Abartigkeiten der Konzertentwicklung

Weil ein Club sich für eine interne Regelung entscheidet (und das ganz bewusst in dem Wissen, dass es eben nicht optimal ist, der Weg in Richtung optimal aber einfach zu groß für ihn ist), daraus aber keinerlei Forderungen für die Gesellschaft (oder überhaupt nur irgendwas außerhalb dieses Clubs) ableitet - wo kippt dann da irgendwas in irgendeine Richtung?
Es ist dem Club völlig unbenommen, seine eigene Hausordnung aufzustellen, die selbstverständlich keine Verbindlichkeit für die Gesellschaft hat.
Wenn der Club beschließt, dass dort nur Gäste geduldet werden, die mit 100% nachweisbar nachhaltig hergestellter Bekleidung ausgestattet sind, ist das OK. Dann ist der Club für mich ggf. halt nicht die richtige Adresse.
Und nein, ich bin sicher kein Fan der Textilindustrie in Bangladesch.


Meine letzte Bemerkung lässt sich nicht empirisch belegen, das gebe ich gerne zu. Mich persönlich beschleicht jedoch zunehmend daß Gefühl, dass solche Dinge exemplarisch eine gewisse Wirkung auf die Gesellschaft ausüben.
Ich empfand das Leben bis vor 10 Jahren hier jedenfalls noch als deutlich ungezwungener.

Ich würde niemals behaupten, dass früher alles besser war. Tatsächlich ist das Gegenteil der Fall. Wir sind einerseits als Gesellschaft weit gekommen, was die Rechte von Minderheiten angeht usw. Andererseits verroht die Gesellschaft in einem Maße, welches wir uns bis vor ein paar Jahren kaum vorstellen konnten. (Angriffe auf Rettungskräfte usw).

Ich mache mir Sorgen, dass wir irgendwie in einen Bereich der Hypermoralisierung kommen, welche die Leute irgendwann nicht mehr nachvollziehen können und daß das der Gesellschaft am Ende mehr Schaden zufügt als es nutzt.
 
Ich würde niemals behaupten, dass früher alles besser war. Tatsächlich ist das Gegenteil der Fall. Wir sind einerseits als Gesellschaft weit gekommen, was die Rechte von Minderheiten angeht usw. Andererseits verroht die Gesellschaft in einem Maße, welches wir uns bis vor ein paar Jahren kaum vorstellen konnten. (Angriffe auf Rettungskräfte usw).
Ich denke nicht, dass die Gesellschaft verroht, das muss eine gefühlte Verrohung sein, die in den Statistiken nicht abgebildet wird:
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/153880/umfrage/faelle-von-gewaltkriminalitaet/
 
Ich mache mir Sorgen, dass wir irgendwie in einen Bereich der Hypermoralisierung kommen, welche die Leute irgendwann nicht mehr nachvollziehen können und daß das der Gesellschaft am Ende mehr Schaden zufügt als es nutzt.

Ich kann solche Tendenzen schon auch sehen und betrachte sie ebenfalls mit Unbehagen. Aber gerade das hier ist aus meiner Sicht ein sehr schlechtes Beispiel dafür, weil die Begründung des Clubs eben genau das nicht hergibt.
 
Ich denke nicht, dass die Gesellschaft verroht, das muss eine gefühlte Verrohung sein, die in den Statistiken nicht abgebildet wird:
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/153880/umfrage/faelle-von-gewaltkriminalitaet/

Das kann tatsächlich sein aufgrund der breiteren sozialen Medien und Verbreitung von Vorfällen.
Deine Statistik birgt ja nur abgschlosssene Verurteilungen in sich.
Aber der Umgang untereinander wird mMn auch rauher.
Ich hab echt manchmal Bauchschmerzen wenn man gewisse Beiträge von Journalisten und Lokalpolitikern liest und in welchem Umfang die bedroht werden nur weil sie ihre Arbeit machen. Da herrschen Töne die von einer angeblichen Anonymität motiviert oder unterstützt werden das ist echt unter aller Sau.

Kann sein das es das früher auch gab, ob in diesem Umfang? kann ich nicht beurteilen.

Das geht aber zu sehr ins OT, Schulligung
 
Zuletzt bearbeitet:
Mich persönlich beschleicht jedoch zunehmend daß Gefühl, dass solche Dinge exemplarisch eine gewisse Wirkung auf die Gesellschaft ausüben.

Was ja überhaupt nichts Schelchtes wäre, würde so mancher dadurch vielleicht angeregt, seine Privilegien zu checken und gesellschaftliche Zustände zu relfektieren, die wir als normal, als gegeben, als soziale doxa unhinterfragt an- und hinnehmen.

Bei aller Rücksicht, welche bei einem Leben in einer Gesellschaft angebracht ist, es kippt allmählich etwas Richtung Unfreiheit.

Das ist mit Sicherheit so, die autoritären Bedrohungen sind längst auch im Herzen Europas virulent geworden und feiern dort - in vereinter Tatkraft mit konservativen Kräften - fröhlich Urständ. Nur kommen sie eben gewiss nicht aus der Richtung einer Subkultur oder gar aus Richtung eines Clubs, in dem man aus mehr oder weniger guten Gründen auf das Entblößen des Oberkörpers verzichten soll. Alleine die Vorstellung ist schon so hart lächerlich...

Hypermoralisierung kommen,

Ganz im Gegenteil, wir erleben eine zunehmende Diskreditierung und Suspendierung von vor allem gesinnungsethischen Standpunkten zugunsten von Nützlichkeitsüberlegungen und partikularen Positionen. Zu diesen Diskreditierungsmechanismen gehört übrigens auch das Herbeiphantasieren eines angeblichen Reüssierens einer vermeintlichen Hypermoral, so als wäre Moral an sich eine bloßes Gut oder eine Eigenschaft, von der ein Zuviel ungesund sei und die Moral selbst deshalb stets in einem Zustand eines Gleichgewichts oder einer rechten Mitte zu halten sei. Was wir heute tatsächlich bräuchten, wäre ein Mehr an Moral.
 
Ganz im Gegenteil, wir erleben eine zunehmende Diskreditierung und Suspendierung von vor allem gesinnungsethischen Standpunkten zugunsten von Nützlichkeitsüberlegungen und partikularen Positionen. Zu diesen Diskreditierungsmechanismen gehört übrigens auch das Herbeiphantasieren eines angeblichen Reüssierens einer vermeintlichen Hypermoral, so als wäre Moral an sich eine bloßes Gut oder eine Eigenschaft, von der ein Zuviel ungesund sei und die Moral selbst deshalb stets in einem Zustand eines Gleichgewichts oder einer rechten Mitte zu halten sei. Was wir heute tatsächlich bräuchten, wäre ein Mehr an Moral.

Darf ich um deine Hand anhalten? <3
 
Was ja überhaupt nichts Schelchtes wäre, würde so mancher dadurch vielleicht angeregt, seine Privilegien zu checken und gesellschaftliche Zustände zu relfektieren, die wir als normal, als gegeben, als soziale doxa unhinterfragt an- und hinnehmen.



Das ist mit Sicherheit so, die autoritären Bedrohungen sind längst auch im Herzen Europas virulent geworden und feiern dort - in vereinter Tatkraft mit konservativen Kräften - fröhlich Urständ. Nur kommen sie eben gewiss nicht aus der Richtung einer Subkultur oder gar aus Richtung eines Clubs, in dem man aus mehr oder weniger guten Gründen auf das Entblößen des Oberkörpers verzichten soll. Alleine die Vorstellung ist schon so hart lächerlich...



Ganz im Gegenteil, wir erleben eine zunehmende Diskreditierung und Suspendierung von vor allem gesinnungsethischen Standpunkten zugunsten von Nützlichkeitsüberlegungen und partikularen Positionen. Zu diesen Diskreditierungsmechanismen gehört übrigens auch das Herbeiphantasieren eines angeblichen Reüssierens einer vermeintlichen Hypermoral, so als wäre Moral an sich eine bloßes Gut oder eine Eigenschaft, von der ein Zuviel ungesund sei und die Moral selbst deshalb stets in einem Zustand eines Gleichgewichts oder einer rechten Mitte zu halten sei. Was wir heute tatsächlich bräuchten, wäre ein Mehr an Moral.

Ich bin leider nicht in der Lage, Dir auf einem vergleichbaren Level, was Eloquenz und Wortwahl angeht, zu Antworten und somit für eine Parität im Lesefluss zu Sorgen. Deswegen tue ich auch erst gar nicht so, als wenn ich dazu fähig wäre.

Offenbar trachtest Du aber danach, meine Gedanken zu dem Thema irgendwohin zu verorten, wo sie nicht sind.

Du glaubst jetzt nicht ernsthaft, daß ich z. B. hohe moralische Standards als etwas negatives erachte?
Oder dass ich alleine die Hausordnung irgendeines doofen Clubs als freiheitsgefährdent für unser demokratisches System in Europa empfinde?
Entweder liest Du da in meinem Beitrag Dinge, von denen selbst ich nichts weiß, oder du versuchst mich hier irgendwie 'anzutanzen'.
Ist beides nicht so richtig fein.

Eine weitere Möglichkeit ist natürlich, daß ich Deinen Beitrag wiederum völlig falsch verstanden habe, weil ich gerade nicht willens bin, sämtliche Fremdwörter im Duden nachzuschlagen. In diesem Fall liegt der Fehler selbstverständlich bei mir. :)
 
Eine weitere Möglichkeit ist natürlich, daß ich Deinen Beitrag wiederum völlig falsch verstanden habe, weil ich gerade nicht willens bin, sämtliche Fremdwörter im Duden nachzuschlagen



Mal ehrlich, lieber Herr @subcomandante :

Geht das nur auf diese Art?
Man kann nicht davon ausgehen, jeder würde Deiner Ausdrucksweise folgen können (Wären es vereinzelt Fremdwörter - geschenkt)...

Sorry to say, das wirkt oftmals "von Oben herab" (auch wenn das nicht die Intention sein mag)

Einfach mal direkt, so das der einfache Mensch auch mal durchblickt. Nicht hinter Fremdwörtern und Formulierungen verstecken... (wie hört sich denn sowas in der Kneipe an?;))


Bin bestimmt nicht der einzige dem es so geht....
 
Du glaubst jetzt nicht ernsthaft, daß ich z. B. hohe moralische Standards als etwas negatives erachte?

Das mit der Hypermoral, der das einfache Volk nicht folgen kann, klang mir halt sehr nach jenen Stimmen, die immer wieder von einem Moraldiktat, von einer Gesinnungsdiktatur sprechen - wir alle wissen, aus welcher Richtung das kommt; zudem verweist der Begriff Hypermoral eben auch auf Gehlens Kritik einer angeblich das Subjekt überlastenden huminataristischen Moralhypertrophie (nicht meine Begrifflichkeit, die Schuld liegt bei Gehlen), die er vor allem mit universellen Gesinnungsethiken identifiziert, die moralisches Handeln an das Individuum rückbinden und der er eine funktionalere,institutionalisierte und nicht individuell zu reflektierende Moral/Ethik respektive Staatsmoral entgegensetzt. Natürlich kann es sein, dass du den Begriff anders verwendet sehen möchtest, aber im allgemeinen Sprachgebrauch poppen halt solche Konnotationen auf. Sorry.

Oder dass ich alleine die Hausordnung irgendeines doofen Clubs als freiheitsgefährdent für unser demokratisches System in Europa empfinde?

Anhand dieses Beispiels wolltest du ja ein allgemeines Kippen gegen Unfreiheit konstatieren; ich wüsste nicht, wie ich es sonst zu interpretieren hätte.

mich hier irgendwie 'anzutanzen'.

Äh, nein? Während du mir hier Unterstellungen und Strohmänner vorwirfst, hantierst du selbst mit solchen?

Geht das nur auf diese Art?

Ich versuche halt auch, mit der Verwendung von "Fachbegriffen", die genauer sind und Spezifisches bedeuten, auf bestehende wissenschaftliche Diskurse (implizit oder explizit) hinzuweisen und trotzdem allgemein verständlich zu bleiben. Wenn mir das mal misslingt und Erklärungsbedarf besteht, einfach mal nachfragen, ok?.
 
Ganz ehrlich. Bis gerade eben war ich mir sicher, das ich mir das Wort Hypermoral vorhin selbst ausgedacht habe. :D
Wieder etwas dazu gelernt.
Bitte nicht hinter jeder Meinungsäußerung eine staatsgefährdende Verschwörung vermuten, danke. :)

Kann gut sein, dass wir schlichtweg aneinander vorbeireden.
 
Fein, dass ihr das ausgeredet habt. (Ganz ehrlich, keine Ironie - bevor das jemand falsch versteht)

Um die Kurve zum Thema zu bekommen, mein Eindruck ist, dass das Thema zu hoch gekocht wird. Ganz egal, ob man das nun als einen gelungenen Versuch von Fairness (oder aber Anprangern von Unfairness) hält oder nicht, die Sache ist letztlich dann doch zu harmlos, um unter Abartigkeiten zu laufen. Und ganz sicher auch zu harmlos, um sich deswegen ernsthaft in die Haare zu kriegen. Da gibt es ganz andere Themen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Was mir seit einiger Zeit auffällt (aber keine echte Abartigkeit, ist nur seltsam): dass Newcomer-Bands, die gerade mal eine EP oder gar nur Demo rausgebracht haben, auf Gigs soviel z.T. gar richtig professionell gemachtes Merch am Start haben. Ich mein', wieso soll ich mir 'nen Patch vonner Band, die quasi grad anfängt, auf die Kutte nähen? Da muss die Mucke aber schon ein absoluter Hammer sein! Ne Band muss sich ja so 'nen Kuttenplatz irgendwie auch erstmal "verdienen", also am besten mehrere geile Alben raushauen, paar gute Gigs abliefern etc. Oder halt aus einem tragischen Grund nach der einen super EP auseinander gegangen sein. Irgend sowas. Aber gleich sogar Back-Patches statt ausreichend Mucke am Start? Seltsame Zeitgeist-Marotte..
 
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Was mir seit einiger Zeit auffällt (aber keine echte Abartigkeit ist, nur seltsam): dass Newcomer-Bands, die gerade mal eine EP oder gar nur Demo rausgebracht haben, auf Gigs soviel z.T. gar richtig professionell gemachtes Merch am Start haben. Ich mein', wieso soll ich mir 'nen Patch vonner Band, die quasi grad anfängt, auf die Kutte nähen? Da muss die Mucke aber schon ein absoluter Hammer sein! Ne Band muss sich ja so 'nen Kuttenplatz irgendwie auch erstmal "verdienen", also am besten mehrere geile Alben raushauen, paar gute Gigs abliefern etc. Oder halt aus einem tragischen Grund nach der einen super EP auseinander gegangen sein. Irgend sowas. Aber gleich sogar Back-Patches statt ausreichend Mucke am Start? Seltsame Zeitgeist-Marotte..

Es ist ja nun so, dass eine neue Generation an Metalheads, gerade auch im Old-School-Bereich, mit eben diesen Bands als Identifikationsgrößen und Jugendhelden aufwächst, und da ist es doch nur logisch, dass diese Fans auch die Insignien dieser Bands tragen wollen. Stallion fällt mir da als gutes Beispiel ein. Junge Band, die gerade in ihrer Heimatgegend hier im Schwäbischen mächtig zieht, inzwischen aber auch weit darüber hinaus. Da gibt es inzwischen eine Menge junge Kuttenträger, die da intensiv viel Merch tragen. Außerdem ist halt mit Merch-Verkauf auch recht gut verdient. Diese Bands richten ihr Merch-Angebot halt vor allem an jene jungen Metalfans, die eben nun mit diesen Bands aufwachsen, wie wir damals mit Maiden, Manowar oder Priest aufgewachsen sind. Finde ich an sich nicht schlecht, denn eine Wachablösung muss ja kommen, wenn auch auf niedrigerem Level, denn die ganz großen, alten Bands werden spätestens am Ende des nun begonnenen Jahrzehnts fast alle weg sein. Wenn wir dann nicht nurmehr ausschließlich Museumskutten mit musikhistorischen Bekenntnissen sehen wollen, ist es sicher Zeit auch für eine neue Ära der Kuttendekoration.
 
Was mir seit einiger Zeit auffällt (aber keine echte Abartigkeit ist, nur seltsam): dass Newcomer-Bands, die gerade mal eine EP oder gar nur Demo rausgebracht haben, auf Gigs soviel z.T. gar richtig professionell gemachtes Merch am Start haben. Ich mein', wieso soll ich mir 'nen Patch vonner Band, die quasi grad anfängt, auf die Kutte nähen? Da muss die Mucke aber schon ein absoluter Hammer sein! Ne Band muss sich ja so 'nen Kuttenplatz irgendwie auch erstmal "verdienen", also am besten mehrere geile Alben raushauen, paar gute Gigs abliefern etc. Oder halt aus einem tragischen Grund nach der einen super EP auseinander gegangen sein. Irgend sowas. Aber gleich sogar Back-Patches statt ausreichend Mucke am Start? Seltsame Zeitgeist-Marotte..

Ich finde das weder abartig noch seltsam, sondern schlicht und einfach zeitgemäß. Mit verschiedenen Online-Designtools können selbst gestalterische Vollhonks ganz leicht tolle Designs erstellen und diese dann für relativ kleines Geld auf diverse Textilien (auch Patches) drucken, sticken, klöppeln, wasweißichwiesonstnoch machen lassen, um somit die Bandkasse etwas aufzupeppen.

Ich hab‘ zum Beispiel nicht so strenge Kriterien zur Patchwürdigkeit wie Du und kein Problem damit, mir Bands wie Old Mother Hell oder Vulture gerne aufs Jäckchen zu tackern.
 
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