Ayreon / Arjen A. Lucassen

Eine kurze Nachlese vom vergangenen Sonntag - mein "Castle"-Moment.

Vorweg: Das 013 Poppodium in Tilburg ist mitnichten eine große Konzerthalle. Ich würde mal so auf ein Fassungsvermögen von 3000, maximal 4000 Nasen tippen, ergo war es schön "kuschelig".

Die Darbietung? Das wenige Negative vorweg: der Background war tatsächlich teils ein wenig überpräsent im Sound - und: der für die Show gebuchte Narrator in Person von John de Lancie ("Forever") hatte tatsächlich all' diese unglaublichen Texte des Ursprungsalbums verändert. Ich persönlich fand das sehr schade, denn ich liebe diese verschachtelten und teils völlig "sinnfrei" erscheinenden Sätze des Originals. Positiv wäre an diesem negativen Aspekt zu vermerken, dass es speziell "Nichtkennern" sicherlich so ein wenig leichter fiel, der Geschichte in sich zu folgen. Nichts desto Trotz: der Mann war eine gute Besetzung und hat seinen Job mehr als amtlich erledigt.

Die Umsetzung des Albums? Was soll ich sagen? Von den vorgenannten, kleinen Makulaturen abgesehen - PERFEKT! Das elektrische Schloss erwachte zum Leben, die Vokalisten (allen voran Damian Wilson, Anneke, Edwin Balogh und John Jaycee Cuijpers) boten eine umwerfende Leistung, das Ende der Ägypterin hat selbst meiner Frau ein paar Tränchen abverlangt - ganz, ganz stark, liebe Frau van Giersbergen. Hatte ich eingangs so meine "Sorgen" ob der Performance von Fish, so waren auch diese unbegründet: der große, alte Schotte schaffte es, stimmliche Defizite bestens zu kompensieren, von der Bühnenpräsenz des Herren müssen wir sicher nicht reden. Und Herr "Hippie" Lucassen? Super, wenn auch leider mit Ausnahme der "Star-One"-Zugabe nicht mit der Gitarre am Start, allerdings erledigte hier eine bestens eingespielte und aufgelegte Band nebst klassischen Instrumentalisten und einem gut aufgelegten Thijs von Leer ihren Job hervorragend.

Berücksichtigt man immer die Tatsache, dass es sich bei den Performern um MUSIKER und keine SCHAUSPIELER handelt, so war auch hier alles im dunkelgrünen Bereich, dazu ein mehr als stimmiges Bühnenbild - kurz: meine Erwartungen wurden mehr als erfüllt. "The electric Castle live" war das erwünschte und erhoffte Spektakel, ein Fest für glühende Verehrer dieses Albums (wie mich...), ein Huldigung des wohl besten Ayeron-Werkes neben "The Human Equitation" und nicht zuletzt rein musikalische eine Reise durch progressive, metallische, musicalhafte und folkige Welten, die selten in so perfekter Form miteinander verwoben wurden.

Im Zuge seiner kurzen "Dankesrede" entpuppte sich Herr Lucassen beinahe schon erwartungsgemäß als unglaublich sympathischer Zeitgenosse, der ebenso bescheiden wie auch stolz und auch dankbar (ein schmaler Grat, den zu wandeln viele Zeitgenossen verpassen....) zur Aufführung seines eigenen Werkes stand und den Humor sehr wohl dosieren konnte: keine Albernheiten, ein eher nüchternes und dennoch mehr als unterhaltsames Augenzwinkern.

Den "Bonus" in Form von Stücken aus den weiteren Lucassen-Projekten hätte es jetzt nicht zwingend gebraucht. Ein paar weitere Highlights aus dem sonstigen Ayreon-Universum hätten mir da schon eher geschmeckt, obwohl es Herr Wilson gelang, allein durch seine gesangliche Performance der "Guilt Machine" mehr Leben einzuhauchen als dies auf dem Album (welches ich sehr, sehr, seeeehr selten auflege, weil es einfach unglaublich sperrig und "depri" ist) der Fall ist, darüber hinaus blieben "Stream of Passion" für mich eher blass. Die pinkfarbenen Beatles im purpurnen Zeppelin waren tatsächlich eine nette Geschichte und auch die "Songs of the Ocean" konnten erwartungsgemäß überzeugen, zumal das "Star One"-Material sich ohnehin recht nah an den "normalen" Ayreon-Sachen orientiert - nur eben geradliniger. Erstaunlicherweise mein Highlight im Zugabeblock (wenn man so will): Simone Simons Interpretation von Ambeons "Fate". Auch, wenn ich hier "Cold Metal" oder "Lost Message" lieber gehört hätte, das war sehr, sehr gut - und ein Grund, das Album mal wieder in Player zu schieben.

Würde ich's noch mal machen? Kommt darauf an, was "gespielt" wird. Ab dem "Nummernalbum" wird es für mich eher langweilig in Arjens Welt, teils auch ein wenig zu käsig und auch zu gezwungen bombastisch. Und doch: es hat einen derartigen Spaß gemacht, dass ich evtl. auch mit einigen "B-Ware"-Songs leben könnte, wenn überwiegend die "Hämmer" aus der Feder von Herrn Lucassen dargeboten würden. Was die ganze Sache einfach noch sympathischer gemacht hat: hier stand tatsächlich ein liebevoll ausgearbeitetes Konzert im Vordergrund, der "Star" war die Musik - und natürlich hier auch ganz speziell der Gesang. Die Tatsache, dass ein solches Opus ein Bühnenbild schlichtweg braucht wurde absolut nicht überstrapaziert, man hing förmlich an der Musik. Benanntes Bühnenbild war eine perfekte Ergänzung zur Musik, nicht umgekehrt - einfach eine in sich völlig schlüssige Sache. Ganz lieben Dank, lieber Arjen, es war TOLL!

Schöner Bericht :top:. Muss echt gut gewesen sein. Auch wenn es gerade die Ayreon Universe gab, würde ich mir sowas schon auf DVD bzw. Blu-ray wünschen...
 
ich feier die Ayreon Universe grad wieder ab - wie großartig ist das denn bitte: (allein dieses Finale ist schon jedes Geld wert).
Super Song-Auswahl (Wünsche gibts bei Ayreon immer), alle haben riesig Spaß dabei, sogar Jonas Renske sieht man verlegen lächeln, keine großen Egos auf der Bühne, wahnsinnig tolle Duette (Valley Of The Queens), ich kann eigentlich nur staunen.
 
Die Live-DVD des "Castle..."-Konzerts kann ab dem 29.01. über die Ayreon-Homepage vorbestellt werden. Definitiv ein Must-Have - für alle, die dort waren und natürlich auch die, die es nicht waren. Auf YT ist ein Trailer, der durchaus Großes erwarten lässt hinsichtlich der visuellen und klanglichen Umsetzung. Lieber Herr Lucassen, bitte, bitte noch ein Album DIESER Güte in Bälde, ohne Bombast-Overkill, zuviel Euro-Metal-Anleihen - und einer überschaubaren Anzahl an Sängern. Müssen gar keine großen Namen sein...
 
Was soll man dazu noch sagen? Es haut mich schlicht aus den Socken - obwohl ich eigentlich mit dem "Guilt-Machine"-Album eher so weniger anfangen konnte.


Natürlich ist in dieser aktuellen Live-Version auch der Sänger der Star, keine Frage - und doch gefällt mir auch der Song zunehmend besser. Ich habe es live nicht einmal so gut in Erinnerung.....muss wohl doch irgendwie Richtung Loreley kommen....
 
Was soll man dazu noch sagen? Es haut mich schlicht aus den Socken - obwohl ich eigentlich mit dem "Guilt-Machine"-Album eher so weniger anfangen konnte.


Natürlich ist in dieser aktuellen Live-Version auch der Sänger der Star, keine Frage - und doch gefällt mir auch der Song zunehmend besser. Ich habe es live nicht einmal so gut in Erinnerung.....muss wohl doch irgendwie Richtung Loreley kommen....

Ich fiebere richtig der Veröffentlichung entgegen. Die Auskoppelung sind überragend! :jubel:
 
Ich schau mir bewusst die vorab-Videos nicht an, will mich komplett vom Gesamtkunstwerk flashen lassen.
Das ändert natürlich nichts dran, dass ich mich sehr auf die VÖ freue! :jubel::verehr:
 
Endlich ist sie da!
Ein Wahnsinnsteil... :verehr:

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Bin nur leider zu blöd das Bild zu drehen... :D
 
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