Yeah, alte Barker. Damals war er bis einschließlich Everville mein absoluter Lieblingsschriftsteller. Ab Galillee ging es aber bergab. Aber die ersten Bücher des jungen Barker: uiuiui. Diese Mischung aus überbordender Fantasie und Horror gepaart mit Sex und philosophischen Ideen. Barker hat es irgendwie geschafft, Lovecraftsches „unaussprechliches Grauen“ in Worte und Bilder zu fassen. Die von ihm erschaffenen Welten existieren immer noch in meinem Kopf, wenn ich doch nur mehr Zeit hätte, diese wieder zu erforschen.
Mein Favorit: The Great and Secret Show. Hier hatte er all seine Trademarks in perfektem Mischungsverhältnis.
Clive Barker ist einer meiner liebsten Genre-Autoren, aber mit seinem Schwenk in Richtung Dark Fantasy hatte ich anfangs meine Probleme. Als ich ihn für mich entdeckte, war ich auf der Suche nach etwas Neuem, etwas Drastischem und zu jener Zeit war das so verkürzende wie marktschreierische Label Splatterpunk plötzlich en vogue, unter dem alles gefasst wurde, das eben nicht den Blick abwandte, wenn es grausam und vernichtend zuging. Ich hatte ein paar Anthologien zu dem Thema, aber so richtig war das alles dann doch nicht das, wonach ich suchte. Brutalität um des reinen Effektes wegen, das ist kein Horror für mich, wenngleich kalt und eindringlich geschilderter Gore natürlich durchaus eine fesselnde Ästhetik haben kann.
Der Herausgeber dieser Bände erwähnte in einem Vorwort Clive Barker, von dem ich zwar bereits gehört hatte, aber außer, dass mit
Hellraiser die Verflmung einer Geschichte von ihm in aller Munde war, wusste ich kaum etwas über ihn. So besorgte ich mir die
Books of Blood und
The Damnation Game und nichts war mehr wie zuvor. Diese Mischung aus Grauen, Gewalt, Philosophie, Sex, Poesie, Nihilismus und purer verdorbener Schönheit war genau das, was ich brauchte. Dann noch die Lektüre von
The Hellbound Heart, mein erregtes Erschauern angesichts der Zenobiten, dieser so furchtbaren wie verlockenden Folterengel im S/M-Style und mit dem Duktus satanischen Künstleradels, und es war gänzlich um mich geschehen. Der schrieb doch allein für mich und für meine tiefste Seele! Woher kannte der mich so gut, verdammt?!
Umso mürrischer war ich dann, als
Weaveworld erschien. Was sollte denn dieser Märchenkram nun? Doch schon nach einigen Kapiteln wurde mir klar, dass hier einer der ganz Großen endgültig seine Stimme gefunden hatte. Und so kaufte ich restlos alles, was es von ihm und über ihn zu lesen gab - Sachbücher, Fanzines, Romane, Comics, alles. Und war sogar eines der ersten Mitglieder des deutschen Fanclubs That's Clive. Ja, doch, man könnte fast sagen, ich find den Mann und sein Werk wohl ganz gut.
Eines jedoch fehlt mir bis heute: diese ganz spezielle Magie des Fleisches, der Wunden und der lodernden Seele, die niemand mehr so packend und dabei so verdammt literarisch zu evozieren vermochte, wie einst Clive Barker in seinen Anfängen. Noch nicht einmal Clive Barker selbst.