Acrylator
Till Deaf Do Us Part
Neben TURBO (im anderen Sub-Forum) müssen auch die anderen polnischen Metal-Veteranen, nämlich KAT, hier mal ausführlich vorgestellt werden, auch wenn der eine oder andere sie sicher schon kennt. (Aber viele der Alben sind ja auch nicht so leicht zu bekommen, da ist eine Rezension der Alben vielleicht eine Hilfe, worauf man seine Suche konzentrieren sollte)
Habe diese Vorstellung ebenfalls ursprünglich für das Sacred Metal Board geschrieben, würde aber gern mehr Leute damit erreichen, denn musikalisch dürfte das gerade heutzutage wieder für viele Leute interessant sein...
Ich möchte hier auch nur auf die Musik eingehen, da ich aufgrund mangelnder Polnischkenntnisse nicht viel über die Lyrics sagen kann, die mir aber ein Mix aus Klischees und tatsächlichen Überzeugungen zu sein scheinen. Zumindest der Sänger ist meines Wissens LaVey-Anhänger, aber ansonsten war in den 80ern nach Venom ja bei vielen Metal-Bands satanische Symbolik als Schockelement/Rebellion gegen die Gesellschaft etc. an der Tagesordnung. Im erzkatholischen Polen hatte man es mit solch einem Image aber sicher viel schwerer als in vielen anderen Ländern. Die Band bekam aufgrund ihrer Titel, Texte und Symbolik im Laufe der Jahre natürlich immer wieder massive Probleme, wie z.B. Auftrittsverbote etc.
Ca. 1979 oder 80 (habe darüber schon widersprüchliche Infos gelesen, bzw. war früher nur letzteres zu finden) in KATowice (wo sonst...) gegründet, frönte diese Band im Gegensatz zu Turbo wohl schon von Anfang an noch härteren Klängen.
Ich bin auf die Band ca. 1994 durch Matthias Herr's Metal Lexikon aufmerksam geworden und habe dann lange nach den ersten beiden Alben gesucht. In Hamburg (bei Remedy Records, wenn ich mich nicht irre) bin ich dann irgendwann Mitte der 90er fündig geworden - Metal And Hell, die englischsprachige Version des Debütalbums. Bis ich endlich das noch heißer ersehnte Zweitwerk (und auch die polnische Version des Debüts) der Band fand, sollte noch einige Zeit ins Land ziehen, aber erst einmal der Reihe nach...
1985 erschien eine 7" Single in einer schlichten, nur mit dem Labelnamen bedruckten Innenhülle, deren zwei Songs rohen, in einem Fall recht schnellen und manchmal leicht düsteren Metal bilden. Davon gibt es das etwas langsamere und hymnische Ostatni Tabor nur auf dieser Single. Vor einigen Jahren wurde die Scheibe als 10" mit einer alten Zeichnung, die ursprünglich das Textblatt des Debütalbums (polnische Erstauflage) zierte, als Cover wiederveröffentlicht (siehe Abbildung oben).
Das Debütalbum 666 war wohl zu dem Zeitpunkt auch schon aufgenommen, kam aber (zumindest auf Vinyl) erst 1986 auf den Markt (bei der mit einem anderen Cover versehenen und Metal And Hell betitelten, englischsprachigen Version bin ich mir nicht ganz sicher, ob sie vorher oder nachher veröffentlicht wurde).
Irgendwo in der Schnittmenge von EXCITER, der ersten RUNNING WILD, MOTÖRHEAD, VENOM, ACCEPT, der ersten METALLICA und ganz viel Eigenständigkeit in den Melodien ist das Album stilistisch zu verorten. Das aber nur als grober Anhaltspunkt, denn der teils düstere Heavy/Speed Metal auf dieser Scheibe klingt eigentlich wie von keiner anderen Band, auch wenn meist die NWOBHM und früher Speed Metal durchklingen.
666 (Metal And Hell hat eine andere Songreihenfolge) wird vom pfeilschnellen Metal I Piekło eingeleitet - damals vielleicht einer der schnellsten Songs überhaupt, wenn auch längst nicht so brachial wie z.B. Slayer, Kreator etc., sondern eher an Exciter auf Speed (ja, das geht) erinnernd und von positiverer Stimmung (aber kein Melodic Speed!) - es wird aber auch mal vom Gas gegangen - ein düsterer Midtempoteil beendet das Stück. Diabelsky Dom (Part 1) ist dann ein hymnischer Midtempostampfer, der die meisten Fans des 80er Heavy Metals begeistern sollte (einziger Knackpunkt könnte der gewöhnungsbedürftige Gesang sein, was auch für den Rest des Albums gilt), während bei Morderca wieder höhere Geschwindigkeit regiert - hier auch noch genial mit epischen Chören kombiniert und mit zwar nicht ganz so schnellem Anschlag im Gitarrenspiel wie beim Opener, dafür aber düsterer und mit einer genialen, zweistimmigen Gitarrenmelodie in der Mitte. Maszmnie Wampirze ist dann wieder in gemäßigter Geschwindigkeit und für mich das unspektakulärste Stück der Scheibe, wenn auch absolut nicht schlecht. Noch langsamer beendet Czas Zemsty die A-Seite, mit ruhigem, düster-atmosphärischem Anfang, steigert sich der Song zu einer wahren Hymne!
Beim bereits von der Single bekannten Noce Szatana geht's dann wieder deutlich schneller zu, die Riffs erinnern mal stark an MOTÖRHEAD, mal bieten sie Speed-Metal-Standard (was jetzt nicht negativ zu werten ist). Diabelsky Dom Part 3 (Part 2 wurde erst auf dem zweiten Album veröffentlicht) drosselt das Tempo wieder und übertrifft Part 1 noch mit einem tollen Solo und seinem noch tolleren, emotionalen Gitarrenduett kurz vor Ende. Bei Wyrocznia wird die Stimmung wieder düsterer und der sonst im Midtempo gehaltene Song schlägt etwa in der Mitte völlig unerwartet in rasenden Speed Metal um. Der Titelsong ist wieder hymnischer gehalten und mit tollen Gitarrenmelodien versehen. Czarne Zastepy beendet das Album dann gleichzeitig speedmetallisch wie hymnisch (einen düsteren Midtempopart gibt's auch wieder).
Übrigens würde ich - wie immer bei polnischen Bands - zur polnischsprachigen Version raten, da diese gesanglich emotionaler und ungezwungender wirkt. Außerdem hat die polnischsprachige Variante hier das bei weitem coolere Cover und dazu sogar noch eine zusätzliche Fantasy-Zeichnung auf dem Textblatt (welche, wie oben bereits erwähnt, auch das Cover der Wiederveröffentlichung der ersten Single ziert). Die polnische Version ist allerdings auch noch schwieriger aufzutreiben als die englischsprachige Metal And Hell (die sowohl in Polen als auch mit vereinfachtem schwarz/weiß/rotem Cover in Belgien veröffentlicht wurde). Es gab 1996 allerdings einen CD-Release mit anderem Cover und 2011 noch einmal einen als Doppel-CD und Doppel-LP mit dem Original-Cover.
Obwohl die Band bereits (wahrscheinlich alle) Songs für das zweite Album geschrieben hatte, erschien 1987 erst noch eine Live-Scheibe, 38 Minutes Of Live welche zwar nicht schlecht ist, auf der den Stücken aber durch das Fehlen der zweiten Gitarre einiges an Power abhanden kommt.
Ich werde hier darum nur auf die Studioalben eingehen.
Das Album wurde übrigens 1996 mit neu gemaltem Cover (von Jerzy Kurczak, der auch alle anderen Cover der Band ab dem zweiten Studioalbum, sowie überhaupt die der meisten polnischen Metalscheiben der 80er und frühen 90er gemalt hat) als CD veröffentlicht und dann 2006 noch einmal mit dem Original-Cover.
Habe diese Vorstellung ebenfalls ursprünglich für das Sacred Metal Board geschrieben, würde aber gern mehr Leute damit erreichen, denn musikalisch dürfte das gerade heutzutage wieder für viele Leute interessant sein...
Ich möchte hier auch nur auf die Musik eingehen, da ich aufgrund mangelnder Polnischkenntnisse nicht viel über die Lyrics sagen kann, die mir aber ein Mix aus Klischees und tatsächlichen Überzeugungen zu sein scheinen. Zumindest der Sänger ist meines Wissens LaVey-Anhänger, aber ansonsten war in den 80ern nach Venom ja bei vielen Metal-Bands satanische Symbolik als Schockelement/Rebellion gegen die Gesellschaft etc. an der Tagesordnung. Im erzkatholischen Polen hatte man es mit solch einem Image aber sicher viel schwerer als in vielen anderen Ländern. Die Band bekam aufgrund ihrer Titel, Texte und Symbolik im Laufe der Jahre natürlich immer wieder massive Probleme, wie z.B. Auftrittsverbote etc.
Ca. 1979 oder 80 (habe darüber schon widersprüchliche Infos gelesen, bzw. war früher nur letzteres zu finden) in KATowice (wo sonst...) gegründet, frönte diese Band im Gegensatz zu Turbo wohl schon von Anfang an noch härteren Klängen.
Ich bin auf die Band ca. 1994 durch Matthias Herr's Metal Lexikon aufmerksam geworden und habe dann lange nach den ersten beiden Alben gesucht. In Hamburg (bei Remedy Records, wenn ich mich nicht irre) bin ich dann irgendwann Mitte der 90er fündig geworden - Metal And Hell, die englischsprachige Version des Debütalbums. Bis ich endlich das noch heißer ersehnte Zweitwerk (und auch die polnische Version des Debüts) der Band fand, sollte noch einige Zeit ins Land ziehen, aber erst einmal der Reihe nach...
1985 erschien eine 7" Single in einer schlichten, nur mit dem Labelnamen bedruckten Innenhülle, deren zwei Songs rohen, in einem Fall recht schnellen und manchmal leicht düsteren Metal bilden. Davon gibt es das etwas langsamere und hymnische Ostatni Tabor nur auf dieser Single. Vor einigen Jahren wurde die Scheibe als 10" mit einer alten Zeichnung, die ursprünglich das Textblatt des Debütalbums (polnische Erstauflage) zierte, als Cover wiederveröffentlicht (siehe Abbildung oben).
Das Debütalbum 666 war wohl zu dem Zeitpunkt auch schon aufgenommen, kam aber (zumindest auf Vinyl) erst 1986 auf den Markt (bei der mit einem anderen Cover versehenen und Metal And Hell betitelten, englischsprachigen Version bin ich mir nicht ganz sicher, ob sie vorher oder nachher veröffentlicht wurde).
Irgendwo in der Schnittmenge von EXCITER, der ersten RUNNING WILD, MOTÖRHEAD, VENOM, ACCEPT, der ersten METALLICA und ganz viel Eigenständigkeit in den Melodien ist das Album stilistisch zu verorten. Das aber nur als grober Anhaltspunkt, denn der teils düstere Heavy/Speed Metal auf dieser Scheibe klingt eigentlich wie von keiner anderen Band, auch wenn meist die NWOBHM und früher Speed Metal durchklingen.
666 (Metal And Hell hat eine andere Songreihenfolge) wird vom pfeilschnellen Metal I Piekło eingeleitet - damals vielleicht einer der schnellsten Songs überhaupt, wenn auch längst nicht so brachial wie z.B. Slayer, Kreator etc., sondern eher an Exciter auf Speed (ja, das geht) erinnernd und von positiverer Stimmung (aber kein Melodic Speed!) - es wird aber auch mal vom Gas gegangen - ein düsterer Midtempoteil beendet das Stück. Diabelsky Dom (Part 1) ist dann ein hymnischer Midtempostampfer, der die meisten Fans des 80er Heavy Metals begeistern sollte (einziger Knackpunkt könnte der gewöhnungsbedürftige Gesang sein, was auch für den Rest des Albums gilt), während bei Morderca wieder höhere Geschwindigkeit regiert - hier auch noch genial mit epischen Chören kombiniert und mit zwar nicht ganz so schnellem Anschlag im Gitarrenspiel wie beim Opener, dafür aber düsterer und mit einer genialen, zweistimmigen Gitarrenmelodie in der Mitte. Maszmnie Wampirze ist dann wieder in gemäßigter Geschwindigkeit und für mich das unspektakulärste Stück der Scheibe, wenn auch absolut nicht schlecht. Noch langsamer beendet Czas Zemsty die A-Seite, mit ruhigem, düster-atmosphärischem Anfang, steigert sich der Song zu einer wahren Hymne!
Beim bereits von der Single bekannten Noce Szatana geht's dann wieder deutlich schneller zu, die Riffs erinnern mal stark an MOTÖRHEAD, mal bieten sie Speed-Metal-Standard (was jetzt nicht negativ zu werten ist). Diabelsky Dom Part 3 (Part 2 wurde erst auf dem zweiten Album veröffentlicht) drosselt das Tempo wieder und übertrifft Part 1 noch mit einem tollen Solo und seinem noch tolleren, emotionalen Gitarrenduett kurz vor Ende. Bei Wyrocznia wird die Stimmung wieder düsterer und der sonst im Midtempo gehaltene Song schlägt etwa in der Mitte völlig unerwartet in rasenden Speed Metal um. Der Titelsong ist wieder hymnischer gehalten und mit tollen Gitarrenmelodien versehen. Czarne Zastepy beendet das Album dann gleichzeitig speedmetallisch wie hymnisch (einen düsteren Midtempopart gibt's auch wieder).
Übrigens würde ich - wie immer bei polnischen Bands - zur polnischsprachigen Version raten, da diese gesanglich emotionaler und ungezwungender wirkt. Außerdem hat die polnischsprachige Variante hier das bei weitem coolere Cover und dazu sogar noch eine zusätzliche Fantasy-Zeichnung auf dem Textblatt (welche, wie oben bereits erwähnt, auch das Cover der Wiederveröffentlichung der ersten Single ziert). Die polnische Version ist allerdings auch noch schwieriger aufzutreiben als die englischsprachige Metal And Hell (die sowohl in Polen als auch mit vereinfachtem schwarz/weiß/rotem Cover in Belgien veröffentlicht wurde). Es gab 1996 allerdings einen CD-Release mit anderem Cover und 2011 noch einmal einen als Doppel-CD und Doppel-LP mit dem Original-Cover.
Obwohl die Band bereits (wahrscheinlich alle) Songs für das zweite Album geschrieben hatte, erschien 1987 erst noch eine Live-Scheibe, 38 Minutes Of Live welche zwar nicht schlecht ist, auf der den Stücken aber durch das Fehlen der zweiten Gitarre einiges an Power abhanden kommt.
Ich werde hier darum nur auf die Studioalben eingehen.
Das Album wurde übrigens 1996 mit neu gemaltem Cover (von Jerzy Kurczak, der auch alle anderen Cover der Band ab dem zweiten Studioalbum, sowie überhaupt die der meisten polnischen Metalscheiben der 80er und frühen 90er gemalt hat) als CD veröffentlicht und dann 2006 noch einmal mit dem Original-Cover.
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