PSYCHOTIC WALTZ

Hab inzwischen die ganze Platte gemacht und in die Datenbank eingetragen:
http://dr.loudness-war.info/album/view/172033
Aber, ganz ehrlich Leute. So offensichtlich wie sich der DR-Uunterschied zwischen LP und CD liest, hört er sich finde ich nicht an.
Ich muß mich mal in Ruhe mitm Kopfhören hinsetzen und einen direkten Vergleich machen, aber auch die LP ist sehr "dicht" produziert und gemastert mit nicht so viel Luft.

Insofern ist mein zweiter Eindruck: die Kompression für CD/Download ist nicht so schlecht gemacht, kein Vergleich mit Verbrechen wie zB die Somewhere In Time Remaster CD
 
Natürlich ist es noch zu früh, ein endgültiges Urteil über TGSV zu fällen - aber: was ist das für eine Riesenfrechheit, einen Götterchorus wie in "Stranded" nur 2 x unterzubringen?? Also, liebe Freunde, so geht das nun beileibe nicht - was für ein geniales Stück Musik, wie wunderbar außergewöhnlich, wie herrlich wohlig dieser Chorus, eingebettet in ein eher raues, wenn auch ruhiges Soundgewand....

"Devils & Angels", "Sisters of the Dawn" - 2 weitere, absolute Göttergaben! Und immer, wenn man zunächst denkt, "das klingt ja eher unspektakulär" (z.B. "All the bad Men", "Fallen") belehren einen diese kleinen, feinen Wendungen innerhalb des Songs eines Besseren. Tatsächlich, TGSV "wächst", es lädt zum Entdecken ein und verführt immer wieder aufs Neue durch diese unwiderstehlichen Gesangslinien, die klingen, als hätten Black Sabbath beschlossen, ihrem in der Frühphase arg rumpligen Doom-Rock Feinheiten hinzuzufügen, die einen erheblich größeren Nährwert der Musik herbeiführen.

DANKE für dieses Album! Ob es nun eine Kreuzung aus den Früh- und Spätwerken von PW ist oder auch was ganz Neues oder eine Rückbesinnug oder eine teilweise Rückbesinnung - wen interessiert das angesichts dieser einfach wunderbar ergreifenden 11 Werke, die in sich eine gänzlich eigene Atmosphäre erschaffen und tatsächlich verzaubern?
 
Ich finde persönlich, dass "Prog Metal bzw. Rock" nicht immer ausufernd progessiv im Sinne von tausend Taktwechsel pro Minute sein muss. Die überragende musikalische Klasse erkennt man bei Psychotic Waltz auf der neuen Scheibe auch so.
Das ist zwar alles eingängig, aber dennoch auf höchstem Level dargeboten. Ähnlich wie bei den 80er Rush Alben. Die zwar vordergründig auch eingängiger sind als die 70er Epenabfahrten, aber musikalisch von der Qualität her dennoch unmenschlich daherkommen.

Die neue PW Scheibe wächst mit jedem Durchgang. Besonders ab der 2. Seite der 2LP geht bei mir völlig das Herz auf, nachdem man sich auf der starken 1. Seite quasi warm gespielt hat.
Bisherige Höhepunkte sind für mich:

Devils And Angels
The Fallen
While The Spider Spins
In The Silence

Ich kann der Rezension von Eiswalzer auf den BBB nicht ganz zustimmen, da sich Progressivität oftmals erst in unscheinbaren kleinen Details offenbart, bei genauem Hinhören.

Klar klingen Psychotic Waltz nicht mehr so extrem krummtaktig und abgefahren schräg, wie etwa auf A Social Grace oder Teilen von Into The Everflow, für den totalen Hirnfick sind sie zu alt, zu reif und zu gesetzt. Aber sie sind deswegen nicht weniger progressiv.

Mich berühren eben erhabene Melodien und raffinierte kleine Details mehr, als der reine Technik-Showdown mit möglichst krummen Taktwechseln und schrägen Tönen. Für den Hirnfick gibt es ja Bands wie The Mars Volta oder Haken. Klar, sobald es auch nur einen Hauch zu melodisch oder eingängig wird, rümpfen vielen Salon-Proggies gerne die Nase, deswegen gebe ich auf die meisten - oft schnöde abwertenden Rezensionen bei den BBB auch nix mehr - Kollege Eiswalzer natürlich ausgenommen, dessen hochdifferenzierte und detailliert begründete Meinung ich stets hoch schätze, auch wenn ich sie im vorliegenden Fall von The God Shaped Void nicht ganz teilen kann.
Hm, was die emotionale Seite angeht, kann ich da zustimmen, aber zur musikalischen Progressivität gehören für mich nicht nur Komplexität (sonst sind spät-80er Helstar und gefühlt die meisten US-Death-Metal-Bands, sowie natürlich auch etliches von Iron Maiden auch progressiv, bzw. Progressive Metal), sondern auch frische Ideen und ungewohnte/ungewöhnliche musikalische Stilmittel.
Die hatte man auf den ersten beiden Alben zu Hauf und auf dem neuen Album eigentlich so gut wie gar nicht mehr.
Damit will ich die kompositorische Klasse des Albums nicht kleinreden, die ist definitiv vorhanden und zwar nicht zu knapp!
Aber so richtig als Progressive Metal würde ich das auch nicht mehr bezeichnen, bzw. höchstens einige Songs ("Devils And Angels", "While The Spiders Spin" oder "Pull The String" z.B.). Mir ist mit jedem Mal hören auch mehr aufgefallen, dass - von der Produktion mal abgesehen - die Band eigentlich nie zuvor so viele Elemnte (Riffs, Gesangsmelodien) aus dem traditionellen Heavy Metal und Hard Rock in ihrer Musik hatte, wie auf diesem Album. Ich höre hier jedenfalls mehr 80er heraus als auf irgendeinem anderen Album der Band (und damit meine ich nicht 80er im Sinne von Watchtower oder Mekong Delta), nur halt in eine zwar transparente aber doch irgendwie zeitgemäße Produktion gebettet und mit vielen eher 90er-typischen Riffs angereichert. Auf jeden Fall wirkt "The God-Shaped Void" auf mich dadurch, trotz unleugbar vorhandener Weiterentwicklung und kaum Selbstzitaten, eher wie ein Nostalgie-Album als wie neues Grenzenausloten. Nur dass die Nostalgie-Elemente hier verhältnismäßig wenig auf die eigene musikalische Vergangenheit zurückgehen, als vielmehr auf den Hard Rock und Heavy Metal der 80er (neben natürlich auch wieder vorhandenen 70er-Einflüssen).
Bei so manchen Melodien frage ich mich tatsächlich auch "musste da jetzt soetwas sein?"
Z.B. die von Gitarren und Keyboard unisono gespielte, simple Melodie nach dem Akustikintro von "While The Spiders Spin" - die ist so platt und von der Art tausendmal gehört, dass es mich tatsächlich nervt (dürfte ja zumindest von den Tonabständen her identisch mit der lautmalerischen Gesangsmelodie aus Deep Purples "Child In Time" sein, nur der Abschluss der Melodie ist hier anders - zumindest hatten meine Freundin und ich sofort diese Assoziation - und auch in vielen anderen Songs gab es schon diese Melodie oder zumindest sehr ähnliche). Das Stück gehört ja ansonsten zu den strukturell interessanteren auf dem Album, aber warum dieser für mich völlig austauschbar klingende Part da drin sein muss, entzieht sich meinem Verständnis. Von der Machart und Melodie her könnte der auch von jeder x-beliebigen Euro-Metal-Band kommen.
Oder eben auch die Strophenmelodie im ansonsten wirklich genialen "Sisters Of The Dawn", die, wie hier schon angemerkt wurde, stark der von Ozzys "I Just Want You" ähnelt und auch sonst sehr gewöhnlich klingt. Dafür sind in dem Stück aber Refrain und Pre-Chorus absolut großartig, da bekomme ich jedes Mal Gänsehaut, vor allem auch, wie das beim letzten Mal dann noch leicht variiert wird und dann noch emotionaler klingt! Und die Gitarrenmelodien sind da auch wieder erste Sahne, wie überhaupt oft auf dem Album.
Allerdings gibt es eben leider in vielen Stücken neben Parts, die mich begeistern, auch andere, die mich stören. Das klingt jetzt schlimmer, als es selbst für mich ist, sorgt aber eben dafür, dass ich das Album nur als sehr gut empfinde und nicht als Meisterwerk, völlig genial, überirdisch, oder was hier sonst so für Superlativen genannt wurden. Das bleibt für mich den ersten beiden Alben der Band vorbehalten.

Aber, wie schon schon mal geschrieben, reicht es bei mir bandintern aufgrund der schwächeren letzten beiden Songs auf "Bleeding" für einen dritten Platz für das neue Album.
Und damit bin ich, bei aller Kritik, sehr froh darüber, dass Psychotic Waltz dieses Album gemacht haben und hoffe noch auf mindestens ein weiteres, wenn sie dieses Niveau halten oder sogar weiter ausbauen können.
Vielleicht dann 2025 oder so...
 
Zuletzt bearbeitet:
@Acrylator: Toller Beitrag, der mich in all meiner eigenen Begeisterung sehr nachdenklich gemacht hat. Dazu später viell. mehr, ich muß das Album erst noch häufiger hören, habe schon viel zuviel verfrühtes Zeug geschwätzt...

Und damit bin ich, bei aller Kritik, sehr froh darüber, dass Psychotic Waltz dieses Album gemacht haben und hoffe noch auf mindestens ein weiteres, wenn sie dieses Niveau halten oder sogar weiter ausbauen können.
Vielleicht dann 2025 oder so...
Nein, ich kann zuversichtlich sagen, daß wir so lange nicht warten müssen werden. War heute in einer großen dt. Stadt in einem großen Einkaufszentrum und ging da so für mich hin, da fiel mein Blick auf einen jener Monitore, die dort zuhauf hängen, damit man nicht an Reizunterversorgung zugrunde geht oder darüber nachdenkt, ob man wirklich all sein Geld dort ausgeben müsse. Auf diesen elektronischen Anzeigetafeln werden ja immer abwechselnd Informationen und Werbung lanciert, auf daß man die Dringlichkeit der beworbenen Produkte bald für ebenso zuverlässig hält wie die Tatsache, daß irgendwo in Österreich ein Skispringen stattgefunden hat.

Jedenfalls wurde urplötzlich dort das Cover des neuen PW-Albums sichtbar und ein kleiner Text informierte mich darüber, daß auf diesem Album "genreuntypische" Hippieelemente dargeboten würden und ich es unbedingt erwerben müsse. Ich dachte mir "Ach was", da gewahrte ich eine Mutter mit zwei noch recht kleinen Kindern, die alle ganz gebannt auf Devon Graves ihm seine Glatze starrten... eines der surrealsten Bilder, welches je auf meine überfordete Netzhaut getroffen ist, zumindest, so weit es das Musikbusiness betrifft.

Ich fragte mich sogleich, welche Lehre ich daraus zu ziehen hätte. Nun weiß ich natürlich, daß die kleine Familie höchstwahrscheinlich schon vor der Anzeige von Psychotic Waltz den Monitor betrachtet haben wird, und sei es nur, um zu erfahren, daß die Frau oder die Schwester oder die Nachbarin von Oliver Pocher in den sozialen Medien irgendwas gesagt haben muß, was andere, die leider nicht so öffentlichkeitswirksam etwas sagen können, auf die Palme gebracht haben wird. Das allein schien mir schon außergewöhnlich, als aber nach "The God-Shaped Void" die Nachricht kam, daß Orang-Utans gleichsam die Apotheker von Borneo seien und sich im Dschungel ihre Medizin selbst kredenzen, da durchzuckte mich die unhintergehbare Erkenntnis, daß Psychotic Waltz nicht allein lexikoneintragswürdig geworden, sondern voll im Mainstream angekommen sind.

Goldene Zeiten brachen sogleich vor meinem geistigen Auge über uns herein. Ich sah Thomas Waber, wie er der Band Feuer unterm Hintern macht, damit das neue Psychotic-Waltz-Album "We fuck you and your pussycat" pünktlich im Dezember 2020 ausgeliefert werden kann. Ich sah Menschenmengen; lässige Teenies, gepflegte Geschäftsmänner, herausgeputzte Hausfrauen und arg versiffte Greise bunt gemischt, wie sie anläßlich der Veröffentlichung vor dem Media Markt oder Saturn campieren. Ich sah Jimmy Kimmel, wie er mit Dan Rock auf zwei handbemalten Ukulelen ein Geburtstagsständchen für die zu Tränen gerührte Taylor Swift darbringt. Und ich sah Devon Graves, der einem ziemlich verdutzten Michael Kohsiek erläuterte, man werde für künftige Veröffentlichungen weder CDs noch LPs und schon gar nicht Streaming nutzen, sondern für je über 100 € kleine Pappschachteln in Umlauf bringen, in denen eine Art TAN-Generator liege, für dessen Aktivierung der Käufer drei Versuche habe, das jeweilige Passwort zu erraten, das ihm im Erfolgsfall einen einmaligen Hördurchgang des neuen Albums biete - danach verfalle der Zugriff auf die Musik vollständig.

Au Mann, ich bin so froh, Teil dieser neuen musikalischen Bewegung sein zu dürfen. :jubel:
 
...hey das Anfangsriff von "Season of the Swarm" erinnert mich ein bißchen an "Coast to Coast" von den Scorpions. Bei "pull the strings" hör ich im Brigeteil dicke Sabbath durchscheinen.
Das würde die "Hardrock These" von @Acrylater unterstreichen.

Toptracks auf jeden Fall "Demystified" , er trit das Erbe von I remember, Hangin´on a string und My grave an
und Back to black. Aber man merk schon das, das Album erst zusammenhängend seine Stärke entfaltet. Diese hypnotisieren Wirkung, die durch die tollen Synthieeinlagen von Dan Rock ensteht könnte auch einen Drogenrausch gleichen (Nehm ich... äh ...so an)
(er hatte doch mal das Darkstar Projekt )
 
Bisher war Psychotic Waltz nichts für mich und deshalb wollte ich mir das neue Album eigentlich auch nicht kaufen. Nach den ganzen guten Rezesionen habe ich mir das Album doch zugelegt. Zuerst wollte auch dieses PW Album nicht zünden, aber nach dem 4ten oder 5ten Durchlauf hat es endlich klick gemacht. Ist ein schönes Album geworden. Für mich eindeutig die beste Psychotic Waltz!
Ich habe mich die letzetn Wochen auch noch einmal an den älteren Sachen probiert, aber mehr als ein 'ganz nett' ist das für mich nicht. Z.B. Into The Everflow habe ich letzte Woche ca. 5 mal gehört. Ich finde aber absolut keinen Zugang zu dem Album. Kann die Genialität des Albums nicht entdecken.
Das neue Album wird hier ja häufig mit Arch/ Matheos verglichen. Da muss ich aber auch sagen, dass die Arch/ Matheos noch ein ganzes Stück stärker ist! The God- Shaped Void würde ich 8,5- 9,0 Punkte geben, der Arch/ Matheos 9,5 Punkte.
 
Bei "pull the strings" hör ich im Brigeteil dicke Sabbath durchscheinen.
Das würde die "Hardrock These" von @Acrylater unterstreichen.


ähmmmm. völlig neue These....


aus "Tiny Streams":


Sitting in my ceilings face
This boiling rainbow webbing places
Smiles soft anger feeling shapes
Of mouths and hands in sonic scapes
Fingers spanning psychic burning
Black sabbath record turning
Pools of vision, understanding
Forms absorb to keep from laughing
Climb the walls, half inside them
Other side, air is thin there
Friends inside pull me to them
Cannot keep from laughing, laughing
 
gut, dass die Herren große Sabbath-Fans sind, ist ja nun auch nix Neues. Haben auch nicht umsonst 'Disturbing the Priest' und 'Children of the Grave' gecovert. Ist - wie für ölf Millionen andere Bands auch - natürlich eine große Inspirationsquelle.
 
Bisher war Psychotic Waltz nichts für mich und deshalb wollte ich mir das neue Album eigentlich auch nicht kaufen. Nach den ganzen guten Rezesionen habe ich mir das Album doch zugelegt. Zuerst wollte auch dieses PW Album nicht zünden, aber nach dem 4ten oder 5ten Durchlauf hat es endlich klick gemacht. Ist ein schönes Album geworden. Für mich eindeutig die beste Psychotic Waltz!
Ich habe mich die letzetn Wochen auch noch einmal an den älteren Sachen probiert, aber mehr als ein 'ganz nett' ist das für mich nicht. Z.B. Into The Everflow habe ich letzte Woche ca. 5 mal gehört. Ich finde aber absolut keinen Zugang zu dem Album. Kann die Genialität des Albums nicht entdecken.
Das neue Album wird hier ja häufig mit Arch/ Matheos verglichen. Da muss ich aber auch sagen, dass die Arch/ Matheos noch ein ganzes Stück stärker ist! The God- Shaped Void würde ich 8,5- 9,0 Punkte geben, der Arch/ Matheos 9,5 Punkte.
Beim letzten Absatz gehe ich mit und finde außerdem auch, dass das musikalisch/stilistisch kaum zu vergleichen ist.
Das "nett" passt in meiner Wahrnehmung aber doch am ehesten (wenn überhaupt) zum neuen Album, da es am zugänglichsten und ohrenschmeichelndsten von allen Alben der Band ist.
Wie man dieses Attribut auf die ersten beiden Alben beziehen kann, will mir nicht in den Sinn, die sind einfach in vielerlei Hinsicht viel zu extrem dafür, ob man das nun mag oder nicht. Dass manche allerdings keinen Zugang dazu finden können, kann ich wiederum nachvollziehen, auch wenn die mich vor über einem Vierteljahrhundert sofort in ihren Bann gezogen haben.
 
Mit Ausnahme von heute, wo die neue Demons & Wizards gepaart mit Iced Earth läuft, sah mein Musik Hören seit dem Metal Assault recht monoton aus. Abwechselnd liefen die neue PW und Voices from the Dust von Risen Prophecy. Beide Platten lassen mich gleichermaßen nicht mehr los.
Vergleiche zu älteren PW Sachen überlasse ich lieber den bewanderteren. Zu meiner Schande muss ich nämlich gestehen, dass ich keine der früheren Scheiben physisch besitze. Ein Zustand, der sich bald ändern muss. Demnach bin ich im Gesamtwerk nicht so drin, hab nur hin und wieder mal einzelne Stücke (in entsprechend mäßiger Streemingqualität) zu hören bekommen. Das aktuelle Album macht aber auf jeden Fall Lust auf mehr. :)
 
Also ich bin nach mehrmaligem Hören nicht überwältigt - aber ich find's gut. Mit dem oft sabbath-igen Vibe, teilweise auch Faith No More-Momenten, kann ich gut. Mit den Parts, die die eigenen Bandgeschichte zitieren, sowieso. Mit diesem modernen (Prog) Metal-Standard, aus oft nichtssagenden, möglichst fetten Rhythmusgitarrenläufen einen "Heavy-Rahmen" für den Rest, der sich abspielt, zu bauen, fremdel ich allerdings ziemlich. Die Produktion ist super finde ich. Richtig tief vielschichtig.
 
Also ich bin nach mehrmaligem Hören nicht überwältigt - aber ich find's gut. Mit dem oft sabbath-igen Vibe, teilweise auch Faith No More-Momenten, kann ich gut. Mit den Parts, die die eigenen Bandgeschichte zitieren, sowieso. Mit diesem modernen (Prog) Metal-Standard, aus oft nichtssagenden, möglichst fetten Rhythmusgitarrenläufen einen "Heavy-Rahmen" für den Rest, der sich abspielt, zu bauen, fremdel ich allerdings ziemlich. Die Produktion ist super finde ich. Richtig tief vielschichtig.

Die Sache mit dem HEAVY RAHMEN hast Du gut getroffen.
Genau das was mich allgemein auch stört.
 
Mit diesem modernen (Prog) Metal-Standard, aus oft nichtssagenden, möglichst fetten Rhythmusgitarrenläufen einen "Heavy-Rahmen" für den Rest, der sich abspielt, zu bauen[...]
Ich habe überlegt, ob ich verstehe, was damit gemeint ist. Meinst Du, daß besagte Rhythmusgitarrenläufe...

a) andere Elemente überlagern und das schade ist, weil der "Rest" das "Eigentliche" (für Dich) darstellt?
b) musikalisch entbehrlich wären?
c) Dir zu hart erscheinen?

Abgesehen davon kann ich mit der gerade im Prog-Metal völlig überholten Einteilung in "Lead"- und "Rhythmusgitarrenparts" nicht mehr viel anfangen. Es ist umgekehrt geradezu ein Charakteristikum von Prog-Metal gworden, daß ein-und-derselbe Gitarrenpart BEIDE Funktionen erfüllt. Dasselbe gilt - cum grano salis - sogar für den Bass. Gitarren (und Bass) haben beinahe jederzeit sowohl rhythmuspunktierende als auch melodische Qualität. Wer z.B. das hochelaborierte, wunderbare "Stimmen"gewirr auf "Theories Of Flight" sauber sortieren kann, möge sich bitte melden. Kreiert haben diese Spielweise übrigens Anfang der 90er Bands wie Fates Warning, Dream Theater und... ach ja, Psychotic Waltz. :verehr:

Auf der gesamten "Social Grace" kann ich (mit Ausnahme der Flötenballade) bei keinem einzigen Songs Rhythmusgitarren hören, die nicht zugleich extreme Leadfunktion haben würden.

teilweise auch Faith No More-Momenten
Also, jetzt bin ich ganz raus. Faith No More, die ich sehr liebe, sind eine der am extravertiertesten ausgerichteten Bands im gesamten Genre. Waltz haben - jedenfalls für mich - den Blick eher nach innen gerichtet...
 
Ich habe überlegt, ob ich verstehe, was damit gemeint ist. Meinst Du, daß besagte Rhythmusgitarrenläufe...

a) andere Elemente überlagern und das schade ist, weil der "Rest" das "Eigentliche" (für Dich) darstellt?
b) musikalisch entbehrlich wären?
c) Dir zu hart erscheinen?

Abgesehen davon kann ich mit der gerade im Prog-Metal völlig überholten Einteilung in "Lead"- und "Rhythmusgitarrenparts" nicht mehr viel anfangen.

Keines so richtig, am ehesten Nr. 2. Ich hätte es so ausgedrückt: sind ein Stilmittel, mit dem ich nicht viel anfangen kann. Da fällt zusammen, dass mir dieser "raumgebende" Move ästhetisch nicht zusagt, und das ich den Beitrag zum Gesamtbild verzichtbar oder besser: ersetzbar finde. Wie @Acrylator finde ich sehr überzeugend dargestellt hat, ist The God-Shaped Void nicht besonders proggy ausgefallen. Ich hab mir das Album noch nicht Song-per-Song erschlossen, so dass ich jetzt Titel und Sekundenabschnitte nennen könnte, aber die Stellen, in der eine Gitarre begleitende, vergleichsweise triviale Heavy-Riff-Parts übernimmt, sind zahlreich und ich glaube trotz meiner zwangsweise vagen Formulierungen nicht schwer zu finden.

Zu FNM: als totalen Vergleich habe ich das eigentlich nicht gemeint. Ich habe einfach nicht besonders viele 90er-Alben, die ich als Vergleich für bestimmte Arrangements heranziehen kann (wenn eine Stelle "Neunziger!" schreit). Da gibt es auf der neuen Parts, die mich deutlich mehr an FNM erinnern als zB an andere PW-Alben. Und: so extrovertiert wie (streckenweise) auf The God-Shaped Void fand ich Psychotic Waltz nie! (wenn auch nicht unbedingt in FNM-Ausmaß, das stimmt schon)
 
Ich habe überlegt, ob ich verstehe, was damit gemeint ist. Meinst Du, daß besagte Rhythmusgitarrenläufe...

a) andere Elemente überlagern und das schade ist, weil der "Rest" das "Eigentliche" (für Dich) darstellt?
b) musikalisch entbehrlich wären?
c) Dir zu hart erscheinen?

Abgesehen davon kann ich mit der gerade im Prog-Metal völlig überholten Einteilung in "Lead"- und "Rhythmusgitarrenparts" nicht mehr viel anfangen. Es ist umgekehrt geradezu ein Charakteristikum von Prog-Metal gworden, daß ein-und-derselbe Gitarrenpart BEIDE Funktionen erfüllt. Dasselbe gilt - cum grano salis - sogar für den Bass. Gitarren (und Bass) haben beinahe jederzeit sowohl rhythmuspunktierende als auch melodische Qualität. Wer z.B. das hochelaborierte, wunderbare "Stimmen"gewirr auf "Theories Of Flight" sauber sortieren kann, möge sich bitte melden. Kreiert haben diese Spielweise übrigens Anfang der 90er Bands wie Fates Warning, Dream Theater und... ach ja, Psychotic Waltz. :verehr:

Auf der gesamten "Social Grace" kann ich (mit Ausnahme der Flötenballade) bei keinem einzigen Songs Rhythmusgitarren hören, die nicht zugleich extreme Leadfunktion haben würden.
Hm, ich kann bei PW zu jeder Phase (wenn auch vielleicht nicht in jedem Song) eindeutige Rhythmusgitarren erkennen. Natürlich gibt es auch solche Passagen, die man quasi als Lead- und Rhythmusgitarre zugleich sehen kann. Aber ich glaube, ich weiß, was zopilote damit in Bezug auf die neue Scheibe meint.

Für mich zumindest wären das diese tieftönigen und recht monotonen, nur simpel rhythmisch begleitenden, fast percussiven Gitarren, wie man sie seit den 90ern recht häufig im Metal findet (manchmal auch bei älteren PW, aber sehr verstärkt auf dem neuen Album). Als Beispiele: die Gitarren ab 1:44 in "Devils And Angels", dann noch die kurz nach dem Anfang/in den Strophen von "Pull the String" oder auch die Gitarrenparts in den Strophen von "Back To Black".
Dann gibt es natürlich auch noch viele offene Akkorde, die mich oft an Hardrock und traditionellen Heavy Metal der 80er erinnern, öfter aber auch an die älteren Sachen von Psychotic Waltz.
Eher Hardrockig finde ich die z.B. in "All The Bad Men" (beim Refrain) oder "Seasons Of The Swarm", während sie in "Stranded" z.B. sehr an ältere PW (vor allem zu "Bleeding"-Zeiten) erinnern - da sind es dann auch melodischere Riffs.
Ich denke, die meinte zopilote nicht, sondern halt die im zweiten Absatz beschriebenen Gitarren.

Übrigens würde ich die Einteilung in Lead- und Rhythmusgitarren auch im Prog-Metal nicht als überholt bezeichnen, Dream Theater haben z.B. auch oft solche monotonen, bzw. amelodischen (aber manchmal auch rhythmisch komplexeren) Rhythmusgitarren wie ich sie oben genannt habe.
Da tue ich mich eher schwer, bei sehr vielen Songs von Maiden zwischen Lead- und Rhythmusgitarren zu unterscheiden, da die Rhythmusgitarren da oft extrem melodisch sind oder die "Leads" auch oft durchgehend während der Strophen zu hören sind.
 
Zuletzt bearbeitet:
[...] dieser "raumgebende" Move [...] die Stellen, in der eine Gitarre begleitende, vergleichsweise triviale Heavy-Riff-Parts übernimmt[...]
Okay, kapiert. Damit kann ich was anfangen und das habe ich mir selbst natürlich auch schon gedacht - allerdings noch so sehr bei TGSV. Nur: Der Metal ist jetzt mindestens 40 Jahre alt, wo willst Du noch groß was hernehmen (Gitarrenriffs, Rhythmen), das in dieser Form noch nicht dagewesen ist? Waltz haben ja schon ein dickes, fettes Sabbath-Zitat eingebaut - und das (die Strophen von "Sisters") IST ein astreines musikalisches Zitat, kein schlecht verschleiertes Plagiat und ganz gewiß keine unbewußte Kopie. Wenn man es mit allen Details (Notenwerte, rhythm. Betonungen) 1:1 übernimmt, ist es damit zugleich auch als Zitat kenntlich gemacht. Das sag ich natürl. nicht an Dich gerichtet @zopilote, es kam früher im Thread mal auf.

Ja, kann ich nachvollziehen, was Du sagst. Obwohl ich nach wie vor finde, daß Waltz im Rahmen eines an sich mittlerweile bereits völlig (Achtung, jetzt kommt et!) ausgewaltzten Heavy-Cosmos doch enorm viele eigene Spuren ins Metall einritzen konnten. Ich finde, wir sollten auch nicht zu streng mit dieser Scheibe sein, aber natürlich verdankt sich solche (das ist wirklich nicht böse oder provokativ in die Richtung der "Kritiker" gemeint) "Erbsenzählerei" auch den riesigen Erwatungen wie den rückhaltlosen Lobeshymnen, deren ich mich ja auch (und zwar mit Wonne) schuldig gemacht habe.

Ich erkenne selbst durchaus die traditionellen Elemente der neuen Platte und kann mir (mittlerweile) sogar eingestehen, daß nicht für jede einzelne kleine Tonfolge Gott auf die Erde herabgesteigen sein muß. Dennoch bin ich weiterhin ehrlich und ganz und gar begeistert, teilweise richtig ergriffen und geflasht.

Zu FNM: als totalen Vergleich habe ich das eigentlich nicht gemeint. Ich habe einfach nicht besonders viele 90er-Alben, die ich als Vergleich für bestimmte Arrangements heranziehen kann. Da gibt es auf der neuen Stellen, die mich deutlich mehr an FNM erinnern als zB an andere PW-Alben. Und: so extrovertiert wie (streckenweise) auf The God-Shaped Void fand ich Psychotic Waltz nie! (wenn auch nicht unbedingt in FNM-Ausmaß, das stimmt schon)
Auch hier dochnochige Zustimmung, auch wenn ich darauf wohl nie gekommen wäre. Muß ich mal drauf achten und fände ich ziemlich geil, wenn ich das auch so hören würde.
 
Hm, ich kann bei PW zu jeder Phase (wenn auch vielleicht nicht in jedem Song) eindeutige Rhythmusgitarren erkennen. Natürlich gibt es auch solche Passagen, die man quasi als Lead- und Rhythmusgitarre zugleich sehen kann. Aber ich glaube, ich weiß, was zopilote damit in Bezug auf die neue Scheibe meint.
Für mich zumindest wären das diese tieftönigen und recht monotonen, nur simpel rhythmisch begleitenden, fast percussiven Gitarren, wie man sie seit den 90ern recht häufig im Metal findet (manchmal auch bei älteren PW, aber sehr verstärkt auf dem neuen Album). Als Beispiele: die Gitarren ab 1:44 in "Devils And Angels", dann noch die kurz nach dem Anfang/in den Strophen von "Pull the String" oder auch die Gitarrenparts in den Strophen von "Back To Black".
Dann gibt es natürlich auch noch viele offene Akkorde, die mich oft an Hardrock und traditionellen Heavy Metal der 80er erinnern, öfter aber auch an die älteren Sachen von Psychotic Waltz. Eher Hardrockig finde ich die z.B. in "All The Bad Men" oder "Seasons Of The Swarm", während sie in "Stranded" z.B. sehr an ältere PW (vor allem zu "Bleeding"-Zeiten) erinnern - da sind es dann auch melodischere Riffs.
Ich denke, die meinte zopilote nicht, sondern halt die im vorletzten Absatz beschriebenen Gitarren.

Back to Black läuft zufällig grade und ist auf jeden Fall ein gutes Beispiel. Richtiggehend schlimm finde ich da die Stakkatoparts, vor allem alleinstehend zB der bei 2:59 einsetzt. Seid ich Ohren habe tausend Mal gehört, und noch immer so ätzend wie beim ersten Mal. Ne, das find ich nicht in Ordnung.
 
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