Aufgelegt!

Es ist bei Labrie halt (fast) immer das Gleiche. Bei (fast) jedem von mir besuchten DT Konzerten hießt es, er sei erkältet.
Schauderhaft, wie er sich dann durch die Songs quälte. Wie Du richtig schriebst, der Mann ist keine Ende 20 mehr. Hat meine ich sogar das 50te Lebensjahr bereits erreicht.
Seine Stimme ist auch sehr weich und hat natürlich nicht die Bandbreite eines Russel Allens, den ich von seiner stimmlichen Power gerne mit einemRonnie James Dio vergleiche.
Alder hat von allen mir bekannten Sänger einfach die meiste Emotionalität in seiner Stimme. Gerade im Alter, wo er wie Du richtig sagtest seinen Gesang umstellen musste, hat er für mich NOCH eine Schippe drauf gelegt.

Um nochmal auf Labrie zu kommen, Anfang der 0er Jahre wollten ihn Portnoy (der ja eh ein großer "Freund" von Labrie ist) und Petrucci los werden. Sie wollten wohl einen "moderneren" Sänger für DT. Warum dies am Ende nicht geschehen ist, weiß ich nicht.
Klingt alles negativer, als es aussieht. Auch ich mag seine Stimme auf den DT Studioalben und sie gehört einfach zum DT Sound dazu
 
Etwas ruhiger geht es weiter mit:

Landmarq-TheVisionPit.jpg

Landmarq spielen Neoprog - Punkt. Trotzdem ist die Band jetzt keine Blaupause der Marillion der Fish-Ära, vielmehr ist die Musik eine Mischung aus klassischem Progrock und Singer-Songwriter-Musik. Das Resultat ist eine Art kauziger Progrock, der der Kapelle so eine gewisse Eigenständigkeit verleiht.

"The Vision Pit" ist das dritte Album der Band um den Gitarristen mit dem klangvollen Namen Uwe D'Rose - und im Grunde genommen der Höhepunkt der Damian Wilson Ära. Ja, richtig gelesen: hier singt der Mann, der später Threshold mit "March of Progress" in neue Spähren hievte, auch, wenn er dort schon vorher 2 x musiziert hatte.

Bedingt durch die Peronalie Wilson bin ich seinerzeit auf Landmarq aufmerksam geworden. Grundsätzlich erhoffte ich mir einen Sound, der dem von Thresholds Debut ähnlich sei, doch weit gefehlt: die Gemeinsamkeiten beider Bands reduzierten sich seinerzeit auf den Begriff "Progressive" und die unverwechselbare Stimme Wilsons. So war es dann zunächst auch eine gewisse Ernüchterung, dem Album zu lauschen, die angesprochene Kauzigkeit machte die Sache nicht leichter.

Landmarq vertonen jeweils kleine Geschichten und untermalen diese mit der Musik. Das Zusammenspiel der Lyrics mit der Musik spielt hier eine elementare Rolle und ist sicher nicht Jedermanns Geschmack, zumal sich der Härtegrad in überschaubaren Grenzen hält.

Unter dem Kopfhörer oder bei ruhigem Lauschen auf einer ordentlichen Anlage, im Idealfall mit Textblatt in der Hand, aber entfalten dann Songs wie "Narovlya" oder "Hanblechia" (hier deuten schon die Titel an, dass es sich um ambitionierte Textkonzepte handelt) ihre wahre Pracht und man mag sich kaum vorstellen, wie lange man für die Ausarbeitung solcher Gesamtkunstwerke - nichts anderes sind sie - benötigt. Augenzwinkernde Gesellschaftskritik in Richtung der britischen Spießbürgerschaft ("Pinewood Avenue") finden sich ebenfalls in vertonter Form wieder - und speziell bei diesem Lied kann man sich mit geschlossenen Augen auf einer typischen Vorstadtsiedlung mit Reihenhäusern und kleinen Gärten wiederfinden. Taucht man weiter in die musikalischen Tiefen ab, so ist es erstaunlich, wie die teils unglaublich komplexe Gitarrenarbeit von D'Rose in den Gesamtkompositionen verschwindet und im ganzen mit den Songs verschmilzt.

Keine Kost für ständig und ganz sicher nicht für Jedermann, aber diese Band besetzt die von ihr scheinbar selbst geschaffene Nische in Perfektion.
 
Alder hat von allen mir bekannten Sänger einfach die meiste Emotionalität in seiner Stimme. Gerade im Alter, wo er wie Du richtig sagtest seinen Gesang umstellen musste, hat er für mich NOCH eine Schippe drauf gelegt.

Das macht es aus! Ray Alder "lebt" diese Songs regelrecht und das merkt man an seinem Gesang. Gerade bei den letzten beiden Alben, ganz besonders bei "Theories..." ist seine Stimme sogar eine Bereicherung, man vermisst nicht zu einer Sekunde die eher höheren Töne. Was bleibt ist die unglaubliche Emotion, die er in seinen Gesang packt.

Ach ja....gäbe es diese Band nicht, man müsste sie erfinden.
 
Um nochmal auf Labrie zu kommen, Anfang der 0er Jahre wollten ihn Portnoy (der ja eh ein großer "Freund" von Labrie ist) und Petrucci los werden. Sie wollten wohl einen "moderneren" Sänger für DT. Warum dies am Ende nicht geschehen ist, weiß ich nicht.
Klingt alles negativer, als es aussieht. Auch ich mag seine Stimme auf den DT Studioalben und sie gehört einfach zum DT Sound dazu

Das ist die Krux an der Sache. Ich mag die Stimme von LaBrie sehr, sehr gerne und sie gehört tatsächlich zum DT-Sound. "Images and Words" wäre mit einem anderen Sänger irgendwie undenkbar. Aber es geht live einfach nicht mehr.

Es stimmt wohl, seinerzeit wollten Portnoy und Petrucci den Sänger wechseln, wohl dadurch aber, dass eben "diese" Stimme so unverkennbar ist (sind wir ehrlich, ist sie, bei aller Kritik, die ich so ablasse...) haben sie dann am Ende gelassen, vielleicht auch Angst vor der eigenen Courage. Ein Sängerwechsel ist ja auch immer sehr einschneidend. Man bedenke nur die Debatte, die wir bei Threshold dazu haben und hatten.
 
Das ist die Krux an der Sache. Ich mag die Stimme von LaBrie sehr, sehr gerne und sie gehört tatsächlich zum DT-Sound. "Images and Words" wäre mit einem anderen Sänger irgendwie undenkbar. Aber es geht live einfach nicht mehr.

Es stimmt wohl, seinerzeit wollten Portnoy und Petrucci den Sänger wechseln, wohl dadurch aber, dass eben "diese" Stimme so unverkennbar ist (sind wir ehrlich, ist sie, bei aller Kritik, die ich so ablasse...) haben sie dann am Ende gelassen, vielleicht auch Angst vor der eigenen Courage. Ein Sängerwechsel ist ja auch immer sehr einschneidend. Man bedenke nur die Debatte, die wir bei Threshold dazu haben und hatten.


Und nicht zu vergessen: Bei all der musikalischen Klasse von Threshold und auch dem kommerzilleren Erfolgen seit Wilsons Wiedereinstieg, sind doch DT eine andere Marke.
Da geht es sicherlich um andere Summen...
 
Gegen die Mittagsträgheit:

IcedEarth-DarkSage.jpg

Iced Earth sind nicht zwingend einer meiner Hauptfavoriten in Sachen Metal - aber eine saugute Band, mit der ich mich eigentlich auch mal mehr befassen müsste, allerdings hat mich das "The Glorious Burden"-Album so "geschockt", dass ich die Discographie nach eben jenem Album nicht mehr so weiterverfolgt habe.

"The Dark Saga" ist so eine Art Schwelle zwischen den eher thrashig-angehauchten Früh- bzw. Erstwerken und den später immer melodiöseren Scheiben von Jon Schaffer. Natürlich ragt "I died for you" ein wenig aus dem Gesamtbild der Platte heraus, aber auch "The Hunter" oder "A Question of Heaven" (ein sehr schönes Beispiel für einen epischen Metaltrack ohne jegliche Peinlichkeiten) zaubern mir immer noch ein Lächeln ins Gesicht. Einfach gut gemachter US-Power-Metal ohne Konventionen und mit gut komponierten Songs in Summe.
 
Zuletzt bearbeitet:
Und im Vorprogramm von Dream Theater haben SX diese völlig zerstört.
war uns leider nicht vergönnt:hmmja: ich hatte damals 2 Karten für die Dream Theater + Symphony X Show in der AWD Hall in Hannover gewonnen. Als wir da ankamen haben die ewig nach den Namen auf der Liste gesucht. Als sie die endlich gefunden haben war es 20:00, da sollte die Show losgehen aber SX spielten schon den letzten Song:thumbsdown:
 
Und nicht zu vergessen: Bei all der musikalischen Klasse von Threshold und auch dem kommerzilleren Erfolgen seit Wilsons Wiedereinstieg, sind doch DT eine andere Marke.
Da geht es sicherlich um andere Summen...

Da hast Du Recht. Aber gerade DT haben ja in den 90ern nach der "Falling into Infinity", die ja sehr von der Plattenfirma gesteuert war, betont, dass ihnen die Unabhängigkeit in ihrem Schaffen am Wichtigsten wäre. Dazu könnte dann natürlich auch ein Sängerwechsel zählen. Man darf natürlich auch nicht vergessen, dass die zwischenmenschlichen Kontakte eine Rolle spielen dürften und da ich weder Herrn LaBrie noch Herrn Petrucci persönlich kenne wäre das vielleicht auch ein Knackpunkt. Aber Geld dürfte trotz Allem ein ganz wichtiger Aspekt sein.
 
Schöner Thread, schöne Reviews, interessante Auswahl an Bands, da muss ich bei Gelegenheit ein paar Sachen antesten! Danke! :top:
 
...mal Richtung Hardrock:

AngryAnderson-BeatsfromaSingleDrum.jpg

"Beats from a Single Drum" ist das - meines Wissens nach - erste Soloalbum von Rose-Tattoo-Frontmann Angry Anderson. Im Grunde erwartet man ja nun Aussie-Rock im Stile seiner Hausband, doch weit gefehlt: "Beats..." ist eher AOR-Rock, noch dazu sogar recht hausfrauenfreundlich, wie man so sagt.

Gekommen bin ich auf das Album tatsächlich durch das Radio: seinerzeit, also 1988, gab es auf noch Hitparaden im Radio - und hier wurde der Song "Suddenly" gespielt, eine Ballade. Erstaunlicherweise hielt sich dieses Lied auch relativ lange in den Radio-Charts und bei jedem Mal anhören gefiel mir allein dieses Lied besser und besser. Aus heutiger Sicht könnte man sagen, dass es schon eher ein bißchen schmalzig ist, ohne auf "Bed-of-Roses"-Niveau abzugleiten ;-).

Eigentlich ist "Beats..." eher unspektatkulär, aber es gibt eben für jeden persönlich prägende Alben, die man tatsächlich aus Nostalgiegründen immer mal wieder auflegt, und sei es nur, weil man die Texte schon beinahe auswending kennt. Damit will ich die Scheibe als solche defintiv nicht schlecht reden, ganz im Gegenteil: "Calling" (ein Lied über Wale...bzw. gegen den Walfang) verfügt über eine tolle Melodie, "Frightend Kid" geht wirklich ein wenig in Richtung der Tatts, es folgt das angesprochene "Suddenly" und so geht es einfach durch eine Reihe von Hardrocksongs, die einfach prima zum Hören sind, egal ob nebenher oder ganz entspannt und in Ruhe auf der Couch. Empfehlenswert für alle Fans von radiokompatiblen 80er Rock, Rose-Tattoo-Fans sollten sicherlich vor dem Kauf mal reinhören, "ob's denn bei ihnen passt".
 
Für die abendliche Arbeit und inspiriert duch den Fish-Thread:

Fish-SunsetsonEmpire.jpg

Der bereits bei Marillion oftmals prägende Stil von Fish ist allgegenwärtig - sowohl auf den Frühwerken der Neoprogger, als auch bei seinen Solowerken. Einen "Fish-Sound" indes gibt es wiederum nicht: der große Schotte mit der charismatischen Stimme hat viele Experimente musikalischer Natur gewagt, von bluesig über rockig bis poppig, dabei aber stets seine eigene Identität in die Songs gepackt - und diese mit seiner wunderschönen Lyrik geprägt. Oftmals Zeitkritisches im poetischen Gewand.

"Sunsets on Empire" ist mein Favorit aus dem Soloschaffen von Derek W. Dick. Vielleicht liegt es daran, dass es subjektiv das härteste Werk ist, aber grundsätzlich wirkt das Album wie aus einem Guss und vermittelt eine dichte und auch düstere Atmosphäre - ein Kunststück, das Fish nicht immer geglückt ist. Das Album eignet sich bei aller Komplexität prima zum Nebenherhören, genauso aber auch zum Genießen mit Textheft in der Hand unter dem Kopfhörer. Der Opener "The Perception of Johnny Punter" stampft (für Fish-Verhältnisse) ungewöhnlich hart los"Goldfish and Clowns" hätte ein Überbleibsel aus Marillion-Zeiten sein können, möglicherweise zu "Clutching at Straws-Zeiten". "Change of Heart" ist eine schöne Ballade, leicht und doch irgendwie mit einem melancholischen Unterton. "What Colour is God" greift die Härte des Openers auf und spielt ein wenig mit orientalischen Zutaten. "Tara" ist schon beinahe Lounge-Musik, sehr relaxed, teils unterlegt mit (sicherlich programmierten Streichern), "Jungle Ride" vermittelt tatsächlich auch ein wenig Dschungel-Feeling. "Worm in a bottle" ist schon fast ein wenig psychedlisch, erinnert mich - aus welchen Gründen auch immer - an einige Sachen von den Bollock Brothers, vielleicht der Grundrhytmus...? In jedem Fall ein Vergleich, den man in Sachen Fish eher weniger ziehen würde. "Brother 52" war, glaube ich, seinerzeit sogar eine Art Single-Auskopplung, fällt aber m.E. ein wenig ab gegenüber dem bis dahin doch sehr abwechslungsreichen und starken Songmaterial. Der Titeltrack hingegen ist Epik pur und greift vom Härtegrad noch einmal den Opener auf - großes Kino, eines der stärksten Stücke aus der Feder von Fish. Mit dem Rausschmeißer "Say it with Flowers" wird es dann noch einmal balladesk und akustisch - kein Highlight, aber ein schönes Ende.

Hervorzuheben ist auf "Sunsets..." die wunderbar variable Gitarrenarbeit und der letztmalig wirklich groß in Szene gesetzte Gesang des Meisters in allen Phrasierungen. Betrachtet man speziell die härteren Tracks, dann könnte man auch sagen, Fish war seiner Zeit ein wenig voraus mit dieser Art, Stücke zu schreiben. Wenn ich mal ein Fish-Soloalbum in Gänze live erleben wollte: "Sunsets..." wäre die erste Wahl. Am liebsten in einem kleinen Pub, aber mit guter Akustik - und gerne ordentlich gefüllt. Empfehlenswert für Proggies und Hardrock-Fans, die es auch mal etwas vertrackter mögen.
 
Mit etwas Elan in den (vorläufigen) Endspurt für heute:

Rage-Trapped.jpg

Mein erstes Rage-Album - und mein Lieblingsalbum der Band. Allein "Shame on you" ist mit seinen orientalischen Anleihen und der Voll-in-die-Fresse-Attitüde ein Stilmix, der einfach Laune macht. Das Songmaterial auf "Trapped!" ist durch die Bank derart hochkarätig, dass es einem fast den Atem nimmt: es reiht sich Hit an Hit, dabei ist das Album weder gleichförmig, noch in irgendeiner Weise langweilig oder überambitioniert - ganz im Gegenteil: Abwechslung ist Trumpf!

Eher längere, stampfende Tracks der Marke "Enough is enough" wechseln stetig mit Speedkrachern wie "Solitary Man" oder "Medicine". Dazu kommen "Balladen" der Marke "Baby I'm your Nightmare" oder "Not forever". Eines ist jedem Track auf dem Album zu eigen: er bleibt im Ohr! Songwriterisch zeigen sich Rage hier jedenfalls in der Dreierbesetzung ganz weit vorne und definieren eingängigen Metal auf der Grenze zwischen Heavy und Speed (vielleicht auch ein ganz klein wenig Thrash...) auf ganz eigene Weise, ohne in irgendeiner Form in heute so gängige Trallala-Welten abzudriften - ganz, ganz großes Kino und ein Hammeralbum, dem ich auch heute, nach all den Jahren noch eine "10" ans Revers heften würde. Ja, Freunde, man kann Mitsingrefrains mit Power und Wiedererkennungsfaktor machen, OHNE "Wohohoho" und "Noch ein Bier" (sorry, der musste raus ;-).

(Mein) Fazit: eines der unterbewertesten Metal-Alben überhaupt, wie ich finde, aus deutschen Landen eigentlich fast konkurrenzlos. Melodien ohne Ende, trotzdem heavy as shit - und das "Fast as a Shark"-Cover setzt dem Ganzen die Krone auf! Ja, ein verkannter Klassiker, ohne Wenn und Aber.
 
Zuletzt bearbeitet:
Bei Rage verhält es sich bei mir ähnlich wie mit Blind Guardian. Konnte ich damals nichts mit anfangen und kann ich heute immer noch nicht. Ist manchmal eben so.
 
Quasi ein Nachtrag - weil es die ganze Zeit im Auto lief heute und zwar:

Wucan-ReaptheStorm.jpg

Ich halte WUCAN für eine bemerkenswerte Band: Der Sound entstammt sehr authentisch den 70ern, orientiert sich aber im Gegensatz zu vielen anderen Retro-Bands primär am Kraut- und Spacerock. Eingeflochten werden außerdem Zutaten aus dem Folkrock, man beachte die des Öfteren präsente Querflöte, was zwangsläufig in Richtung Jethro Tull (in den ruhigen Momenten) oder Focus (in den rockigen Momenten) führt. Kurz: WUCAN sind eine Wundertüte und zitieren die 70er auf ihre ganz eigene Art mit den benannten Zutaten.

Vielleicht ist es eher Zufall, aber man zitiert - eben ob nun gewollt oder ungewollt - auch schon einmal die Großtaten aus dem Rock- und Metalbereich: so taucht in "Aging ten Years in two Seconds" der "Wohohoho"-Part aus Maidens "Trooper" nahezu 1:1 auf - und das Grundriff des Openers "Wie die Welt sich dreht" erinnert an eine nur leicht abgewandelte Variante von Black Sabbaths "Iron Man", das Abbiegen kommt aber noch zur rechten Zeit. Nun könnte man sagen, "Plagiat" - nein, nein. Dies sind nur klangliche Tupfer, die dem Gesamtsound der Band aber gut zu Gesicht stehen und sich nicht wie offensichtlich durch das ganze Album ziehen.

"Wie die Welt sich dreht" ist hierbei Krautrock in all seinen gängigen Facetten: Spielerisch, psychedelisch, aber mit einem eingängigen Refrain gesegnet, man mag es "progressiv" nennen, man könnte aber auch sagen: Jamtauglich. Das rund 10 Minuten lange Stück mündet in das Wortspiel "Ebb and Flute / The eternal Groove" - und hier sind wir tatsächlich ganz nah an den Niederländern von Focus, denn wie der Titel andeutet: die Flöte spielt insbesondere eingangs ein prägnantes Thema, das sich später refrainähnlich durch den gesamten Song zieht. Es folgen flotte, rockige wie jammige Passagen, die das Stück sehr abwechslungsreich gestalten, irgendwo zwischen Hard- und Krautrock. Als "Outro" fungiert dann sozusagen der "Eternal Groove", wo Bass und Schlagzeug das Kommando übernehmen. "Out of Sight, out of Mind" ist dann 70er Jahre Hardrock kompakt und pur: galoppierende Gitarre und Bass, hätte auch zu Lucifer's Friend gepasst - oder könnte eine verloren gegangene Komposition von eben Jenen sein. "I'm gonna leave you" versprüht ein wenig Hippie-Flair, groovt aber wie Hölle dabei. Janis Joplin hätte möglicherweise ihre Freude an diesem Ding gehabt. "The Rat Catcher" (wieder mit vermehrtem Einsatz der Flöte) ist dann eher wieder stampfender Hardrock: hätten Focus, Black Sabbath und Birth Control jemals fusioniert, so hätte es klingen können. Mit dem in deutsch gesungenen "Falkenlied" schleicht sich ein kleiner Stinker ein: Akustisch und pur, aber zumindest an mir plätschert es einfach vorbei. Mit "Aging ten Years in 2 Seconds" fährt man dann wieder das volle Krautrockbrett mit allem, was dazugehört: mal hart, mal zart, mal psychedlisch - nach dem Downer das Highlight. Ein extrem eingängiger Refrain wie beim Opener findet sich hier nicht, trotzdem fliegen die rund 21 (!) Minuten nur so. Ein kleines bißchen kompakter hätte es vielleicht sein dürfen, alles in Allem aber mehr als solide Arbeit. Das abschließende "Cosmic Guilt" stösst dann auch noch einmal den Spacerock an, ist mit 18 Minuten noch mal ein echtes Epos und äußerst abwechslungsreich, allerdings von den 3 "ähnlichen" (wenn man hier davon sprechen kann) Longracks (der Dritte wäre "Wie die Welt sich dreht") der eher am wenigsten Auffällige.

Strich drunter: "Reap the Storm" ist eine 9! Wenn man dem Album etwas anlasten möchte, dann die Tatsache, dass der Gesang von Tobolsky nicht ganz das hohe Niveau einer Elin Larsson oder einer jungen Doro Pesch erreicht - letztere ist von der Klangfarbe der Stimme allerdings eher eine Referenz, wobei Tobolsky die endgültige Power bei den sehr rockigen Tracks fehlt. Ansonsten gewinnen WUCAN aber die Wertung der jüngeren Retrobands, weil sie es schaffen, "alter" Musik neues Leben einzuhauchen, überaus authentisch sind und überdies sogar neue Impulse setzen können. Eine schöne, warme Produktion setzt dem Ganzen die Krone auf. Ich hege die arge Befürchtung, dass ich mir diese Band unbedingt live ansehen muss, denn dafür ist diese Art von Musik schlichtweg gemacht.
 
Zuletzt bearbeitet:
Da Wucan ja quasi ein Nachtrag des gesamten Nachmittags in wiederkehrender Form waren nun die Untermalung meiner Abendarbeit:

Prong-Proveyouwrong.jpg

Im Grunde genommen spielen Prong einfach nur geile Abgehmucke! Manchmal ertappe ich mich selbst dabei, dass ich mich darüber ärgere, nur 2 Scheiben zu besitzen, zumal diese in jede Situation passen: egal ob Staubsaugen oder Büroarbeit, "Prove you wrong" geht immer.

Kenner dieser Musikrichtung(en) mögen mir verzeihen: Hardcore? Hardpunk? Was immer es ist, ich verorte es in gewisser Nähe zu den Erfolgsalben von Pantera. Auf dem Album sind in Summe 13 Stücke und es wäre müßig, diese einzeln aufzuzählen, herausragend ist in jedem Fall "Unconditional", das auch "schuld" daran ist, dass ich mir überhaupt ein Prong-Album zugelegt habe. Seinerzeit (also im Jahre des Herrn 1991) hat sich "Prove you wrong" hartnäckigst geweigert, über Wochen meinen CD-Player zu verlassen. Und noch heute kann ich ab und an einfach nicht umhin, dieses Werk von Tommy Victor & Co. aufzulegen.

Hervorzuheben ist im Übrigen, dass der Bass hier eine bedeutende Rolle spielt und nicht untergemischt wurde, wie dies ja leider oftmals der Fall ist. Das macht den ganz besonderen Groove hier schön fett und untermalt die kleinen Metalperlen (nur "Unconditional", "Contradictions" und "No Way to deny it" haben eine Laufzeit von mehr als 4 Minuten). Seltsamerweise kann ich mit wenigen Alben aus "ähnlicher" Richtung etwas anfangen, aber "Prove you wrong" - geil!
 
Quasi ein Nachtrag - weil es die ganze Zeit im Auto lief heute und zwar:

Anhang anzeigen 181011

Ich halte WUCAN für eine bemerkenswerte Band: Der Sound entstammt sehr authentisch den 70ern, orientiert sich aber im Gegensatz zu vielen anderen Retro-Bands primär am Kraut- und Spacerock. Eingeflochten werden außerdem Zutaten aus dem Folkrock, man beachte die des Öfteren präsente Querflöte, was zwangsläufig in Richtung Jethro Tull (in den ruhigen Momenten) oder Focus (in den rockigen Momenten) führt. Kurz: WUCAN sind eine Wundertüte und zitieren die 70er auf ihre ganz eigene Art mit den benannten Zutaten.

Vielleicht ist es eher Zufall, aber man zitiert - eben ob nun gewollt oder ungewollt - auch schon einmal die Großtaten aus dem Rock- und Metalbereich: so taucht in "Aging ten Years in two Seconds" der "Wohohoho"-Part aus Maidens "Trooper" nahezu 1:1 auf - und das Grundriff des Openers "Wie die Welt sich dreht" erinnert an eine nur leicht abgewandelte Variante von Black Sabbaths "Iron Man", das Abbiegen kommt aber noch zur rechten Zeit. Nun könnte man sagen, "Plagiat" - nein, nein. Dies sind nur klangliche Tupfer, die dem Gesamtsound der Band aber gut zu Gesicht stehen und sich nicht wie offensichtlich durch das ganze Album ziehen.

"Wie die Welt sich dreht" ist hierbei Krautrock in all seinen gängigen Facetten: Spielerisch, psychedelisch, aber mit einem eingängigen Refrain gesegnet, man mag es "progressiv" nennen, man könnte aber auch sagen: Jamtauglich. Das rund 10 Minuten lange Stück mündet in das Wortspiel "Ebb and Flute / The eternal Groove" - und hier sind wir tatsächlich ganz nah an den Niederländern von Focus, denn wie der Titel andeutet: die Flöte spielt insbesondere eingangs ein prägnantes Thema, das sich später refrainähnlich durch den gesamten Song zieht. Es folgen flotte, rockige wie jammige Passagen, die das Stück sehr abwechslungsreich gestalten, irgendwo zwischen Hard- und Krautrock. Als "Outro" fungiert dann sozusagen der "Eternal Groove", wo Bass und Schlagzeug das Kommando übernehmen. "Out of Sight, out of Mind" ist dann 70er Jahre Hardrock kompakt und pur: galoppierende Gitarre und Bass, hätte auch zu Lucifer's Friend gepasst - oder könnte eine verloren gegangene Komposition von eben Jenen sein. "I'm gonna leave you" versprüht ein wenig Hippie-Flair, groovt aber wie Hölle dabei. Janis Joplin hätte möglicherweise ihre Freude an diesem Ding gehabt. "The Rat Catcher" (wieder mit vermehrtem Einsatz der Flöte) ist dann eher wieder stampfender Hardrock: hätten Focus, Black Sabbath und Gamma Ray jemals fusioniert, so hätte es klingen können. Mit dem in deutsch gesungenen "Falkenlied" schleicht sich ein kleiner Stinker ein: Akustisch und pur, aber zumindest an mir plätschert es einfach vorbei. Mit "Aging ten Years in 2 Seconds" fährt man dann wieder das volle Krautrockbrett mit allem, was dazugehört: mal hart, mal zart, mal psychedlisch - nach dem Downer das Highlight. Ein extrem eingängiger Refrain wie beim Opener findet sich hier nicht, trotzdem fliegen die rund 21 (!) Minuten nur so. Ein kleines bißchen kompakter hätte es vielleicht sein dürfen, alles in Allem aber mehr als solide Arbeit. Das abschließende "Cosmic Guilt" stösst dann auch noch einmal den Spacerock an, ist mit 18 Minuten noch mal ein echtes Epos und äußerst abwechslungsreich, allerdings von den 3 "ähnlichen" (wenn man hier davon sprechen kann) Longracks (der Dritte wäre "Wie die Welt sich dreht") der eher am wenigsten Auffällige.

Strich drunter: "Reap the Storm" ist eine 9! Wenn man dem Album etwas anlasten möchte, dann die Tatsache, dass der Gesang von Tobolsky nicht ganz das hohe Niveau einer Elin Larsson oder einer jungen Doro Pesch erreicht - letztere ist von der Klangfarbe der Stimme allerdings eher eine Referenz, wobei Tobolsky die endgültige Power bei den sehr rockigen Tracks fehlt. Ansonsten gewinnen WUCAN aber die Wertung der jüngeren Retrobands, weil sie es schaffen, "alter" Musik neues Leben einzuhauchen, überaus authentisch sind und überdies sogar neue Impulse setzen können. Eine schöne, warme Produktion setzt dem Ganzen die Krone auf. Ich hege die arge Befürchtung, dass ich mir diese Band unbedingt live ansehen muss, denn dafür ist diese Art von Musik schlichtweg gemacht.

Ist aber mit Sängerin, oder? Mal vorsichtig antesten. Blues Pills mag ich , aufgrund des Gesangs, auch nicht so gerne.
 
Naja, da ich stimmlich Vergleiche zu Doro und Elin Larsson im Review angeführt habe ist es naheliegend, dass Francis Tobolsky in der Tat eine Frau ist ;-).

Wenn du mit Krautrock was anfangen kannst, dann dürften WUCAN was für dich sein. Der weibliche Gesang gefällt mir persönlich sehr gut und passt zur Musik.

WUCAN kann man übrigens nicht wirklich mit den Blues Pills vergleichen. Gesanglich haben letztere die Nase vorn, musikalisch sind WUCAN viel experimenteller.
 
Zurück
Oben Unten