Das ist aber doch auch gar nicht so. Die Beraterstäbe der Regierung setzen sich aus allen möglichen Disziplinen zusammen. Da sind auch Virologen dabei, aber nicht nur.
Das ist zweifelsohne richtig. Dennoch hat
@Alt-Metaller nicht ganz unrecht: Die virologische Sichtweise ist in Zeiten einer Pandemie eine sehr wichtige (womöglich sogar die wichtigste), aber eben beileibe nicht die einzig relevante, gerade wenn es um die gesellschaftliche Bewältigung des Ganzen geht. Aus Sicht der Virologie ist klar: Es gibt gangbare Maßnahmen (A-H-A), die das Ansteckungsrisiko kontrollieren bzw. minimieren, folglich sollten diese implementiert und dann befolgt werden, bis die Schlacht geschlagen ist, solange sie auch andauern möge. So weit, so einfach. Nein, so einfach ist es nicht. Jeder Pneumologe wird dringend vom Rauchen abraten; geraucht wird trotzdem, es ist ja nicht verboten (zumindest nicht überall). Kein Orthopäde der Welt würde das Fußballspielen als unbedenklich ansehen, da das Risiko struktureller Verletzungen enorm ist; gekickt wird trotzdem. Die Liste ließe sich bis ins Aschgraue fortsetzen. Was ich damit sagen will: Wenn es um die gesamtgesellschaftliche Bewältigung der Pandemie geht, greift eine ausschließlich virologische Sichtweise zu kurz. Hier bedarf es ebenso der Stimmen von Psychologen, Pädagogen, Soziologen, Ökonomen, Juristen, Philosophen und dergleichen, da die Gemengelage schlicht zu komplex ist, um sie rein virologisch zu betrachten. Es geht um wirtschaftliche Existenzen, Kinderseelen, Zukunftschancen, mehr oder weniger elementare menschliche Bedürfnisse wie Nähe (must-have) und erfüllende Freizeitgestaltung (nice-to-have) sowie generell um die Art unseres Zusammenlebens in einer (Gott sei Dank!) freien und offenen Gesellschaft, allesamt keine Schwerpunkte der Virologie. Natürlich sitzen in den Beraterstäben der Entscheidungsträger auch Vertreter der oben aufgeführten Disziplinen, allerdings sind diese medial bei weitem nicht in dem Maße präsent wie die Herren Drosten und Streeck (da fällt mir doch gerade ein: Wo ist eigentlich Herr Kekulé?), zumindest nicht in meiner Wahrnehmung, die natürlich falsch sein kann.
Schlussgedanke: Ich denke, dass den meisten Menschen durchaus klar ist, dass die dunklen Monate schwierig werden, sodass davon auszugehen ist, dass die allgemeine Disziplin und Wachsamkeit noch bis zum Frühjahr aufrechterhalten werden kann. Dann jedoch könnte es sein, dass nicht wenige eine Perspektive einfordern werden, die den Weg zurück in ein gesellschaftliches Leben ohne Abstand und Masken weist (dies wird insbesondere dann der Fall sein, wenn sich die "harten Zahlen", sprich Todesfälle und Anzahl der schweren Krankheitsverläufe, nach wie vor in verhältnismäßig niedrigen Bereichen bewegen sollten). Ob eine solche Perspektive wirklich aufgezeigt werden kann, steht freilich auf einem ganz anderen Blatt. Allerdings wird die Politik dann Antworten geben müssen, die eine deutlich andere Qualität aufweisen als etwa das Erteilen eines Beherbergungsverbots oder einer allgemeinen Maskenpflicht in der Öffentlichkeit und somit auch im Freien, wo letztendlich auch bzw. sogar die Virologen aussteigen. Es bleibt für uns alle zu hoffen, dass dies gelingen wird, da eine Menge davon abhängt...