Date-Rape-Gedichte in dieser Form sind natürlich mindestens unsensibel und geschmacklos, keine Frage. Und Kunst ist manchmal abstoßend und Künstler vielleicht sogar von reinem Kalkül getriebene, gewissenlose Arschlöcher. Zumindest letzteres kann ich in diesem Fall noch nicht einmal im Ansatz beurteilen, da ich nicht weiß, was Lindemann umtreibt, wenn er solche Lyrik zu Papier bringt. Ich wage jedoch die (zugegebenermaßen ebenso ins Blaue geratene) Vermutung, dass der fragliche Text weder als Affirmation noch als Geisteshaltung des Verfassers zu verstehen ist und wahrscheinlich weniger kontrovers diskutiert würde, wäre nicht Till Lindemann (oder die Kunstfigur Till Lindemann?) der Autor. Und natürlich trenne ich bis zu einem gewissen Grad zwischen Autor und Erzähler, wenn ersterer die erzählerische Perspektive eines Widerlings einnimmt, so auch hier. Was wohlgemerkt nichts an dem Minenfeld der Befindlichkeiten und Injurien ändert, durch das Lindemann hier, mit grobem Knüppel um sich schlagend, tobt. Tobt und vielleicht fast wie nebenbei eine Diskussion zum Thema Rape Culture anstößt, die zum Einen wichtig ist und zum Anderen womöglich sogar in seiner Absicht lag, wer weiß...?