Der Geschichtsthread

Teutonic Witcher

Till Deaf Do Us Part
Da der erste Versuch leider sehr unschön angefangen hat, hier mal ein neuer Versuch.
Also hier ein Thread um über historische Sachverhalte und Fragen zu diskutieren. Meine Interessen in dem Gebiet liegen vor allem im Zeitraum Früh- bis Spätmittelalter und der Prähistorie.
Aber natürlich kann hier auch jedes andere historische Thema bequatscht werden. Auf geht 's! :)
 
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Find ich auch klasse. Bin ähnlich wie @Jacky-revolver vom Fach. Schwerpunkte im Mittelalter und 19. Jahrhundert.

Ich schmeiße dann mal eins meiner lievlingsthemen in die Runde : das Mittelalter als dunkle Epoche. Wie sehr ihr das?

Bin zur Zeit auf der Arbeit und werde dann nachher mal was zu schreiben, da das ein so schönes Diskussionsthema ist.
 
Ich schmeiße dann mal eins meiner lievlingsthemen in die Runde : das Mittelalter als dunkle Epoche. Wie sehr ihr das?

In vielerlei Hinsicht Humbug. Den schlechten Ruf den das Mittelalter als Epoche hat, verdankt es ja in erster Linie der Aufklärung, die Lügenmärchen in Form von Weltenscheibe , Jus Primae Noctis etc. gesponnen hat, um sich selbst heller strahlen zu lassen.
Traurigerweise besteht dieses Bild auch heute immer noch in der Öffentlichkeit, und wird von Filmen, Serien und "Wissenssendungen" auch munter weiter befeuert. Generell hab ich leider bei vielen historischen Themen den Eindruck, dass Leute lieber ihr Klischeebild von bestimmten historischen Themen bestätigt haben wollen, als dass sie an wirklichen historischen Fakten interessiert sind.
 
Bin wahrlich kein Geschichtsexperte, aber was genau ist denn dann im Mittelalter das erhellende Gegenstück zu den allgemein verbreiteten Meinungen und auch Tatsachen, wie der dort herrschende Feudalismus, eine extrem christlich geprägte Gesell- und Wissenschaft (Inquisition, Kreuzzüge, Weltbild im Allgemeinen), Pest, Tod, Krieg, Verderben und Analphabetismus.
Klar wurden in der jeweiligen Zeit auch für die moderne Architektur und Kunst (Romanik, Gotik, Barock), HAndwerk, Literatur herausragende und wohl auch sehr bedeutende Grundlagen, wie auch für die späteren Naturwissenschaften, gelegt. Dennoch erlaube ich mir aus einem unwissenschaftlichen Winkel zu sagen, dass ich froh bin in der Moderne zu leben und nicht im Mittelalter:)
 
Ich glaube jeder ist froh heute und nicht früher zu leben. Ein Teil der Antwort steckt in deinem Beitrag schon drin, der zentrierte Blick auf (West)Europa. In anderen Teilen der Welt gab es damals blühende Hochkulturen, die halt alles andere als finster waren.
 
Bin wahrlich kein Geschichtsexperte, aber was genau ist denn dann im Mittelalter das erhellende Gegenstück zu den allgemein verbreiteten Meinungen und auch Tatsachen, wie der dort herrschende Feudalismus, eine extrem christlich geprägte Gesell- und Wissenschaft (Inquisition, Kreuzzüge, Weltbild im Allgemeinen), Pest, Tod, Krieg, Verderben und Analphabetismus.

Klar gab es das. Aber das Mittelalter darauf zu reduzieren ist schlicht und ergreifend unfair. Alles von dir aufgezählte (außer den Kreuzzügen in der Form) gab es auch in der Moderne. Daher gibt es gar keinen Grund das Mittelalter als finstere Epoche zu bezeichnen. Es geht schlicht und ergreifend darum, das Mittelalter als Epoche anderen Epochen gleichzustellen!
 
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Ich habe während meiner Primar und meiner Oberstufenzeit sehr viele historische Bücher gelesen. Meine erste Grosse Liebe in dieser hinsicht waren die Ägypter die mich total fasziniert haben.
"Lieblingspersönlichkeiten" : Imhotep, Ramses, Tutanchamun.

In der Oberstufe habe ich mich Aufgrund meiner musikalischen Präferenz viel mit der nordischen Mythologie / Wikinger etc. befasst. Später habe ich auch viele Bücher zum 2 Wk. gelesen.

Danach habe ich einige Zeit fast keine solchen Bücher gelesen aber seit einiger Zeit befasse ich mich wieder gerne mit dem Mittelalter.

Als jugendlicher habe ich die Bücher der "wahnsinnswissen" Reihe geliebt :)
 
Ich glaube jeder ist froh heute und nicht früher zu leben. Ein Teil der Antwort steckt in deinem Beitrag schon drin, der zentrierte Blick auf (West)Europa. In anderen Teilen der Welt gab es damals blühende Hochkulturen, die halt alles andere als finster waren.

Auch das europäische Mittelalter war nicht finster! Es gab haufenweise helle Köpfe, unter anderem zum Beispiel Johannes de Sacrobosco, der vieles vorwegnahm was Kopernikus später als große Neuheit anprieß. Und den Kopernikus, nebenbei bemerkt, schamlos Seitenweise plagiiert hat...
https://de.wikipedia.org/wiki/Johannes_de_Sacrobosco
 
Was ich faszinierend finde ist, dass die Menschen selbst in der Antike, im Mittelalter, in der Frühen Neuzeit dieselben Denkansätze wie wir hatten.
Wie gehe ich mit Verlust um. Wie mit Krieg, wie mit Armut und wie mit Zuwanderung. Geht mir die Arbeit auf die Nerven und wie gewinne ich meine Angebetete? Die Ähnlichkeit ist verblüffend.

Da hab ich mich schon öfter gefragt: Hat sich der Mensch seit damals kaum verändert, oder projezieren wir nur unsere heutigen Vorstellungen in die damaligen?

Klar gab es das. Aber das Mittelalter darauf zu reduzieren ist schlicht und ergreifend unfair. Alles von dir aufgezählte (außer den Kreuzzügen in der Form) gab es auch in der Moderne. Daher gibt es gar keinen Grund das Mittelalter als finstere Epoche zu bezeichnen. Es geht schlicht und ergreifen darum, das Mittelalter als Epoche anderen Epochen gleichzustellen!

Dass das Mittelalter als dunkle Epoche gilt, ist den Humanisten geschuldet.
Und die sind ja bekannterweise Philologen und keine Historiker. Das ist, wie du schon sagst, recht unfair.
 
Ich durfte auch Geschichte Leistungskurs an meinem Gymnasium belegen, und habe in meinem Studium viel Kirchengeschichte gemacht - aber auch die hellenistische Welt und den antiken Orient kennen gelernt. Gehört zum Theologiestudium dazu, hat mir aber auch immer viel Freude bereitet.
Mein Bruder und ein guter Freund studier(t)en Geschichte auf Lehramt, daher durfte ich mich nebenbei auch immer mit anderen Themen befassen, z.B. durch das Korrekturlesen von Arbeiten.

Meine Faszination gilt vielen Epochen, aber fast ausschließlich der Zeit vor dem 1. Weltkrieg. Ich schätze, dies liegt an einer Übersättigung durch die neueste Geschichte im Schulunterricht.


Trotzdem erst Mal keine Äußerung von mir zum dunklen Mittelalter, ich lese gespannt mit - und hoffe, dass es "sauber" bleibt.
 
Ich habe während meiner Primar und meiner Oberstufenzeit sehr viele historische Bücher gelesen. Meine erste Grosse Liebe in dieser hinsicht waren die Ägypter die mich total fasziniert haben.

Die Ägypter haben mich seltsamerweise immer recht kalt gelassen. Obwohl ich fast alle anderen Kulturen des vorderen Orients ziemlich interessant finde, vor allem die Summerer und Babylonier. :)
 
Meine Faszination gilt vielen Epochen, aber fast ausschließlich der Zeit vor dem 1. Weltkrieg. Ich schätze, dies liegt an einer Übersättigung durch die neueste Geschichte im Schulunterricht.

Ja, aus dem Grund habe ich das Themenfeld im Studium auch soweit wie möglich ausgespart. Auch wenn ich diesen Schwerpunkt für den deutschen Schulunterricht absolut nachvollziehbar finde, fehlt da meiner Meinung nach etwas die Balance zu anderen Themen. Aber das hast du mit deinem Bruder bestimmt auch schon diskutiert. :D
 
Das finstere Mittelalter ist immer nur ein guter Einstieg in Diskussionen da das ja irgendwie jeder vor Augen hat und gerade durch populärwissenschaftliche Magzine / TV-Sendungen auch immer wieder transportiert wird. Gerade etwas wie die Inquisition und Hexenverbrennungen (die ja eigentlich ein hauptsächlich neuzeitliches Phänomen sind) werden dann, neben Rittern und Kämpfen gerne exemplarisch für das Mittelalter angesehen. Ein großer Fehler ist auch imho das das Mittelalter immer auf das Christentum, @Mondkerz schrieb dies ja bereits in der westeuropäischen Sicht, reduziert wird. Ich hab mal in einem Text gelesen, dass für den alltäglichen mittelalterlichen Menschen das Christentum einfach eine Sache war die zum Leben dazugehört hat, so wie es heutzutage beispielsweise mit einer Vielzahl von freien Lebensformen ist. Damit mein ich, dass der mittelalterliche Mensch dies nicht als negativ empfunden haben muss, so wie gerade wir als Peer-Group die kritisch gegenüber Religion ist, sieht. Im Bereich von Kultur und Wissenschaft spielt somit das Christentum immer eine wichtige Rolle, hindert aber nicht in diesen Bereichen Fortschritte zu machen, immer aus einer christlich geprägten Perspektive.

Problem ist sicherlich beim Mittelalter das es eine Epoche (ja was ist das eigentlich Epoche?;)) die über einen langen Zeitabschnitt verfügt wie eigentlich keine andere geschichtliche Epoche (zumindest keine westeuropäische).
 
Gerade etwas wie die Inquisition und Hexenverbrennungen

Die leider auch viel zu oft in einem Topf geworfen werden.

Problem ist sicherlich beim Mittelalter das es eine Epoche (ja was ist das eigentlich Epoche?;)) die über einen langen Zeitabschnitt verfügt wie eigentlich keine andere geschichtliche Epoche (zumindest keine westeuropäische).

Und wo fängt sie an und wo hört sie auf? Mit der Frage lässt sich jedes Mediävisten Symposium sprengen! :D
 
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