Anvil

Mir ist die Historie natürlich bekannt, und du hast völlig recht.
Es ist nur so, dass sich Anvil für mich trotz schneller Songs nie wie eine Speed-Metal-Band angefühlt haben. Die Attitüde von frühen Exciter, Metallica, Slayer oder später Agent Steel und Savage Grace wirkte auf mich immer sehr viel giftiger, während Anvil als gute-Laune-Band für mich immer eher die Ausstrahlung einer klassischen Metal- oder sogar Hardrock-Band hatten. Ist also wie so oft bei der Kategorisierung von Musik eine Frage der Perspektive. Ich sortiere ja nach Genres, und Anvil stehen bei mir unter US+Kanada, nicht unter Speed und Thrash.
Ja, das kann ich schon nachvollziehen - nur Savage Grace empfinde ich jetzt wirklich nicht als "giftiger" als Anvil (sind in der Aufzählung ja auch die mit Abstand melodischste Band).
Aber als Speed-Metal-Band würde ich Anvil auch nie bezeichnen - eher als Heavy-Metal-Band, die halt mal häufiger, mal seltener Songs geschrieben hat, die man dem Speed Metal zuordnen kann und die den Speed Metal in seinen Anfängen quasi mitbegründet hat.
 
Ich für meinen Teil bin ANVIL genauso nibelungentreu wie jeder anderen Band, der ich einmal meine Gunst geschenkt habe. Für mich gibt es auch kein schlechtes ANVIL-Album, das ich nicht in der Sammlung würde haben wollen. Dennoch ist es einfach meine Wahrnehmung, dass ANVIL weit weniger oft als Einfluss, als absolute Lieblingsband, in Jahrescharts, in Lieblingsalbenlisten etc... auftaucht, als viele andere ähnlich situierte Bands. Hab eher versucht eben dieses Phänomen, das du hier beschreibst, irgendwie zu analysieren und den Grund dafür zu finden. Mein Ergebnis ist, dass es einfach an den ganz großen, weithin sichtbaren und wirkenden Alleinstellungsmerkmalen und Ohrenöffnern fehlt. Natürlich haben wir als Fans unsere Faves und natürlich kann ANVIL ein 2-Stunden-Set mit nur geilen Songs füllen. Ebenso natürlich ist ein neues Demon-Album, ein neues Raven-Album oder meinetwegen sogar ein neues Judas Priest-Album nicht per se einer neuen ANVIL überlegen.

ANVIL ist halt eine Band, die, hat man sie mal ins Herz geschlossen, sicher dort einen wohlverdienten Platz hat und ihre Fans auch nicht enttäuscht. Aber ganz offensichtlich fällt es ANVIL ein wenig schwerer sich die nötige Aufmerksamkeit zu verschaffen, welche die Herzen aufschließt, als manch anderer Band. Da es sich um grundsympathische und saucoole Typen handelt, die beharrlich abliefern, kann ich mir das halt nur so erklären, wie oben schon beschrieben.

Lips ist als Sänger nicht so erhaben wie ein Halford, nicht so einschmeichelnd und warm wie ein Dave Hill, nicht so hysterisch und überdreht wie ein John Gallagher. Er ist halt Lips. Es ist saugeil, dass er "halt Lips" ist, denn ich liebe Lips, aber wenn du diese Affektion für ANVIL nicht hast, dann sind seine Stimme und sein Gesang halt nicht unbedingt das, was die Leute auf der Suche nach neuer Lieblingsmucke gerade zu dieser Band bringt. Und seine Stimme und sein Gesang wird weit weniger einen jungen Sänger dazu bringen, so oder so ähnlich zu singen oder klingen zu wollen wie Lips.

Und das setzt sich so fort. Natürlich ist Lips ein völlig cooler Gitarrist, der rockt, was das Zeug hält, wenn man sich mal die Zeit und Aufmerksamkeit nimmt, ihm wirklich genau zuzuhören. Aber so aufs erste Hören, da sind Tipton/Downing sicher beeindruckender und einprägsamer, da ist Mark Gallagher sicher verstörender und eindrucksvoller mit seinem hektischen Hochleistungssport-Geriffe usw...

Das soll um Himmels Willen nicht heißen, dass ANVIL eine durchschnittliche Band sei, sondern es soll versuchen zu erklären, warum ANVIL von so vielen Leuten "im Vorbeigehen" als durchschnittliche Band wahrgenommen wird. Sie haben einen Frontmann, der als Person Kult ist, und auch einen ebensolchen Drummer; aber die Band ist dennoch nicht durch besonders hervorstechende musikalische Maulsperren-Verursacher zur Ikone geworden.

Kann man gerne anders sehen, aber ich kann es mir nur so erklären, und - ganz wichtig - das soll ANVIL aber mal überhaupt nichts wegnehmen.

Ganz toll, einfühlsam, kenntnisreich, empathisch geschrieben.

Mein Post des Sonntags. Vielen Dank.
 
Der Unterschied in meinem Fall ist, dass Anvil niemals eine Lieblingsband von mir gewesen ist, waren immer als dritte-Reihe-Band abgespeichert.
Und die hochgejubelte „Firepower“, mit Verlaub, ist natürlich keine zweite Stained Class, als Gesamtwerk aber deutlich stärker als JEDES Anvil-Album.

Matty, hier bekommst du das erste Mal von mir Saures. Dritte Reihe? Ich glaube es hackt.

Ich kann sehr gut verstehen, wenn Anvil keine vorherrschende Rolle spielen.
Dafür gibt es einfach zu viel Mangelware.

Aber diese Band und ihre Referenzen als drittklassig zu beschreiben, sorry und nein.

Ich bin bereit, meine Aussage am Mittwoch bei Demon zu unterminieren. Bei einem Bier, welches ich bitte ausgeben möchte.
 
Matty, hier bekommst du das erste Mal von mir Saures. Dritte Reihe? Ich glaube es hackt.

Ich kann sehr gut verstehen, wenn Anvil keine vorherrschende Rolle spielen.
Dafür gibt es einfach zu viel Mangelware.

Aber diese Band und ihre Referenzen als drittklassig zu beschreiben, sorry und nein.

Ich bin bereit, meine Aussage am Mittwoch bei Demon zu unterminieren. Bei einem Bier, welches ich bitte ausgeben möchte.
Klar, können wir sehr gerne machen :feierei:

Ob Anvil nun vor dem Hintergrund von Verkaufszahlen oder Einfluss in der Szene dritte Reihe sind, mag ich nur schwer beurteilen. Bei mir ist es halt so, dass ich eine kurze sehr euphorische Anvil-Phase hatte (direkt nach dem Film), in der ich alles mir noch fehlende der Band nachgekauft habe. Und es hat nicht lange gedauert, bis ich festgestellt habe, dass ich den Großteile der VÖs ziemlich schwach, untereinander gleichförmig und austauschbar finde.
 
Also ich bin da eigentlich ganz bei @Matty Shredmaster . Bei aller (wohl verdienter) Sympathie für die Band, so wirklich herausragendes haben die nicht auf die Beine gestellt. Ok, natürlich die Frühwerke und noch ein zwei andere. Das ist aber bei der Menge der Outputs etwas wenig. Es tut mir wirklich leid das sagen zu müssen, weil ich der Band grundsätzlich wohlwollend gegenüber stehe, aber zumindest auf Albumlänge ist es oftmals eher langweilig und bieder als mitreißend.
 
Ich habe mich derbe gefreut als der Film dieser sympathischen und bewundernswert hartnäckigen Band mit einem Mal eine gigantische Aufmerksamkeit zuteil werden ließ und hoffe sehr, dass die Musiker auch ganz schnöde finanziell davon profitieren konnten. Worüber ich mich allerdings mindestens genauso freuen würde, wäre ein Anvil-Album, das mich mal so richtig in die Polstergarnitur drückt. Denn rein musikalisch muss ich mich da leider bei jenen einreihen, die zwar hier und da so'n büsch'n was vom Frühwerk lässig finden, ansonsten jedoch eher unberührt vom Schaffen dieser Urgesteine bleiben. Ich würde sie so gerne lieben, aber gehören immer zwei dazu, nech...?
 
Ich würde sie so gerne lieben, aber gehören immer zwei dazu, nech...?
Bei mir das Gleiche. Hinzu kommen Liveauftritte, die ich manchmal sogar ärgerlich finde. So letztes Jahr auffem HOA, als gefühlt die Hälfte des Sets aus unnötigen Instrumentalgedöns und überflüssiger Rumlaberei bestand. Lemmy-Anekdoten hin oder her, mehr Songs wären nett gewesen.
 
Ehrlich gesagt, ist mir so ein Video lieber als diese ganzen Hochglanz-State-Of-The-Art-Dinger. Der Song ist - passend dazu - sehr simpel. Tut nicht weh.
 
Der neue Song sorgt auch nicht gerade dafür, mir noch mal etwas von Anvil besorgen zu wollen (komme mit meinen 6 Tonträgern wohl locker bis an mein Lebensende aus). Klingt für mich ziemlich belanglos und ist auch irgendwie von der Marke "1000mal gehört"...
 
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