PSYCHOTIC WALTZ

Ich duck´ mich vorab schonmal... und möchte niemandem damit zu nahe treten... aber für mich ist alles, was John Petrucci nach "Six Degrees" geschrieben und produziert hat, Prog... wo nicht mit Zeigefinger, so doch mit beigefügtem Beipackzettel, auf dem alles haarklein steht, was drin ist, wie es einzunehmen ist und welche Nebenwirkungen möglich sind. Nämlich (für mich)... äh, keine.

Am Reißbrett entworfen, am Reißbrett gespielt und ich fürchte, man wird es auch am selbigen hören müssen, um damit was anfangen zu können. Und das hat nichts mit (überlegener) Spieltechnik zu tun, nichtmal mit Betonung derselben, eher mit Vernachlässigung dessen, was Musik darüberhinaus sein kann. Und das zeigen Psychotic Waltz ebenso wie John Arch und Jim Matheos in Reinkultur imvho...

Also wenn auf dem Reißbrett von Petrucci Perlen wie beispielsweise "Breaking all Illusions" entstehen, ist mir das Reißbrett 1000mal lieber als vieles vieles andere, das unter Prog-Metal veröffentlicht wird.
Und dass Du Petrucci zum Vorwurf machst, dass er sich immer noch durch Üben verbessern will, finde ich sehr seltsam.
 
Also wenn auf dem Reißbrett von Petrucci Perlen wie beispielsweise "Breaking all Illusions" entstehen, ist mir das Reißbrett 1000mal lieber als vieles vieles andere, das unter Prog-Metal veröffentlicht wird.
Und dass Du Petrucci zum Vorwurf machst, dass er sich immer noch durch Üben verbessern will, finde ich sehr seltsam.
Tut er das? Hm. Ich lese da eher, dass Petrucci immer mehr Wert auf seine spieltechnischen Fähigkeiten legt und immer weiter weg vom Bauchgefühl agiert. Das ist natürlich nur eine subjektive Empfindung, die ich übrigens teile. Wie sehr subjektiv dies ist, siehst Du an meinem Gefallen an Ron Jarzombeks' verkopftem Gefrickel, welches mich immer sofort abholt. Und dass er sich nicht auf Spieltechnik konzentriert, kann man nicht behaupten. Allerdings höre ich da immer auch Spielwitz, welcher mir bei Petrucci ebenfall komplett verloren gegangen ist.
 
Sorry, falls das schon mal angesprochen wurde, aber kann jemand schon was zum Bonus-Track der Limited-Edition-CD des neuen Albums sagen ("Season Of The Swarm")? Unverzichtbarer Über-Song? Ambient-Zwischenspiel, ohne das man ganz gut leben kann? Hab generell kein großes Interesse mehr an Special Editions u. Ä., will aber natürlich auch kein Mega-Highlight verpassen...
 
Zuletzt bearbeitet:
@Impaler: Besser als Dogro könnte ich meine eigene Wahrnehmung nicht ausdrücken. Ich bin ein großer Petrucci-Fan, spiele selbst technisch nicht ganz anspruchslosen Scheiß auf der Gitarre und falle u.a. wohl deswegen bei jeder DT-LP mindestens drei-, viermal auf die Knie vor Unwürdigkeit und Wohlgefallen. Ich fand es doch bloß in dem Kontext des ZumbestenGitarristenGewähltwerdens seltsam, daß Petrucci da überhaupt vom Üben sprach. Auch dieses "noch mehr" hat mich da irritiert, denn durch Üben allein wird man sicher ein (etwas) besserer Instrumentalist, ein besserer Musiker wohl nur teilweise. Aber ich finde natürl. auch gar nicht, daß Petrucci ein besserer Musiker werden müsse, ich merke lediglich, wie @Dogro für sich schon auf den Punkt gebracht hat: Mir fehlt etwas, seit einiger Zeit, verstehst Du?

Mir fehlt bei Petrucci jenes hochsensible Spielgefühl, wie es Brian McAlpin hat, mir fehlt ein gewisser Sinn für Beschränkung im eigenen Spiel, fürs Raumlassen, wie Jim Matheos es so meisterhaft beherrscht; und mir fehlt bei Petrucci auch etwas die Lust am schrägen Rumexperimentieren, wie George Lynch sie im Herbst seiner Karriere so reichhaltig über uns ausschüttet. Und mir fehlen tatsächlich auch Humor und Selbstironie, wie sie Guthrie Govan geradezu in seiner DNA zu haben scheint (Govan ist Petrucci technisch übrigens mindestens ebenbürtig, was aber sicher auch mit daran liegt, daß Govan mit drei Jahren Gitarre zu spielen angefangen (und dann nie mehr aufgehört) hat und Petrucci richtig "erst" mit zwölf). Mir fehlt bei Petrucci das Erkunden neuer musikalischer Welten, und da sind eben auch welche mit dabei, die man durch Technik-Üben schlecht erreichen kann.

Petrucci hat, wie er erzählte, durch ein Konzert von Al Di Meola am Berklee-College vor Kurzem den Gypsy-Jazz für sich entdeckt. Das wäre sowas, da könnte neue Inspriatiuon herkommen. Und nur mal ganz am Rande: Petrucci ist ein genialer Rockgitarrist, ich halte Petruccis kombiniertes Lead-Rhythmusspiel für mit das beste, das ich je gehört habe. Allein Jeff Loomis kann und konnte das fast genauso geil. Petrucci war im Metal mit einer der ersten, die einen Rhythmuspart quasi als Melodie gespielt haben oder, wenn du so willst, einen melodischen Part so stark durchrhythmisiert haben, daß man zugleich mitsingen und mitgrooven mußte.

Und was das Singen mit der Klampfe anbelangt: Das Drei-Minuten-Solo am Schluß von "Best of times" ist vielleicht das Schönste, was je ein Mensch mit einer E-Gitarre angestellt hat, und nur beim Doppelgitarrensolo von "Into The Everflow" bin ich genauso sprachlos und erschüttert. Petrucci ist genial und groß, aber evtl. hat er zuletzt bißchen den Kontakt zum Menschlich-Allzumenschlichen verloren. Und dafür liebe ich eben Psychotic Waltz, daß der bei ihnen nie gefährdet wäre. Darum ging´s ja ursprünglich.

Ich freue mich so. Noch vierzehn Mal schlafen...
 
@Impaler: Besser als Dogro könnte ich meine eigene Wahrnehmung nicht ausdrücken. Ich bin ein großer Petrucci-Fan, spiele selbst technisch nicht ganz anspruchslosen Scheiß auf der Gitarre und falle u.a. wohl deswegen bei jeder DT-LP mindestens drei-, viermal auf die Knie vor Unwürdigkeit und Wohlgefallen. Ich fand es doch bloß in dem Kontext des ZumbestenGitarristenGewähltwerdens seltsam, daß Petrucci da überhaupt vom Üben sprach. Auch dieses "noch mehr" hat mich da irritiert, denn durch Üben allein wird man sicher ein (etwas) besserer Instrumentalist, ein besserer Musiker wohl nur teilweise. Aber ich finde natürl. auch gar nicht, daß Petrucci ein besserer Musiker werden müsse, ich merke lediglich, wie @Dogro für sich schon auf den Punkt gebracht hat: Mir fehlt etwas, seit einiger Zeit, verstehst Du?

Mir fehlt bei Petrucci jenes hochsensible Spielgefühl, wie es Brian McAlpin hat, mir fehlt ein gewisser Sinn für Beschränkung im eigenen Spiel, fürs Raumlassen, wie Jim Matheos es so meisterhaft beherrscht; und mir fehlt bei Petrucci auch etwas die Lust am schrägen Rumexperimentieren, wie George Lynch sie im Herbst seiner Karriere so reichhaltig über uns ausschüttet. Und mir fehlen tatsächlich auch Humor und Selbstironie, wie sie Guthrie Govan geradezu in seiner DNA zu haben scheint (Govan ist Petrucci technisch übrigens mindestens ebenbürtig, was aber sicher auch mit daran liegt, daß Govan mit drei Jahren Gitarre zu spielen angefangen (und dann nie mehr aufgehört) hat und Petrucci richtig "erst" mit zwölf). Mir fehlt bei Petrucci das Erkunden neuer musikalischer Welten, und da sind eben auch welche mit dabei, die man durch Technik-Üben schlecht erreichen kann.

Petrucci hat, wie er erzählte, durch ein Konzert von Al Di Meola am Berklee-College vor Kurzem den Gypsy-Jazz für sich entdeckt. Das wäre sowas, da könnte neue Inspriatiuon herkommen. Und nur mal ganz am Rande: Petrucci ist ein genialer Rockgitarrist, ich halte Petruccis kombiniertes Lead-Rhythmusspiel für mit das beste, das ich je gehört habe. Allein Jeff Loomis kann und konnte das fast genauso geil. Petrucci war im Metal mit einer der ersten, die einen Rhythmuspart quasi als Melodie gespielt haben oder, wenn du so willst, einen melodischen Part so stark durchrhythmisiert haben, daß man zugleich mitsingen und mitgrooven mußte.

Und was das Singen mit der Klampfe anbelangt: Das Drei-Minuten-Solo am Schluß von "Best of times" ist vielleicht das Schönste, was je ein Mensch mit einer E-Gitarre angestellt hat, und nur beim Doppelgitarrensolo von "Into The Everflow" bin ich genauso sprachlos und erschüttert. Petrucci ist genial und groß, aber evtl. hat er zuletzt bißchen den Kontakt zum Menschlich-Allzumenschlichen verloren. Und dafür liebe ich eben Psychotic Waltz, daß der bei ihnen nie gefährdet wäre. Darum ging´s ja ursprünglich.

Ich freue mich so. Noch vierzehn Mal schlafen...

Was für ein schöner Post. :top:
 
By the Way: Auch Neal Peart hat lange Zeit und ungeachtet seines Status als einer der wohl weltbesten Schlagzeuger tatsächlich Schlagzeugunterricht genommen, nachzulesen in der Rush-Bio.
 
@Impaler: Besser als Dogro könnte ich meine eigene Wahrnehmung nicht ausdrücken. Ich bin ein großer Petrucci-Fan, spiele selbst technisch nicht ganz anspruchslosen Scheiß auf der Gitarre und falle u.a. wohl deswegen bei jeder DT-LP mindestens drei-, viermal auf die Knie vor Unwürdigkeit und Wohlgefallen. Ich fand es doch bloß in dem Kontext des ZumbestenGitarristenGewähltwerdens seltsam, daß Petrucci da überhaupt vom Üben sprach. Auch dieses "noch mehr" hat mich da irritiert, denn durch Üben allein wird man sicher ein (etwas) besserer Instrumentalist, ein besserer Musiker wohl nur teilweise. Aber ich finde natürl. auch gar nicht, daß Petrucci ein besserer Musiker werden müsse, ich merke lediglich, wie @Dogro für sich schon auf den Punkt gebracht hat: Mir fehlt etwas, seit einiger Zeit, verstehst Du?

Mir fehlt bei Petrucci jenes hochsensible Spielgefühl, wie es Brian McAlpin hat, mir fehlt ein gewisser Sinn für Beschränkung im eigenen Spiel, fürs Raumlassen, wie Jim Matheos es so meisterhaft beherrscht; und mir fehlt bei Petrucci auch etwas die Lust am schrägen Rumexperimentieren, wie George Lynch sie im Herbst seiner Karriere so reichhaltig über uns ausschüttet. Und mir fehlen tatsächlich auch Humor und Selbstironie, wie sie Guthrie Govan geradezu in seiner DNA zu haben scheint (Govan ist Petrucci technisch übrigens mindestens ebenbürtig, was aber sicher auch mit daran liegt, daß Govan mit drei Jahren Gitarre zu spielen angefangen (und dann nie mehr aufgehört) hat und Petrucci richtig "erst" mit zwölf). Mir fehlt bei Petrucci das Erkunden neuer musikalischer Welten, und da sind eben auch welche mit dabei, die man durch Technik-Üben schlecht erreichen kann.

Petrucci hat, wie er erzählte, durch ein Konzert von Al Di Meola am Berklee-College vor Kurzem den Gypsy-Jazz für sich entdeckt. Das wäre sowas, da könnte neue Inspriatiuon herkommen. Und nur mal ganz am Rande: Petrucci ist ein genialer Rockgitarrist, ich halte Petruccis kombiniertes Lead-Rhythmusspiel für mit das beste, das ich je gehört habe. Allein Jeff Loomis kann und konnte das fast genauso geil. Petrucci war im Metal mit einer der ersten, die einen Rhythmuspart quasi als Melodie gespielt haben oder, wenn du so willst, einen melodischen Part so stark durchrhythmisiert haben, daß man zugleich mitsingen und mitgrooven mußte.

Und was das Singen mit der Klampfe anbelangt: Das Drei-Minuten-Solo am Schluß von "Best of times" ist vielleicht das Schönste, was je ein Mensch mit einer E-Gitarre angestellt hat, und nur beim Doppelgitarrensolo von "Into The Everflow" bin ich genauso sprachlos und erschüttert. Petrucci ist genial und groß, aber evtl. hat er zuletzt bißchen den Kontakt zum Menschlich-Allzumenschlichen verloren. Und dafür liebe ich eben Psychotic Waltz, daß der bei ihnen nie gefährdet wäre. Darum ging´s ja ursprünglich.

Ich freue mich so. Noch vierzehn Mal schlafen...
Vielen Dank!
Ich kann sogar noch additiv schreiben, dass es mich eine ganze Weile beinahe geärgert hat, dass ich das einstmals sehr innige Emotionsband zu Dream Theater verloren habe. Da kamen äußere Einflüsse hinzu, die ich unangenehm fand. Da war plötzlich eine neue Fangemeinde aus vermeintlichen Musik-Thearetikern dazu gekommen, denen es irgendwie nur um das spielerische Können zu gehen schien. Das war zu Beginn anders. Klar, wir haben alle mit Maulsperren vor unseren Kassettenrekordern gehechelt als das Majesty-Demo das erste Mal lief und auch später waren wir massig beeindruckt von der Technik, aber die Vibes waren anders.
 
Wenn man weiß, welche persönlichen Vorlieben die Bandmitglieder auf den Plattentellern haben, dann hätte mich zum Beispiel auch eine deutlich mehr in den 60ern verwurzelte Musik nicht erstaunt. Onkel Dan trägt nicht umsomst gern mal Beatles-Shirts auf Konzerten. Ebenfalls wäre ein Abwendung vom Heavy Metal in Richtung King Crimson denkbar gewesen.
Wäre ok für mich. Ich bin einfach nur froh wenn das Songwriting stimmt, der Rest ist mir egal.
 
Mich stösst es ab, so meine Wahrnehmung (bringt mir ungefähr so viel Wärme/Emotion entgegen wie eine alte Triumph-Adler).
Kannst machen nix.
Klar empfindet das jeder anders, aber du hattest ja nicht von Nicht-Gefallen/Abstoßen geschrieben, sondern von "Kopf über Bauch" und das hat halt immer soetwas von einem objektiven Vorwurf.
Die Musik ist nicht selten hochgradig melancholisch und das ist für mich halt eindeutig sehr emotional, außerdem legen die auch mehr Wert auf Atmosphäre als auf technisches-Können-um-jeden-Preis-jederzeit-zeigen (auch wenn es technisch durchaus oft anspruchsvoll ist - aber eben auch ziemlich repetitiv, oft mit langsamen, nachvollziehbaren Entwicklungen innerhalb der Songs). Ansprechen muss das deswegen natürlich trotzdem nicht jeden.
 
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