Also auch meinerseits mal kurz was zur neuen Psychotic Waltz.
Ich bin ja nun in Sachen PW eher ein Spätberufener. Als die Band brandheiß war, stand mir Mayhem und Darkthrone deutlich näher, so dass da erst mal nicht mehr war als anerkennendes Nicken ohne größeres Folgeinteresse, als Begleitumstand des Erstkontakts mit einem Livevideo beim Headbangers Ball. Hab dann auch erstmals wirklich ein Studioalbum gehört, als mir mein Plattenhändler des Vertrauens knapp 10 Jahre später die "A Social Grace" und die "Mosquito" aufs Auge drücken wollte. Ein paar mal gehört aber dann doch nicht gekauft... man war ja kein Proggie. Dennoch "I Remember" habe ich danach nimmer vergessen. Und da auch einige weitere Freunde gerne mal den psychotischen Waltzer spielten, blieb die Truppe präsent, auch in der Zeit ihrer Nichtexistenz. In die Sammlung fand die Band dann aber in der Tat erst mit den beiden Metal-Blade-Boxsets. Die liefen ausgiebig, genauso wie diverse DST-Scheiben, und seit der Reunion hab ich PW auch öfters live gesehen.
Damit ist "The God-Shaped Void" in Sachen PW nun für mich ein bisschen das, was für manche eine "Piece Of Mind" bei Maiden sein mag, oder bei mir eine "The Triumph Of Steel" bei Manowar: Das erste PW-Album, auf dessen Erscheinen ich warte, nachdem ich mich ernsthaft an die Band angenähert habe. Also eine ganz besondere PW-Scheibe für mich, und ich muss sagen, dieser Effekt wirkt oft, und auch bei mir und hier wirkt er massiv. Seit ich für unseren Soundcheck bemustert wurde, lief das Album unzählige Male, und ich bin ganz massiv davon gefangen genommen. Für mich die erstaunlichste Erkenntnis an diesem Album in diesem Februar-Soundcheck war, dass ich im Februar 2020 tatsächlich nur ein einziges Album entdeckt habe, das ich als "groß" bezeichnen würde.
Ich weiß gar nicht so genau, woran ich es festmachen soll, aber für mich hat die neue Waltz wohl vor allem deshalb etwas Außergewöhnliches, weil aus dem Album eben keine Routine spricht, wie sie sich gerne mal bei Bands und Künstlern einschleicht, die uns über Jahrzehnte alle zwei oder drei Jahre eine neue Scheibe auftischen. Das mag schon "auf Nummer Sicher" komponiert sein, in dem Sinne, dass die Band die alten Fans nicht vor den Kopf stoßen will. Dazu bin ich noch immer nicht Fan genug, um das direkt beurteilen zu können, aber das ist trotzdem nicht das, was ich mit (zu viel) Routiniertheit meine. "Bleeding" ist jetzt 24 Jahre her und das Comeback erweckt weder den Eindruck, dass die Band einen simplen Rehash vergangener Konzepte machen möchte, noch - und das ist das Wichtigere - den Eindruck, der bei den "Routinierten" an der Tagesordnung ist, dass man nämlich immer, wenn man maximal drei neue Hits hat, noch schnell sieben Stangensongs dazu packt, um auch ja im Zweijahrestakt veröffentlichen zu können.
Ja, genau so klingt "The God-Shaped Void" eben nicht. Es hat eine gewisse Erhabenheit. Eine kompositorische Schlüssigkeit. Eine stimmige Konzeption. Man hat bei jeder Note und bei jeder Hookline das Gefühl, dass es einen Grund dafür gibt, dass sie da sind, wo sie sind, und dass dieser Grund etwas mehr ist, als "weil wir halt so klingen".
It's an album of grandeur!