Jazz

Heute mal wieder Nucleus aufgelegt, dass sind schon alles sehr feine Aufnahmen. Gerade läuft die Solar Plexus.

Danach werde ich mal Sun Ra mit Supersonic Jazz einwerfen...
 
Frage an die, die was dazu sagen können: Welchen Ruf hat eigentlich Helge Schneider in der Jazzszene? Wird auf ihn herab- oder zu ihm hinaufgeschaut? Wird er da für einen Nestbeschmutzer gehalten, der den Ruf des Jazz durch seine Clownereien beschädigt? Oder als Instrumentalist geschätzt, der es eben versteht, die Musik (die er selber ja auch nicht lächerlich macht) mit Humor einem breiteren Publikum nahezubringen? Wird seine Herangehensweise als "Verrat" am wahren (oder, da das hier ja ein Metal-Forum ist: truen) Jazz gesehen, oder aber selbstkritisch eingestanden, dass bloße Musik an sich ohne sonstiges Beiwerk nur einen kleinen Teil des Publikums anspricht - und Schneider daher im Gegensatz zu vielen, vielen anderen Jazzern (Fußnote: Mit "Jazzer" sind ja interessanterweise immer nur die Musiker gemeint, während Begriffe wie "Metaller" oder "Goth" viel breiter verwendet werden) doch einen gewissen Erfolg hat?
 
Frage an die, die was dazu sagen können: Welchen Ruf hat eigentlich Helge Schneider in der Jazzszene? Wird auf ihn herab- oder zu ihm hinaufgeschaut? Wird er da für einen Nestbeschmutzer gehalten, der den Ruf des Jazz durch seine Clownereien beschädigt? Oder als Instrumentalist geschätzt, der es eben versteht, die Musik (die er selber ja auch nicht lächerlich macht) mit Humor einem breiteren Publikum nahezubringen? Wird seine Herangehensweise als "Verrat" am wahren (oder, da das hier ja ein Metal-Forum ist: truen) Jazz gesehen, oder aber selbstkritisch eingestanden, dass bloße Musik an sich ohne sonstiges Beiwerk nur einen kleinen Teil des Publikums anspricht - und Schneider daher im Gegensatz zu vielen, vielen anderen Jazzern (Fußnote: Mit "Jazzer" sind ja interessanterweise immer nur die Musiker gemeint, während Begriffe wie "Metaller" oder "Goth" viel breiter verwendet werden) doch einen gewissen Erfolg hat?

Ich kann natürlich nicht für die gesamte Jazz-Szene sprechen, aber die Musiker, die ich kennengelernt haben, respektieren Schneider. Er ist ein angesehener Jazzmusiker, der sich seiner musikalischen Wurzeln bewusst ist und diese auch gerne mit der nötigen Ernsthaftigkeit huldigt. Schneider ist halt ein extrem vielseitiger Künstler, der seine gesamten Facetten wunderbar unter einen Hut bringt. Und es ist auch schon bei seinen Konzerten passiert, dass Leute, die ihn nur auf 'Reis' und 'Katzeklo' reduzieren wollen, dann ein komplettes Jazzkonzert zu hören bekommen.
 
Hi, passt nirgends so richtig rein, auch nicht hier. Aber grundsätzlich kann man ja unter Jazz alle Geräusche verstehen, bei deren Erzeugung die Beteiligten gemeinsam anfangen und gemeinsam aufhören.

Aber im Ernst, Giora Feidman wird heut 85 Jahre alt. Alles Gute und viel Gesundheit dem König des Klezmer. Einmal live gesehen, mit einem Wort: bewegend!

Großartiger Künstler und dicke Empfehlung für Freunde der Klarinette, der jüdischen und osteuropäischen Musik.
 
Ich habe mir gestern das erste Mal "Machine Gun" des Peter Brötzmann Octets angehört und war bereits nach wenigen Minuten hin und weg. Aufgrund des nicht kleiner werdenden Stapels bislang ungehörter Tonträger war für heute eigentlich noch gar kein zweiter Hördurchgang geplant - es ging aber nicht ohne. Dieses Mäandern zwischen fast schon zärtlich-melodischen Passagen und wild-chaotischem Gebrötze macht süchtig! Unter den zehn Brötzmann (senior)-Veröffentlichungen, die ich bislang mein eigen nenne, hat sich das Album direkt nach dem ersten Hören auf Platz 1 festgesetzt.

Was mich aber fast noch mehr begeistert - und zum Schreiben dieser Zeilen animiert hat - ist der Entstehungsprozess des Albums: Brötzmann und Band quartierten sich damals (1968) mit einem Toningenieur von Radio Bremen im Keller der "Lila Eule" (Bremen) ein - um dann direkt feststellen zu müssen, dass die Betonwände keine vernünftige Soundqualität ermöglichten. Die Aufnahmesession wurde schließlich gerettet, indem aus einem Theater zahlreiche Planen ausgeliehen wurden, um damit u.a. Schallschutzkabinen für die beiden Drumkits zu basteln.

Zum weiteren Verlauf schreibt Brötzmann im CD-Booklet Folgendes: "The first day went over with rehearsing, setting up the huts, trying to find a way to get the music on tape. After all this trouble it was a good thing to find some bars, the day/night ended with some tasty beer. Finally I had stashed all the comrades in some friends' beds or on some matresses, Buschi [the bass player] and I were left over, as usual. After some more beers we had to find a place to sleep a couple of hours. Next to the club there was a building site under construction. We entered, slept a bit on some cardboard, had a beer for breakfast, went to the club, waiting for the comrades, ready to go."

So entstehen also Genre-Klassiker!
 
Ich habe mir gestern das erste Mal "Machine Gun" des Peter Brötzmann Octets angehört und war bereits nach wenigen Minuten hin und weg. Aufgrund des nicht kleiner werdenden Stapels bislang ungehörter Tonträger war für heute eigentlich noch gar kein zweiter Hördurchgang geplant - es ging aber nicht ohne. Dieses Mäandern zwischen fast schon zärtlich-melodischen Passagen und wild-chaotischem Gebrötze macht süchtig! Unter den zehn Brötzmann (senior)-Veröffentlichungen, die ich bislang mein eigen nenne, hat sich das Album direkt nach dem ersten Hören auf Platz 1 festgesetzt.

Was mich aber fast noch mehr begeistert - und zum Schreiben dieser Zeilen animiert hat - ist der Entstehungsprozess des Albums: Brötzmann und Band quartierten sich damals (1968) mit einem Toningenieur von Radio Bremen im Keller der "Lila Eule" (Bremen) ein - um dann direkt feststellen zu müssen, dass die Betonwände keine vernünftige Soundqualität ermöglichten. Die Aufnahmesession wurde schließlich gerettet, indem aus einem Theater zahlreiche Planen ausgeliehen wurden, um damit u.a. Schallschutzkabinen für die beiden Drumkits zu basteln.

Zum weiteren Verlauf schreibt Brötzmann im CD-Booklet Folgendes: "The first day went over with rehearsing, setting up the huts, trying to find a way to get the music on tape. After all this trouble it was a good thing to find some bars, the day/night ended with some tasty beer. Finally I had stashed all the comrades in some friends' beds or on some matresses, Buschi [the bass player] and I were left over, as usual. After some more beers we had to find a place to sleep a couple of hours. Next to the club there was a building site under construction. We entered, slept a bit on some cardboard, had a beer for breakfast, went to the club, waiting for the comrades, ready to go."

So entstehen also Genre-Klassiker!

Mit 'Machine Gun' war Brötzmann auf Augenhöhe mit ALBERT AYLER, ARCHIE SHEPP und anderen US-amerikanischen Free Jazz-Giganten.
 
Mit 'Machine Gun' war Brötzmann auf Augenhöhe mit ALBERT AYLER, ARCHIE SHEPP und anderen US-amerikanischen Free Jazz-Giganten.
Das muss ich dir jetzt einfach mal glauben, da ich selbst nur selten Free Jazz (und noch seltener die Unfree-Variante) höre und mich praktisch überhaupt nicht in diesem doch sehr breiten Genre auskenne.

Archie Shepp war mir bis zu deinem Posting zugegebenermaßen überhaupt kein Begriff; von Albert Ayler habe ich dagegen zumindest eine CD ("Spiritual Unity") im Regal stehen. Die gefällt mir zwar durchaus, aber Brötzmann steht subjektiv eine Stufe darüber. Mit Ayler verbinde ich eher "schöngeistigen" Free Jazz, während Brötzmann in seinen besten Momenten räudig, eklig, widerlich, ja sogar beunruhigend klingt (was ich übrigens ausdrücklich als Lob verstanden haben möchte).

Auf den Metal-Kontext übertragen: Albert Ayler : Peter Brötzmann ≙ Obscura : Incantation. Mich wundert ehrlich gesagt, warum Brötzmann von vergleichsweise wenigen Metal-Fans gehört (oder überhaupt gekannt) wird.
 
Für solch Ayler-abschätzige Bemerkungen würde Dir wahrscheinlich der Ayler-Verehrer Peter Brötzmann die Ohren lang ziehen. :acute:
 
Für solch Ayler-abschätzige Bemerkungen würde Dir wahrscheinlich der Ayler-Verehrer Peter Brötzmann die Ohren lang ziehen. :acute:
Glaube ich nicht. Peter Brötzmann würde mir eher mit einer rostigen Gartenschere tiefe Schnitte in den Ohrläppchen zufügen, die Wunden mit Salz bestreuen, mich sodann in eine modrige Grube werfen und von oben mit der kompletten Ayler-Diskographie beschallen. Und danach ein Bier mit mir trinken.
 
...Mich wundert ehrlich gesagt, warum Brötzmann von vergleichsweise wenigen Metal-Fans gehört (oder überhaupt gekannt) wird.

Ja genau, und das obwohl sowohl Brötzmann (Hot Lotta) und z.B. auch Joe McPhee (Nation Time) vor kurzem auf Svart Records veröffentlicht wurden.
Generell ist die Schnittmenge zw. Free Jazz und Metal verschwindend klein. Ich sehs auch bei mir im club - fast keiner der Free Jazz Stammgäste kommt zu Doom Metal und auch umgekehrt.

Denke einer der ganz wenigen "Jazzer" der bei den Metallern bekannt und beliebt ist, ist John Zorn, und auch das nur wegen Painkiller.

Joe McPhee riesiger Albert Ayler Fan übrigens, auch mit "Tribute to Albert Ayler"

0857661008643.jpg
 
In den letzten Wochen lief mangels richtiger Veröffentlichung diese Playlist von Nord Keyboards mit DOMi und JD Beck:
https://youtube.com/playlist?list=PLom2yaMTONdGKD1sawYqDJUgwABTmHHHQ

Ich bin immer wieder faszinierend welche groovigen Basslines die DOMi rauszaubert, dazu ganz fein Melodien und Harmonien drüber legt und JD alles ganz dicht mit jazzigen Jungle und Drum'n'Bass Rhythmen zumacht.
Das ist alles ganz ganz schnell, dabei aber ruhig und tight gespielt.
Bewegt mich.
 
In den letzten Wochen lief mangels richtiger Veröffentlichung diese Playlist von Nord Keyboards mit DOMi und JD Beck:
https://youtube.com/playlist?list=PLom2yaMTONdGKD1sawYqDJUgwABTmHHHQ

Ich bin immer wieder faszinierend welche groovigen Basslines die DOMi rauszaubert, dazu ganz fein Melodien und Harmonien drüber legt und JD alles ganz dicht mit jazzigen Jungle und Drum'n'Bass Rhythmen zumacht.
Das ist alles ganz ganz schnell, dabei aber ruhig und tight gespielt.
Bewegt mich.

Absolut mega. Könnte ich stundenlang zuhören.... in schummrigerem Licht, mit einem Manhattan in der Hand... traumhaft.
 
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