Abartigkeiten der Konzertentwicklung

https://www.facebook.com/2680164633...8434779/?sfnsn=scwspmo&extid=q9levFQdXCojqNnK

Das gehört wohl noch am ehesten hier rein, sofern nicht schon anderswo diskutiert.
Finde die ganze Angelegenheit reichlich schräg
Ich habe mir den Beitrag und die Kommentare mal durchgelesen und komme da langsam echt nicht mehr mit.

Mal davon abgesehen, dass ich Begriffe wie "Memory-Trigger", "Whataboutism", "cis*Männer" und noch einige andere erstmal bei Google nachschlagen musste, um überhaupt zu wissen, worum es dabei geht, scheinen es da einige Leute mit ihrem vorauseilenden Gehorsam wohl langsam echt zu übertreiben.

Da wurde also ein Konzert abgebrochen, da da Männer mit nackten Oberkörpern auf der Bühne standen und sich auch nicht wieder anziehen wollten und das unter Umständen ehemalige Opfer sexueller Gewalt "triggern" könnte, bei denen dadurch alte Wunden wieder aufbrechen... Und selbst, wenn das nur eine einzige Person im Publikum sei, müsse man dieser ja eine gewisse Schutzzone zugestehen.

Wenn das vom Veranstalter so verlangt wird und das auch Teil der Hausordnung für seine Veranstaltungen ist, dann sollte man sich natürlich auch daran halten, aber wo will man da denn bitte die Grenze ziehen?

Wenn dann also demnächst eine Person am Einlass zu einem dieser Konzerte sagt, dass sie mal von jemandem mit einem roten Shirt missbraucht wurde, dann dürfte da ja konsequenterweise auch niemand mit einem roten Shirt mehr reingelassen werden, denn auch diese eine Person verdient ja schließlich ihre Schutzzone.

Oder ein trockener Alkoholiker fühlt sich durch das ausgeschenkte Bier "getriggert"... Oder, oder, oder... Wie weit soll das denn gehen?

Man wird es nie und nimmer allen gleichsam Recht machen können... Irgendwelche Freiheiten werden da zwangsläufig immer beschnitten.
 
Ich habe mir den Beitrag und die Kommentare mal durchgelesen und komme da langsam echt nicht mehr mit.

Mal davon abgesehen, dass ich Begriffe wie "Memory-Trigger", "Whataboutism", "cis*Männer" und noch einige andere erstmal bei Google nachschlagen musste, um überhaupt zu wissen, worum es dabei geht, scheinen es da einige Leute mit ihrem vorauseilenden Gehorsam wohl langsam echt zu übertreiben.

Da wurde also ein Konzert abgebrochen, da da Männer mit nackten Oberkörpern auf der Bühne standen und sich auch nicht wieder anziehen wollten und das unter Umständen ehemalige Opfer sexueller Gewalt "triggern" könnte, bei denen dadurch alte Wunden wieder aufbrechen... Und selbst, wenn das nur eine einzige Person im Publikum sei, müsse man dieser ja eine gewisse Schutzzone zugestehen.

Wenn das vom Veranstalter so verlangt wird und das auch Teil der Hausordnung für seine Veranstaltungen ist, dann sollte man sich natürlich auch daran halten, aber wo will man da denn bitte die Grenze ziehen?

Wenn dann also demnächst eine Person am Einlass zu einem dieser Konzerte sagt, dass sie mal von jemandem mit einem roten Shirt missbraucht wurde, dann dürfte da ja konsequenterweise auch niemand mit einem roten Shirt mehr reingelassen werden, denn auch diese eine Person verdient ja schließlich ihre Schutzzone.

Oder ein trockener Alkoholiker fühlt sich durch das ausgeschenkte Bier "getriggert"... Oder, oder, oder... Wie weit soll das denn gehen?

Man wird es nie und nimmer allen gleichsam Recht machen können... Irgendwelche Freiheiten werden da zwangsläufig immer beschnitten.
Dafür dass du nicht wusstest was Whataboutism ist hast dus ja schon ganz gut drauf.
Und was Männer daran schlimm finden einfach mal ihr T-Shirt anzulassen werde ich wohl nie kapieren, schrumpfen da die Hoden?
 
Und was Männer daran schlimm finden einfach mal ihr T-Shirt anzulassen werde ich wohl nie kapieren, schrumpfen da die Hoden?
Man kann ja stattdessen einfach die Hose ausziehen.

Aber ernsthaft: Glaube die meisten Leute, die sich darüber wundern bis aufregen, ziehen nie ihr T-Shirt auf Konzerten aus. Nur die meisten Leute sehen da einfach kein Problem, wenn es jemand tut. Wenn ich Probleme mit nur halb bekleidetetn Männers habe, geh ich da halt nicht hin, wo ich solchen begegnen könnte. Genau wie ich als trockener Alkoholiker nicht in eine Kneipe gehen würde/sollte. Ist zwar im Einzelfall doof, aber irgendwas ist ja immer.
 
Aber ernsthaft: Glaube die meisten Leute, die sich darüber wundern bis aufregen, ziehen nie ihr T-Shirt auf Konzerten aus. Nur die meisten Leute sehen da einfach kein Problem, wenn es jemand tut. Wenn ich Probleme mit nur halb bekleidetetn Männers habe, geh ich da halt nicht hin, wo ich solchen begegnen könnte. Genau wie ich als trockener Alkoholiker nicht in eine Kneipe gehen würde/sollte. Ist zwar im Einzelfall doof, aber irgendwas ist ja immer.

Es gibt aber eben bestimmte Einrichtungen, die sich nicht damit zufrieden geben wollen, die Folgen von gesellschaftlicher Ungleichheit bei den Einzelnen zu belassen, sondern darauf reagieren wollen. Und sei es nur, um auf ebendiese Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten hinzuweisen.
 
Und was Männer daran schlimm finden einfach mal ihr T-Shirt anzulassen werde ich wohl nie kapieren, schrumpfen da die Hoden?
Darum geht es doch gar nicht.
Hausordnung ist Hausordnung, da gibt es nichts zu diskutieren.
Seltsam finden darf man es aber, ohne sofort angefeindet zu werden.
Die Location hat allerdings versäumt, eine nicht überall übliche Hausordnung im Vorfeld klar Richtung einer Band zu kommunizieren, nämlich das Nichttolerieren entblößter männlicher Oberkörper. Das ist eine Bringschuld des Veranstalters, keine Holschuld der Band.
Während des laufenden Konzerts ist genau das auf der Bühne passiert, ein Mann hat seinen Oberkörper entblößt.
Hardcore-Konzert, kleiner Laden, viel Energie, Hitze, Schweiß = T-Shirt aus.
Daraufhin beschwert sich ein Gast/ eine Gästin/whatever und während des Konzerts werden die Musiker auf den Verstoß der Hausordnung hingewiesen.
Ich glaube, dass viele, viele, viele Menschen in der adrenalingeschwängerten Situation nicht so rational denken und sich das verschwitzte Shirt wieder überziehen würden.
Diese Vorstellung ist abstrus und der Konzertabbruch für mich unangemessen.
Das hat auch nichts mit dominantem cis male Gebahren, Testosteron und Allmacht des Patriarchats zu tun und was sonst noch so salbadert wird, wenn man dieses Vorgehen seltsam findet.
 
Ich finde die Haltung vom Konzertveranstalter zuerst lächerlich, fast naiv, und dazu auch noch gefährlich.

Ich war vor sehr langen Zeit selber Opfer von Sexual Gewalt. Ich habe definitiv kein Problem mit der Sicht von nackten Oberkörper. In meinem Fall bleiben eher Berührungen, Schweiz, Haare..ein Grund für die Erweckung des Traumas. Ich bin mir aber fast sicher, dass jeder Opfer auf unterschiedliche Stimulis reagiert: Es kann ja ein rotes Tshirt sein weil der Täter eins an hatte, das kann auch ein Parfum sein oder was auch immer...man kann nicht alles verbieten ist eine Sache, ist aber auch nicht wunschenswert glaube ich.

Ich bedauere, dass unsere Gesellschaft immer mehr in Richtung Verbote und Überwachung über alles sich entwickelt. Verbote sind das Gegenteil von Freiheit. Nur in Freiheit kann sich ein Wesen oder eine Gruppe von Wesen sich positiv entwickeln. Und es geht hier um Künstler! Sag mal...Kunst und Verbote? Geht´s noch?
Keine Verbote ist nicht die Lösung, ist ja klar. Aber die müssen sehr begrenzt bleiben. Meiner Meinung nach.
 
Wenn dann also demnächst eine Person am Einlass zu einem dieser Konzerte sagt, dass sie mal von jemandem mit einem roten Shirt missbraucht wurde, dann dürfte da ja konsequenterweise auch niemand mit einem roten Shirt mehr reingelassen werden, denn auch diese eine Person verdient ja schließlich ihre Schutzzone.

Oder ein trockener Alkoholiker fühlt sich durch das ausgeschenkte Bier "getriggert"... Oder, oder, oder... Wie weit soll das denn gehen?

Das Argument, dass ein präventieren von Trigger-Momenten insofern zur Sisyphus-Arbeit gerät, als dass theoretisch ein jeder Moment, ein jedes Phänomen als solcher fungieren könnte, ist insofern schlecht gewählt, als mit derselben argumentativen Logik ein jedes Tun, das sich gegen allgegenwärtige herrschende Zustände richtet und als nutzlos erweist, zu suspendieren oder zu unterlassen ist: Wenn wir in einer Welt leben, in der Ungerechtigkeit ubiquitär ist, was sollen singuläre Bemühungen überhaupt noch bringen, seinen unzähligen Epiphänomenen entgegenzuwirken; wenn der globale Klimawandel unabhängig von dem Tun eines Einzelnen ist, was soll man sich die Anstrengung überhaupt zumuten, sich im Ressourcenverbrauch etc. in Verzicht zu üben? Die Beispiele ließen sich nach Belieben fortsetzen und zeigen mMn recht deutlich, dass die ihnen immanente argumentative Logik zu Defätismus führt; selbst in aussichtslosen Kämpfen gegen Windmühlen kann es ethisch angezeigt sein, eine moralische Dezision zu fällen, selbst wenn der intendierte Nutzen einer Handlung sich nicht einstellen mag, so kann die Handlung - in deontologischen ethsichen Kontexten - die moralisch angezeigte und mithin notwendige sein.

Auch wird hier über die Diskussion nach Trigger-Momenten und besonderer Vulnerabilität darüber vergessen, dass das Nich-Ausziehen oder Wieder-Anziehen auch eine Geste der Solidarität ist: So lange wir nicht alle mit gleichen Konsequenzen, mit gleicher freier Wahl uns in der Öffentlichkeit nackig machen können, so lange behalten wir alle unsere Kleidung an; so lange weibliche Körperlichkeit in der vorherrschenden Manier sexualisiert ist, so lange sexualisierte männliche Gewalt ein gesellschaftliches Problem ist, so lange männliche Herrschaft ein hegemoniales Strukturmuster gesellschaftlicher/kultureller Praktiken ist, so lange trage ich als Mann als Solidaritätsbekundung mein T-Shirt.

Und es geht hier um Künstler! Sag mal...Kunst und Verbote? Geht´s noch?

Mal davon abgesehen, dass Kunstfreiheit nicht Narrenfreiheit bedeutet und auch Kunst zumindest an einen Grundkonsens an Gesetzesbündeln gebunden ist, so bin ich mir nicht sicher, ob hier durch das Ausziehen des T-Shirts überhaupt Fragen der Ästhetik oder Kunst betroffen sind - zumindest so lange nicht nackte maskuline Oberkörper zentraler Bestandteil der ästhetischen Repräsentation der Band respektive des Band-Konzepts sind. Und selbst wenn, so wäre es vom Veranstalter, vom Club trotzdem legitim gewesen, eine Band, in der nackte maskuline Oberkörper zum künstlerischen Ausdrucksgeschehen gehören, nicht zu buchen - unter anderem aus oben genannten Gründen. Dass man die Vorgehensweise im konkreten Fall anders hätte händeln müssen, wie hier auch schon moniert, dass allerdings will ich nicht bestreiten.
 
83214337_2483195411918481_5041885907188187136_n.jpg
 
Ich will mir nicht ausmalen was in 10 Jahren alles verboten sein wird... arme Welt

In den AJZs der Republik werden die Verbote von morgen ausgehandelt. Beachtlich, wie die Apokalypse bereits unermüdlich mit linker Pranke an die Türe klopft. Überhaupt! Geht es noch ein bisschen hysterischer?

Nur in Freiheit kann sich ein Wesen oder eine Gruppe von Wesen sich positiv entwickeln.

(c) Ulf Poschardt
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Kleine Geschichte zu dem Thema.

Im Bekanntenkreis gibt es jemanden der wenn bei seinen Geburtstagen ne 5 oder 0 ansteht, sich nicht lumpen lässt und schon recht bekannte Bands bucht.
Das Konzert selber findet dann in privatem Rahmen in einer sehr kleinen Location statt.

Nun begab es sich aber bei einem dieser Konzerte, dass eine Band die Hütte quasi zerlegt hat.
So eine Stimmung hab ich weder davor, noch danach je wieder auf einem Konzert erlebt( die Band äußerte sich hinterher eben so) und auf 2 oder 3 war ich ja vielleicht schon;).
Das Wasser tropfte von der Decke, die Temperatur kann in des Beezelbubs Home auch nicht höher sein und der Schweiß floss in Strömen.

Tja und plötzlich standen quasi alle oben ohne dar und es wurde gerockt als gäbe es kein Morgen!!!

Hat es jemanden gestört?
Nein.

Zu einem Rockkonzert gehört es ganz einfach dazu, dass es schon mal "etwas rund geht".
Vor diesem Hintergrund kann ich an der Entledigung des Shirts und dem freien Oberkörper nun wirklich nichts schlimmes finden, schließlich ziehen sich ja auch alle irgendwann wieder an;)
 
In den AJZs der Republik werden die Verbote von morgen ausgehandelt. Beachtlich, wie die Apokalypse bereits unermüdlich mit linker Pranke an die Türe klopft. Überhaupt! Geht es noch ein bisschen hysterischer?

Ehrliche Frage:
Siehst Du nicht ab und an die "Gefahr" des - ich nenn es mal - "Übertriebenen" aufkeimen? Es ist schon echt schön, das in vielen Bereichen (gerade Gender und die Toleranz/Integration des Ganzen) viel getan/geändert/modernisiert wird. Nur erinnert mich die (empfunden schnelle) "Entwicklung" all dieser Dinge schon fast an eine Utopie (gern auch die satirischen Aspekte eben dieser)...
 
Ehrliche Frage:
Siehst Du nicht ab und an die "Gefahr" des - ich nenn es mal - "Übertriebenen" aufkeimen? Es ist schon echt schön, das in vielen Bereichen (gerade Gender und die Toleranz/Integration des Ganzen) viel getan/geändert/modernisiert wird. Nur erinnert mich die (empfunden schnelle) "Entwicklung" all dieser Dinge schon fast an eine Utopie (gern auch die satirischen Aspekte eben dieser)...

@NegatroN hat oben dieselbe Diskussion verlinkt. Dort habe ich etwas dazu geschrieben. Es besteht eine weitaus größere Gefahr für die Gesellschaft in dieser hysterischen, übersimplifizierenden, reflexhaft empörungsgesteuerten Entkontextualisierung, schlimmstenfalls übertriebenen Rationalisierung und dieser absolut verhältnisbefreiten, unangemessenen Übersetzung solcher Dinge auf gesamtgesellschaftliche Ebenen, weil genau das die letzten Jahre vor allem in Sozialen Medien extrem Schule gemacht hat. Genau hier werden wild Sachen durcheinandergeschmissen und vermischt, der eigentliche Kontext aber konsequent missachtet. Das geht nicht. Schon gar nicht, wenn man angemessen kritisieren will.
 
Mir ist aufgefallen, dass Veranstaltungsorte, die aus Rücksichtnahme das Ausziehen von T-Shirts untersagen, es nicht schaffen, das Rauchen zu verbieten. Die Raucher schaden schließlich allen im Raum. Das ist der einzige Grund, warum ich selten zu Konzerten in Hausprojekten und AJZs u.Ä. gehe.
 
Welch ein Glück, dass Angus Young dort nicht aufgetreten ist.
Abgesehen vom entblößten Oberkörper, seine Einlage bei Let there be Rock würde vermutlich darüber hinaus auch als unangemessen gegenüber Menschen mit Spasmen gewertet werden.

Bei aller Rücksicht, welche bei einem Leben in einer Gesellschaft angebracht ist, es kippt allmählich etwas Richtung Unfreiheit.
 
Bei aller Rücksicht, welche bei einem Leben in einer Gesellschaft angebracht ist, es kippt allmählich etwas Richtung Unfreiheit.

Weil ein Club sich für eine interne Regelung entscheidet (und das ganz bewusst in dem Wissen, dass es eben nicht optimal ist, der Weg in Richtung optimal aber einfach zu groß für ihn ist), daraus aber keinerlei Forderungen für die Gesellschaft (oder überhaupt nur irgendwas außerhalb dieses Clubs) ableitet - wo kippt dann da irgendwas in irgendeine Richtung?
 
Zurück
Oben Unten