Gerade im Player

die eine für dich die beste und die andere die am wenigsten gute?
Yep.

Aber ganz ernsthaft: Was Rush einem wie keine andere Band nahebringen, ist Demut. Demut vorder unfaßbaren Meisterschaft sowieso, Demut vor dem Menschsein als solchem durchs Neils Texte ebenso, aber auch irgendwie Demut vor dem, was man bisher noch nicht begreift, was aber noch kommen könnte, wenn man am Ball bleibt.
 
Yep.

Aber ganz ernsthaft: Was Rush einem wie keine andere Band nahebringen, ist Demut. Demut vorder unfaßbaren Meisterschaft sowieso, Demut vor dem Menschsein als solchem durchs Neils Texte ebenso, aber auch irgendwie Demut vor dem, was man bisher noch nicht begreift, was aber noch kommen könnte, wenn man am Ball bleibt.

Sehr schön beschrieben.
Vielleicht ein ganz klein wenig übertrieben, aber schön:D
 
Protest The Hero - Scurrilous

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Sehr schön beschrieben.
Vielleicht ein ganz klein wenig übertrieben, aber schön:D
Fandste? Das war sicher recht pathetisch ausgedrückt, so in dieser Abstraktheit, aber um Dir zu signalisieren, daß das aus meiner Sicht gar nicht mal übertrieben war, laß es mich kurz ein bißchen mit Fleisch und Blut füllen. Es geht um diese steile Scheibe:

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Die hab ich nämlich vorhin beim Putzen gehört. Wieder mal war es vor allem der letzte Song, der mich geflasht hat. Und zwar wegen Neils äußerst akkuratem und doch so poetischem Text.

Ich habe das selbst erlebt, wovon in "Everyday glory" die Rede ist. Neil aber meines Wissens nicht. Neil hatte als Kind und Teenager andere Probleme, er wurde gemobbt (das ist etwas, das ich nun überhaupt nicht kennenlernen mußte) und zwar so sehr, daß er einmal bei einem Bootsausflug von anderen Jungs immer wieder unter Wasser gedrückt wurde und dabei beinahe ertrunken wäre.

Nun hat Neil - so weit ich mich gerade erinnern kann - nie in eindringlicher Darstellung über Mobbing geschrieben. Übers Außenseiterdasein, natürlich, aber über Bullying nie so, wie er in "Everyday glory" über vernachlässigte und überforderte Kinder geschrieben hat.

Weißt Du, mich berührt das nicht nur sehr, wie Neil die Gedanken und Gefühle des Kindes, daß unter den ewigen Streitereien seiner Eltern leidet und dessen eigene Bedürfnisse deswegen kaum zum Zuge kommen können, da geschildert hat, es beeindruckt mich auch über alle Maßen. Wie kann jemand sich so in etwas hineinversetzen, was er selbst nie erlebt hat?

Und dann hat es Neil, wie es eben seine Art war, nicht gereicht, nur in der Darstellung zu verweilen. Er hat einen möglichen Ausweg, einen Lösungsvorschlag wieder mal auf eine griffige Formel gebracht, ähnlich wie in "The pass" übrigens. Bei "Everyday glory" handelt es sich um die kurze Bridge/ den kleinen Pre-Chorus und diese Zeile lautet:

"No matter what they say".

Und das ist verdammtnochmal genau das, was sich ein Kind irgendwann sagen muß, wenn es unbeschadet da herauskommen möchte. Das ist exakt der Ausweg aus der Situation. Es ist egal, was deine Eltern dir für ein mögliches Selbstbild vermitteln, es ist egal, womit sie dich überfordern, es ist egal, daß du überhaupt diese Eltern hast. Das bist nicht du, was du erlebt hast, das ist nur ein kleiner Teil deines Daseins. Halte dich an die kleinen Alltagsfreuden, die es immer auch gibt. Und denke daran: Es ist egal, was sie sagen. Das sagt uns Neil.

Keine Ahnung, ob Neil mal mit erwachsenen Betroffenen über das Thema gesprochen hat, wahrscheinlich wird es das haben. Jeder kennt ja jemanden, der etwas ähnliches durchmachen mußte. Vielleicht mag er das dort aufgeschnappt haben, evtl. ist er sogar durch ein langes Gespräch auf das Thema als Songtext gebracht worden?

Aber egal, wie sich das zugetragen haben mag, was zählt, ist (wieder einmal) die immense Qualität des gesamten Songwritings. Die von Neils Lyrics und die von Geddys und Alex´ musikalischer Umsetzung. Allein die Idee, diese dezidiert positive Emotionen ansprechende "Gitarrenfanfare" auszuarbeiten und dann zur Signatur des Songs zu machen - das ist so groß, das zeugt von so viel Ernsthaftigkeit im Umgang mit allen Bestandteilen des Songs, von so vieler Sorgfalt und Detailgenauigkeit!

Was war das für eine Arbeitsgemeinschaft zwischen Neil auf der einen und Alex und Geddy auf der anderen Seite! Das wird es niemals wieder geben.

Naja, das ist jetzt nur EIN Beispiel von... wieviele Songs haben Rush geschrieben? So in etwa meinte ich das, was ich da oben ziemlich pathetisch laberte. Nenne mir einen anderen Texter, nur einen, der das draufhatte. Ich glaube, bei allem großen Respekt vor vielen anderen tollen Textern in der Rockmusik, Du wirst keinen finden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Fandste? Das war sicher recht pathetisch ausgedrückt, so in dieser Abstraktheit, aber um Dir zu signalisieren, daß das aus meiner Sicht gar nicht mal übertrieben war, laß es mich kurz ein bißchen mit Fleisch und Blut füllen. Es geht um diese steile Scheibe:

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Die hab ich nämlich vorhin beim Putzen gehört. Wieder mal war es vor allem der letzte Song, der mich geflasht hat. Und zwar wegen Neils äußerst akkuratem und doch so poetischem Text.

Ich habe das selbst erlebt, wovon in "Everyday glory" die Rede ist. Neil aber meines Wissens nicht. Neil hatte als Kind und Teenager andere Probleme, er wurde gemobbt (das ist etwas, das ich nun überhaupt nicht kennenlernen mußte) und zwar so sehr, daß er einmal bei einem Bootsausflug von anderen Jungs immer wieder unter Wasser gedrückt wurde und dabei beinahe ertrunken wäre.

Nun hat Neil - so weit ich mich gerade erinnern kann - nie in eindringlicher Darstellung über Mobbing geschrieben. Übers Außenseiterdasein, natürlich, aber über Bullying nie so, wie er in "Everyday glory" über vernachlässigte und überforderte Kinder geschrieben hat.

Weißt Du, mich berührt das nicht nur sehr, wie Neil die Gedanken und Gefühle des Kindes, daß unter den ewigen Streitereien seiner Eltern leidet und dessen eigene Bedürfnisse deswegen kaum zum Zuge kommen können, da geschildert hat, es beeindruckt mich auch über alle Maßen. Wie kann jemand sich so in etwas hineinversetzen, was er selbst nie erlebt hat?

Und dann hat es Neil, wie es eben seine Art war, nicht gereicht, nur in der Darstellung zu verweilen. Er hat einen möglichen Ausweg, einen Lösungsvorschlag wieder mal auf eine griffige Formel gebracht, ähnlich wie in "The pass" übrigens. Bei "Everyday glory" handelt es sich um die kurze Bridge/ den kleinen Pre-Chorus und diese Zeile lautet:

"No matter what they say".

Und das ist verdammtnochmal genau das, was sich ein Kind irgendwann sagen muß, wenn es unbeschadet da herauskommen möchte. Das ist exakt der Ausweg aus der Situation. Es ist egal, was deine Eltern dir für ein mögliches Selbstbild vermitteln, es ist egal, womit sie dich überfordern, es ist egal, daß du überhaupt diese Eltern hast. Das bist nicht du, was du erlebt hast, das ist nur ein kleiner Teil deines Daseins. Halte dich an die kleinen Alltagsfreuden, die es immer auch gibt. Und denke daran: Es ist egal, was sie sagen. Das sagt uns Neil.

Keine Ahnung, ob Neil mal mit erwachsenen Betroffenen über das Thema gesprochen hat, wahrscheinlich wird es das haben. Jeder kennt ja jemanden, der etwas ähnliches durchmachen mußte. Vielleicht mag er das dort aufgeschnappt haben, evtl. ist er sogar durch ein langes Gespräch auf das Thema als Songtext gebracht worden?

Aber egal, wie sich das zugetragen haben mag, was zählt, ist (wieder einmal) die immense Qualität des gesamten Songwritings. Die von Neils Lyrics und die von Geddys und Alex´ musikalischer Umsetzung. Allein die Idee, diese dezidiert positive Emotionen ansprechende "Gitarrenfanfare" auszuarbeiten und dann zur Signatur des Songs zu machen - das ist so groß, das zeugt von so viel Ernsthaftigkeit im Umgang mit allen Bestandteilen des Songs, von so vieler Sorgfalt und Detailgenauigkeit!

Was war das für eine Arbeitsgemeinschaft zwischen Neil auf der einen und Alex und Geddy auf der anderen Seite! Das wird es niemals wieder geben.

Naja, das ist jetzt nur EIN Beispiel von... wieviele Songs haben Rush geschrieben? So in etwa meinte ich das, was ich da oben ziemlich pathetisch laberte. Nenne mir einen anderen Texter, nur einen, der das draufhatte. Ich glaube, bei allem großen Respekt vor vielen anderen tollen Textern in der Rockmusik, Du wirst keinen finden.

Herrlich, ich LIEBE Deine Ausführungen über Rush:verehr::verehr::verehr::top:
 
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