Aufgelegt!

Zu dieser Band hab ich nie Zugang gefunden.
Gibt's da vielleicht 1-2 song Empfehlungen? Vielleicht wird das ja noch was...
Einen Zugang zu PoS über Einzelsongs finde ich grundsätzlich eher schwierig, aber versuch's doch mal mit der heiligen Dreifaltigkeit "A Trace of Blood", "Rope Ends" und "Beyond the Pale" vom überragenden "Remedy Lane"-Album. Wenn da die Entenpelle ausbleibt, stimmt mit dir was nicht.
 
Einen Zugang zu PoS über Einzelsongs finde ich grundsätzlich eher schwierig, aber versuch's doch mal mit der heiligen Dreifaltigkeit "A Trace of Blood", "Rope Ends" und "Beyond the Pale" vom überragenden "Remedy Lane"-Album. Wenn da die Entenpelle ausbleibt, stimmt mit dir was nicht.
genau die Tracks wollte ich auch gerade vorschlagen:top:
 
Die A-Seite von "Scarsick" bis einschließlich "Disco Queen" ist schlicht fantastisch, die B-Seite fällt in meiner Wahrnehmung aber doch recht deutlich ab, gerade "Mrs. Modern Mother Mary" und "Idiocracy" empfinde ich als eher ziellos vor sich hin wabernd denn zwingend. Und auch "Enter Rain" gehört m. E. tendenziell zu den schwächeren PoS-Longtracks, wobei mir da das von dir angesprochene Live-Erlebnis fehlt, welches ja vielleicht bzw. hoffentlich noch kommen kann...

"Enter Rain" ist großartig. Ich habe so meine Zeit gebraucht, um das zu verstehen, aufgrund der Highlights von "Seite A" habe ich mich auch erst später mit der "B-Seite" beschäftigt. Gerade aber dieser Track hat einen unglaublich tollen Aufbau - und ja, live ist - wie so oft - immer noch mal eine Extraportion, gerade bei solchen langen Dingern.
 
Zu dieser Band hab ich nie Zugang gefunden.
Gibt's da vielleicht 1-2 song Empfehlungen? Vielleicht wird das ja noch was...

Ich habe festgestellt, dass PoS einfach ein "Love/Hate"-Ding sind. Ich kann mich erinnern, dass sie damals auch im Vorprogramm von DT gespielt haben ("Six Degrees..."-Tour) und ich war mit ein paar Kumpels da. PoS waren mit der "Remedy Lane" am Start, bis heute ein Inselwerk für mich.

Einige meiner Kumpels sind nach 2 Songs raus an den Bierstand, 2 allerdings waren danach unsterblich in die Band verliebt. Wenn man die eher "eingängigen" Tracks nimmt (z.B. neben den von @Prog on! vorgeschlagenen Songs auch "Chain Sling", "Ashes" oder auch "Used" - oder das Meisterwerk vom letztjährigen Album namens "Wait"), dann zeichnet sich halt nur ein unzureichendes Bild der Band.

Wie schon erwähnt ist es fast unmöglich, vollumfänglich Zugang zu PoS zu bekommen, obwohl ich mich doch als großen Fan bezeichnen würde. So bleiben bei mir "Be" (unglaublich sperrig, gar überambitioniert) und auch die "Salzstraßen" eher im CD-Schrank und komplettieren die Sammlung. Nicht, dass auch diese Alben in Summe ihre Momente hätten, aber gerade auf "Be" trifft zu anspruchsvoll (für meine Ohren) schon zu, die Salzstraßen sind in Summe irgendwie PoS light mit Ansatz in Richtung Stoner- und 70er Rock. Auch das letztjährige "Panther" kann man an einzelnen Songs gar nicht festmachen. Musik und Text spielen zusammen, wenn man mit Elektronik im Hartwurstbereich so gar nicht klar kommt, dann ist das Album schon grenzwertig. Mit Blick über das Gesamte und den berühmten Tellerrand hinweg bekommt man aber ein großartiges Werk.

Ein wenig aus dem Rahmen fällt tatsächlich auch "In the Passing Light of Day", obwohl für mich gerade dieses Album unglaublich intensiv und fordernd ist. Die Tatsache, dass selbst Kollege @Vauxdvihl hier eher weniger Begeisterung an den Tag legt erschließt sich mir so recht nicht ;-).

In jedem Fall ist die Band für mich auf einem ganz eigenen Niveau - und Gildenlöw locker auf einer Stufe mit Größen wie Akerfeldt oder Wilson (wobei Letzterer mir im Moment definitiv zu poppig und - naja - ein wenig "elitär" daherkommt), im Grunde ein musikalisches Chamäleon - und doch erkennt man die Band immer, gleich, in welche Richtung die Stilistik gerade tendiert. Queen und Bowie wären auch irgendwie passende Vergleiche hinsichtlich der Wandlungsfähigkeit.
 
Interessante Ansichten die im Fall PoS hier breitgetreten werden.
Im Gegensatz zu DREAM THEATER, THRESHOLD oder FATES WARNING, bei denen ich in der Discographie nahezu komplett bin, fehlen mir bei den Schweden doch die eine oder andere Scheibe.

"Scarsick" ist natürlich klar besser als die seltsame und verkopfte "Be".
Trotzdem in seiner Gesamtheit nicht auf einem einheitlich hochklassigen Niveau, wie jetzt zum Beispiel die "Remedy Lane".
Okay, solche Meisterwerke schreibt man auch nicht alle Tage.

"Wait" wurde zurecht von @RageXX positiv hervor gehoben. Trotzdem hat mich der "Panther" eher ratlos zurück gelassen.
Dementsprechend habe ich mir das Teil auch nicht in die Sammlung gestellt. Wäre da nur dem Staub ausgesetzt :D.

Das letzte durchgängig hochklassige Album ist für mich tatsächlich sein Vorgänger, den ich aber auch nicht oft "ertragen" kann.
Gildenlöw neigt dazu, seine Musik und Texte extrem schmerzhaft zu servieren.
Da kommt es bei mir echt auf die emotionale Tagesform an.
 
Summer-Music!

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Alle Düsterheimer und Nachtschattengewächse bitte überlesen! Das hier ist Sommermusik für beste Laune.

Unlängst hat der Herr @Vauxdvihl mal mein Interesse für klassischen Hardrock wiederbelebt, ob nun AOR oder wie auch immer - Bands wie Harem Scarem, Ten oder eben auch Thunder waren lange Zeit Bestandteil meiner musikalischen Welt, sind dann aber irgendwie zwischen Metal und Prog in ein Nischendasein zurückgefallen.

"All the Right Noises" füllt nun zumindest eine Donnerlücke und schickt sich an, mich in diesem Jahr nicht selten zu begleiten.

Los geht es mit "Last One Turn out the Lights": ein gute Laune-Rocker mit mehr als nachdenklichem Text, der Fuß wippt - ja, Thunder können nach wie vor Songs schreiben! Ganz großes Hardrockkino, nebst der immer stets präsenten, dezenten Southern-Rock Einflüsse - einfach geil und genau richtig für dieses Wetter.

"Destruction" ist ein wahres Groovemonster! Schleppend, schwer, noch ein wenig southern-rockiger und die Stimme von Danny Bowes tut ihr Übriges. Ganz starkes Teil und direkt der 2. Beweis, dass Thunder auch im gesetzten Alter rein gar nichts von ihrer songwriterischen Durchschlagskraft verloren haben.

Das nachfolgende "The smoking Gun" erinnert irgendwie an "Wanted Dead or Alive" oder auch "Blaze of Glory": schöne Akustische, amerikanisches Flair, textlich nach dem Opener ein weiterer, sehr netter Seitenhieb in Richtung Ex-US-Präsident Trump.

Mit "Going to Sin City" rifft es AC/DC-mäßig, untermalt von dezent gesetzten Bläsern - geil! Dieser AC/DC-Vibe bleibt über das gesamte Stück präsent, in Richtung der Vorbilder mag man es ein wenig zahnlos finden, als Song ist es weit vorn. Ganz sicher nicht die Sorte Song, die noch nie geschrieben wurde, aber grundsolide und dank der passenden Produktion und der Bläser (ja, so ab und an finde ich das ganz fein, auch im Rock oder Metal) kein Fremdkörper im Albumkontext. Dazu ein Solo, das absolut songdienlich gesetzt ist - fein.

Mein Albumhighlight: "Don't forget to live before you die!" So funktioniert ein packender Songaufbau. Vom ersten Basslauf an wippt der Fuß mit, das einsetzende Gitarrenriff ist - wie nicht selten im Hardrock - dem Metal entliehen, äußerst simpel, aber effektiv, ein bißchen fies sogar. Das Ding ist so cool, dass ich da keine Worte finde, aktuell bestimmt so 1 x am Tag in der Hörverlosung. Hammerteil.

"I'll be the One" hat dieses Queen-Feeling und verfügt somit nicht über dieses am Reißbrett entworfene "Hardrockballadenanstrich". Zu orchestral wird es nicht, zu tränentreibend auch nicht, in einer anderen Welt ein prima Song für die Heavy Rotation im Radio.

Das folgende "Young Man" tönt eingangs schon arg nach T-Rexens "Children of the Revolution" - Absicht im Zusammenspiel mit dem Text? Dieser befasst sich im weitesten Sinne mit dem Älterwerden - etwas, das auch Magnum ja seinerzeit mit einem Sahnesong namens "When we were younger" thematisiert hatten. Gut, an eben jenes Magnum-Werk reicht es nicht heran und doch schwächelt auch "Young Man" nicht: setzten Clarkin & Co. auf die Pathoskarte, so bringen es Thunder in einer rockigen Nummer unter, die sich nahtlos in ein gutklassiges Album einfügt.

Hat man im Vorgängersong scheinbar Herrn Bolan gehuldigt, so sind nun Lynyrd Skynyrd an der Reihe: aus "You're gonna be my Girl" trieft permanent ein wenig "Sweet Home Alabama". Boogey-Keys dazu, unaufgeregt-souveränder Gesang, ein Southern-Rock-Song aus dem Baukasten. Darf man gut finden.

"St. George's Day" ist AOR im klassischen Sinne, kantiger als Boston & Co., eher ruhig gehalten, ein wenig orientalisches Flair zwischendurch - läuft durch, ohne nennenswert kleben zu bleiben in den Gehörgängen - und doch gut platziert, ohne den Fluss des Albums zu stören. Das Gitarrensolo ist äußerst fein und hat Eier, auch der unmittelbar darauf folgende kurze, erneut "orientalische" Schlenker passen gut zusammen - und zeigen, dass es oft Kleinigkeiten sind, die einen Durchschnittssong von einem guten Song trennen.

Ups - schon 9 Songs gehört? Hat einen der St.-Georgs-Tag durchaus ein wenig eingelullt, so beginnt "Force of Nature" zwar akustisch, baut sich aber zu einem Thunder-typischen Rocker auf, nicht selten ließ mich das Ding an "Low Life in high Places" denken - mein zweites großes Highlight auf dem Album. Das Solo ist wunderbar schräg geraten, der Bass groovt wunderbar durch - und das Teil hat Dynamik ohne Ende.

"She's a Millionairess" ist dann nochmal eine Lynyrd-Skynyrd -Verbeugung - und auch, wenn auch dieser Gute-Laune-Rocker durchaus gelungen ist, so hätte mir "You're gonna be my Girl" als Solcher durchaus auch gereicht. Hätte es nicht gebraucht, ist aber auch nicht dramatisch.

Fazit: es war definitiv kein Fehler, mir nach seeeehr langer Thunder-Abstinenz "All the right Noises" schlicht blind zu kaufen. Man kann bei Thunder scheinbar nichts falsch machen, natürlich ist nicht jeder Song ein absoluter Volltreffer, aber es kommt auch kein Song in die Nähe des Titels "Totalausfall". Man spürt die Routine der Musiker, das Gespür für ein gutes Songwriting und für ausreichend Abwechslung im Rahmen der Songs an sich ist gesorgt. Sehr schön, und jetzt muss ich diese Band unbedingt auch mal live sehen - also geh endlich weg, Corinna....
 
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Summer-Music!

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Alle Düsterheimer und Nachtschattengewächse bitte überlesen! Das hier ist Sommermusik für beste Laune.

Unlängst hat der Herr @Vauxdvihl mal mein Interesse für klassischen Hardrock wiederbelebt, ob nun AOR oder wie auch immer - Bands wie Harem Scarem, Ten oder eben auch Thunder waren lange Zeit Bestandteil meiner musikalischen Welt, sind dann aber irgendwie zwischen Metal und Prog in ein Nischendasein zurückgefallen.

"All the Right Noises" füllt nun zumindest eine Donnerlücke und schickt sich an, mich in diesem Jahr nicht selten zu begleiten.

Los geht es mit "Last One Turn out the Lights": ein gute Laune-Rocker mit mehr als nachdenklichem Text, der Fuß wippt - ja, Thunder können nach wie vor Songs schreiben! Ganz großes Hardrockkino, nebst der immer stets präsenten, dezenten Southern-Rock Einflüsse - einfach geil und genau richtig für dieses Wetter.

"Destruction" ist ein wahres Groovemonster! Schleppend, schwer, noch ein wenig southern-rockiger und die Stimme von Danny Bowes tut ihr Übriges. Ganz starkes Teil und direkt der 2. Beweis, dass Thunder auch im gesetzten Alter rein gar nichts von ihrer songwriterischen Durchschlagskraft verloren haben.

Das nachfolgende "The smoking Gun" erinnert irgendwie an "Wanted Dead or Alive" oder auch "Blaze of Glory": schöne Akustische, amerikanisches Flair, textlich nach dem Opener ein weiterer, sehr netter Seitenhieb in Richtung Ex-US-Präsident Trump.

Mit "Going to Sin City" rifft es AC/DC-mäßig, untermalt von dezent gesetzten Bläsern - geil! Dieser AC/DC-Vibe bleibt über das gesamte Stück präsent, in Richtung der Vorbilder mag man es ein wenig zahnlos finden, als Song ist es weit vorn. Ganz sicher nicht die Sorte Song, die noch nie geschrieben wurde, aber grundsolide und dank der passenden Produktion und der Bläser (ja, so ab und an finde ich das ganz fein, auch im Rock oder Metal) kein Fremdkörper im Albumkontext. Dazu ein Solo, das absolut songdienlich gesetzt ist - fein.

Mein Albumhighlight: "Don't forget to live before you die!" So funktioniert ein packender Songaufbau. Vom ersten Basslauf an wippt der Fuß mit, das einsetzende Gitarrenriff ist - wie nicht selten im Hardrock - dem Metal entliehen, äußerst simpel, aber effektiv, ein bißchen fies sogar. Das Ding ist so cool, dass ich da keine Worte finde, aktuell bestimmt so 1 x am Tag in der Hörverlosung. Hammerteil.

"I'll be the One" hat dieses Queen-Feeling und verfügt somit nicht über dieses am Reißbrett entworfene "Hardrockballadenanstrich". Zu orchestral wird es nicht, zu tränentreibend auch nicht, in einer anderen Welt ein prima Song für die Heavy Rotation im Radio.

Das folgende "Young Man" tönt eingangs schon arg nach T-Rexens "Children of the Revolution" - Absicht im Zusammenspiel mit dem Text? Dieser befasst sich im weitesten Sinne mit dem Älterwerden - etwas, das auch Magnum ja seinerzeit mit einem Sahnesong namens "When we were younger" thematisiert hatten. Gut, an eben jenes Magnum-Werk reicht es nicht heran und doch schwächelt auch "Young Man" nicht: setzten Clarkin & Co. auf die Pathoskarte, so bringen es Thunder in einer rockigen Nummer unter, die sich nahtlos in ein gutklassiges Album einfügt.

Hat man im Vorgängersong scheinbar Herrn Bolan gehuldigt, so sind nun Lynyrd Skynyrd an der Reihe: aus "You're gonna be my Girl" trieft permanent ein wenig "Sweet Home Alabama". Boogey-Keys dazu, unaufgeregt-souveränder Gesang, ein Southern-Rock-Song aus dem Baukasten. Darf man gut finden.

"St. George's Day" ist AOR im klassischen Sinne, kantiger als Boston & Co., eher ruhig gehalten, ein wenig orientalisches Flair zwischendurch - läuft durch, ohne nennenswert kleben zu bleiben in den Gehörgängen - und doch gut platziert, ohne den Fluss des Albums zu stören. Das Gitarrensolo ist äußerst fein und hat Eier, auch der unmittelbar darauf folgende kurze, erneut "orientalische" Schlenker passen gut zusammen - und zeigen, dass es oft Kleinigkeiten sind, die einen Durchschnittssong von einem guten Song trennen.

Ups - schon 9 Songs gehört? Hat einen der St.-Georgs-Tag durchaus ein wenig eingelullt, so beginnt "Force of Nature" zwar akustisch, baut sich aber zu einem Thunder-typischen Rocker auf, nicht selten ließ mich das Ding an "Low Life in high Places" denken - mein zweites großes Highlight auf dem Album. Das Solo ist wunderbar schräg geraten, der Bass groovt wunderbar durch - und das Teil hat Dynamik ohne Ende.

"She's a Millionairess" ist dann nochmal eine Lynyrd-Skynyrd -Verbeugung - und auch, wenn auch dieser Gute-Laune-Rocker durchaus gelungen ist, so hätte mir "You're gonna be my Girl" als Solcher durchaus auch gereicht. Hätte es nicht gebraucht, ist aber auch nicht dramatisch.

Fazit: es war definitiv kein Fehler, mir nach seeeehr langer Thunder-Abstinenz "All the right Noises" schlicht blind zu kaufen. Man kann bei Thunder scheinbar nichts falsch machen, natürlich ist nicht jeder Song ein absoluter Volltreffer, aber es kommt auch kein Song in die Nähe des Titels "Totalausfall". Man spürt die Routine der Musiker, das Gespür für ein gutes Songwriting und für ausreichend Abwechslung im Rahmen der Songs an sich ist gesorgt. Sehr schön, und jetzt muss ich diese Band unbedingt auch mal live sehen - also geh endlich weg, Corinna....

Ja, bitte, sehr gerne geschehen. Thunder ist auch einfach eine tolle Band. Wann bist du denn ausgestiegen? Alben wie "The Magnificent Seven" oder "Shooting at the Sun" sind auch große Klasse.
 
Ich war bis zu "The Thrill of it all" mit dabei, die "Robert Johnson's Tombstone" habe ich dann zwischendurch mal gehört, ansonsten: eher Sendepause - und das, obwohl die ersten 3 Alben wirklich eine große Rolle in meiner musikalischen Findung gespielt haben. Manche Dinge kann man nicht wirklich erklären.
 
Eine schnelle Rezi noch - Herzensangelegenheit:

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Vorweg diese Rezi:

https://www.metal.de/reviews/heavens-cry-outcast-180966/

Die Quintessenz sei hier noch einmal gesondert rezitiert:

"HEAVEN’S CRY bieten uns mit „Outcast“ den Prototyp fürs Prog-Mittelfeld. Das vierte Album der Kanadier ist ungefähr so innovativ wie Vollmilchschokolade: Das kann man sich schadlos anhören und durchaus gut finden. Aber man kann es auch einfach lassen."

Bei mir würde sich das so lesen: "HEAVEN'S CRY bieten uns mit "Outcast" den Prototyp eines spannenden, gewaltigen Progressive-Metal-Epos, granatenstarke Songs, weit jenseits jeglicher Dream-Theater-Klone, gespickt mit bestens eingeflochtenen Zutaten aus dem Rush-Kochtopf - das MUSS man sich anhören!"

Keine Ahnung ob die gute Frau Becker schlicht keinen Prog mag oder einfach nur einen nett formulierten Halbverriss schreiben wollte: "Outcast" ist großartig! So großartig, dass es seit seinem Release immer und immer wieder in meinem CD-Player rotieren muss und mittlerweile das bandeigene Debut in meiner ganz persönlichen Gunst überflügelt hat.

"The Human Factor" ist Progressive-Metal der allerobersten Güteklasse. Spannender Aufbau, schneidende Gitarren, furztrockenes Schlagzeug, ein saugeiler Refrain, eingebunden in ein zweifelsfrei stark von Rush beeinflusstes Metal-Korsett. 8 Minuten zwischen Geballer und Gänsehaut, jedes Instrument bestens zu vernehmen - hätten Rush je eine Schippe auf ihren 70er-Sound gelegt, so hätte es klingen können.

Der Titeltrack sägt sich in ähnlicher Manier durch fast 7 Minuten Laufzeit: die Strophen sind eher abgehackt, auch hier sind die Rush-Einflüsse natürlich hörbar, was nicht zuletzt an der Präsenz des Basses liegt, der bein Heavens's Cry eine sehr gewichtige Rolle einnimmt. Erinnert sich noch Jemand an die Band "Without Warning"? An deren kleines Masterpiece "Wait" erinnert "Outcast": manch einer mag das auf den ersten Hör abseits der musikalischen Finesse durchaus unspektakulär finden, doch gerade dieser Song lebt von einer gewissen Monotonie und baut im hinteren Teil auf schräge Gesangs- und Instrumentalverläufe, auf die auch Haken spätestens seite dem "Vektor-"-Album gerne zurückgreifen.

Das Herzstück des Albums ist "The Day the System failed": ein über 14minütiger Longtrack, mal getragen von dystopisch anmutenden Keyboardteppichen, dann von fast schon thrashigen Elementen. Genau wie die Kollegen von Watchtower legen auch HC keinerlei Wert auf vordergründige Eingängigkeit: ein Epos für sich, das man sich in der Verbindung Text/Musik schlicht geben muss, besser kann kaum ein Soundtrack einen solchen halben Weltuntergang auf den Punkt bringen. Was würde ich dafür geben, das Ding mal live zu erleben? Wer Liebe auf den ersten Hör erwartet: schlicht vergessen! 14 fordernde Minuten, die sich mehr als lohnen.

"If I only knew" ist eine...Halbballade? Schwer zu definieren. Hat sich bereits über die Songs 1 - 3 eine erhebliche Spannung aufgebaut, so stiftet "If I only knew" Verwirrung, vertrackt, durchzogen von ruhigen Momenten, Stakkatodrumming und Riffing, regelrecht schmeichlerische Passagen, instrumental wie gesanglich - groß, größer - Heaven's Cry!

Nur knapp 5 Minuten benötigt "A Shift in Scenery" um den Hörer zu packen: HC kreuzen hier klassischen US-Metal mit einer feinen Melodieführung, mit getragen auch hier von diesen erneut unglaublich tollen und präsenten Bassläufen - phantastisch.

Tatsächlich bietet "Symmetry" eine Menge Haken-Elemente auf - ehe Haken selbst diese in dieser konzentrierten Form selbst genutzt haben. Wie auch schon "A Shift..." setzt "Symmetry" schon eher einen Ruhepunkt nach all dem brillant inszenierten musikalischen Chaos. Könnte als Stand-Alone durchaus sogar in einer gekürzteren Form Hit-Potential für eine breitere Masse haben.

"Alive" packt auf rund 4 Minuten noch einmal den Hammer aus: es wird noch einmal gebreakt dass es eine Freude ist.

Eine gewagte These: hätten Rush dieses Album veröffentlicht, es wäre als gelungene, metallischere Version der 70er Jahre-Rush in die Annalen der Musikgeschichte eingegangen. So aber obliegt es einer weiteren kanadischen Band, das musikalische Erbe von Lee, Lifeson und Peart weiterzutragen, "Outcast" ist für mich selbst ein Klassiker, ein Album, das packt, gefangen nimmt - und schlicht mehr Beachtung verdient hätte.

Trotz der allenthalben präsenten Rush-Anleihen haben HC einen völlig eigenen Stil - sogar so eigen, dass man ihn in der Szene gerne auch genreübergreifend kaum in ähnlicher Form findet. Die Musik ist kühl ohne kalt zu sein, ist packend, mal hart, mal vertrackt, stets getragen von einem verspielten Grundgerüst und man glaubt zu spüren, wie sehr diese Band ihre eigenen Songs lebt. Solange allerdings permanent im Progressive-Metal-Sektor nur auf die "großen Klassiker" und Künstler verwiesen wird, dürfte kaum Jemand auf die Idee kommen, eine so grandiose Band wie Heaven's Cry überhaupt nur anzutesten. Sollte man aber dringlichst....
 
Bergfest!

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1992: Fast schon traumatisiert vom Tode Freddie Mercurys und dem hiermit für mich fest verbundenen Ende von Queen (alles nach "Innuendo" zählt für mich nicht mehr) habe ich dem Erscheinen von "Back to the Light" extremst entgegen gefiebert. Schon 1991 war die Single "Driven by you" erschienen, die ich mir als 7" noch am Erscheinungstag in einem Plattenladen (!) gekauft hatte: ein netter Poprocksong, gleichermaßen ein Werbesong für Ford (obwohl ich die Werbung dazu bis heute nicht gesehen habe).

May hatte bis zu diesem Zeitpunkt nur ein einziges Soloalbum veröffentlicht: das "Starfleet"-Project mit Eddie van Halen. Die entsprechende Scheibe habe ich mir seinerzeit auf Vinyl (!) auf einer Plattenbörse für horrendes Geld besorgt, da es unglaublich schwierig war, an dieses Kleinod heranzukommen. Diese Platte bestand neben dem titelgebenden "Starfleet" (wurde für eine engliche Si-Fi-Kinderserie verwendet) aus den beiden ausufernden Session-Tracks "Let me out" und "Blues Breaker". War "Starfleet" ein wenig wie eine "Extended-Version" des Flash-Gordon-Soundtracks, so waren es speziell die beiden blueslastigen Songs, die es mir angetan hatten. Sicherlich ist May nicht unbedingt der prädestinierte Blues-Gitarrist, und doch beweisen sowohl er wie auch Kollege EVH hier, dass sie es durchaus können - und das sogar in einer tatsächlich eher härteren Version.

Was also ließ sich auf dieser Basis ("Starfleet-EP" zzgl. "Driven by you") nun erwarten? Nun, definitiv kein eindimensionales Album! Obendrein sorgte allein der Name Cozy Powell (ich liebe dessen Drumming und werde es wohl immer tun - obwohl nicht wenige "vom Fach" Powell durchaus Mängel im technischen Bereich unterstellen) für weitere Vorfreude. Genug des Vorspiels - hier nun "Back to the Light":

"The Dark" ist ein Intro zur Platte: atmosphärisch, kurz, schlicht eine Einleitung und im Grunde nichts weiter als die Überleitung in den das Album eröffnenden Titeltrack. Dieser ist getragen, weist durchaus Queen-Züge auf und ist erstaunlich ruhig für einen Opener. Der Refrain - in Verbindung mit Freddies Tod gesetzt, etwas, das mir unweigerlich in den Sinn kommt beim Hören, damals wie heute - jagt einem tatsächlich einen Schauer über den Rücken. May kann also solo, "Back to the Light" pendelt zwischen Power-Pop und Poprock, sicherlich gibt es größere Songs dieser Bauart, doch "Back to the Light" macht eine mehr als passable Figur, wenn auch nicht zwingend auf bestem Queen-Niveau, so doch in jedem Fall um Längen vor Vergleichbarem.

Ein hartes Rockriff eröffnet "Love Token": May verlässt den Kuschel-und Bombastpfad, der Song brät mächtig, ist ein produziert und Powells Drums nageln das Teil mächtig nach vorn. Dazu die Queen-ähnlichen Chöre und diese Art Solo, die nur ein Brian May aus seiner Red-Special zaubern kann. Unweigerlich stellt man sich die Frage, wie denn "Hammer to fall" in einer solchen Produktion und mit mehr Fokus auf den Drums geklungen hätte. Bockstarkes Hardrockstück, dessen Honky-Tonk-Ende schlussendlich nicht so hundertprozentig passen mag....

....und in ein weiteres Intro mündet, das "Resurrection" einleitet: Großartig, phantastisch, Metal! Leider ist Brians Stimme einfach dünn (wird immer so sein für meine Ohren), doch das Instrumentale...der absolute Hammer! Gitarrenarbeit vom Allerfeinsten, die Drums von Powell hämmern, ein Fest für Freunde von harten Klängen, es stampft, walzt, macht einen schlicht fertig! Da spielt es kaum ein Rolle, dass das Stück in instrumentaler und nicht komplett ausgearbeiteter Form schon auf Powells Soloalbum "The Drums are back" zu finden war - wo es aber um Längen zahnloser wirkt. Ein wenig erinnert das Ding gar an die Sabbath-Alben "Headless Cross" bzw. "Tyr" - wobei May hier aber entschieden mehr Drive einbringt.

Es folgt der Tränentreiber "Too much Love will kill you", schon bekannt vom Freddie-Mercury-Tribute. Tatsächlich spielt auch hier der Tod Mercurys noch einmal eine Rolle, denn nicht zuletzt aufgrund der Präsentation des Songs auf dem Tribute-Konzert hat man hier ganz spezielle Bilder im Kopf, auch vom Wembley-Stadion und einer Masse an Fans, die Abschied vom wohl größten Frontmann aller Zeiten nimmt. Für sich betrachtet ist das Ding sogar eher unspektakulär und die auf "Made in Heaven" veröffentlichte Version mit Freddie an den Vocals zeigt nochmals auf, wie wichtig der Gesang gerade auch bei solchen Songs ist.

Zu "Driven by you" hatte ich eingangs schon etwas vermerkt: mit einem gewissen "Breakthru'-"Charakter ausgestattet, wenn auch eher gediegener. Schon ein schönes Stück, aber für meine Ohren so aus heutiger Sicht eher poppig. In jedem Fall wäre das Ding auch auf einem Queen-Album zwischen "The Works" und "The Miracle" durchaus bestens platziert gewesen.

Das folgende "Nothing but blue" ist ebenfalls schon auf Powells Solowerk "The Drums are back" in instrumentaler Version zu finden, nennt sich dort "Somewhere in Time". Balladesk, nicht wirklich ein "Must-Hear", atmospährisch trifft es noch mal recht gut.

Dem Ausflug in ruhigere Gefilde lässt May mit "I'm scared" einen weiteren Rocker folgen, kommt aber hierbei nicht an das Niveau von "Love Token" heran. Auch hier ist man permanent in der Überlegung, wie das Ding auf einem Queen-Album mit Freddies Gesang getönt hätte - möglicherweise hätte man da die richtige Sahnehaube gehabt.

Ui - Countrysounds! Nicht so neu, man denke an "39" von Queen, Brians Faible für amerikanische Klänge ist so neu also nicht. Tatsächlich nett, ein neuer Farbtupfer auf dem Album, erinnert ein wenig an benanntes "39", ohne dessen Klasse zu erreichen. Irgendwie Lagerfeuerromantik.

Mit "Last Horizon" wird es noch mal instrumental und ruhig bis nachdenklich. Kein Instrumental für die Ewigkeit, aber schön gemacht und passend zum Songtitel, im Idealfall also bei Sonnenuntergang zu genießen.

"Just one Life" ist einem weiteren Verstorbenen gewidmet: dem Schauspieler Philip Sayer. Selbigen hat May wohl persönlich nie getroffen, scheinbar war er aber von dessen Schaffen so angetan, dass er diesen Song geschrieben hat. "Just..." ist entschlackter als "Too much Love will kill you", schwingt sich dann zum Ende hin doch ein wenig mehr ins Pathos.

Das Small-Faces-Cover "Rollin' over" beendet "Back to the Light" mit einem weiteren Gitarrenspektakel: Gelungenes Cover, das Spaß macht.

Aus heutiger Sicht wäre "Back to the Light" noch mit Ach- und Krach eine 7,5 für mich, zu schwach ist das Album in der 2. Hälfte. Seinerzeit war es das "Ersatz-Queen-Album" für mich, denn letztlich war Mays Gitarrensound für das Gesamtkonstrukt Queen ebenso wichtig wie Mercurys Stimme. Für die Ewigkeit wird immer "Resurrection" sein, ein Hammertrack, den ich mir gern mit einem Sänger mit mehr Power in der Stimme gewünscht hätte: so wichtig Mays Stimmfarbe für die Queen-Chöre (auch hier präsent) gewesen ist, so dünn wirkt sie in der Alleinstellung im Kontext mit der Rockmusik, speziell wirklich harten Tracks wie eben "Resurrection".

Am Ende ändert es nichts an meiner Verehrung für den Mann als Musiker (neben Richtie Blackmore, Gary Moore und Ian Crichton einer meiner Lieblingsgitarristen), sowie als Menschen, wie man ihn aus der Distanz eben wahrnehmen kann. Ich bin sicher kein typischer Fanboy, aber eine Tasse Tee mit Professor May, das würde ich mir durchaus gefallen lassen.

Für "Back to the Light" gilt: ich mag das Album - und es ist mit einem Haufen Erinnerungen verbunden. Auch, wenn es mir nun musikalisch nicht mehr so viel bedeutet, so hat es doch einen speziellen Platz in meinem Herzen - nicht zuletzt aufgrund des seinerzeit auch großartigen Konzerts von Brian in Köln.
 
Ein Album, an dem sich bis heute die Geister scheiden...

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Bekanntermaßen waren sich die Herren Dio und Blackmore schon zu Zeiten von "Long live Rock'n Roll" nicht mehr so wirklich einig, in welche Richtung man nun weiterhin gehen wollte: so setzte Dio dem Vernehmen nach auf eine Fortsetzung der bisherigen Ausrichtung und das Fortführen auf der episch-hardrockigen Schiene mit klarer und harter Kante, demgegenüber schielte Blackmore eher auf den amerikanischen (Mainstream-)Markt und die damit verbundene Kohle.

Nun, wer hier Chef im Ring war dürfte unbestritten sein und die Geschichte weiter im Detail auszuführen wäre entweder zu spekulativ oder zu langweilig anhand zahlreicher bereits bekannter Fakten, das Ergebnis indes war der Abschied von Dio und der Einstieg von Graham Bonnet - sowie 2 als Radio-Singles konzipierte Dreieinhalb- bzw. Vierminüter, die auf den Namen "All Night long" bzw. "Since you've been gone" hören. Während "All Night long" tatsächlich noch aus der Feder von Blackmore stammt und auch ein wenig an eine kommzerialisierte Fortführung von "Long Live Rock'n Roll" vom Vorgänger erinnert wurde für "Since..." der Songwriter Russ Ballard verpflichtet ("verursachte" im Übrigen viele Jahre später auch den Magnum-Totalausfall "Rockin' Chair") - wohl die "Nummer Sicher" für den US-Markt.

Es sei nun anzumerken, dass "Down to Earth" nach "Difficult to Cure" mein 2. Rainbow-Album war - heißt: die Großtaten (das Debut, "Rising" und "Long live Rock'n Roll") waren mir (noch) absolut kein Begriff und ich erwarb das Album im Fahrwasser von Purples "Slaves and Masters", das im Purple-Kontext einen ähnlich diskussionswürdigen Stellenwert einnimmt wie "Down to Earth" im Rainbow-Kosmos. Und ich gebe es gerne zu: mich hat das Album schlicht geflasht! Und ja, ich bekenne sehr gerne: auch heute tut es das noch in weiten Teilen, anders, als es die späteren Werke mit JLT am Mikro tun.

Man kann über "All Night long" nun sagen was man mag, aber hier hing die Discokugel bei Weitem noch nicht so tief, wie dies z.B. bei den Kollegen von KISS und ihrem unsäglichen "I was made for Loving you" der Fall war: da ist durchaus noch Rotz und Mr. Bonnets "Wohohohoho" kommt mit Schmackes und nicht weichgespült. Live wurde das Ding indes ohnehin immer ein wenig schneller gespielt: in großartiger Form, wenn der Herr Blackmore darauf Bock hatte, in eher "Muss-fertig-werden-weil-das-jeder-hören-will-ich-mag-es-aber-nicht-mehr-spielen"-Form, wenn Mr. Blackmore eben einen seiner schwärzeren der schwarzen Tage hatte. Am Ende bekenne ich gern: ich drehe das Radio sehr gern lauter, wenn ich das Ding dort vernehme, gleichermaßen käme ich nie auf die Idee, den Track beim Hören des Albums an sich zu skippen hin zu....

"Eyes of the World", welches den Spirit seiner Vorgängeralben trotz polierterer Produktion noch trägt: gerade hier fehlen aus heutiger Sicht die Vocals eine Dio, denn die hätten diesen ohnehin für meine Ohren episch-großartigen Song noch ein wenig epischer und großartiger gemacht. Die Keys tönen "moderner", ansonsten hätte das Teil problemlos auf die Vorgängeralben gepasst - wohl ein Zugeständnis an die "Altfans" seinerzeit.

Mit "No Time to Lose" lässt man einen Gute-Laune-Rocker folgen, der sich klar von denen der DIO-Phase abhebt, zieht man hier so großartige Stücke wie "Starstruck" oder "Run with the Wolf" zum Vergleich heran: "No Time..." hat diesen AOR-Vibe, sogar prägnanter als beim Opener, klingt immer noch ein wenig britisch, aber mit einem Auge in Richtung US-Markt. So im Nachhinein wäre das auch in anderer Form ein Song, den Boston oder Journey hätten einspielen können, auch, wenn er dort ein wenig anders eingefärbt gewesen wäre: Rainbow bewahren sich hier doch noch eine etwas weniger polierte Version, auch bietet Bonnets Gesang eben Dreck und keine Politur, somit bleibt das Ganze in sich doch erdiger.

"Makin' Love" ist der Hit, der irgendwie nie einer wurde - bis hin zum großartigen Solo, das nur ein Blackmore in dieser Form liefern kann. Man darf das Ding sogar gerne unter "Pop" einsortieren - und irritierenderweise frage ich mich auch hier sehr gerne, wie denn das mit den Vocals von Herrn Dio geklungen hätte. Ungewöhnlich, ganz sicher, darf man auch verteufeln, wenn man nun purer Verfechter von harten Sounds ist - ich komme mit dem Ding prima klar.

Nun denn, "Since you've been gone" ist nun eben "Since you've been gone": so recht mag es nicht zu Rainbow passen und doch ist es andererseits für Viele sogar ein Signitature-Song - mag man eben so oder so sehen. Ballard hat bessere Stücke geschrieben, ganz ohne Frage (nehmen wir nur mal das ganz großartige "Voices") und auf den ersten Hör mag es auch gar nicht so wirklich in die Rainbow-Welt passen - doch das tat auch schon "Makin' Love" nicht. "Totgenudelt" mag auch manch einer schreien und hat damit ganz sicher nicht unrecht.

Mit "Love's no Friend" wird es ein wenig bluesig und es kommen einem durchaus Parallelen zur "Stormbringer"-Phase von Purple in den Sinn. Aus heutiger Sicht mag ich die Schwere dieses Songs sehr und ich finde, er geht ein wenig im Schaffen des Herrn Blackmore unter. Ein wenig zu pompös vielleicht und da Mr. Bonnet weder an Herrn Dio, noch an Herrn Coverdale heranreicht natürlich auch gesanglich nicht am Nonplusultra - und doch eher ein Verweis an die "älteren" Zeiten.

"Danger Zone" greift so ein wenig dieses Gute-Laune-Feeling von "No Time to lose" auf, ist keinen Deut besser oder schlechter und lebt ebenfalls vom der herausragenden Arbeit der Musiker, die den Song über die Grenze zum "Gibt-es-schon-zigfach" retten. Wer das Album bis hierher gehört hat und mit den Dio-Großtaten vergleicht, der wird in der Tat sehr ernüchtert sein und einfach "seine" Rainbow vermissen - und sich leidlich mit einem "Eyes of the World" trösten können, vielleicht auch "Love's no Friend" - ansonsten aber...

...ist man schon beim Rausschmeißer "Lost in Hollywood" angekommen: und der entschädigt noch mal für so Vieles und klingt klar nach "Dio-Rainbow" - sogar bis hin zur Produktion, die mit einem Mal zu knallen scheint. Toller Refrain, toller Song, auch so eine Perle, die selten genannt wird, wenn es um Rainbow geht....

Nun denn, ist "Down to Earth" ein schlechtes Album? Kann man das überhaupt so differenziert beantworten nach Werken wie "Rising", "On Stage" und "Long live Rock'n Roll", die in meiner Welt den Begriff "Hardrock" in seiner ursprünglichen Form um Längen mehr geprägt haben als alle Werke von Black Sabbath mit Ozzy zusammen? Im direkten Vergleich zu diesen Jahrhundertalben unter dem gleichen Banner kann "DtE" natürlich nur verlieren - aber "schlecht"?

Noch heute gerne aufgelegt (sonst: hier ja keine Rezi ;-)) ist "Down to Earth" ein Vorbote dessen, was mit dem unsäglichen "Straight between the Eyes" seinen eher unrühmlichen Höhepunkt fand: die Umstrukturierung einer erdigen Hardrockband zu einer stadionrockorientierten Mainstreamband. Diesem Vorboten gelingt es durchaus in Teilen noch sehr überzeugend und auch meilenweit vor der Konkurrenz zu agieren, dazu kommt ein Experiment der Marke "Makin' Love" und das großartige "Lost in Hollywood", das am Ende nicht nur versöhnt, sondern überzeugt. Überdies ziehe ich den eher mir Rotz versehenen Gesang eines kurzhaarigen Graham Bonnet jederzeit dem austauschbaren Gejaule eines JLT vor - selbst, wenn dieser in Sachen Technik sicher ganz klar vorne liegen dürfte.

In meiner Welt ist "Down to Earth" (sehr) gut gealtert, nicht mehr, nicht weniger - das können eine Menge anderer Alben nicht von sich behaupten. Das Werk versprüht einen eigenen Spätsiebziger Charme, der auch in Teilen noch auf dem Nachfolger "Difficult to cure" zu finden war, in sich aber schon einen ganz eigenen Platz im Schaffen von Rainbow einnimmt - es bleibt überdies zu beachten, dass es ohnehin keine Gitarrengötter außer Hendrix und Blackmore gibt....
 
Zuletzt bearbeitet:
Ein Album, an dem sich bis heute die Geister scheiden...

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Bekanntermaßen waren sich die Herren Dio und Blackmore schon zu Zeiten von "Long live Rock'n Roll" nicht mehr so wirklich einig, in welche Richtung man nun weiterhin gehen wollte: so setzte Dio dem Vernehmen nach auf eine Fortsetzung der bisherigen Ausrichtung und das Fortführen auf der episch-hardrockigen Schiene mit klarer und harter Kante, demgegenüber schielte Blackmore eher auf den amerikanischen (Mainstream-)Markt und die damit verbundene Kohle.

Nun, wer hier Chef im Ring war dürfte unbestritten sein und die Geschichte weiter im Detail auszuführen wäre entweder zu spekulativ oder zu langweilig anhand zahlreicher bereits bekannter Fakten, das Ergebnis indes war der Abschied von Dio und der Einstieg von Graham Bonnet - sowie 2 als Radio-Singles konzipierte Dreieinhalb- bzw. Vierminüter, die auf den Namen "All Night long" bzw. "Since you've been gone" hören. Während "All Night long" tatsächlich noch aus der Feder von Blackmore stammt und auch ein wenig an eine kommzerialisierte Fortführung von "Long Live Rock'n Roll" vom Vorgänger erinnert wurde für "Since..." der Songwriter Russ Ballard verpflichtet ("verursachte" im Übrigen viele Jahre später auch den Magnum-Totalausfall "Rockin' Chair") - wohl die "Nummer Sicher" für den US-Markt.

Es sei nun anzumerken, dass "Down to Earth" nach "Difficult to Cure" mein 2. Rainbow-Album war - heißt: die Großtaten (das Debut, "Rising" und "Long live Rock'n Roll") waren mir (noch) absolut kein Begriff und ich erwarb das Album im Fahrwasser von Purples "Slaves and Masters", das im Purple-Kontext einen ähnlich diskussionswürdigen Stellenwert einnimmt wie "Down to Earth" im Rainbow-Kosmos. Und ich gebe es gerne zu: mich hat das Album schlicht geflasht! Und ja, ich bekenne sehr gerne: auch heute tut es das noch in weiten Teilen, anders, als es die späteren Werke mit JLT am Mikro tun.

Man kann über "All Night long" nun sagen was man mag, aber hier hing die Discokugel bei Weitem noch nicht so tief, wie dies z.B. bei den Kollegen von KISS und ihrem unsäglichen "I was made for Loving you" der Fall war: da ist durchaus noch Rotz und Mr. Bonnets "Wohohohoho" kommt mit Schmackes und nicht weichgespült. Live wurde das Ding indes ohnehin immer ein wenig schneller gespielt: in großartiger Form, wenn der Herr Blackmore darauf Bock hatte, in eher "Muss-fertig-werden-weil-das-jeder-hören-will-ich-mag-es-aber-nicht-mehr-spielen"-Form, wenn Mr. Blackmore eben einen seiner schwärzeren der schwarzen Tage hatte. Am Ende bekenne ich gern: ich drehe das Radio sehr gern lauter, wenn ich das Ding dort vernehme, gleichermaßen käme ich nie auf die Idee, den Track beim Hören des Albums an sich zu skippen hin zu....

"Eyes of the World", welches den Spirit seiner Vorgängeralben trotz polierterer Produktion noch trägt: gerade hier fehlen aus heutiger Sicht die Vocals eine Dio, denn die hätten diesen ohnehin für meine Ohren episch-großartigen Song noch ein wenig epischer und großartiger gemacht. Die Keys tönen "moderner", ansonsten hätte das Teil problemlos auf die Vorgängeralben gepasst - wohl ein Zugeständnis an die "Altfans" seinerzeit.

Mit "No Time to Lose" lässt man einen Gute-Laune-Rocker folgen, der sich klar von denen der DIO-Phase abhebt, zieht man hier so großartige Stücke wie "Starstruck" oder "Run with the Wolf" zum Vergleich heran: "No Time..." hat diesen AOR-Vibe, sogar prägnanter als beim Opener, klingt immer noch ein wenig britisch, aber mit einem Auge in Richtung US-Markt. So im Nachhinein wäre das auch in anderer Form ein Song, den Boston oder Journey hätten einspielen können, auch, wenn er dort ein wenig anders eingefärbt gewesen wäre: Rainbow bewahren sich hier doch noch eine etwas weniger polierte Version, auch bietet Bonnets Gesang eben Dreck und keine Politur, somit bleibt das Ganze in sich doch erdiger.

"Makin' Love" ist der Hit, der irgendwie nie einer wurde - bis hin zum großartigen Solo, das nur ein Blackmore in dieser Form liefern kann. Man darf das Ding sogar gerne unter "Pop" einsortieren - und irritierenderweise frage ich mich auch hier sehr gerne, wie denn das mit den Vocals von Herrn Dio geklungen hätte. Ungewöhnlich, ganz sicher, darf man auch verteufeln, wenn man nun purer Verfechter von harten Sounds ist - ich komme mit dem Ding prima klar.

Nun denn, "Since you've been gone" ist nun eben "Since you've been gone": so recht mag es nicht zu Rainbow passen und doch ist es andererseits für Viele sogar ein Signitature-Song - mag man eben so oder so sehen. Ballard hat bessere Stücke geschrieben, ganz ohne Frage (nehmen wir nur mal das ganz großartige "Voices") und auf den ersten Hör mag es auch gar nicht so wirklich in die Rainbow-Welt passen - doch das tat auch schon "Makin' Love" nicht. "Totgenudelt" mag auch manch einer schreien und hat damit ganz sicher nicht unrecht.

Mit "Love's no Friend" wird es ein wenig bluesig und es kommen einem durchaus Parallelen zur "Stormbringer"-Phase von Purple in den Sinn. Aus heutiger Sicht mag ich die Schwere dieses Songs sehr und ich finde, er geht ein wenig im Schaffen des Herrn Blackmore unter. Ein wenig zu pompös vielleicht und da Mr. Bonnet weder an Herrn Dio, noch an Herrn Coverdale heranreicht natürlich auch gesanglich nicht am Nonplusultra - und doch eher ein Verweis an die "älteren" Zeiten.

"Danger Zone" greift so ein wenig dieses Gute-Laune-Feeling von "No Time to lose" auf, ist keinen Deut besser oder schlechter und lebt ebenfalls vom der herausragenden Arbeit der Musiker, die den Song über die Grenze zum "Gibt-es-schon-zigfach" retten. Wer das Album bis hierher gehört hat und mit den Dio-Großtaten vergleicht, der wird in der Tat sehr ernüchtert sein und einfach "seine" Rainbow vermissen - und sich leidlich mit einem "Eyes of the World" trösten können, vielleicht auch "Love's no Friend" - ansonsten aber...

...ist man schon beim Rausschmeißer "Lost in Hollywood" angekommen: und der entschädigt noch mal für so Vieles und klingt klar nach "Dio-Rainbow" - sogar bis hin zur Produktion, die mit einem Mal zu knallen scheint. Toller Refrain, toller Song, auch so eine Perle, die selten genannt wird, wenn es um Rainbow geht....

Nun denn, ist "Down to Earth" ein schlechtes Album? Kann man das überhaupt so differenziert beantworten nach Werken wie "Rising", "On Stage" und "Long live Rock'n Roll", die in meiner Welt den Begriff "Hardrock" in seiner ursprünglichen Form um Längen mehr geprägt haben als alle Werke von Black Sabbath mit Ozzy zusammen? Im direkten Vergleich zu diesen Jahrhundertalben unter dem gleichen Banner kann "DtE" natürlich nur verlieren - aber "schlecht"?

Noch heute gerne aufgelegt (sonst: hier ja keine Rezi ;-)) ist "Down to Earth" ein Vorbote dessen, was mit dem unsäglichen "Straight between the Eyes" seinen eher unrühmlichen Höhepunkt fand: die Umstrukturierung einer erdigen Hardrockband zu einer stadionrockorientierten Mainstreamband. Diesem Vorboten gelingt es durchaus in Teilen noch sehr überzeugend und auch meilenweit vor der Konkurrenz zu agieren, dazu kommt ein Experiment der Marke "Makin' Love" und das großartige "Lost in Hollywood", das am Ende nicht nur versöhnt, sondern überzeugt. Überdies ziehe ich den eher mir Rotz versehenen Gesang eines kurzhaarigen Graham Bonnet jederzeit dem austauschbaren Gejaule eines JLT vor - selbst, wenn dieser in Sachen Technik sicher ganz klar vorne liegen dürfte.

In meiner Welt ist "Down to Earth" (sehr) gut gealtert, nicht mehr, nicht weniger - das können eine Menge anderer Alben nicht von sich behaupten. Das Werk versprüht einen eigenen Spätsiebziger Charme, der auch in Teilen noch auf dem Nachfolger "Difficult to cure" zu finden war, in sich aber schon einen ganz eigenen Platz im Schaffen von Rainbow einnimmt - es bleibt überdies zu beachten, dass es ohnehin keine Gitarrengötter außer Hendrix und Blackmore gibt....

Lief erst gestern bei mir zufällig, weil ich mal wieder Bock aufs Album hatte.:D
Tolles Album und Bonett war ein würder Ersatz für Dio, finde ich. Schade das es nur für ein Album gereicht hat.
Aber "All Night Long", "The Eyes Of The World" oder "Lost In Hollywood" zählen für mich zu den besten Rainbow Songs.
 
Bergfest!

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1992: Fast schon traumatisiert vom Tode Freddie Mercurys und dem hiermit für mich fest verbundenen Ende von Queen (alles nach "Innuendo" zählt für mich nicht mehr) habe ich dem Erscheinen von "Back to the Light" extremst entgegen gefiebert. Schon 1991 war die Single "Driven by you" erschienen, die ich mir als 7" noch am Erscheinungstag in einem Plattenladen (!) gekauft hatte: ein netter Poprocksong, gleichermaßen ein Werbesong für Ford (obwohl ich die Werbung dazu bis heute nicht gesehen habe).

May hatte bis zu diesem Zeitpunkt nur ein einziges Soloalbum veröffentlicht: das "Starfleet"-Project mit Eddie van Halen. Die entsprechende Scheibe habe ich mir seinerzeit auf Vinyl (!) auf einer Plattenbörse für horrendes Geld besorgt, da es unglaublich schwierig war, an dieses Kleinod heranzukommen. Diese Platte bestand neben dem titelgebenden "Starfleet" (wurde für eine engliche Si-Fi-Kinderserie verwendet) aus den beiden ausufernden Session-Tracks "Let me out" und "Blues Breaker". War "Starfleet" ein wenig wie eine "Extended-Version" des Flash-Gordon-Soundtracks, so waren es speziell die beiden blueslastigen Songs, die es mir angetan hatten. Sicherlich ist May nicht unbedingt der prädestinierte Blues-Gitarrist, und doch beweisen sowohl er wie auch Kollege EVH hier, dass sie es durchaus können - und das sogar in einer tatsächlich eher härteren Version.

Was also ließ sich auf dieser Basis ("Starfleet-EP" zzgl. "Driven by you") nun erwarten? Nun, definitiv kein eindimensionales Album! Obendrein sorgte allein der Name Cozy Powell (ich liebe dessen Drumming und werde es wohl immer tun - obwohl nicht wenige "vom Fach" Powell durchaus Mängel im technischen Bereich unterstellen) für weitere Vorfreude. Genug des Vorspiels - hier nun "Back to the Light":

"The Dark" ist ein Intro zur Platte: atmosphärisch, kurz, schlicht eine Einleitung und im Grunde nichts weiter als die Überleitung in den das Album eröffnenden Titeltrack. Dieser ist getragen, weist durchaus Queen-Züge auf und ist erstaunlich ruhig für einen Opener. Der Refrain - in Verbindung mit Freddies Tod gesetzt, etwas, das mir unweigerlich in den Sinn kommt beim Hören, damals wie heute - jagt einem tatsächlich einen Schauer über den Rücken. May kann also solo, "Back to the Light" pendelt zwischen Power-Pop und Poprock, sicherlich gibt es größere Songs dieser Bauart, doch "Back to the Light" macht eine mehr als passable Figur, wenn auch nicht zwingend auf bestem Queen-Niveau, so doch in jedem Fall um Längen vor Vergleichbarem.

Ein hartes Rockriff eröffnet "Love Token": May verlässt den Kuschel-und Bombastpfad, der Song brät mächtig, ist ein produziert und Powells Drums nageln das Teil mächtig nach vorn. Dazu die Queen-ähnlichen Chöre und diese Art Solo, die nur ein Brian May aus seiner Red-Special zaubern kann. Unweigerlich stellt man sich die Frage, wie denn "Hammer to fall" in einer solchen Produktion und mit mehr Fokus auf den Drums geklungen hätte. Bockstarkes Hardrockstück, dessen Honky-Tonk-Ende schlussendlich nicht so hundertprozentig passen mag....

....und in ein weiteres Intro mündet, das "Resurrection" einleitet: Großartig, phantastisch, Metal! Leider ist Brians Stimme einfach dünn (wird immer so sein für meine Ohren), doch das Instrumentale...der absolute Hammer! Gitarrenarbeit vom Allerfeinsten, die Drums von Powell hämmern, ein Fest für Freunde von harten Klängen, es stampft, walzt, macht einen schlicht fertig! Da spielt es kaum ein Rolle, dass das Stück in instrumentaler und nicht komplett ausgearbeiteter Form schon auf Powells Soloalbum "The Drums are back" zu finden war - wo es aber um Längen zahnloser wirkt. Ein wenig erinnert das Ding gar an die Sabbath-Alben "Headless Cross" bzw. "Tyr" - wobei May hier aber entschieden mehr Drive einbringt.

Es folgt der Tränentreiber "Too much Love will kill you", schon bekannt vom Freddie-Mercury-Tribute. Tatsächlich spielt auch hier der Tod Mercurys noch einmal eine Rolle, denn nicht zuletzt aufgrund der Präsentation des Songs auf dem Tribute-Konzert hat man hier ganz spezielle Bilder im Kopf, auch vom Wembley-Stadion und einer Masse an Fans, die Abschied vom wohl größten Frontmann aller Zeiten nimmt. Für sich betrachtet ist das Ding sogar eher unspektakulär und die auf "Made in Heaven" veröffentlichte Version mit Freddie an den Vocals zeigt nochmals auf, wie wichtig der Gesang gerade auch bei solchen Songs ist.

Zu "Driven by you" hatte ich eingangs schon etwas vermerkt: mit einem gewissen "Breakthru'-"Charakter ausgestattet, wenn auch eher gediegener. Schon ein schönes Stück, aber für meine Ohren so aus heutiger Sicht eher poppig. In jedem Fall wäre das Ding auch auf einem Queen-Album zwischen "The Works" und "The Miracle" durchaus bestens platziert gewesen.

Das folgende "Nothing but blue" ist ebenfalls schon auf Powells Solowerk "The Drums are back" in instrumentaler Version zu finden, nennt sich dort "Somewhere in Time". Balladesk, nicht wirklich ein "Must-Hear", atmospährisch trifft es noch mal recht gut.

Dem Ausflug in ruhigere Gefilde lässt May mit "I'm scared" einen weiteren Rocker folgen, kommt aber hierbei nicht an das Niveau von "Love Token" heran. Auch hier ist man permanent in der Überlegung, wie das Ding auf einem Queen-Album mit Freddies Gesang getönt hätte - möglicherweise hätte man da die richtige Sahnehaube gehabt.

Ui - Countrysounds! Nicht so neu, man denke an "39" von Queen, Brians Faible für amerikanische Klänge ist so neu also nicht. Tatsächlich nett, ein neuer Farbtupfer auf dem Album, erinnert ein wenig an benanntes "39", ohne dessen Klasse zu erreichen. Irgendwie Lagerfeuerromantik.

Mit "Last Horizon" wird es noch mal instrumental und ruhig bis nachdenklich. Kein Instrumental für die Ewigkeit, aber schön gemacht und passend zum Songtitel, im Idealfall also bei Sonnenuntergang zu genießen.

"Just one Life" ist einem weiteren Verstorbenen gewidmet: dem Schauspieler Philip Sayer. Selbigen hat May wohl persönlich nie getroffen, scheinbar war er aber von dessen Schaffen so angetan, dass er diesen Song geschrieben hat. "Just..." ist entschlackter als "Too much Love will kill you", schwingt sich dann zum Ende hin doch ein wenig mehr ins Pathos.

Das Small-Faces-Cover "Rollin' over" beendet "Back to the Light" mit einem weiteren Gitarrenspektakel: Gelungenes Cover, das Spaß macht.

Aus heutiger Sicht wäre "Back to the Light" noch mit Ach- und Krach eine 7,5 für mich, zu schwach ist das Album in der 2. Hälfte. Seinerzeit war es das "Ersatz-Queen-Album" für mich, denn letztlich war Mays Gitarrensound für das Gesamtkonstrukt Queen ebenso wichtig wie Mercurys Stimme. Für die Ewigkeit wird immer "Resurrection" sein, ein Hammertrack, den ich mir gern mit einem Sänger mit mehr Power in der Stimme gewünscht hätte: so wichtig Mays Stimmfarbe für die Queen-Chöre (auch hier präsent) gewesen ist, so dünn wirkt sie in der Alleinstellung im Kontext mit der Rockmusik, speziell wirklich harten Tracks wie eben "Resurrection".

Am Ende ändert es nichts an meiner Verehrung für den Mann als Musiker (neben Richtie Blackmore, Gary Moore und Ian Crichton einer meiner Lieblingsgitarristen), sowie als Menschen, wie man ihn aus der Distanz eben wahrnehmen kann. Ich bin sicher kein typischer Fanboy, aber eine Tasse Tee mit Professor May, das würde ich mir durchaus gefallen lassen.

Für "Back to the Light" gilt: ich mag das Album - und es ist mit einem Haufen Erinnerungen verbunden. Auch, wenn es mir nun musikalisch nicht mehr so viel bedeutet, so hat es doch einen speziellen Platz in meinem Herzen - nicht zuletzt aufgrund des seinerzeit auch großartigen Konzerts von Brian in Köln.


Ich höre sie auch recht selten (bis gar nie),aber wie bei Dir hat sie einen besonderen Stellenwert.Coole Scheibe.
 
Ein Album, an dem sich bis heute die Geister scheiden...

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Bekanntermaßen waren sich die Herren Dio und Blackmore schon zu Zeiten von "Long live Rock'n Roll" nicht mehr so wirklich einig, in welche Richtung man nun weiterhin gehen wollte: so setzte Dio dem Vernehmen nach auf eine Fortsetzung der bisherigen Ausrichtung und das Fortführen auf der episch-hardrockigen Schiene mit klarer und harter Kante, demgegenüber schielte Blackmore eher auf den amerikanischen (Mainstream-)Markt und die damit verbundene Kohle.

Nun, wer hier Chef im Ring war dürfte unbestritten sein und die Geschichte weiter im Detail auszuführen wäre entweder zu spekulativ oder zu langweilig anhand zahlreicher bereits bekannter Fakten, das Ergebnis indes war der Abschied von Dio und der Einstieg von Graham Bonnet - sowie 2 als Radio-Singles konzipierte Dreieinhalb- bzw. Vierminüter, die auf den Namen "All Night long" bzw. "Since you've been gone" hören. Während "All Night long" tatsächlich noch aus der Feder von Blackmore stammt und auch ein wenig an eine kommzerialisierte Fortführung von "Long Live Rock'n Roll" vom Vorgänger erinnert wurde für "Since..." der Songwriter Russ Ballard verpflichtet ("verursachte" im Übrigen viele Jahre später auch den Magnum-Totalausfall "Rockin' Chair") - wohl die "Nummer Sicher" für den US-Markt.

Es sei nun anzumerken, dass "Down to Earth" nach "Difficult to Cure" mein 2. Rainbow-Album war - heißt: die Großtaten (das Debut, "Rising" und "Long live Rock'n Roll") waren mir (noch) absolut kein Begriff und ich erwarb das Album im Fahrwasser von Purples "Slaves and Masters", das im Purple-Kontext einen ähnlich diskussionswürdigen Stellenwert einnimmt wie "Down to Earth" im Rainbow-Kosmos. Und ich gebe es gerne zu: mich hat das Album schlicht geflasht! Und ja, ich bekenne sehr gerne: auch heute tut es das noch in weiten Teilen, anders, als es die späteren Werke mit JLT am Mikro tun.

Man kann über "All Night long" nun sagen was man mag, aber hier hing die Discokugel bei Weitem noch nicht so tief, wie dies z.B. bei den Kollegen von KISS und ihrem unsäglichen "I was made for Loving you" der Fall war: da ist durchaus noch Rotz und Mr. Bonnets "Wohohohoho" kommt mit Schmackes und nicht weichgespült. Live wurde das Ding indes ohnehin immer ein wenig schneller gespielt: in großartiger Form, wenn der Herr Blackmore darauf Bock hatte, in eher "Muss-fertig-werden-weil-das-jeder-hören-will-ich-mag-es-aber-nicht-mehr-spielen"-Form, wenn Mr. Blackmore eben einen seiner schwärzeren der schwarzen Tage hatte. Am Ende bekenne ich gern: ich drehe das Radio sehr gern lauter, wenn ich das Ding dort vernehme, gleichermaßen käme ich nie auf die Idee, den Track beim Hören des Albums an sich zu skippen hin zu....

"Eyes of the World", welches den Spirit seiner Vorgängeralben trotz polierterer Produktion noch trägt: gerade hier fehlen aus heutiger Sicht die Vocals eine Dio, denn die hätten diesen ohnehin für meine Ohren episch-großartigen Song noch ein wenig epischer und großartiger gemacht. Die Keys tönen "moderner", ansonsten hätte das Teil problemlos auf die Vorgängeralben gepasst - wohl ein Zugeständnis an die "Altfans" seinerzeit.

Mit "No Time to Lose" lässt man einen Gute-Laune-Rocker folgen, der sich klar von denen der DIO-Phase abhebt, zieht man hier so großartige Stücke wie "Starstruck" oder "Run with the Wolf" zum Vergleich heran: "No Time..." hat diesen AOR-Vibe, sogar prägnanter als beim Opener, klingt immer noch ein wenig britisch, aber mit einem Auge in Richtung US-Markt. So im Nachhinein wäre das auch in anderer Form ein Song, den Boston oder Journey hätten einspielen können, auch, wenn er dort ein wenig anders eingefärbt gewesen wäre: Rainbow bewahren sich hier doch noch eine etwas weniger polierte Version, auch bietet Bonnets Gesang eben Dreck und keine Politur, somit bleibt das Ganze in sich doch erdiger.

"Makin' Love" ist der Hit, der irgendwie nie einer wurde - bis hin zum großartigen Solo, das nur ein Blackmore in dieser Form liefern kann. Man darf das Ding sogar gerne unter "Pop" einsortieren - und irritierenderweise frage ich mich auch hier sehr gerne, wie denn das mit den Vocals von Herrn Dio geklungen hätte. Ungewöhnlich, ganz sicher, darf man auch verteufeln, wenn man nun purer Verfechter von harten Sounds ist - ich komme mit dem Ding prima klar.

Nun denn, "Since you've been gone" ist nun eben "Since you've been gone": so recht mag es nicht zu Rainbow passen und doch ist es andererseits für Viele sogar ein Signitature-Song - mag man eben so oder so sehen. Ballard hat bessere Stücke geschrieben, ganz ohne Frage (nehmen wir nur mal das ganz großartige "Voices") und auf den ersten Hör mag es auch gar nicht so wirklich in die Rainbow-Welt passen - doch das tat auch schon "Makin' Love" nicht. "Totgenudelt" mag auch manch einer schreien und hat damit ganz sicher nicht unrecht.

Mit "Love's no Friend" wird es ein wenig bluesig und es kommen einem durchaus Parallelen zur "Stormbringer"-Phase von Purple in den Sinn. Aus heutiger Sicht mag ich die Schwere dieses Songs sehr und ich finde, er geht ein wenig im Schaffen des Herrn Blackmore unter. Ein wenig zu pompös vielleicht und da Mr. Bonnet weder an Herrn Dio, noch an Herrn Coverdale heranreicht natürlich auch gesanglich nicht am Nonplusultra - und doch eher ein Verweis an die "älteren" Zeiten.

"Danger Zone" greift so ein wenig dieses Gute-Laune-Feeling von "No Time to lose" auf, ist keinen Deut besser oder schlechter und lebt ebenfalls vom der herausragenden Arbeit der Musiker, die den Song über die Grenze zum "Gibt-es-schon-zigfach" retten. Wer das Album bis hierher gehört hat und mit den Dio-Großtaten vergleicht, der wird in der Tat sehr ernüchtert sein und einfach "seine" Rainbow vermissen - und sich leidlich mit einem "Eyes of the World" trösten können, vielleicht auch "Love's no Friend" - ansonsten aber...

...ist man schon beim Rausschmeißer "Lost in Hollywood" angekommen: und der entschädigt noch mal für so Vieles und klingt klar nach "Dio-Rainbow" - sogar bis hin zur Produktion, die mit einem Mal zu knallen scheint. Toller Refrain, toller Song, auch so eine Perle, die selten genannt wird, wenn es um Rainbow geht....

Nun denn, ist "Down to Earth" ein schlechtes Album? Kann man das überhaupt so differenziert beantworten nach Werken wie "Rising", "On Stage" und "Long live Rock'n Roll", die in meiner Welt den Begriff "Hardrock" in seiner ursprünglichen Form um Längen mehr geprägt haben als alle Werke von Black Sabbath mit Ozzy zusammen? Im direkten Vergleich zu diesen Jahrhundertalben unter dem gleichen Banner kann "DtE" natürlich nur verlieren - aber "schlecht"?

Noch heute gerne aufgelegt (sonst: hier ja keine Rezi ;-)) ist "Down to Earth" ein Vorbote dessen, was mit dem unsäglichen "Straight between the Eyes" seinen eher unrühmlichen Höhepunkt fand: die Umstrukturierung einer erdigen Hardrockband zu einer stadionrockorientierten Mainstreamband. Diesem Vorboten gelingt es durchaus in Teilen noch sehr überzeugend und auch meilenweit vor der Konkurrenz zu agieren, dazu kommt ein Experiment der Marke "Makin' Love" und das großartige "Lost in Hollywood", das am Ende nicht nur versöhnt, sondern überzeugt. Überdies ziehe ich den eher mir Rotz versehenen Gesang eines kurzhaarigen Graham Bonnet jederzeit dem austauschbaren Gejaule eines JLT vor - selbst, wenn dieser in Sachen Technik sicher ganz klar vorne liegen dürfte.

In meiner Welt ist "Down to Earth" (sehr) gut gealtert, nicht mehr, nicht weniger - das können eine Menge anderer Alben nicht von sich behaupten. Das Werk versprüht einen eigenen Spätsiebziger Charme, der auch in Teilen noch auf dem Nachfolger "Difficult to cure" zu finden war, in sich aber schon einen ganz eigenen Platz im Schaffen von Rainbow einnimmt - es bleibt überdies zu beachten, dass es ohnehin keine Gitarrengötter außer Hendrix und Blackmore gibt....

Ich bin ja Fan der Dioalben (Für mich alles 10 Pünkter),aber gerade diese zwei Scheiben ("DTE" 9 Punkte und "DTC" 8,5 Punkte) sind echt tolle RAINBOW Platten.
Danke für deine coolen Reviews!!!!
 
Man oh Mann, dieses Jahr fliegt. Zeit, mir mal eine Scheibe vorzunehmen, die in die Ruhmeshalle des Metal gehört:

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Lese ich so manchen Kommentar im Sava-Thread, dann schaudert es mich, welche Begrifflichkeiten teils mit diesem Album verbunden werden: Kommerz ist eine solche Begrifflichkeit. Wenn "Streets" auch nur einen Funken kommerzielles Kalkül beinhaltet, dann soll mich der Teufel holen.

Die Intensität dieses Album sucht seinesgleichen, es ist für mich ein Rätsel, wie man die Qualität und das Standing dieses Albums in irgendeiner Form auch nur im Geringsten in Zweifel ziehen kann. "Streets" ist der Höhepunkt im Schaffen der Oliva-Brüder, die ultimative Verbindung aus Metal und Bombast. Es ist für mich bis heute absolut unbegreiflich, warum es nie zum Musical gekommen ist, das man aus diesem Werk machen wollte: womöglich war es am Ende doch zu kommerziell.

Der Opener und Titeltrack ist schwermütig, getragen, bereitet den Nährboden für die Story des Albums. Die Screams von Jon Oliva, die schneidende Gitarre seines Bruders, ein absoluter Mördertrack. Man höre dieses Stück im Halbdunkel und lasse sich einfach in die Stimmung fallen: bedrohlich, faszinierend schön zugleich, die Atmosphäre, die das Teil erzeugen soll, die erzeugt es auch - die Straßen bei Nacht, nicht mehr all zu geschäftig, zwielichtig, der Regen bricht sich im Licht der Straßenlaternen. Was für ein Song. Kann man Text und Musik intensiver verbinden?

Wenn "Streets" einen Makel hat, dann sind es die Keys in "Jesus saves": ein rundum gelungener Hardrocksong, simpel im Aufbau, eingängig ohne Ende (wer mag, der darf "kommerziell" dazu sagen), Gesang und Gitarre ragen auch hier heraus und machen aus einem eigentlich gängigen Rocker einen kleinen Überflieger - wären da nicht diese Keys. Im Kontext der Story macht der Song und auch dessen Bauart absolut Sinn. Musikalisch mag er ein wenig wie ein Fremdkörper wirken, betrachtet man den Rest des Albums, für sich ist er sicher ein kleiner Hit. Hätten Bon Jovi ihn veröffentlicht, womöglich würde er in den Stadien der Welt aus Tausenden von Kehlen gegrölt.

Wie man in knapp dreieinhalb Minuten Dramatik, Epik und gar klassisch anmutende Elemente verarbeiten kann zeigt "Tonight he grins again": wer hier nicht ein wenig mitleidet, dem ist nicht zu helfen. Die Art und Weise, in der Jon hier die Vocals genau an den richtigen Stellen einfach mit Intensität würzt lassen jeden technisch noch so versierten Sänger schlicht vor Neid erblassen: in Jons Gesang steckt Herzblut, Song wie eben dieser geben ihm die Gelegenheit, das nur noch mehr zu betonen.

"Strange Reality" hat mich damals nicht nur aufgrund der "Halbnamensgleichheit" auch ein wenig an "Strange Wings" vom Mountainkönig-Album erinnert. Ist Letzteres noch recht geradlinig, so biegt man hier in Sachen Bridge und Chorus in verschiedene Richtungen, was dem Song (allein dieses Riff! So einfach, so genial), ein gewisser Musicalcharakter kommt hier durchaus zum Tragen, einfach aufgrund des Songaufbaus. Und doch ist man meilenweit davon entfernt, sich in verwässerten Belanglosigkeiten zu verlieren, wie dies bei den Epicas und sonstigen ähnlich gelagerten Bands der späteren Phasen der Fall ist: die Gitarre darf schneiden, die Erhabenheit gemahnt eher an Queen oder Meat Loaf denn an Plastiksounds.

Nach "Tonight he grins again" haut Jon in "A little too far" erneut gesanglich die ganz großen Emotionen raus, einfach nur mit Pianobegleitung. Man verinnerliche sich, dass es hier um ein Konzeptalbum geht, demzufolge braucht es - gerade aufgrund der Story - hier einfach Abwechslung und Emotion. Einfach unwiderstehlich schön.

"You're alive" hat erneut diese Meat-Loaf-Schlagseite: Ein Zwischenspiel von nicht einmal 2 Minuten, ein Silberstreif nach der Depression des vorangegangen Tracks, allein was hier in Sachen Gitarrenarbeit in nur 2 Minuten passiert schaffen zig Bands in 10-minütigen, aufgeblasenen Bombastepen, in denen die Giarreros beweisen wollen, was sie alles drauf haben. Ein Criss Oliva hatte dies nicht nötig und brettert noch heute so ziemlich jeden Gitarristen mit Links an die Wand. Dieser Mann war eine Naturgewalt und benötigte niemals eine übermäßige Selbstdarstellung, um dies unter Beweis zu stellen.

Mit "Sammy and Tex" wird es blutig - und metallisch. Hier sind Savatage ganz nah an ihren Wurzeln, das Ding hätte auch problemlos auf "Sirens..." oder "Dungeons..." stehen können. Etwas mehr als 3 Minuten Metal mit allem, was Metal ausmacht, ohne Wenn und Aber.

"St. Patricks" ist erneut im Kontext des Albums zu sehen - und bringt die Stimmung des Textes einfach hervorragend rüber. Allein diese kleinen Details (höre: dezent eingestreuter Orgeleinsatz), dann dieser fast schon John-Miles-artige Part in der Mitte, gefolgt von einem weiteren Killersolo von Meister Criss - sorry Leute, es geht einfach nicht besser.

Wohnte "St. Patricks" eine gewisse Reue inne, so ist "Can you hear me now" einfach nur düster, dunkel - und greift die bereits im Opener vorweggenommene Stimmung erneut auf. Verzweiflung, Trauer, Ausweglosigkeit - kann man das besser darstellen, als in diesem Song geschehen? Dieser Wechsel der ruhigen, regelrecht klagenden Vocals, einfach mit Drums verziert (ich wüsste keine Band, die ein ähnliches Stilmittel je so effektiv genutzt hätte), dann dieser regelrecht explodierende Chorus, die kippende Stimmung nach etwa der Hälfte, diese Gitarrenarbeit von Criss (ich muss das noch mal betonen: es gibt nicht einen mir bekannte Metal-Gitarristen, der derart effektiv mit Stimmungen arbeiten kann - das ist einfach zum Niederknien), dann wieder dieser Chorus: ein Song der weitaus mehr ist als "nur" ein Song auf einem Konzeptalbum.

Meine Erstlauschung von "Streets" erfolgte seinerzeit im Auto. Ich fuhr von einem Kumpel heim, die CD war bis hierher gelaufen....im Kofferraum eine Bassbox und entsprechendes Lautersprecherequipment (das Auto war geliehen...), ein Equalizer mit Schwanenhals...und dieser akustische Part....und mit einem Mal fliegen Dir nach etwas mehr als einer Minute die Ohren weg: diese Drums, dieser Gesang, die nächste Stufe wird gezündet mit der Gitarre, diese wahnsinnige Intensität....4 Minuten Wahnsinn, weitere 4 Minuten großartigster Musik, die in einem wahren Instrumentalmassaker münden. Habe ich eigentlich die überirdischen Leistungen von Criss Oliva schon erwähnt...?

"Ghost in the Ruins" beginnt als klassischer Metal-Stoff der Savatage-Bauart: erkennt man sofort, ist gut und eigentlich unerreichbar. Neben dieser Band wirken so, sooo viele andere Bands einfach wie Dilettanten. Songs wie auch Lyrics stellen auch hier einmal mehr unter Beweis, was für eine grandiose Kombo Savatage waren: dazu dieses irgendwie unmetallische Solo, absolut effektiv gesetzt, ein wenig jazzig sogar, einfach...unwiderstehlich, fast schon psychedlisch so ab der Mitte. Die wahre Qualität dieses Dings erschließt sich im Übrigen am Ehesten in der regelrecht wahnsinnigen Live-Fassung auf dem gleichnamigen Live-Album, das seinerzeit nach dem Tod von Criss erschienen ist.

Mach einer mag "If I go away" für eine Kopie von "When the Crowds are gone" halten - dem entgegne ich: und wenn schon! Davon gab es gar nicht genug Kopien geben, der absolute Gegenentwurf zur klassischen "Bed-of-Roses" und AOR-Balladenschmonzette, das Ding hat Tiefgang, selbst losgelöst vom Kontext des Albums. Groß. Man muss natürlich schon die Brüder Oliva mit im Boot haben, um das rund zu schnüren - wobei mir hier der Hinweis erlaubt sei, dass man Savatage niemals covern sollte: es kann nur schief gehen.

"Agony and Ecstasy" ist erneut feinster Sava-Metal: bestens plaziert hinter dieser großartigen Ballade, einfach rund - einfach perfekt auskomponiert. So, wie bisher jedes Stück auf diesem Juwel von einem Album.

Mit "Heal my Soul" biegt "Streets" auf die Zielgerade ab: tatsächlich sehr musicalhaft, wunderbar interpretiert, das, was später als Trans-Siberian-Orchestra folgen sollte wird hier schon ein wenig vorweg genommen.

"Somewhere in Time" vertieft die Thematik, die mit "Heal my Soul" ihren Anfang nahm: eher wieder auf einem Queen-ähnlichen Niveau, ehe es dann in diesem wunderbaren Riffing auf diese schöne, ja, versöhnlich und hoffnungsvoll wirkende Schiene abbiegt. Erneut kaum mehr als 3 Minuten - aber 3 Minuten, die einfach im Hirn bleiben - und auch hier bin ich bei der Parallele zu John Miles, gerade zum Finale hin.

Natürlich sind die Parallelen von "Believe" und "When the Crowds are gone" mehr als offensichtlich - gleichzeitig ist es der denkbar einzige Abschluss für ein Konzeptalbum, das in eine Reihe gehört mit allen großen Namen dieses Untergenres. Gleich, wie man es auch drehen und wenden mag: beide Titel sind in ihrer Dramaturgie völlig einzigartig im Metalbereich, die Art, den Hörer zu packen ist mit kaum einer anderen Ballade vergleichbar, ein "Nothing else Matters" wirkt im Vergleich wie ein mißlungener Versuch einer Ballade, ein "Wasting Love" fast schon wie eine Parodie auf eine Ballade.

Über "Streets" darf es keine 2 Meinungen geben: "Streets" lebt nicht vom "Metal", es atmet eine atmosphärische Dichte, eine Emotionalität, die ihresgleichen sucht. Ein Meilenstein. Und das lasse ich jetzt einfach so stehen, denn viel mehr gibt es über dieses Album nicht zu sagen und ich spare mir auch Vergleiche mit Großtaten von "A pleasant Shade of Grey" oder "Operation Mindcrime": Savatages "blaues" Album steht ganz allein für sich, es ist die Spitze dessen, was man aus der Verbindung "Metal" und "Musical" (ja, tatsächlich) machen kann.
 
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