Ich denke, diese Ausführungen zeigen ganz gut, wo das Problem liegt, wo die Meinungen so diametral auseinandergehen: Ihr kennt den betroffenen Musiker persönlich und seid euch darob sicher, es hier mit einer Person zu tun zu haben, der Zugeneigtheiten zur rechten Black Metal-Szene aufgrund seines völligen Aufgehens in seiner Kunst gänzlich fern liegen, wir Leser, die wir nicht das Privileg haben, uns mal eben mit TT auf einen launigen Plausch über 12-Ton-Ästhetik und BM zu treffen, können euch in dieser Hinsicht entweder blind vertrauen oder selbst recherchieren - und da bietet sich eben das Internet bzw. Seiten wie Discogs, Metal Archive oder Wiki als Informatinsquelle an. Und diese zeichnen halt ein wenig ein anderes Bild, hier müssen wir, die wir uns selbst ein Bild machen wollen/müsen, einen Musiker erkennen, der eben sehr wohl über einen erkleklichen Zeitraum hinweg intensiven kreativen Kontakt (sei es als Tontechniker, Produzent, als Musiker/Künstler) zu Szene-Menschen hat, die eben nicht als a-politisch durchgehen können, sondern durchaus im rechtsextremen Eck zu verorten sind; wir lesen weiters in einem Interview über seine Schwierigkeiten, sich von Extremismus zu distanzieren, weil selbiger eben zum Wesenskern des BM gehören soll etc.. Wir erleben hier also zwei durchaus konträre Bilder, die nur schwerlich völlig in Einklang zu bringen sind, und wir erleben in weiterer Folge einen doppelten Vertrauensverlust: Ich als Leser bin mir nicht mehr so sicher, ob ich euch in dieser Angelegenheit, in der ihr eigentlich immer sehr engagiert und authentisch euch geriert habt, blind vertrauen sollte; ihr als Heftmacher wiederum erlebt diesen Vertrauensverlust und die damit einhergehenden Anschuldigungen wiederum selbst als Angriff auf euer Heft und Konfrontation. Ein kritischer Dialog, wie er hier mehrfach gefordert wird, findet in solchen Voraussetzungen keine adäquate Basis.
Zudem weist euer mehrfaches Insistieren auf persönliche Bekanntschaft auf ein weiteres Problem hin: Ihr seid unglaublich intensiv in die ganze Szene involviert, habt freundschaftlichen Kontakt zu Musikern, Label-Machern etc, ihr seid selbst Fans mit Haut und Haar und allen damit zusammenhängenden Szene-Ritualen, ihr macht ein Heft von Fans für Fans, ihr identifiziert euch maximal mit dem, worüber ihr schreibt. Und das macht euch zumindest aus meiner Sicht in seltenen Fällen ein wenig blind für Szene-Phänomene, die weniger der Affirmation und Normalisierung bedürften, sondern vielmehr der kritischen Auseinandersetzung. Gänzliche Identifikation raubt bis zu einem gewissen Grade die Distanz, die notwendig wäre, um der Szene mit all ihren Auswüchsen so zu begegnen, wie man es von einem journalistischen Organ, das sich zwar mit der Szene verbunden fühlt, aber durchaus immer auch kritisch reflektiert, mitunter erwarten könnte.