Die hier angerissenen gesellschaftlichen Phänomene und deren kritische Hinterfragung halte ich für wichtig, gerade in solch sensitiven und alltäglich-omnipräsenten Bereichen wie Sprache und Bildersprache. Ich für meinen Teil halte dabei eine Herangehensweise für sinnvoll, die auf Rücksichtnahme gegenüber der betroffenen Gruppe basiert. Kostet nichts und man bricht sich keinen Zacken aus der Krone.
Nichtsdestotrotz muss nicht jedes Bild gleich wirken, je nach Kontext oder Nuancen kann es ganz anders aufgefasst werden. Da hier nach der Rezeption des Heftcovers speziell durch Frauen gefragt wurde, kann ich mal kurz sagen, wie das auf mich wirkt. Meine Reaktion war ungefähr, dass mich das Bild unangenehm berührt und ich gleichzeitig schrecklich lachen musste. Das liegt an der absurden Komponente, die die drei Personen jeder für sich und als Gruppe und Tägtgren mit der Hand an seinem Gehänge und diesem Gesichtsausdruck ausstrahlen. Wahrscheinlich habe ich einfach einen verkorksten Humor, aber das trifft voll mein Humorzentrum. Männlichkeit mit womöglich einschüchternder Tendenz nehme ich ihm dabei nicht ab, dazu ist der Rest seiner Körpersprache nicht kongruent. Das wirkt auf mich deutlich gewollt überzeichnet und so habe ich es dann aufgefasst.
Danke für diesen Beitrag, der für mich den ausgewogensten, klügsten und, dank deines herrlich lakonischen Humors, nüchternsten und saftigsten Kommentar zugleich in dieser Diskussion darstellt. Ich finde es immer problematisch, wenn versucht wird, aus der eigenen Wahrnehmungsblase heraus anderen zuzuweisen, wann sie sich warum und in welcher Form getriggert und verletzt fühlen dürfen. Trauma, Leiderfahrungen, unangenehme Erinnerungen und Assoziationen sind nunmal kaum quantifizierbar und immer individuell zu bewerten und zu berücksichtigen, denke ich.
Andererseits ist die mitunter groteske, überzogene Robustheit der Bildersprache und Präsentation im Metal etwas, das ich auf so eine Art viszerale und theoriebefreite Low-Brow-Halbernsthaftigkeit durchaus schätze. Denn Metal, als musikalisches und künstlerisches Vehikel der Drastik, darf für mich grundsätzlich viel Widersprüchliches in Einem sein: fragwürdig und anklagend, peinlich und geil, primitiv und verstiegen, stumpf und nachdenklich, gesellschaftskritisch und eskapistisch, dumm und dümmer und manchmal auch ganz schön schlau und kopflastig. Oder eben auch mal albern bis lächerlich, wie das besagte Cover-Motiv.
Dennoch finde ich, bei aller Ambiguitätstoleranz, die ich mir im Laufe der Jahre sozusagen zwangsläufig angeeignet habe, wie du und
@NegatroN die Frage wichtig, welche Welt- und Rollenbilder in einer Ästhetik, wie sie (nicht nur) der Metal zum Teil transportiert, geprägt, bedient und genährt werden. Von daher finde ich die, von
@JoePitt angestoßene Diskussion überaus begrüßenswert. Allein der Furor, mit dem die unterschiedlichen Positionen vertreten werden, ist anstrengend und erschwert den Austausch. Was andererseits aber ja auch als Zeichen für die Dringlichkeit dieser Thematik gelten kann.