Destruction

"Born to Perish" finde ich ziemlich interessant. Ich kann gar nicht genau sagen, was es ist, aber irgendwie passt da einiges an Harmoniewechseln nicht so richtig zusammen, wie man es erwarten würde, was eine gewisse nervöse Spannung erzeugt. Doch, doch, lässt sich zunächst etwas merkwürdig an, gefällt mir aber. "Betrayal" finde ich im Vergleich deutlich konventioneller arrangiert. Ein solider Song zeitgenössischer Destruction-Bauart, wobei der einigermaßen müde Refrain hier die große Schwachstelle darstellt. Dafür ist das Solo-Duell verdammt lecker, wie ich die Gitarrenarbeit überhaupt granatenstark finde.

Ich bin ja eher orthodoxer Vertreter der Pudel-und-Patronengurt Scharia, verehre Destruction bis einschließlich Eternal Devastation bedingungslos und liebe auch noch die etwas verkopftere Release from Agony von Herzen. Entsprechend bin ich bei aktuellen Releases dieser Band immer etwas skeptisch, aber das neue Album kriegt definitv 'ne Chance, wie eigentlich immer. Denn so richtig schlecht fand ich auch die "neuen" Destruction nie - Silikon-Produktion hin, Berufs-Thrashertum her...!
 
Da wird jeglicher Funke Aggression von der Produktion zerschlagen.

Völliger Unsinn, was soll denn dieses ewige Rumgeweine wegen "der Produktion"? o_O

Der Song macht auf jeden Fall Lust auf mehr, leider ist das Strophenriff relativ ausgelutscht, da kann man schon von Stangenware sprechen. Dafür sehr feine Soli, mal schauen.
 
Bin mal gespannt, wie lange es noch dauert, bis sich dieser Altherren-Nuclear Blast-Stangenwaren-Thrash ohne Gesicht von selber erledigt hat.

Meinst du, weil es irgendwann einfach keinen mehr interessiert oder weil auch bei Schmier und Mike die biologische Uhr stetig vorrückt und die beiden es irgendwann nicht mehr packen...?
 
Song Nummer zwei ist deutlich besser als der erste. Den Mike hört man unter hunderten Gitarristen heraus. Ich mag seine Riffs einfach. Was die Produktion angeht, so finde ich die bis auf den Gesang eigentlich völlig ok. Aber wann sagt denen eigentlich mal jemand, dass ein schwacher Refrain auch durch hundert übereinandergelegte "Gesangs"spuren nicht besser wird? Ohne diesen Firlefanz wären die Platten viel erdiger. Das ist aber schon seit der Re-Union so....
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich finde bei Destruction auch, dass das Hauptproblem der für mich überladene Sound ist. Sowohl der Gesangssound als auch der Drumsound, sind einfach zu sehr "an", wie ein hochgeschätzter Kollege zu sagen pflegt. Das ist auch eine der Thrashbands, die gewinnen könnten, wenn sie einfach produktionstechnisch ein bisschen mehr back to Basics gehen würden. Wobei das ja gerade bei den älteren und etablierten Herrschaften der Thrash-Szene ja fast schon Standard ist, diese alles zu ballernden, überlauten, klinisch erdrückenden Produktionen haben zu wollen. Sei es Overkill, sei es Exodus, sei es Testament, sei es Kreator oder eben Destruction. Das Bedauerliche dabei ist, dass die bandtypischen Markenzeichen hierbei so sehr zur Randnotiz werden. Wenn die Produktion mehr atmet, dann kommt eben auch Mikes unverkennbares Gitarrenspiel besser zum Tragen, ohne die laute Produktion kommen auch die stimmlichen Eigenheiten Schmiers besser zur Geltung etc...

Randnotiz... ich bin ja ein verkappter Fan der "Neo-Destruction-Phase"... fand und finde ich gar nicht so übel, wie alle immer tun.
 
Bin mal gespannt, wie lange es noch dauert, bis sich dieser Altherren-Nuclear Blast-Stangenwaren-Thrash ohne Gesicht von selber erledigt hat.
Also ich hab mir die Vorab Songs angehört und das geht mir ein wenig zu weit. Klar innovativ geht anders und die Produktion ist diskussonswürdig. Aber Stangenware und gesichtslos finde ich jetzt doch übertrieben, dafür ist die musikalische Klasse der Band einfach zu hoch. Man muss das nicht mögen, klar, aber man sollte doch mal die Kirche im Dorf lassen. Das hat schon noch seine Berechtigung und wird nicht so schnell verschwinden.
 
Ich finde bei Destruction auch, dass das Hauptproblem der für mich überladene Sound ist.

Für mich ist der Sound nur das vordergründige Problem von Bands wie Destruction, Testament oder Kreator. Substantiell ist viel mehr, dass sie eigentlich nichts mehr zu sagen haben bzw. vom ursprünglich antreibenden Spirit nichts mehr übrig ist, was man allerorten mit Soundgeballer zu kaschieren versucht. Da wird versucht, Thrash zu sein, ohne tatsächlich noch Thrash zu sein.
 
Aber Stangenware und gesichtslos finde ich jetzt doch übertrieben, dafür ist die musikalische Klasse der Band einfach zu hoch.

Was hat die (vermeintliche) musikalische Klasse damit zu tun, ob etwas Stangenware ist? Stangenware kann sich sehr wohl gerade durch hohe Qualität und tolles Aussehen auszeichnen, bleibt dabei aber Stangenware, will heißen clean, vorhersehbar, genormt, gesichtslos, usw.
 
@Restless_Breed

Das ist dann so eine Art Geschichte von Henne und Ei. Wirkt es wie Stangenware, weil das Klangbild eben von der Stange ist, oder versucht man ein, ja, wie wollen wir es nennen, ein spirituelles Biss- und Kreativitäts-Problem mit einem Ballersound zu kaschieren, was dann zur Stangenware führt? Ist das Klangbild Ursache oder Symptom?

Da muss ich dann zugeben, dass ich das nicht so recht sagen kann. Ein wirklich massives Problem sehe ich darin persönlich nicht, aber ich hab mich auch nicht so arg intensiv mit z.B. den letzten Destruction-Werken befasst, dass ich hier eine abschließende Meinung haben könnte. Spätestens seit nach dem zweiten postreunionistischen Album "The Antichrist" habe ich das ganz große Interesse ein wenig verloren und die Scheiben mehr gewohnheitsmäßig erworben und halt ein paar Mal gehört.

Im Moment läuft die noch aktuelle Scheibe "Under Attack", und die finde ich eigentlich ganz passabel. Ist der Thrash-Spirit abhanden gekommen? Wenn der Thrash-Spirit etwas mit einer gewissen unkontrollierten, unbekümmerten, zügellosen Wildheit zu tun hat, dann, ja, dann ist das wohl schon ein Stück weit so. Die Musik wirkt schon sehr kontrolliert. Kalkuliert will ich nicht sagen, aber halt wenig spontan, wenig manisch, sondern sauber ausgearbeitet, ja, eben kontrolliert. Das Wort passt schon, finde ich. Ein bisschen ist das schon wie auch bei Kreator oder auch Testament, ja. Es ist mehr konzeptionelle Musik als spontane Musik. So ist mein Gefühl.

Auf der anderen Seite mag ich Mikes Gitarrenarbeit nach wie vor sehr gern, und auch Schmiers Gesang gefällt mir auf "Under Attack" tatsächlich vor allem in den Versen etwas besser als auf den Scheiben direkt nach der Reunion, weil er nicht ganz so brachial kommt wie z.B. auf "All Hell Breaks Loose", das bisweilen ja fast Death/Thrash-Gefilde streifte. V.O.Pulver steht Destruction als Produzent doch etwas besser als Tägtgren.

Bei Sodom oder Tankard steht das Phänomen in meiner Wahrnehmung nicht allzu sehr im Fokus. Das ist noch ein wenig basischer.
 
Fast alle NB Veröffentlichungen seit spätestens 1997 lassen zum Großteil zu wünschen übrig.
Früher waren NB Erscheinungen ein "Qualitätsmerkmal" in Sachen Death Metal und Co.
Heute??!! Alle Alt-Herren Truppen unterschreiben bei denen und keiner kann mir sagen, dass aktuelle Veröffentlichungen nur annähernd die Klasse der alten Alben erreichen. Weder in Sachen Songwriting noch Produktion.
Woran liegt dieses "Phänomen"? An den Bands selbst (Weiterentwicklung statt Stagnation und Wiederholung) oder doch (zumindest teilweise) am Label (Vorgaben, Verkaufszahlen)? Unstreitig ist, dass Bands wie Primal Fear und Co. in den Anfängen von NB undenkbar gewesen wären.
 
Musikalische Weiterentwicklung bei einer Band wie Destruction ist halt auch so eine Sache. Die Fans, die noch übrig sind, wollen wahrscheinlich halt, dass es ordentlich ballert und irgendwie nach den Destruction klingt, die sie kennen.

Da liegt der Hase für mich im Pfeffer, denn ich vermute (!) mal, dass aufgrund der langen Zeit nach der Reunion heute wesentlich mehr Fans auf die neueren Destruction stehen denn auf die Achtziger-Klassiker. Die Thrash-Fanbase ist halt im Schnitt gefühlt auch etwas jünger als die von zB klassischen Metal-Sounds. Die sind an die Baller-Produktionen gewöhnt, und man will vielleicht nicht mit organischem Sound verschrecken. Oder nicht entlarvt wissen, dass keine richtig zwingenden Ideen da sind. Ich meine, wofür sollte man sich einen zweiten Gitarristen holen, wenn eigentlich gar kein konkreter Anlass da ist, wenn nicht fürs Songwriting? Ansonsten haben Destruction immer gut zu dritt funktioniert, und die Gagen sind durch drei geteilt auch attraktiver als durch vier.

Übrigens: meine liebste Destruction überhaupt ist The Antichrist. Das für mich zwingendste Songwriting auf einem Album der Band. Danach konnte mich nichts mehr überzeugen, und die Sachen aus den Achtzigern konnten mich auch niemals so richtig packen. Klar sind die wichtig, aber um sie richtig geil zu finden, hätte ich wahrscheinlich bei Release schon dabei sein müssen. Kreator, Sodom und auch Tankard haben mich mit ihren Klassikern immer stärker angesprochen.
 
Das ist dann so eine Art Geschichte von Henne und Ei. Wirkt es wie Stangenware, weil das Klangbild eben von der Stange ist, oder versucht man ein, ja, wie wollen wir es nennen, ein spirituelles Biss- und Kreativitäts-Problem mit einem Ballersound zu kaschieren, was dann zur Stangenware führt? Ist das Klangbild Ursache oder Symptom?.

Für mich kranken die meisten neuzeitlichen VÖs größerer Alt-Thrasher in erster Linie an fehlendem Spirit, was z.B. minderwertigeres, eben uninspiriertes Songwriting nach sich zieht. Die fehlende Unbekümmertheit, Wildheit und Leck-Mich-Am-Arsch-Attitüde wird dann - hochprofessionell - durch Überpowern aus allen Rohren (z.B. Sound) zu kompensieren versucht.

Spätestens seit nach dem zweiten postreunionistischen Album "The Antichrist" habe ich das ganz große Interesse ein wenig verloren und die Scheiben mehr gewohnheitsmäßig erworben und halt ein paar Mal gehört.

Im Moment läuft die noch aktuelle Scheibe "Under Attack", und die finde ich eigentlich ganz passabel.

Genau dieses "gewohnheitsmäßige Kaufen" kommt bei mir mittlerweile nicht mehr in Frage und "passable" VÖs werden konsequent aus der Sammlung verbannt bzw. gar nicht erst reingenommen. Für "ein paar Mal hören" sind mir Geld und Platz zu schade.

Ist der Thrash-Spirit abhanden gekommen? Wenn der Thrash-Spirit etwas mit einer gewissen unkontrollierten, unbekümmerten, zügellosen Wildheit zu tun hat, dann, ja, dann ist das wohl schon ein Stück weit so. Die Musik wirkt schon sehr kontrolliert. Kalkuliert will ich nicht sagen, aber halt wenig spontan, wenig manisch, sondern sauber ausgearbeitet, ja, eben kontrolliert. Das Wort passt schon, finde ich. Ein bisschen ist das schon wie auch bei Kreator oder auch Testament, ja. Es ist mehr konzeptionelle Musik als spontane Musik. So ist mein Gefühl.

Du beschreibst das, was ich unter "Thrash-Spirit" verstehe, hier sehr gut. Das, was ich als "Stangenwaren-Thrash" beschrieben habe, ist mit "kontrolliert" und "konzeptionell" schon recht gut erfasst. Die Produktion eines Songs oder Albums entspringt (zumindest gefühlt) immer häufiger einem Business-Plan und nicht der spontanen, bekloppten, überdrehten Lust auf Fucking Thrash.

Der Sound ist dabei für mich übrigens nur das I-Tüpfelchen.

Auf der anderen Seite mag ich Mikes Gitarrenarbeit nach wie vor sehr gern...

... Bei Sodom oder Tankard steht das Phänomen in meiner Wahrnehmung nicht allzu sehr im Fokus. Das ist noch ein wenig basischer.

Die Gitarrenarbeit hab ich bei Destruction noch nie besonders gemocht. Originell klar, für mich aber eher wenig dienlich.

Tankard interessieren mich nicht und bei Sodom gab es die Tendenz zur Stangenware auch, wenn auch nicht ganz so deutlich.
 
Destruction war für mich damals sogar eine Weile mein liebste der großen deutschen Thrashbands. Vor Kreator. Das war in den 80ern. Die Scheiben bis inklusive "Cracked Brain" habe ich rauf und runter gehört. Mikes Gitarrenspiel war einfach unglaublich spritzig und giftig zugleich. Dazu dieser typisch Kiekser-Gesang von Schmier. Absolut topp! Nach der Reunion war ich ein kleines bisschen heiß auf neues Zeug und bin leider sofort vom völlig anderen Soundbild komplett verschreckt worden. Als sie dann livehaftig auch noch die ollen Kamellen in zeitgemäßem Klangbild dargeboten haben, war ich dann ganz raus.
Sicherlich liegt es daran, dass Teile der jüngeren Generation eben mit genau diesem Klangbild groß geworden sind. Wenn ich allerdings gerade in der Thrash-Szene der Retrowahn der Fans beobachte, ist es für mich nicht schlüßig, so klingen zu wollen. Außer: Man möchte ganz bewusst auch außerhalb dieses limitierten Kaufkreises Fans anziehen. Daran ist nichts verwerflich, es gefällt mir bloß nicht. Da wären wir dann beim eben genannten Thrash-Spirit, den die Band dadurch für mich eben nicht mehr repräsentiert. Geben tut es den allerdings für mich schon noch, nur eben seltener. In Malices Wake, Substyle Zero, Chemicaust oder Euphoria hatten ihn zuletzt für mich, wobei da aber sicherlich Menschen, die tiefer in der aktuelle Szene verwurzelt sind, bessere Beispiele bringen werden.
 
Geben tut es den allerdings für mich schon noch, nur eben seltener.

Ja, den gibt es - wenn auch immer seltener werdend - noch. Allerdings wird er nur noch von einem kleinen Kreis entsprechend gewürdigt. Entsprechende Bands werden stattdessen ja gerne als generisch und repetitiv abgetan. Auch junge Bands, die ihre "Karriere" im Geist der alten Zeit starten, tendieren mittlerweile ja öfter mal recht schnell zum Stangenwaren-Formel-Thrash im Stil der alten Hasen.
 
Dazu dieser typisch Kiekser-Gesang von Schmier.
Auch wenn bspw. die "Mad Butcher"-EP zu meiner thrashmetallischen Sozialisierung gehörten - das von dir erwähnte Merkmal ist letztlich der Grund, warum Destruction für mich nie das obere Ende der Fahnenstange erreichen konnten. Aber ich bin ja auch der Gesangs-Nazi hier. ;)
 
Ja, den gibt es - wenn auch immer seltener werdend - noch. Allerdings wird er nur noch von einem kleinen Kreis entsprechend gewürdigt. Entsprechende Bands werden stattdessen ja gerne als generisch und repetitiv abgetan. Auch junge Bands, die ihre "Karriere" im Geist der alten Zeit starten, tendieren mittlerweile ja öfter mal recht schnell zum Stangenwaren-Formel-Thrash im Stil der alten Hasen.
Wobei ich ja teilweise auch schmunzeln muss, wenn man dann mit Bermudas rumalufen muss und Repka-Cover verwendet.
 
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