Dr. Zoid
Till Deaf Do Us Part
Disclaimer: Nachfolgender Text könnte Anhör- / Kaufimpulse auslösen, die nicht unmittelbar befriedigt werden können.
Da Riptime zwecks dringend benötigter Stimmungsaufhellung hier seit digitalem Erscheinen quasi in Dauerschleife läuft, vielleicht ein paar Eindrücke dazu.
Um mein Fazit nach derzeitigem Stand vorwegzunehmen: Meine überlebensgroßen Erwartungen (nämlich das Niveau von Hyperglaive zu halten) wurden voll erfüllt. Das alleine ist schon eine verdammt starke Leistung. Dass es den Kolossüssen aber zudem gelungen ist, ihren ohnehin frischen Sound um weitere Facetten zu erweitern, macht das alles noch toller.
Da mir die Musik noch nicht in physischer Form vorliegt, fehlen mir für das Gesamtbild leider noch die Texte und das vollständige Artwork. So fühlt sich die Geschichte noch etwas unvollständig an. Ich bin mir sicher, dass die meisten (alle?) Songs bei der Begutachtung als komplettes Paket noch einmal einen leicht anderen Spin bekommen werden. Derzeit sehe ich mich jedenfalls nicht im Stande, den Inhalt der Songs ihren jeweiligen Inspirationsvorlagen (Bücher, Filme, Videospiele etc.) zuzuordnen (bzw. sofern Recherchen im Netz Anhaltspunkte geliefert haben, kenne ich das Zeug schlichtweg nicht). Sogar auf den obligatorischen Dune-Song wurde diesmal verzichtet. Skandal!
„Razor City“: Uff. Was für ein Einstieg! Hält alles, was der Titel verspricht. Ein solches Gemetzel kannten wir von der Band bislang nur aus der zweiten Hälfte von „Bug Hunt“. Hier kriecht man am Ende einfach nur zerfetzt und verstümmelt (aber glücklich) zum Erste-Hilfe-Kasten und versucht, die Blutungen notdürftig zu stillen und verlorene Gliedmaße (hoffentlich die eigenen) wieder anzunähen. Ziemlich cool finde ich wie hier eher so beiläufig ein gewisser „Painkiller“-Vibe den Song durchweht. Ein Extralob gebührt Doza’s super-kraftvollem Drumming.
Umso luftiger wirkt dann das Harmonie-Endorphin-Gemisch namens „Midnight Zone“. Hier geht bei jedem Akkord die Sonne auf, so dass stimmungsmäßig vielleicht ein Vergleich mit „Navigator“ zulässig ist. Sean singt ein paar sehr einfache Melodien, klingt dabei aber niemals banal. Gerade der Gesang hat durch einige dezente Dopplungen im Hintergrund auf der gesamten Platte (auch dank der kristallklaren Produktion) nochmal an Strahlkraft gewonnen.
„Vigilo Confido“: Sowas kommt halt dabei raus, wenn man Roland Emmerich am Songwriting beteiligt (Teil 1). Bei diesem Part ab „They took my arms and gave me steel“ zerreißt es mich jedesmal. Macht irre Spaß der Song. Vielleicht bin ich völlig auf der falschen Fährte, aber diesen Track könnte man ebenso wie „Iron Rain“ als Mutmacher für die Menschheit in diesen dunklen Zeiten interpretieren: Bedrohung von außerhalb. Aber nich‘ mit Leo! Zusammen schießen wir die Invasoren dahin zurück, wo sie hingehören. This world is ours!
Und nun sind wir mit „Tinker Tanner“ beim vielleicht ungewöhnlichsten Song des Albums. Irgendwie schwingt für mich hier so ein leichter (fast schon Disney-mäßiger) Musical-Charakter mit. Das dürfte neben dem fantasievollen Arrangement wohl insbesondere an den im Duett (?) vorgetragenen Strophen liegen. Worüber ich seit dem ersten Hören grübele: Singt Sean hier „mit sich selbst“ oder steuert womöglich Anthony die gefühlt etwas rauer klingenden Gesangslinien bei? Nachdem ich bei Knightmare nochmal genauer reingehört habe (bei denen Anthony ja hauptamtlich singt), tendiere ich mittlerweile zu letzterem. Jedenfalls muss ich zugeben, dass der Text meine schmierige Krämerseele immens anspricht. Vor meinem geistigen Auge erscheinen hier so illustre Gestalten wie Cut-Me-Own-Throat Dibbler, der Gebrauchtboote-Verkäufer aus Monkey Island oder die traditionell immer leicht abgehobenen Händler aus alten Computer-Rollenspielen. Und beim dreckigen Lachen ab 02:23 schießt mir immer der gute alte Apu in den Kopf:
Nach opulentem Brian May-Gedächtnis-Intro finde ich mich in einem imaginären Jump'n'Run wieder. „Run To The Fight“ ist ein MC-typischer Positiv-Booster, der vor lauter Energie zu bersten droht. Der „I drink for the power…“-Part dürfte live dankbar aufgenommen werden. It’s up to me to bring them down and bring the heat.
Für originelle Songstrukturen sind MC ja seit jeher bekannt. Bei „Boiling Seas“ wird aber gleich komplett auf so etwas wie Strophe oder Refrain gepfiffen. Mit unter vier Minuten der kürzeste aber gleichzeitig auch mysteriöseste Song der Platte.
„Iron Rain“: Sowas kommt halt dabei raus, wenn man Roland Emmerich am Songwriting beteiligt (Teil 2). Herrschaftszeiten, also das ist wahrlich vertontes Bombast-Kino für die ganz ganz große Leinwand. Ähnlich monumental klang die Band bislang höchstens auf dem Epos „Star Wranglers“. Der Übergang in die zweite Songhälfte ist schon riesig. Aber das ehrfurchtgebietende Wolfsgeheul um die 6-Minuten-Marke ist wohl mein absoluter Lieblingsmoment auf dem Album. We will rise!
tl;dr: Ist ganz gut geworden.
P.S.: Moin.
Da Riptime zwecks dringend benötigter Stimmungsaufhellung hier seit digitalem Erscheinen quasi in Dauerschleife läuft, vielleicht ein paar Eindrücke dazu.
Um mein Fazit nach derzeitigem Stand vorwegzunehmen: Meine überlebensgroßen Erwartungen (nämlich das Niveau von Hyperglaive zu halten) wurden voll erfüllt. Das alleine ist schon eine verdammt starke Leistung. Dass es den Kolossüssen aber zudem gelungen ist, ihren ohnehin frischen Sound um weitere Facetten zu erweitern, macht das alles noch toller.
Da mir die Musik noch nicht in physischer Form vorliegt, fehlen mir für das Gesamtbild leider noch die Texte und das vollständige Artwork. So fühlt sich die Geschichte noch etwas unvollständig an. Ich bin mir sicher, dass die meisten (alle?) Songs bei der Begutachtung als komplettes Paket noch einmal einen leicht anderen Spin bekommen werden. Derzeit sehe ich mich jedenfalls nicht im Stande, den Inhalt der Songs ihren jeweiligen Inspirationsvorlagen (Bücher, Filme, Videospiele etc.) zuzuordnen (bzw. sofern Recherchen im Netz Anhaltspunkte geliefert haben, kenne ich das Zeug schlichtweg nicht). Sogar auf den obligatorischen Dune-Song wurde diesmal verzichtet. Skandal!
„Razor City“: Uff. Was für ein Einstieg! Hält alles, was der Titel verspricht. Ein solches Gemetzel kannten wir von der Band bislang nur aus der zweiten Hälfte von „Bug Hunt“. Hier kriecht man am Ende einfach nur zerfetzt und verstümmelt (aber glücklich) zum Erste-Hilfe-Kasten und versucht, die Blutungen notdürftig zu stillen und verlorene Gliedmaße (hoffentlich die eigenen) wieder anzunähen. Ziemlich cool finde ich wie hier eher so beiläufig ein gewisser „Painkiller“-Vibe den Song durchweht. Ein Extralob gebührt Doza’s super-kraftvollem Drumming.
Umso luftiger wirkt dann das Harmonie-Endorphin-Gemisch namens „Midnight Zone“. Hier geht bei jedem Akkord die Sonne auf, so dass stimmungsmäßig vielleicht ein Vergleich mit „Navigator“ zulässig ist. Sean singt ein paar sehr einfache Melodien, klingt dabei aber niemals banal. Gerade der Gesang hat durch einige dezente Dopplungen im Hintergrund auf der gesamten Platte (auch dank der kristallklaren Produktion) nochmal an Strahlkraft gewonnen.
„Vigilo Confido“: Sowas kommt halt dabei raus, wenn man Roland Emmerich am Songwriting beteiligt (Teil 1). Bei diesem Part ab „They took my arms and gave me steel“ zerreißt es mich jedesmal. Macht irre Spaß der Song. Vielleicht bin ich völlig auf der falschen Fährte, aber diesen Track könnte man ebenso wie „Iron Rain“ als Mutmacher für die Menschheit in diesen dunklen Zeiten interpretieren: Bedrohung von außerhalb. Aber nich‘ mit Leo! Zusammen schießen wir die Invasoren dahin zurück, wo sie hingehören. This world is ours!
Und nun sind wir mit „Tinker Tanner“ beim vielleicht ungewöhnlichsten Song des Albums. Irgendwie schwingt für mich hier so ein leichter (fast schon Disney-mäßiger) Musical-Charakter mit. Das dürfte neben dem fantasievollen Arrangement wohl insbesondere an den im Duett (?) vorgetragenen Strophen liegen. Worüber ich seit dem ersten Hören grübele: Singt Sean hier „mit sich selbst“ oder steuert womöglich Anthony die gefühlt etwas rauer klingenden Gesangslinien bei? Nachdem ich bei Knightmare nochmal genauer reingehört habe (bei denen Anthony ja hauptamtlich singt), tendiere ich mittlerweile zu letzterem. Jedenfalls muss ich zugeben, dass der Text meine schmierige Krämerseele immens anspricht. Vor meinem geistigen Auge erscheinen hier so illustre Gestalten wie Cut-Me-Own-Throat Dibbler, der Gebrauchtboote-Verkäufer aus Monkey Island oder die traditionell immer leicht abgehobenen Händler aus alten Computer-Rollenspielen. Und beim dreckigen Lachen ab 02:23 schießt mir immer der gute alte Apu in den Kopf:
Nach opulentem Brian May-Gedächtnis-Intro finde ich mich in einem imaginären Jump'n'Run wieder. „Run To The Fight“ ist ein MC-typischer Positiv-Booster, der vor lauter Energie zu bersten droht. Der „I drink for the power…“-Part dürfte live dankbar aufgenommen werden. It’s up to me to bring them down and bring the heat.
Für originelle Songstrukturen sind MC ja seit jeher bekannt. Bei „Boiling Seas“ wird aber gleich komplett auf so etwas wie Strophe oder Refrain gepfiffen. Mit unter vier Minuten der kürzeste aber gleichzeitig auch mysteriöseste Song der Platte.
„Iron Rain“: Sowas kommt halt dabei raus, wenn man Roland Emmerich am Songwriting beteiligt (Teil 2). Herrschaftszeiten, also das ist wahrlich vertontes Bombast-Kino für die ganz ganz große Leinwand. Ähnlich monumental klang die Band bislang höchstens auf dem Epos „Star Wranglers“. Der Übergang in die zweite Songhälfte ist schon riesig. Aber das ehrfurchtgebietende Wolfsgeheul um die 6-Minuten-Marke ist wohl mein absoluter Lieblingsmoment auf dem Album. We will rise!
tl;dr: Ist ganz gut geworden.
P.S.: Moin.
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