings schon fast die ganze Substanz ausmacht. Das ist wortwörtlich "verrotteter" Humor, ein Abgesang auf all die durchkommerzialisierten Zombiefilm-Klischees, von Zombies für Zombies über Zombies, Kukturindustriezombies. Der Film schreibt das gnadenlos fort, ist quälend langsam, die Protagonisten wirken selbst ausgehöhlt und zombiesk, auch wenn sie Lebende sind, der Zuschauer bekommt keine voyeurhafte Horror-Lust gegönnt, es wird mehr die furchtbare Gesellschaft vorgeführt, die ein längst totes Idyll meint verteidigen zu müssen, ohne so richtig zu wissen, was daran eigentlich verteidigungswert ist. Man macht halt immer so weiter wie gewohnt... Es ist der blasseste Jarmusch-Film, der trostloseste, der desillusionierteste, der trockenste, der, der endgültig den finalen Sargnagel in das überrissene Genre kloppt: Eine Parodie, die nicht in die Falle des höher, schneller, lauter, mehr tappt, sondern im Gegenteil den Mythos dekonstruiert. Auch ein Film über die bleierne Trump-Ära, die sich wie Mehltau über alles legte, was sich nicht wie vom Deibel gebissen dem Freund/Feind-Denken assimilieren lassen wollte. So in etwa. Ich fand ihn gut, aber man darf keine Sensation erwarten. Eher Kritik daran. Die Schalheit allen Edgelordings wird quälend vor Augen geführt. Mir machte er dennoch (oder deswegen) Freude, aber sehr nischig ist er schon.
 
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