DEAF FOREVER - die neununddreißigste Ausgabe

Absolut. Ich sage auch nicht, dass das eine richtig oder das andere falsch sei. Mich interessiert lediglich der Umstand als solcher und ich finde es schade, dass wir beim Lesen der Reviews (vermute ich einfach mal) recht selten bis nie darüber nachdenken.

Schlussendlich könnte der Versuch, ein Werk ausschließlich objektiv bewerten zu wollen lediglich dann gelingen, würde man sich dem Album musiktheoretisch nähern. Und das könnte recht schnell sehr langweilig werden.
 
Ich bin kein DT-Fanboy, mag die Band aber schon sehr gern. Eigentlich ist die neue Platte ein bisschen zu seicht, aber die Melodien sind unfassbar geil. Deshalb eben eine 8,5, ich bin halt eine Melodienpussy. :D

Bin da inhaltlich absolut auf deiner Seite. Gute Scheibe, aber da könnte ein wenig mehr Arsch getreten werden. Würde aktuell eine 8 ziehen, was im Kontext meiner aktuellen "Boah, irgendwie kaum Bock auf Metal"-Phase (los, steinigt mich!) aber auch schon wieder nen dickes Kompliment ist.
 
Das ist ein fast unauflösbares Dilemma, wenn man mal darüber nachdenkt: Bewerte ich ein Album ausschließlich nach meinem persönlichen Geschmack oder bewerte ich ein Album an dem, was es sein will? Das ist eine grundsätzliche Frage, von der notentechnisch quasi alles abhängt und trotzdem wird sie kaum bis nie thematisiert.

Nochmal zur Erläuterung: Vielleicht möchte ein bestimmtes Album beispielsweise einfach nichts anderes sein als ein hochmelodisches Rockalbum und macht das auch ganz hervorragend. Gebe ich diesem Album dann objektive 8 Punkte oder doch nur 5, weil mich hochmelodischer Rock persönlich und subjektiv nicht anspricht? Sagt die vergebene Note also mehr etwas über den eigenen, hochsubjektiven Geschmack aus oder tatsächlich über die Qualität des Albums als solche? Als Leser eines Reviews weiß ich das quasi nie.
Generell finde ich Reviews, bei denen die Hälfte des Texts aus Drumrum-Infos nach Baukastenprinzip oder Promozettelabschreibe-Übungen ohne Eingang auf die Musik besteht, als überflüssigen Ballast, die einer herzblutigen Lobpreisung oder einem überschwänglichen Verriss oder beidem als Plus-/Minus-Ansicht nur Platz nehmen. Aber das hängt wohl von der Marschrichtung des Heftes und/oder maximal möglichen Wortanzahl je Review ab. Ein mehrschneidiges Schwert.
 
2. Der Soundcheck. Ich mag ja Listen und Polls über alles, deswegen ist das DF schon mein Heft. Bei den Reviews fehlt mir aber mittlerweile doch eindeutig die kritische Balance. Es gibt immer weniger Reviews, die weniger als 8 Punkte einsammeln, weniger als 7 Punkte wurden gerade 16mal vergeben, "Under a funeral Moon" entdeckt mittlerweile fast nur noch totale Granaten (dieses Mal: zweimal 9, viermal 8.5, viermal 8, zweimal 7.5, einmal 6.5, einmal
...

Nicht so erkenntnisgewindend finde ich die Notenvergabe vom Chef selbst: Da schwanken die Noten gerade mal zwischen 7,0 und 8,5, nur 4× gibt es einen Aussreisser (das sind bei 50 Bewertungen gerade mal 8%). Ob 92 % eines Soundchecks gut bis fast gut sind wage ich zu bezweifeln. Während er sich im Editoral auch mal meinungsstark äußert, zieht er im Soundcheck den Diplomatenanzug an. Gefällt ihm wirklich das alles? Oder möchte er nicht Leser oder Mitarbeiter verärgern? Mir ist das zu schweiz, er sollte doch mal zu Janina in Fortbildung gehen.

Natürlich gibt es da draußen einige Leute, die sofort Mord und Totschlag ankündigen, wenn die Lieblinge nicht mindestens 10 Punkte bekommen, ich brauche das aber nicht: Eine meiner Lieblingsbands, Arch Enemy, wurde schon ein paar mal im DF "gedisst", aber wer nur seine Meinung bestätigt haben möchte ...

Eigentlich ist es doch so, dass sich zu jeder Notenvergabe und jedem Review irgendwer finden lässt, der gegensätzlicher Meinung ist. Da kann man nicht machen.
 
Was ich übrigens ziemlich nice finde, ist, dass es mit Possessed Steel, White Magician und Megaton Sword drei Alben ganz weit nach oben geschafft haben, die aktuell bei mir in Dauerrotation laufen. Das sind auch meine klaren Favoriten von allem, was ich aus dem Soundcheck bisher gehört habe. Mit Blick auf meinen persönlichen Maßstab scheint das Bewertungssystem also schon ganz gut zu funktionieren. :top:
 
Generell finde ich Reviews, bei denen die Hälfte des Texts aus Drumrum-Infos nach Baukastenprinzip oder Promozettelabschreibe-Übungen ohne Eingang auf die Musik besteht, als überflüssigen Ballast, die einer herzblutigen Lobpreisung oder einem überschwänglichen Verriss oder beidem als Plus-/Minus-Ansicht nur Platz nehmen. Aber das hängt wohl von der Marschrichtung des Heftes und/oder maximal möglichen Wortanzahl je Review ab. Ein mehrschneidiges Schwert.

Was die Marschrichtung betrifft:

Insbesondere als Proghörer musste ich (außerhalb der progaffinen Seiten) schon häufig feststellen, dass Progalben verrissen werden, weil sie angeblich zu käsig, zu verkopft, zu wenig organisch oder zu schwer zugänglich seien. 5/10 Punkten.

Dieses Beispiel verdeutlicht vielleicht, worauf ich hinaus will, da eine derartige Bewertung natürlich gar nichts über die tatsächliche Qualität des Albums aussagt sondern lediglich etwas über den subjektiven Geschmack des Rezensenten. Natürlich ist Prog verkopft, genau das erwarte ich, wenn ich Prog höre. Das Album ist womöglich exakt das, was es sein will, erreicht exakt das, was es erreichen will und klingt genau so, wie ich es mag.

Was sagen dann die 5 Punkte überhaupt aus?
 
Wda eine derartige Bewertung natürlich gar nichts über die tatsächliche Qualität des Albums aussagt sondern lediglich etwas über den subjektiven Geschmack des Rezensenten.

Hier liegt der Denkfehler. Jeder entscheidet für sich, und anhand seiner persönlichen Gewichtung der verschiedensten Kriterien, über die Qualität.

Ich kann Stahl, Diamanten und Selterswasser auf Qualität festlegen, aber nicht Kunst.
Das Anmaßen, Qualität der Kunst angeblich verbindlich festzulegen, geschieht einzig in Diktaturen.
 
Was die Marschrichtung betrifft:

Insbesondere als Proghörer musste ich (außerhalb der progaffinen Seiten) schon häufig feststellen, dass Progalben verrissen werden, weil sie angeblich zu käsig, zu verkopft, zu wenig organisch oder zu schwer zugänglich seien. 5/10 Punkten.

Dieses Beispiel verdeutlicht vielleicht, worauf ich hinaus will, da eine derartige Bewertung natürlich gar nichts über die tatsächliche Qualität des Albums aussagt sondern lediglich etwas über den subjektiven Geschmack des Rezensenten. Natürlich ist Prog verkopft, genau das erwarte ich, wenn ich Prog höre. Das Album ist womöglich exakt das, was es sein will, erreicht exakt das, was es erreichen will und klingt genau so, wie ich es mag.

Was sagen dann die 5 Punkte überhaupt aus?

Ist echt nicht so leicht. Ich fand damals meinen Ansatz mit dem zweigeteilten Spektrum gar nicht so schlecht. 0-5 sind alle Alben, die ich mir nicht kaufen würde, 6-10 sind alle Alben, die ich mir kaufen würde. 5 ist dann halt ein wirklich gut gemachtes Album, das ich mir aber trotzdem nicht kaufen würde. 6 dagegen ist ein Album mit vielen Kritikpunkten, die mich jedoch nicht vom Kauf abhalten würden.
 
Hier liegt der Denkfehler. Jeder entscheidet für sich, und anhand seiner persönlichen Gewichtung der verschiedensten Kriterien, über die Qualität.

Ich kann Stahl, Diamanten und Selterswasser auf Qualität festlegen, aber nicht Kunst.
Die Qualität der Kunst angeblich verbindlich festzulegen, geschieht einzig in Diktaturen.

Das ist sicherlich richtig, aber so meinte ich das auch nur bedingt. Mir ging es schlussendlich weniger darum, Qualität verbindlich festzulegen, sondern eher darum, dass Alben oftmals nicht daran bewertet werden, was sie sein wollen. Daher hatte ich auch versucht, meinen Gedankengang nochmal zu konkretisieren.

Es lohnt sich mMn durchaus, darauf mal ein wenig herumzudenken.
 
Das ist sicherlich richtig, aber so meinte ich das auch nur bedingt. Mir ging es schlussendlich weniger darum, Qualität verbindlich festzulegen, sondern eher darum, dass Alben oftmals nicht daran bewertet werden, was sie sein wollen. Daher hatte ich auch versucht, meinen Gedankengang nochmal zu konkretisieren.

Es lohnt sich mMn durchaus, darauf mal ein wenig herumzudenken.

Wenn Künstler sagt: Auf meinem Bild ist eine Pflaume. Und die Betrachter sagen: Komisch, diese Pflaume sieht aber aus wie ein Zwitter aus Birne und Helmut Kohl. - dann ist es völlig wumpe, was das Bild sein will.
Wenn ein Album etwas sein will, das der Hörer nicht hört, dann hat der Hörer/Kritiker in seiner ihm gegebenen Mündigkeit das Recht, das auch zu artikulieren. Im Positiven wie im Negativen.
Um Bernd Stromberg zu zitieren: Wenn einer'n Haufen legt, kann ich nicht sagen, hmm, das ist ja lecker Schokopudding :D
 
Das ist sicherlich richtig, aber so meinte ich das auch nur bedingt. Mir ging es schlussendlich weniger darum, Qualität verbindlich festzulegen, sondern eher darum, dass Alben oftmals nicht daran bewertet werden, was sie sein wollen. Daher hatte ich auch versucht, meinen Gedankengang nochmal zu konkretisieren.

Es lohnt sich mMn durchaus, darauf mal ein wenig herumzudenken.
Interessanter Ansatz, aber ich sehe es komplett wie Wolf, denn Qualität bei Kunst, wer will die objektiv beurteilen? Am Ende zählt allein die eigene Auffassung, das eigene Empfinden.

Da man heutzutage im Netz nahezu jeden Ton vorab hören kann, könnte ich teilweise ohne diese Masse an Reviews auskommen, den SC ab Platz 4 nur tabellarisch nehmen und Alben, die nur einzelne Personen gehört haben als Reviewtexte dazu stellen. Analog der 10x Dynamit-Rubrik des RH, falls es die noch gibt, so eine Art Top 3 als Review plus Reviews/Tipps der Redaktion darüber hinaus, das fände ich spannender. Mein alleiniger Wunschtraum, nicht wirklich realisierbar, verstehe ich.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wenn Künstler sagt: Auf meinem Bild ist eine Pflaume. Und die Betrachter sagen: Komisch, diese Pflaume sieht aber aus wie ein Zwitter aus Birne und Helmut Kohl. - dann ist es völlig wumpe, was das Bild sein will.
Wenn ein Album etwas sein will, das der Hörer nicht hört, dann hat der Hörer/Kritiker in seiner ihm gegebenen Mündigkeit das Recht, das auch zu artikulieren. Im Positiven wie im Negativen.
Um Bernd Stromberg zu zitieren: Wenn einer'n Haufen legt, kann ich nicht sagen, hmm, das ist ja lecker Schokopudding :D

:D

Ja, da haste nen Punkt. Aber trotzdem, auch auf die Gefahr hin, dass ich damit nerve. Es ist die Herangehensweise an ein Review (ich schreibe hobbymäßig manchmal selbst welche in Foren), die womöglich den Unterschied ausmacht:

"Gefällt mir dieses Album?"

Vs.

"Ist das ein gutes Progalbum?"
 
Auf jeden Fall finde ich die Anmerkung von @Franz Grillpanzer gut. Ich denke mir auch manchmal, bei den Bewertungen kann man insgesamt beim DF schon noch ein bisschen mehr Kontur reinbringen. Ich glaube, dass das letztlich sowohl im Sinne der Leser wäre, als auch im Sinne der Bands.

edit: Und Janina ist davon ausdrücklich ausgenommen! Nicht dass die Gute plötzlich nur noch 0 und 10 vergibt. :D
 
:D

Ja, da haste nen Punkt. Aber trotzdem, auch auf die Gefahr hin, dass ich damit nerve. Es ist die Herangehensweise an ein Review (ich schreibe hobbymäßig manchmal selbst welche in Foren), die womöglich den Unterschied ausmacht:

"Gefällt mir dieses Album?"

Vs.

"Ist das ein gutes Progalbum?"

Okay, hier kommen wir uns näher: Wenn ein Kritiker, der KEIN ausgewiesener Prog-Metal-Fan ist, über ein solches Album schreibt, dann sollte er zumindest in der Lage sein, anhand der (wegen seines Berufs) dennoch ausreichend gehörten Prog-Alben zu entscheiden, ob das Ding, das jetzt vor ihm liegt, in diesem Genrebereich gut gemacht ist. In der Theorie.
In der Praxis hat der Kritiker seine eigene Meinung, was gutes und was nicht gutes Songwriting ist.
Und da komme ich an den Punkt, an dem ich @kingrandy widerspreche: Auch der tollste Gitarrist der Welt kann ein 2-Punkte-Scheißding verzapfen, wenn er egoistisch als Ich-AG herumgniedelt und damit jeden Ansatz von Songwriting abwürgt.
 
Was ich übrigens ziemlich nice finde, ist, dass es mit Possessed Steel, White Magician und Megaton Sword drei Alben ganz weit nach oben geschafft haben, die aktuell bei mir in Dauerrotation laufen. Das sind auch meine klaren Favoriten von allem, was ich aus dem Soundcheck bisher gehört habe. Mit Blick auf meinen persönlichen Maßstab scheint das Bewertungssystem also schon ganz gut zu funktionieren. :top:

Die Possessed Steel finde ich auch total super. Muss meine Rezension noch schreiben. Megaton Sword muss ich mir noch schön hören, hat bisher komischerweise nicht final geklickt.

White Magician muss ich noch reinhören. Kommt auf Cruz Del Sur, oder? Dann kann es ja nur gut sein :)
 
Okay, hier kommen wir uns näher: Wenn ein Kritiker, der KEIN ausgewiesener Prog-Metal-Fan ist, über ein solches Album schreibt, dann sollte er zumindest in der Lage sein, anhand der (wegen seines Berufs) dennoch ausreichend gehörten Prog-Alben zu entscheiden, ob das Ding, das jetzt vor ihm liegt, in diesem Genrebereich gut gemacht ist. In der Theorie.
In der Praxis hat der Kritiker seine eigene Meinung, was gutes und was nicht gutes Songwriting ist.
Und da komme ich an den Punkt, an dem ich @kingrandy widerspreche: Auch der tollste Gitarrist der Welt kann ein 2-Punkte-Scheißding verzapfen, wenn er egoistisch als Ich-AG herumgniedelt und damit jeden Ansatz von Songwriting abwürgt.

Ja, das sehe ich auch so. Und das Ganze gilt auch uneingeschränkt umgekehrt:

Ich kann mich auch nicht mit den Ansprüchen eines Proghörers an die Bewertung eines HC-/Punkalbums setzen. Das kann nur schiefgehen.
 
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Die Possessed Steel finde ich auch total super. Muss meine Rezension noch schreiben.
Possessed Steel haben wirklich ein besonderes Album hingekriegt. Ich finde vor allem die A-Seite wirklich überragend gut! Tierisch eingängig und emotional, gleichzeitig aber auch immer spannend und überhaupt nicht ausgenudelt. Gegen Ende geht leider der Hitfaktor ein kleines bisschen runter. Alles in Allem trotzdem für mich ein klares Jahreshighlight!

Megaton Sword muss ich mir noch schön hören, hat bisher komischerweise nicht final geklickt.

Woran hängt es denn? Sie sind ja schon auf eine relativ stumpfe Weise barbarisch, was vielleicht einfach nicht jedermanns Sache ist. Ich glaub, ich mag sie aus ähnlichen Gründen wie z.B. Ironsword.

White Magician muss ich noch reinhören. Kommt auf Cruz Del Sur, oder? Dann kann es ja nur gut sein :)

Jup die sind bei Cruz del Sur. Und sie hatten mich mit dem allerersten Riff direkt um den Finger gewickelt! Ein bisschen vergleichbar mit den frühen, noch nicht so gothic-mäßigen In Solitude ... nur dass White Magician mehr verspielten 70s Rock ala Legend drin haben und mir im Gegensatz zu In Solitude nicht auf die Nerven gehen, weil sie insgesamt deutlich leichtfüßiger rüberkommen. Definitiv antesten! :)
 
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Wenn Künstler sagt: Auf meinem Bild ist eine Pflaume. Und die Betrachter sagen: Komisch, diese Pflaume sieht aber aus wie ein Zwitter aus Birne und Helmut Kohl. - dann ist es völlig wumpe, was das Bild sein will.
Wenn ein Album etwas sein will, das der Hörer nicht hört, dann hat der Hörer/Kritiker in seiner ihm gegebenen Mündigkeit das Recht, das auch zu artikulieren. Im Positiven wie im Negativen.
Um Bernd Stromberg zu zitieren: Wenn einer'n Haufen legt, kann ich nicht sagen, hmm, das ist ja lecker Schokopudding :D

[meine Hervorhebung im Zitat]

Dazu kommt mir ein Essay (ein sog. Streichholzbrief) von UMBERTO ECO in den Sinn:
Darin beschäftigt er sich mit dem Schönen (These: man muss nicht schön sein, um Schönheit zu beurteilen) und Ästhetik (Feststellung: auch Leute "mit schlechtem Geschmack" fällen Urteile).
Ecos Quintessenz: Begabte Köche müssen sich in ihren Restaurants Kritik von Leuten gefallen lassen, die noch nie ein Ei gebraten haben... :D
 
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