Oh, wir feiern schon 100 Jahre Death Metal?
Ich bin wohl nicht so ganz auf dem Laufenden...
Wenn ich das richtig verstanden habe, dass es hier um die persönlichen Meilensteine geht, also nicht zwangsläufig die Alben, die das Genre (mit)begründet oder auf eine neue Stufe gebracht haben, versuche ich es mal so:
DEATH - Individual Thought Patterns
Mit extremem, unmelodischem Gesang konnte ich lange Zeit auch als Metalfan gar nichts anfangen, darum hab ich um Black und Death Metal lange Zeit einen großen Bogen gemacht, obwohl mir vieles davon musikalisch sehr zusagte. Aber Sänger mussten für mich einfach im klassischen Sinne singen können, ansonsten konnten die in mir keine Emotionen auslösen (außer Abneigung
).
Bereits 1990 war ich von einzelnen Passagen und der allgemeinen Melodiösität (trotz extremer Härte) von DEATHs "Spiritual Healing" schon fast begeistert, aber das war mir damals trotzdem noch alles eine Spur zu heftig (vor allem eben gesanglich), als ein Kumpel mir das Album von einem Tape vorspielte. Ein anderer Kumpel versuchte mich ca. 1997 oder '98 mit "Individual Thought Patterns" zu überzeugen, womit er mich schon fast hatte (nicht zuletzt auch wegen des geilen Gitarrenspiels von Andy LaRoque, den ich bei den alten King Diamond bereits seit einige Zeit sehr schätzte), aber es war mir immer noch irgendwie zu stressig, der Gesang nervte mich.
"The Fragile Art Of Existence" von CONTROL DENIED hab ich mir dann aber gleich nach Erscheinen gekauft, da ich DEATH ja musikalisch inzwischen sehr geil fand und mich hier dann auch der Gesang fesseln konnte. Etwa ein bis zwei Jahre später hat's dann mit Growls auch "klick" gemacht und "Spiritual Healing" wurde von mir als erstes DM-Album regelmäßig mit großer Freude gehört (hätte hier also genauso stehen können), dann holte mir nach und nach den gesamten Backkatalog von DEATH, mein Lieblingsalbum (knapp) bleibt bis heute wohl "Individual Thought Patterns"...
BOLT THROWER - For Victory
Auch bereits bevor die ersten DM-Alben in meine Sammlung wanderten, begeisterten mich einzelne Songs der Briten, die ich z.B. auf Samplern oder regelmäßig in meiner Bremer Stammdisko Ende der 90er hörte (z.B. "IVth Crusade" und "No Guts, No Glory").
Daher war es klar, dass auch diese Band irgendwann ihren Weg in meine Sammlung finden musste und damals wie heute zu meinen drei Lieblingsbands aus dem Bereich zählt(e). Neben der eigenständigen, atmosphärischen und zerstörerisch-groovenden Musik tragen auch die sympathischen und Fan-nahen Bandmitglieder einen Teil dazu bei.
"For Victory" war meine erste CD von ihnen (vor knapp 15 Jahren gekauft, wenn ich mich nicht irre).
ATHEIST - Piece Of Time
Ich bin halt irgendwie doch ein "Progger", daher war dies auch eines der Alben aus dem härtesten Bereich, die mich als erstes begeistern konnten. Bis ich die Original-LP aber endlich besessen habe, vergingen noch ein, zwei Jahre (ich glaube, ich hab sie 2002 gekauft), da hatte ich bereits fast alle Alben von BOLT THROWER und DEATH und auch ein paar der Schweden-Klassiker und das MORBID ANGEL Debüt.
Noch heute finde ich die Scheibe stilistisch und vom Songwriting her extrem faszinierend, vor allem wenn man bedenkt, zu welcher Zeit sie bereits entstanden ist! Eigentlich war die Band da ihrer Zeit um zwei bis drei Jahre voraus. Die Produktion ist auch herrlich transparent und wuchtig zugleich, sodass die Songs nicht nur technisch und stilistisch interessant sind, sondern auch eine ordentliche Durchschlagskraft entwickeln!
MORBID ANGEL - Altars Of Madness
Viele Sachen der Band haben lange Zeit gebraucht, um bei mir zu zünden, aber nicht dieses Hit-Feuerwerk, das 1989 ja eigentlich sowas wie das erste Death-Metal-Album der Art darstellte, die man später als typisch amerikanischen, oder vielleicht sogar überhaupt als typischen, reinen Death Metal wahrnahm (DEATH und vor allem POSSESSED waren ja in den 80ern noch deutlicher im Thrash Metal verwurzelt). Ein Meilenstein, nicht nur für den Metal und speziell Death Metal, sondern auch in meiner persönlichen Rangliste!
DISMEMBER - Like An Everflowing Stream
Das erste Album einer schwedischen DM-Band, das in meine Sammlung wanderte - bereits bei den ersten Tönen des Openers war ich begeistert! Heute finde ich z.B. die CARNAGE oder auch die ersten beiden ENTOMBED noch besser, aber mein Interesse für schwedischen Death Metal hat dieses Album entfacht!
Übrigens war ich von dem Coverartwork schon bei Veröffentlichung begeistert, als ich die LP mit 14 Jahren beim Stöbern in der Vinylabteilung eines großen Ladens in die Hände bekam (weil es Death Metal war blieb die Scheibe damals aber stehen und es gingen stattdessen einige Scheiben von Maiden in meinen Besitz über. Jahre später musste ich dann für ein gebrauchtes Exemplar leider mehr zahlen als die nagelneue LP 1991 gekostet hat, aber nach heutigen Maßstäben immerhin dennoch wenig - es waren inklusive Versand etwas über 20 Euro, soweit ich mich erinnere. Vorher hatte ich das Album bereits längst auf CD, aber dieses Cover musste ich einfach in LP-Größe haben).
OPETH - Orchid
Der hohe stilistische Abwechslungsreichtum, die unerwarteten Wendungen und die manchmal folkige Atmosphäre haben mich auf Anhieb begeistert, mit dem damals aktuellen "Blackwater Park" konnte ich hingegen noch nicht so recht etwas anfangen und auch die anderen Scheiben haben erstmal nicht gezündet, weshalb das Debüt eine ganze Weile mein einziges (aber dafür umso heißer geliebtes) OPETH-Album blieb.
Ab 2003 hab ich dann aber nach und nach immer mehr von der Band kennen- und lieben gelernt und habe heute alle Alben der Band - und finde alle sehr gut bis grandios (einige inzwischen auch deutlich besser als das Debüt), auch wenn vieles davon nichts mehr mit Death Metal zu tun hat. Aber da ich in erster Linie einfach Musik- und nicht Death-Metal-Fan bin, ist das für mich gar kein Problem.
Puh, schade, dass ich IMMOLATION, GORGUTS, PESTILENCE, DARK MILLENNIUM, DISSECTION, MONSTROSITY, MALEVOLENT CREATION etc. nicht mehr unterbringen konnte, 6 ist echt hart!