PSYCHOTIC WALTZ

[...] zumal ich mich auch bemühe, nicht mit einer überirdischen Erwartungshaltung an das neue Album heranzugehen. Bleibt der Rest auf der Linie der Vorabsongs, dann klingt das sehr solide und hat zudem Wachstumspotential.
Ja, auf sowas habe ich mich auch eingependelt. War anfangs aber schwierig, weil... Psychotic Waltz und 250 Jahre nix Neues von ihnen... sind sie auch ein bißchen selber schuld, wenn man zunächst auf messianische Emergenz eingepegelt ist. :feierei:
 
Wie aber kann so eine Band denn diesen "Kampf der Erwartungshaltungen" gewinnen? Orientiert sie sich zu sehr an den alten Scheiben, kommen die Nörgler und werfen der Band Selbstkopieren vor. Weicht man aber - sogar als vermeintlich progressiv eingestufte Band - zu sehr von alten Gleisen ab, ist es auch nicht richtig. Wenn man weiß, welche persönlichen Vorlieben die Bandmitglieder auf den Plattentellern haben, dann hätte mich zum Beispiel auch eine deutlich mehr in den 60ern verwurzelte Musik nicht erstaunt. Onkel Dan trägt nicht umsomst gern mal Beatles-Shirts auf Konzerten. Ebenfalls wäre ein Abwendung vom Heavy Metal in Richtung King Crimson denkbar gewesen. Und dann? Riesengroßes Geflenne.
Ich bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis und denke, jeder, der eine Mischung aus "Bleeding" und "A Social Grace" mag, wird dies ähnlich empfinden, wenn er es zulässt.
 
Wie aber kann so eine Band denn diesen "Kampf der Erwartungshaltungen" gewinnen? Orientiert sie sich zu sehr an den alten Scheiben, kommen die Nörgler und werfen der Band Selbstkopieren vor. Weicht man aber - sogar als vermeintlich progressiv eingestufte Band - zu sehr von alten Gleisen ab, ist es auch nicht richtig.
Wohl wahr. Brian, Dan und Devon haben schon Mitte der 90er (vor VÖ der "Mosquito") in Interviews immer wieder gesagt, man könne sich zwar immer nach dem nächsten hochkomplexen Meisterwerk strecken, aber es sei auch nicht verwerflich, einfach Songs zu schreiben, die grooven und den Leuten schon beim ersten Hören was bedeuten können. Und, wenn man ehrlich ist, ist auf "Mosquito" und "Bleeding" immer noch mehr genuin Proggiges zu hören als auf dem Gesamtwerk so mancher anderen Veranstaltung, die sich Progressive Metal Band nennen läßt. Es quillt ihnen aus allen Kompositionen, selbst den einfachsten.

Psychotic Waltz sind sozusagen schon genetisch Prog und wären es wahrscheinlich auch noch, wenn sie Deutschland den nächsten Schmand für den "Eurovision Song Contest" auf den Leib schreiben müßten.
 
Absolut. Das Schöne an der Musik vonPsychotic Waltz ist ja, dass die Musik im Kern sophisticated ist, ohne dabei permanent an den Nerven des Hörer zu zerren. Ich mag auch das, aber im waltzigen Fall, ist doch vieles sehr homogen komponiert. Zumindest nach meinen einfach gestrickten Ohren zu urteilen. Anders als zu Beispiel bei Watchtower, die ja heute auch schon Thema war. Das läuft mir zwar ebenso geschmeidig ein, hat aber einen völlig anderen Ansatz der Progressivtät.
 
Schöne Beschreibung. Was wäre denn Prog mit Zeigefinger? Und ... ist dieser dann erhoben?
Ich duck´ mich vorab schonmal... und möchte niemandem damit zu nahe treten... aber für mich ist alles, was John Petrucci nach "Six Degrees" geschrieben und produziert hat, Prog... wo nicht mit Zeigefinger, so doch mit beigefügtem Beipackzettel, auf dem alles haarklein steht, was drin ist, wie es einzunehmen ist und welche Nebenwirkungen möglich sind. Nämlich (für mich)... äh, keine.

Am Reißbrett entworfen, am Reißbrett gespielt und ich fürchte, man wird es auch am selbigen hören müssen, um damit was anfangen zu können. Und das hat nichts mit (überlegener) Spieltechnik zu tun, nichtmal mit Betonung derselben, eher mit Vernachlässigung dessen, was Musik darüberhinaus sein kann. Und das zeigen Psychotic Waltz ebenso wie John Arch und Jim Matheos in Reinkultur imvho...
 
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Nochmal: Ich möchte mit meiner Meinung bzgl. neuere DT keinem Fan dieser Alben auf die Füße treten oder gar behaupten, meine ureigene Empfindung beim Hören der Platten von DT, LTE müsse nun großräumig geteilt werden! Damit rechne ich nicht und das ist bestimmt auch gut so. Aber ich habe diese Band einmal geliebt, "Awake" zählt für mich zu den zehn Lieblingsalben aller Zeiten und Petruccis Spiel ebenso wie sein Songwriting hat mich mal umgehauen. Aber irgendetwas ist... nicht mehr wie früher. Petrucci ist ja ein bescheidener Gentleman wie nur wenige in diesem Business und hat mit Sicherheit ein großes Herz; wer noch nicht gesehen hat, wie er daheim mit seinen Kindern und deren Freunden zu Thanksgiving musiziert, sollte das dringend nachholen. Aber als er jetzt im Leserpoll der engl. Zeitschrift PROG zum besten Gitarristen gekürt wurde, hat er - nach zwei der üblichen Dankessätze - gemeint, das motiviere ihn nun noch mehr zu üben.

Das fand ich sehr seltsam. Geübt hat er doch weißgott genug, ich glaube manchmal, ihm ist ein bißchen abhanden gekommen, daß kalte Perfektion nicht alles ist, das zählt. Pardon fürs OT.
 
Am Reißbrett entworfen, am Reißbrett gespielt und ich fürchte, man wird es auch am selbigen hören müssen, um damit was anfangen zu können. Und das hat nichts mit (überlegener) Spieltechnik zu tun, nichtmal mit Betonung derselben, eher mit Vernachlässigung dessen, was Musik darüberhinaus sein kann. Und das zeigen Psychotic Waltz ebenso wie John Arch und Jim Matheos in Reinkultur imvho...

Ab von der Tatsache, dass in meiner Welt auch nach 6 Degrees noch Hörenswertes (allerdings halt nichts Überirdisches) mehr von Mr. Petrucci & Co. kam: die von Dir erwähnten Künstler (Psychotic Waltz - Arch/Matheos bzw. Fates Warning als Gesamtkonstrukt - Dream Theater) sind nur ein Beweis dafür, wie vielfältig die Gesamtsparte Prog ist - das macht sie im Grunde auch so interessant. Kämen jetzt noch die von @Dogro zitierten Watchtower dazu, je nach Gusto füge man noch Neo- und "Altprog" dazu, ganz zu schweigen von all' den verschiedenen Facetten bis hin zum Djent - was für ein Wunderland an Musik und eigentlich für Jeden was dabei. Das nur am Rande.

In Sachen Psychotic Waltz gilt für mich: das bislang Gehörte klingt für mich sehr ansprechend. So das komplette Album in diese Richtung tendiert dürfte es für mich ein gutes Album werdem. Grundsätzlich ist es einfach schön, dass nun überhaupt ein neues Album von PW kommt, ohne Wenn und Aber. Irgendwelche komplett genrefremden Ausflüge hat man tunlichst vermieden, die beiden Vorabsongs klingen in sich stimmig und machen Laune - was will man denn da mehr?
 
Auch wenn es hier ein bisschen off-topic geht, kann ich im Falle von Dream Theater nicht mal genau benennen, weshalb ich aktuelle Scheiben meist nur technisch gut, emotional aber egal finde. So ist das halt mit Emotionen. Wenn Buddy Lackes (hoppla) 'Haze One' vom gern mal schlecht geredeten "Mosquito"-Album anstimmt, bin ich sofort bis in die Zehennägel gefesselt. Genau das gleiche passiert, wenn ich 'The Killing Hand', 'Learning To Live' , 'Home' oder 'The Fall Of Reason' einschmeiße. Bei 'Octavarium' döse ich meist weg.
 
Auch wenn es hier ein bisschen off-topic geht, kann ich im Falle von Dream Theater nicht mal genau benennen, weshalb ich aktuelle Scheiben meist nur technisch gut, emotional aber egal finde. So ist das halt mit Emotionen. Wenn Buddy Lackes (hoppla) 'Haze One' vom gern mal schlecht geredeten "Mosquito"-Album anstimmt, bin ich sofort bis in die Zehennägel gefesselt. Genau das gleiche passiert, wenn ich 'The Killing Hand', 'Learning To Live' , 'Home' oder 'The Fall Of Reason' einschmeiße.
Geht mir genauso, auch wenn ich letztgenannten Song nur als... öm, "Spülmusik" kenne. :DDu meintest sicher "Change of seasons"? ;) Aber... und das gehört auch zur Sache, wenn wir schon so weit abgedriftet sind, ich habe neulich erst die "Dramatic Turn" und die s/t nochmals gekauft (nachdem ich sie zwischenzeitlich abgegeben hatte). Irgendetwas scheinen die Klamotten also trotz allem zu haben und @Rage trifft es ganz gut, es sind die vielen unterschiedlichen Facetten, die man kaum entbehren kann als angelegentlicher Prog-Metal-Fan. Selbstredend gehören auch die DT dieses Jahrtausends zum bigger picture mit dazu.

Die "Mosquito", die Du erwähnt hast, wird mir immer, immer lieber. Ja, sie klingt ein wenig garagenmäßig, aber das ist keinen Deut weniger genial als "Into The Everflow" - oder doch nicht viele Deute. Und ich höre schon starke Anleihen an "Mosquito" und besonders "Bleeding" bei den neuen beiden Songs. Natürlich sind "Devils and angels" und "All the bad men" keine Kopien dieser Ära. Das wäre auch eine halbe Bankrotterklärung für einen Künstler. Aber der spirit ist da.
 
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