Viel zu wenig Maiden hier... der IRON MAIDEN-Thread

Na gut, erstmal so:

Senjutsu - 8
Stratego - 8,5
The Writing on the Wall - 9
Lost in a Lost World - 9,5
Days of Future Past - 8,5
The Time Machine - 7,5
Darkest Hour - 9,5
Death of the Celts - 6
The Parchment. - 9
Hell on Earth - 10

8,5 /10
 
Ich mach auch mal mit:

Senjutsu - 8
Stratego - 8
The Writing On The Wall - 9,5
Lost In A Lost World - 9,5
Days Of Future Past - 7
The Time Machine - 8,5
Darkest Hour - 9,5
Death Of The Celts - 6
The Parchment - 6
Hell On Earth - 10

Eigentlich muss ich also nur noch mit den beiden Longtracks warm werden, wobei mir "Senjutsu" in dieser Form schon extrem gut gefällt. Auch der Opener kann noch wachsen. Beim Thema Cover stimme ich zu, da hat mich insbesondere "Brave New World" etwas verwöhnt. Interessanterweise sind die Artworks, also speziell bei "Book Of Souls" und "Senjutsu" absolut cool, und ich unterstelle den Jungfrauen einfach mal, dass das Absicht ist. Also dass man das Cover sieht und sich "Meh" denkt und dann, wenn man das Booklet öffnet, vom Farbenspiel und Konzept überwältigt wird. Ob ich ein Fan dieser Herangehensweise bin, weiß ich nicht, aber wenigstens kann man nicht sagen, dass sich da überhaupt keine Mühe gegeben wurde. Trotzdem bin ich schon jemand, der schon viele Alben aufgrund ihrer Cover gekauft hat. Ist kein Muss, aber ich find's schon relativ wichtig.
 
Senjutsu - 10/10
Stratego - 9/10
TwotW - 7,5/10
Lost in a Lost World 8/10
Days of a Future Past 9/10
The Time Machine 9/10
Darkest Hour 10/10
Death of the Celts 7,5/10
The Parchment 8/10
Hell on Earth 9/10

ohne jetzt alles auszurechnen und eine "korrekte" Endnote zu verteilen:
alles zusammen genommen bei mir ne 9/10
 
Ich muss einfach noch einmal feststellen dass ich es den ganzen Tag lang nicht verstehe, wie hier Leute wiederholt und ernsthaft von Prog-Metal sprechen können.

Im Zusammenhang mit Iron Maiden generell und aktuell Senjutsu im besonderen.

Wirklich komisch.
Natürlich ist das alles nicht "Dream Theater" oder "Fates Warning" mäßig, aber im Gegensatz zu den ersten vier Alben ist das in großen Teilen eine "Prog Metal" Platte.
 
Natürlich ist das alles nicht "Dream Theater" oder "Fates Warning" mäßig, aber im Gegensatz zu den ersten vier Alben ist das in großen Teilen eine "Prog Metal" Platte.
Das ist halt auch ein Vergleich den du nicht anstellen sollst, im Vergleich zu Running Free ist dann auch Transylvania ein Prog-Instrumental. Das macht so keinen Sinn und dieser Begriff macht es Leuten, die etwas von der Materie verstehen, immer wieder madig. Aber du hast ja auch die Gitarren in WOTW orientalisch genannt. Mehr "Wanted Dead Or Alive" von Bon Jovi geht da ja nicht. :D
 
Das ist halt auch ein Vergleich den du nicht anstellen sollst, im Vergleich zu Running Free ist dann auch Transylvania ein Prog-Instrumental. Das macht so keinen Sinn und dieser Begriff macht es Leuten, die etwas von der Materie verstehen, immer wieder madig. Aber du hast ja auch die Gitarren in WOTW orientalisch genannt. Mehr "Wanted Dead Or Alive" von Bon Jovi geht da ja nicht. :D
Ich bin übrigens nicht der einzige, der das so hört, aber wenn Leute, die was von der Materie verstehen (wer ist das überhaupt) werde ich wohl Unrecht haben.
 
Ich bin übrigens nicht der einzige, der das so hört, aber wenn Leute, die was von der Materie verstehen (wer ist das überhaupt) werde ich wohl Unrecht haben.
Das habe ich auch nicht gesagt, und die Kritik am Begriff kam hier schon öfters auf. War nur wieder ein neuer Anlass.

Für mich klingt die Begrifflichkeit Prog einfach nur apologetisch um die Songlänge zu rechtfertigen. Jedoch sollte die musikalisch gerechtfertigt sein und nicht durch einen Genrebegriff. Und dahingehend haben sich selbst Progbands schon etwas verkopft an Kompositionen geschwungen, die etwas zu viel des guten waren. Ich denke Prog macht für viele einfach Abwechslung aus. Songs innerhalb von Songs, verschiedene Atmosphären, Kompositionen die auseinanderdriften und wieder zusammenfinden. Ich würde Hell On Earth sowas zuschreiben tatsächlich. Dem Rest eher nicht.

Aber im Endeffekt ist es auch egal. Wem es damit besser mundet, der soll damit glücklich sein. Wie Arthur Spooner eins sagte: Es ist deine Welt, ich lebe nur darin. :D
 
da weiß ich auch nicht so recht was ich von halten soll..... son bißchen der kleine Halbbruder von the Clansman (also rein textlich und durch die Atmo)
aber ich glaub zusammen mit twotw der Song den ich nur als "gut" einstufen würde
und Lost in a lost world erinnert
stark an den Man who would be king. Gefallen mir beide sehr gut.
 
Ich würde es auch nicht als proggig bezeichnen. Aber ich glaube, es ist genau das, was mir an SENJUTSU so überraschend gut gefällt.
 
Bei mir läuft das ja alles frei von analytischen Ansätzen, ich messe da lieber nur mit Feeling und da schlägt das Emotiometer im Falle von "Senjutsu" weiterhin heftig aus. Noch vermag ich keine Faves rauszupicken,weil es laufend wechselt. DAher mal ein weiterer Schlenker zur Verpackung:
Meinereiner findet das Coverartwork schwer geil; ich mag so Eddievariationen wie zB auch schon bei "Final Frontier". Zudem ist diese wertige Buchformat auch eine wunderschöne Sache und man hätte das auch schon bei erwähntem "TFF" machen sollen,an stelle dieser albernen Aludose - die war scheiße und blieb im Laden; würde ich mir wohl sogar als Rerelease in diesem Format zulegen. Also, wenn einer von Euch demnächts mal Steve oder Bruce sieht...könnte man mal anregen.

Zur Musik noch kurz: "Senjutsu" hat mir wieder richtig Bock auf "Book Of Souls" gemacht, aber dummerweise macht das neue Werk den Player einfach nicht frei.
 
Death of the Celts und Hell on Earth finde ich geil. Die müssten live auch extrem geil rüberkommen. The Time Machine finde ich auch stark. Ich bin aber immer noch nicht glücklich mit der Produktion. Die ist zwar stark verbessert, aber trifft es immer noch nicht. TwotW würde mir mit einer aggressiveren Produktion wohl gefallen.
 
Das habe ich auch nicht gesagt, und die Kritik am Begriff kam hier schon öfters auf. War nur wieder ein neuer Anlass.

Für mich klingt die Begrifflichkeit Prog einfach nur apologetisch um die Songlänge zu rechtfertigen. Jedoch sollte die musikalisch gerechtfertigt sein und nicht durch einen Genrebegriff. Und dahingehend haben sich selbst Progbands schon etwas verkopft an Kompositionen geschwungen, die etwas zu viel des guten waren. Ich denke Prog macht für viele einfach Abwechslung aus. Songs innerhalb von Songs, verschiedene Atmosphären, Kompositionen die auseinanderdriften und wieder zusammenfinden. Ich würde Hell On Earth sowas zuschreiben tatsächlich. Dem Rest eher nicht.

Aber im Endeffekt ist es auch egal. Wem es damit besser mundet, der soll damit glücklich sein. Wie Arthur Spooner eins sagte: Es ist deine Welt, ich lebe nur darin. :D

Es gibt unzählige Definitionen was Prog ist. Ich halte mich da an die von von Robert Fripp: Prog ist kein exakt zu bestimmender Stil, sondern eine Haltung. So kann man im Übrigen dann ja auch Punk, Metal oder so definieren.
 
Wie sich hier eben die Piece of Mind auf dem Teller dreht, kam ich zu dem Schluss, dass meine Maiden Karriere eventuell anders verlaufen wäre, hätte ich sie als eine der ersten aus der Phase Debut bis FotD gehabt und nicht als letzte.
Das Album ist schon super stark, in meiner Welt wesentlich stärker als der Vorgänger (an den ich aber auch unrealistische Erwartungen hatte).

Kann es jetzt bitte Juni 2022 sein? Will endlich meinen Kindheits-/Teenietraum vom Maiden Konzert nachholen.
 
Lost in a lost world – Ein paar Gedanken zu Senjutsu

And when I leave this world
I hope to see you all again
On the other side of hell on earth


Vor 15 Jahren erlebte ich zum ersten Mal die Veröffentlichung eines IRON MAIDEN-Albums bewusst mit, nämlich die von A Matter of Life and Death. Seither kamen drei Alben dazu, und an jeden Release-Tag kann ich mich genau erinnern. Natürlich sind 15 Jahre für Fans, die der Band seit vierzig oder dreißig Jahren folgen, keine lange Zeit, und dennoch: das Leben, die gesamte Welt, haben sich in den letzten 15 Jahren rasant weiterentwickelt. So verbinde ich mit den letzten drei Alben auch bestimmte Lebensabschnitte, durch die mich MAIDEN begleitet haben – manchmal nur im Hintergrund, aber dennoch sind sie die größte Konstante in meiner Sammlung.

Dabei sind die Veröffentlichungen nach A Matter of Life and Death für mich auch rückblickend keine Highlights der Diskografie. Zu The Final Frontier habe ich jahrelang keinen Zugang gefunden, die anfängliche Euphorie war tatsächlich verfehlt. Bei The Book of Souls fiel die Bilanz auf CD 1 positiver aus, doch CD 2 bleibt für mich ein ärgerliches Eigentor, dass einige der schwächsten MAIDEN-Kompositionen aller Zeiten enthält. Vor allem wirkten beide Alben, trotz vieler starker Momente, insgesamt zerfahren und ließen das typische. übergreifende MAIDEN-Feeling stellenweise vermissen. Ich kann mein Empfinden bis heute nicht genauer begründen, aber Tatsache ist, dass ich beide Alben am unteren Ende der Diskografie einreihen würde, lediglich No Prayer for the Dying und (je nach Stimmungslage) Fear of the Dark sind für mich schwächer.

Dabei liebe ich die Post-Brave New World Phase. Es steht außer Frage, dass die ersten sieben Alben MAIDENs Status und ihre historische Bedeutung zementiert haben, aber ohne die Alben ab The X-Factor wäre das Phänomen MAIDEN nur zur Hälfte komplett. Die späteren Alben fügen der Diskografie ein emotionales Fundament und eine Tiefe hinzu, die der frühen Phase fehlen. Nicht dass die Songs zwischen 1980 und 1988 nicht komplex und anspruchsvoll wären, aber es ist die Ernsthaftigkeit, die Erfahrenheit und der emotionale Ballast, der die Alben der letzten 25 Jahre für mich herausragen lässt. Somewhere in Time, The Number of the Beast und Powerslave höre ich beim Autofahren, wenn es etwas zu feiern gibt oder wenn ich bei der Arbeit einen Energieschub brauche. Eine tiefe emotionale Verbindung zum Werk von MAIDEN spüre ich aber erst, wenn ich in die Abgründe von The X-Factor oder A Matter of Life and Death schaue, oder mich von der Atmosphäre von Dance of Death mitreißen lasse. Auf den ersten Alben waren diese Elemente schon in vielen Songs vorhanden. Es liegt auch an der stets unterschwelligen Heaviness und dem Biss, den sich die Band seit 1980 erhalten hat, dass die 1980er-Songs nur in den allerseltensten Fällen die Grenze zum Kitsch überschreiten, obwohl sie eigentlich vor diesem nur triefen müssten. Deshalb wundert es mich auch immer wieder, wie einige Fans selbst No Prayer for the Dying den späteren Alben vorziehen können. Das ist tatsächlich das einzige Album, welches ich auch ganz objektiv als „schlecht“ bezeichnen würde – hier riskierten MAIDEN zum ersten Mal, zur Parodie zu werden und schrammten nur ganz knapp an der musikalischen Bedeutungslosigkeit vorbei. Das Album ist seicht, oberflächlich und schwachbrünstig – kein Vergleich zu den Alben ab The X-Factor.

Eine der größten Stärken von Senjutsu ist für mich, dass das als Album als Ganzes funktioniert, das war zuletzt bei A Matter of Life and Death der Fall. Es gibt eine übergreifende Atmosphäre und ausnahmslos alles Songs versprühen trotz aller Klischees eine Ernsthaftigkeit, die dem Alben wiederum eine gewisse Erhabenheit verleiht. Hier fällt wieder der entscheidende Faktor auf, durch den sich MAIDEN von allen anderen Bands abheben: keine andere Band könnte diese Songs spielen, ohne dass sie wie eine Parodie des Genres wirken würden. Selbst die technisch versiertesten Youtube-Gitarrenhelden oder die beste brasilianische Coverband können nicht ansatzweise die Magie einfangen, die vom Zusammenspiel dieses Line-Ups ausgeht. Trotz der Länge der Songs, der Keyboards und der veränderten Herangehensweise: in ihrem Kern verweisen die Songs stets zurück auf das allererste MAIDEN-Album. Ich kann es nicht anders ausdrücken als mit dem banalsten aller Ausdrücke, aber unterm Strich sind MAIDEN einfach cooler als anderen Bands, und das schließt alle noch so harten Vertreter des „Undergrounds“ mit ein. Kein Bild drückt dies besser aus als das von Steve Harris auf der Bühne. Niemand anders könnte solche Songs performen ohne in die Lächerlichkeit abzudriften. Und doch wirken MAIDEN in ihren 60ern auf Senjutsu weiterhin bodenständiger, ehrlicher, unangepasster und euphorischer als die Konkurrenz. Es ist tatsächlich ihr (und Rod Smallwoods) größtes Kunststück, dass diese Gruppe von Multimillionären, die u. a. auf Hawaii und den Bahamas leben, das Image der East Londoner Arbeiterklasse-Rocker beibehalten konnten. Natürlich muss dahinter ein wahrer Kern stecken, sonst wäre die Band nicht glaubwürdig – und diesen Kern findet man immer noch in den Songs auf Senjutsu. Es ist diese (nicht unbedingt musikalische) Verbindung mit ihren Wurzeln, die MAIDEN meiner Meinung nach von allen anderen unterscheidet. Trotz des kommerziellen Imperiums, das dahintersteckt: wenn die Band auf Senjutsu loslegt, ergreift mich die gleiche Begeisterung, die wahrscheinlich die Zuschauer im Ruskin Arms gespürt haben.

Kein Song drückt die Entwicklung, die MAIDEN seitdem durchgemacht haben, besser aus als „Hell on Earth“. Allgemein finde ich, dass die Lyrics viel zu wenig Beachtung finden in den meisten Reviews. Natürlich gibt es auf den neuen Alben noch die ein oder andere Geschichts- oder Fantasy-Referenz; aber selbst „Stratego“ knüpft textlich trotz der Kriegsthematik an die nachdenkliche und persönliche Ausrichtung seit The X-Factor an. Kein Song bündelt diese verschiedenen Seiten von MAIDEN jedoch besser als „Hell on Earth“, der nach den Ereignissen der letzten zwei Jahre nochmal an emotionaler Schlagkraft gewinnt. Ich gebe zu, dass mich der Song beim zweiten oder dritten Durchlauf komplett zerrissen hat und für mich jetzt schon zu den Highlights der Diskografie zählt. Auch im Hinblick auf das nahende Karriereende der Band (ganz nüchtern betrachtet sind mehr als 10 Jahre als tourende Band nicht mehr drin, und das ist weniger Zeit, als seit The Final Frontier vergangen ist) ist Senjutsu ein würdiges, relevantes Statement geworden - und welche andere Band würde das nach 40 Jahren noch hinbekommen?

Und dennoch ist Senjutsu natürlich nicht makellos: der Titeltrack ist insgesamt etwas zäh, und auch die erste Hälfte von „The Parchment“ hätte man um die Hälfte kürzen können. Außerdem schließe ich mich den Kritikern der Lyrics von „Darkest Hour“ an: MAIDEN haben ihre Britishness immer stolz nach außen getragen, aber nie auf eine solche platte Art und Weise. Gerade im Zusammenhang mit dem Brexit finde ich diese verklärende Sicht auf die Ereignisse sehr enttäuschend – für mich ein textlicher Totalausfall wie damals „Age of Innocence“. Außerdem muss man auch anerkennen, dass die Kehrseite der „Wir ziehen unser Ding durch“-Medaille die Tatsache ist, dass die Band ihre Komfortzone nicht mehr verlässt und Kevin Shirley weiterhin seine Hauptfunktion erfüllt, nämlich die, gerade nicht in den Aufnahmeprozess einzugreifen oder die Ideen der Band in (noch) effektivere Bahnen zu lenken. Auch auf diesem Album kann ich eine dritte Gitarre höchstens erahnen.

Und ja, die Selbstzitate fallen mir diesmal noch etwas stärker als sonst auf, gerade „When the Wild Wind Blows“ wurde gleich mehrfach wiederverwendet. Aber es hilft alles nichts: wenn die Band im Mittelteil von „Lost in a lost world“ oder „The Time Machine“ in die typischen MAIDEN-Melodien übergeht, weiß ich auch nach 15 Jahren wieder: ich bin zu Hause!
 
Lost in a lost world – Ein paar Gedanken zu Senjutsu

And when I leave this world
I hope to see you all again
On the other side of hell on earth


Vor 15 Jahren erlebte ich zum ersten Mal die Veröffentlichung eines IRON MAIDEN-Albums bewusst mit, nämlich die von A Matter of Life and Death. Seither kamen drei Alben dazu, und an jeden Release-Tag kann ich mich genau erinnern. Natürlich sind 15 Jahre für Fans, die der Band seit vierzig oder dreißig Jahren folgen, keine lange Zeit, und dennoch: das Leben, die gesamte Welt, haben sich in den letzten 15 Jahren rasant weiterentwickelt. So verbinde ich mit den letzten drei Alben auch bestimmte Lebensabschnitte, durch die mich MAIDEN begleitet haben – manchmal nur im Hintergrund, aber dennoch sind sie die größte Konstante in meiner Sammlung.

Dabei sind die Veröffentlichungen nach A Matter of Life and Death für mich auch rückblickend keine Highlights der Diskografie. Zu The Final Frontier habe ich jahrelang keinen Zugang gefunden, die anfängliche Euphorie war tatsächlich verfehlt. Bei The Book of Souls fiel die Bilanz auf CD 1 positiver aus, doch CD 2 bleibt für mich ein ärgerliches Eigentor, dass einige der schwächsten MAIDEN-Kompositionen aller Zeiten enthält. Vor allem wirkten beide Alben, trotz vieler starker Momente, insgesamt zerfahren und ließen das typische. übergreifende MAIDEN-Feeling stellenweise vermissen. Ich kann mein Empfinden bis heute nicht genauer begründen, aber Tatsache ist, dass ich beide Alben am unteren Ende der Diskografie einreihen würde, lediglich No Prayer for the Dying und (je nach Stimmungslage) Fear of the Dark sind für mich schwächer.

Dabei liebe ich die Post-Brave New World Phase. Es steht außer Frage, dass die ersten sieben Alben MAIDENs Status und ihre historische Bedeutung zementiert haben, aber ohne die Alben ab The X-Factor wäre das Phänomen MAIDEN nur zur Hälfte komplett. Die späteren Alben fügen der Diskografie ein emotionales Fundament und eine Tiefe hinzu, die der frühen Phase fehlen. Nicht dass die Songs zwischen 1980 und 1988 nicht komplex und anspruchsvoll wären, aber es ist die Ernsthaftigkeit, die Erfahrenheit und der emotionale Ballast, der die Alben der letzten 25 Jahre für mich herausragen lässt. Somewhere in Time, The Number of the Beast und Powerslave höre ich beim Autofahren, wenn es etwas zu feiern gibt oder wenn ich bei der Arbeit einen Energieschub brauche. Eine tiefe emotionale Verbindung zum Werk von MAIDEN spüre ich aber erst, wenn ich in die Abgründe von The X-Factor oder A Matter of Life and Death schaue, oder mich von der Atmosphäre von Dance of Death mitreißen lasse. Auf den ersten Alben waren diese Elemente schon in vielen Songs vorhanden. Es liegt auch an der stets unterschwelligen Heaviness und dem Biss, den sich die Band seit 1980 erhalten hat, dass die 1980er-Songs nur in den allerseltensten Fällen die Grenze zum Kitsch überschreiten, obwohl sie eigentlich vor diesem nur triefen müssten. Deshalb wundert es mich auch immer wieder, wie einige Fans selbst No Prayer for the Dying den späteren Alben vorziehen können. Das ist tatsächlich das einzige Album, welches ich auch ganz objektiv als „schlecht“ bezeichnen würde – hier riskierten MAIDEN zum ersten Mal, zur Parodie zu werden und schrammten nur ganz knapp an der musikalischen Bedeutungslosigkeit vorbei. Das Album ist seicht, oberflächlich und schwachbrünstig – kein Vergleich zu den Alben ab The X-Factor.

Eine der größten Stärken von Senjutsu ist für mich, dass das als Album als Ganzes funktioniert, das war zuletzt bei A Matter of Life and Death der Fall. Es gibt eine übergreifende Atmosphäre und ausnahmslos alles Songs versprühen trotz aller Klischees eine Ernsthaftigkeit, die dem Alben wiederum eine gewisse Erhabenheit verleiht. Hier fällt wieder der entscheidende Faktor auf, durch den sich MAIDEN von allen anderen Bands abheben: keine andere Band könnte diese Songs spielen, ohne dass sie wie eine Parodie des Genres wirken würden. Selbst die technisch versiertesten Youtube-Gitarrenhelden oder die beste brasilianische Coverband können nicht ansatzweise die Magie einfangen, die vom Zusammenspiel dieses Line-Ups ausgeht. Trotz der Länge der Songs, der Keyboards und der veränderten Herangehensweise: in ihrem Kern verweisen die Songs stets zurück auf das allererste MAIDEN-Album. Ich kann es nicht anders ausdrücken als mit dem banalsten aller Ausdrücke, aber unterm Strich sind MAIDEN einfach cooler als anderen Bands, und das schließt alle noch so harten Vertreter des „Undergrounds“ mit ein. Kein Bild drückt dies besser aus als das von Steve Harris auf der Bühne. Niemand anders könnte solche Songs performen ohne in die Lächerlichkeit abzudriften. Und doch wirken MAIDEN in ihren 60ern auf Senjutsu weiterhin bodenständiger, ehrlicher, unangepasster und euphorischer als die Konkurrenz. Es ist tatsächlich ihr (und Rod Smallwoods) größtes Kunststück, dass diese Gruppe von Multimillionären, die u. a. auf Hawaii und den Bahamas leben, das Image der East Londoner Arbeiterklasse-Rocker beibehalten konnten. Natürlich muss dahinter ein wahrer Kern stecken, sonst wäre die Band nicht glaubwürdig – und diesen Kern findet man immer noch in den Songs auf Senjutsu. Es ist diese (nicht unbedingt musikalische) Verbindung mit ihren Wurzeln, die MAIDEN meiner Meinung nach von allen anderen unterscheidet. Trotz des kommerziellen Imperiums, das dahintersteckt: wenn die Band auf Senjutsu loslegt, ergreift mich die gleiche Begeisterung, die wahrscheinlich die Zuschauer im Ruskin Arms gespürt haben.

Kein Song drückt die Entwicklung, die MAIDEN seitdem durchgemacht haben, besser aus als „Hell on Earth“. Allgemein finde ich, dass die Lyrics viel zu wenig Beachtung finden in den meisten Reviews. Natürlich gibt es auf den neuen Alben noch die ein oder andere Geschichts- oder Fantasy-Referenz; aber selbst „Stratego“ knüpft textlich trotz der Kriegsthematik an die nachdenkliche und persönliche Ausrichtung seit The X-Factor an. Kein Song bündelt diese verschiedenen Seiten von MAIDEN jedoch besser als „Hell on Earth“, der nach den Ereignissen der letzten zwei Jahre nochmal an emotionaler Schlagkraft gewinnt. Ich gebe zu, dass mich der Song beim zweiten oder dritten Durchlauf komplett zerrissen hat und für mich jetzt schon zu den Highlights der Diskografie zählt. Auch im Hinblick auf das nahende Karriereende der Band (ganz nüchtern betrachtet sind mehr als 10 Jahre als tourende Band nicht mehr drin, und das ist weniger Zeit, als seit The Final Frontier vergangen ist) ist Senjutsu ein würdiges, relevantes Statement geworden - und welche andere Band würde das nach 40 Jahren noch hinbekommen?

Und dennoch ist Senjutsu natürlich nicht makellos: der Titeltrack ist insgesamt etwas zäh, und auch die erste Hälfte von „The Parchment“ hätte man um die Hälfte kürzen können. Außerdem schließe ich mich den Kritikern der Lyrics von „Darkest Hour“ an: MAIDEN haben ihre Britishness immer stolz nach außen getragen, aber nie auf eine solche platte Art und Weise. Gerade im Zusammenhang mit dem Brexit finde ich diese verklärende Sicht auf die Ereignisse sehr enttäuschend – für mich ein textlicher Totalausfall wie damals „Age of Innocence“. Außerdem muss man auch anerkennen, dass die Kehrseite der „Wir ziehen unser Ding durch“-Medaille die Tatsache ist, dass die Band ihre Komfortzone nicht mehr verlässt und Kevin Shirley weiterhin seine Hauptfunktion erfüllt, nämlich die, gerade nicht in den Aufnahmeprozess einzugreifen oder die Ideen der Band in (noch) effektivere Bahnen zu lenken. Auch auf diesem Album kann ich eine dritte Gitarre höchstens erahnen.

Und ja, die Selbstzitate fallen mir diesmal noch etwas stärker als sonst auf, gerade „When the Wild Wind Blows“ wurde gleich mehrfach wiederverwendet. Aber es hilft alles nichts: wenn die Band im Mittelteil von „Lost in a lost world“ oder „The Time Machine“ in die typischen MAIDEN-Melodien übergeht, weiß ich auch nach 15 Jahren wieder: ich bin zu Hause!

Toller Text.

Sehe zwar einiges anders, gerade im Bezug auf die m.E. grandiose NPFTD, aber das ist super geschrieben, nahezu mitreißend.

Und die erste Studio Maiden die ich mitbekommen habe, war auch AMOLAD.
Die wird wohl heute auch mal wieder eine Chance bekommen, obwohl wir uns bisher nicht anfreunden konnten.
Habe vllt zu ein wenig zu viel damals erwartet.
 
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